BT-Drucksache 18/12433

Auswirkungen des Klimawandels auf Seen und Fließgewässer

Vom 17. Mai 2017


Deutscher Bundestag Drucksache 18/12433
18. Wahlperiode 17.05.2017

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Annalena Baerbock, Peter Meiwald, Steffi Lemke,
Bärbel Höhn, Oliver Krischer, Sylvia Kotting-Uhl, Christian Kühn (Tübingen),
Dr. Julia Verlinden, Matthias Gastel und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Auswirkungen des Klimawandels auf Seen und Fließgewässer

Immer wieder berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – wie etwa
jüngst die der Illinois State University – von international steigenden Temperatu-
ren in Seen durch den Klimawandel (http://onlinelibrary.wiley.com/doi/
10.1002/2015GL066235/full).
Seen reagieren oft abrupt auf Umweltveränderungen wie steigende Temperaturen
oder erhöhte Nährstoffkonzentrationen. Werden bestimmte Grenzwerte erreicht,
kann sich ein See plötzlich grün färben oder ganz „kippen“. Solche Veränderun-
gen sind meist unumkehrbar und beeinflussen langfristig die Lebensgemeinschaf-
ten unter Wasser. Auch das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfi-
scherei Berlin untersucht diese Phänomene und kann in seinen Messreihen auf
Beobachtungsdaten zum Stechliner See bei Neuglobsow seit dem Jahr 1960 zu-
rückgreifen. Der See gilt als einer der klarsten, saubersten und tiefsten in Deutsch-
land.
Im Laufe der letzten 50 Jahre hat sich das Oberflächenwasser des Stechliner Sees
um mehr als 1,5° C erwärmt. Das zeigen die Langzeitmessungen. Ferner ändert
sich die Dauer der Schichtungsphasen. Der Sauerstoff im See wird nun schneller
aufgezehrt. Kommt es im Extremfall während der sommerlichen Schichtungs-
phase zu sauerstofffreien Verhältnissen in der Tiefe, ändert sich dort die Zusam-
mensetzung der Organismen markant. Fischen und wirbellosen Tieren geht der
Lebensraum vollständig verloren, und selbst die Zusammensetzung der Mikroor-
ganismen verschiebt sich dramatisch (www.seelabor.de/index.php/seen_im_
klimawandel.html).
Darüber hinaus häufen sich in den letzten Jahren Berichte über dramatisch nied-
rige Wasserspiegel bzw. das Trockenfallen von Oberflächengewässern. Hinzu
kommt, dass im Nordosten Deutschlands laut GeoForschungsZentrum Potsdam
seit über 30 Jahren sinkende Grundwasserspiegel beobachtet werden – was wie-
derum auch Auswirkungen auf die Natur hat (http://gfzpublic.gfz-potsdam.
de/pubman/item/escidoc:65132/component/escidoc:65165/GFZ_syserde.02.01.
12.pdf).

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie viele Oberflächengewässer in Deutschland sind aufgrund der biologi-

schen und morphologischen Qualitätskomponenten entsprechend der Ober-
flächengewässerverordnung nach Kenntnis der Bundesregierung in welchem
ökologischen Zustand (bitte Gewässer nach Bundesländern auflisten)?

Drucksache 18/12433 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
2. In welchem Oberflächengewässer in Deutschland ist nach Kenntnis der Bun-
desregierung die Wassertemperatur gestiegen, und welche Gründe sowie
Auswirkungen hat das (bitte Gewässer nach Bundesländern auflisten)?

3. Bei welchen Oberflächengewässern ist nach Kenntnis der Bundesregierung
von einem Zusammenhang des ökologischen und/oder chemischen Zustands
mit dem Klimawandel auszugehen (bitte Gewässer nach Bundesländern auf-
listen)?

4. Hat die Bundesregierung über die laut Messreihen des Leibniz-Instituts für
Gewässerökologie und Binnenfischerei stetige Erwärmung des Stechliner
Sees Kenntnis?
Wenn nein, warum nicht, und wenn ja, welche Schlussfolgerungen zieht sie
daraus?

5. Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um Folgen des Klima-
wandels auf Seen und Fließgewässer zu erfassen und zu ergründen?

6. Wie viele Fälle von erstmaliger, zeitweiliger Austrocknung oder ungewöhn-
lich niedrigen Wasserständen von Oberflächengewässern in Deutschland
sind der Bundesregierung in den letzten zehn Jahren bekannt geworden (bitte
nach Bundesländern aufschlüsseln)?

7. Welche ökologischen Auswirkungen haben diese Ereignisse nach Kenntnis
der Bundesregierung für Flora, Fauna und Wasserqualität der jeweiligen
Biotope?

8. Welche finanziellen Auswirkungen haben diese Ereignisse nach Kenntnis
der Bundesregierung für Trinkwasserversorgung, Fischerei, Landwirtschaft
und Tourismus?

9. Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung, um den Schaden an der na-
türlichen Vielfalt, der Trinkwasserversorgung, dem Tourismus und der
Volkswirtschaft so gering wie möglich zu halten?

Berlin, den 16. Mai 2017

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

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