BT-Drucksache 18/1145

Flüssigerdgas als Beitrag zur Diversifizierung von Erdgasbezugsquellen

Vom 10. April 2014


Deutscher Bundestag Drucksache 18/1145
18. Wahlperiode 10.04.2014
Kleine Anfrage
der Abgeordneten Oliver Krischer, Dr. Julia Verlinden, Annalena Baerbock, Bärbel
Höhn, Sylvia Kotting-Uhl, Christian Kühn (Tübingen), Steffi Lemke, Peter Meiwald
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Flüssigerdgas als Beitrag zur Diversifizierung von Erdgasbezugsquellen

Erdgas, welches durch hohen Druck bei niedriger Temperatur auf einen Bruch-
teil seines Volumens komprimiert und damit verflüssigt wird, wird als Flüssig-
erdgas (Liquified Natural Gas – LNG) bezeichnet. In seiner verflüssigten Form
kann es damit unabhängig von Pipelines mit Tankschiffen über große Entfernun-
gen transportiert werden. Der Markt für LNG ist dabei in den vergangenen Jah-
ren kontinuierlich gewachsen. Mittlerweile entfällt über ein Viertel der welt-
weiten Erdgastransporte auf Flüssigerdgas. Die Internationale Energieagentur
(IEA) geht in ihren Prognosen sogar davon aus, dass der weltweite LNG-Anteil
bis zum Jahr 2035 bis zu 50 Prozent des grenzüberschreitenden Gashandels aus-
machen wird. Aufgrund des weltweiten Handels mit Schiffen anstelle von Pipe-
lines kann LNG einen Beitrag zur Diversifizierung der Bezugsquellen und damit
zur Vermeidung einseitiger Abhängigkeiten leisten. Gerade vor dem Hinter-
grund der aktuellen politischen Spannungen durch die Krim-Krise ist eine
Diversifizierung des Erdgasbezugs im Zusammenspiel mit einer ambitionierten
Effizienzstrategie und der möglichst weitgehenden Substitution von Erdgas im
Wärmemarkt durch erneuerbare Energien von besonderer Bedeutung.
Der Energiekonzern E.ON Energie Deutschland GmbH verfügte bereits über
eine Genehmigung zum Bau eines LNG-Terminals in Wilhelmshaven und auch
der Konzern RWE AG wollte in Wilhelmshaven einen LNG-Terminal bauen.
Doch beide Unternehmen zogen sich von ihren Projekten aufgrund fehlender
Rahmenbedingungen zurück und beteiligten sich an LNG-Terminals im Aus-
land (Handelsblatt vom 5. August 2008 „Flüssiggas: Eon will ohne deutsches
Terminal expandieren“ sowie NWZonline vom 10. August 2011 „Aus für wei-
teres Flüssig-Erdgas-Projekt“).

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung seit dem Jahr 2005 be-

züglich der Diversifizierung von Erdgasbezugsquellen unternommen?
2. Welche Rolle hat LNG diesbezüglich gespielt, und wie hat die Bundesregie-

rung die Bereitstellung einer entsprechenden Infrastruktur mit welchen Maß-
nahmen begleitet bzw. politisch flankiert?

3. Sind der Bundesregierung konkrete Planungen für LNG-Terminals in
Deutschland bekannt, und falls ja, welche?

4. Wie lange würde nach Schätzung der Bundesregierung die Realisierung eines
LNG-Terminals dauern, das genehmigt ist, und wie lange bei einem Termi-
nal, das noch genehmigt werden muss?

Drucksache 18/1145 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
5. Welche Informationen liegen der Bundesregierung über den bereits in den
1970er-Jahren geplanten Bau eines LNG-Terminals und einen möglichen
Bau in den kommenden Jahren in Wilhelmshaven vor?

6. Welche Gespräche mit welchem Inhalt wurden zwischen der Bundesregie-
rung und der RWE Vertrieb AG vor dem verkündeten Planungsstopp Mitte
des Jahres 2011 über Probleme bei der Verwirklichung dieses Projekts ge-
führt?

7. Teilt die Bundesregierung die Einschätzung, dass ein LNG-Terminal und
eine damit verbundene Diversifizierung der Erdgasbezugsquellen Versor-
gungsengpässe in Deutschland unwahrscheinlicher macht (bitte begrün-
den), und wenn nein, warum nicht?

8. Hat die Bundesregierung Erkenntnisse über den betriebswirtschaftlichen
Amortisationszeitraum von LNG-Terminals, und wenn ja, welche?

9. Welche Anzahl von LNG-Terminals sind nach Kenntnis der Bundesregie-
rung in der Europäischen Union (EU) in Betrieb, in Bau oder in Planung
(bitte einzeln nach Anlage und Land aufschlüsseln)?

10. Aus welchen Ländern stammt nach Kenntnis der Bundesregierung das bis-
her am Markt verfügbare Flüssigerdgas in Europa (bitte in absoluten Zahlen
und Ländern aufschlüsseln), und wie werden sich die Anteile nach Einschät-
zung der Bundesregierung in Zukunft entwickeln?

11. Wie haben sich nach Kenntnis der Bundesregierung die Importpreise für
Pipeline-Gas und LNG-Gas – nach EU-Staaten aufgeschlüsselt – zwischen
den Jahren 2009 und 2013 entwickelt?

12. Wie stark ist nach Informationen der Bundesregierung die Auslastung des
LNG-Terminals im polnischen Świnoujście (Swinemünde), und wurde von
diesem Terminal auch schon Erdgas nach Deutschland importiert?
Falls ja, in welcher Höhe?

13. Wie beurteilt die Bundesregierung die Importpotentiale für den deutschen
Erdgasmarkt durch den LNG-Terminal Świnoujście (Swinemünde)?

14. Wie stark ist nach Informationen der Bundesregierung die Auslastung des
LNG-Terminals im belgischen Zeebrugge, und wurde von diesem Terminal
auch schon Erdgas nach Deutschland importiert?
Falls ja, in welcher Höhe?

15. Wie beurteilt die Bundesregierung die Importpotenziale für den deutschen
Erdgasmarkt durch den LNG-Terminal Zeebrugge?

16. Wie stark ist nach Informationen der Bundesregierung die Auslastung des
LNG-Terminals im niederländischen Rotterdam, und wurde von diesem
Terminal auch schon Erdgas nach Deutschland importiert?
Falls ja, in welcher Höhe?

17. Wie beurteilt die Bundesregierung die Importpotentiale für den deutschen
Erdgasmarkt durch den LNG-Terminal Rotterdam?

18. Von welchen anderen LNG-Terminals bezieht Deutschland nach Kenntnis
der Bundesregierung Flüssigerdgas (bitte nach Standort und Menge auf-
schlüsseln)?

Berlin, den 10. April 2014

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

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