BT-Drucksache 17/9823

Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner

Vom 24. Mai 2012


Deutscher Bundestag Drucksache 17/9823
17. Wahlperiode 24. 05. 2012

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Cornelia Behm, Harald Ebner, Bärbel Höhn, Undine Kurth
(Quedlinburg), Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, Dorothea Steiner, Markus
Tressel, Sylvia Kotting-Uhl und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner

Aufgrund von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die die sogenannten Brenn-
haare der Raupen des Eichenprozessionsspinners auslösen können, wird die
Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners in Deutschland vielfach mit Sorge
betrachtet. Neben dem Eichenprozessionsspinner kommt auch der Kiefernpro-
zessionsspinner in Deutschland vor. Bei Massenauftreten gehen Forstbetriebe
und Kommunen derzeit verstärkt mit Insektiziden gegen die Raupen des Eichen-
prozessionsspinners vor.

Aber auch diese Bekämpfungsmaßnahmen lösen Besorgnis im Hinblick auf
mögliche Gesundheitsgefahren für die Menschen und negative Auswirkungen
auf die Lebensgemeinschaft der betroffenen Gebiete aus.

Prozessionsspinner sollten wie alle Kreaturen als Teil der Natur betrachtet wer-
den. Bekämpfungsstrategien gegen diese Schmetterlinge und ihre Larvenstadien
müssen deshalb die Interessen des Menschen und die der Natur ausbalancieren.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche Strategie verfolgt die Bundesregierung – eventuell gemeinsam mit
den Bundesländern – zur effektiven Bekämpfung des Eichenprozessionsspin-
ners und zum Schutz der Bevölkerung?

Welche Rolle spielen dabei Einschränkungen des Betretungsrechts, die Be-
kämpfung mit Insektiziden und Methoden, die ohne gleichzeitige Beeinträch-
tigung der sonstigen Waldfauna auskommen?

2. Was sind die Gründe für die Ausbreitung und für die Massenvermehrungen
des Eichenprozessionsspinners?

3. Welche natürlichen Feinde hat der Eichenprozessionsspinner in Deutsch-
land?

4. Sind der Bundesregierung Forschungsvorhaben zur Entwicklung von Be-
kämpfungsstrategien unter Einbeziehung bzw. durch Förderung dieser natür-

lichen Feinde bekannt, und wenn ja, welche?

5. Wenn nicht, hält die Bundesregierung angesichts der Ausbreitung des Ei-
chenprozessionsspinners solche Forschungsvorhaben für sinnvoll, und ist
beabsichtigt, solche Vorhaben auszuschreiben?

6. Wie weit ist nach Kenntnis der Bundesregierung die Entwicklung von Phero-
monfallen zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners?

Drucksache 17/9823 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

7. Inwieweit sind die Schadwirkungen des Eichenprozessionsspinners mit de-
nen des Kiefernprozessionsspinners vergleichbar, und inwieweit ist ein ge-
meinsames Vorgehen bei der Entwicklung von Bekämpfungsstrategien
sinnvoll und möglich?

8. Gäbe es allein aus Sicht des Waldschutzes – also wenn keine gesundheit-
lichen Probleme beim Menschen auftreten würden – hinreichende Gründe,
gegen die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners vorzugehen?

Unter welchen Umständen führen die Fraßschäden zu nennenswerten wirt-
schaftlichen Schäden?

9. Wie viele Menschen, die sich beruflich im Wald aufhalten und wie viele
Waldbesucher sind in den letzten Jahren von den Raupen verletzt, gefährdet
bzw. geschädigt worden?

10. Welcher Befallsgrad des Waldes und welche Zahl von durch juckende, ent-
zündliche Hautausschläge mit starkem Juckreiz, mit Rötungen, Quaddeln,
Bläschen (sogenannte Raupendermatitis) betroffenen Menschen reicht aus,
um den großflächigen Einsatz von Insektiziden zu rechtfertigen?

11. Wie lange entfalten die Raupenhaare auch nach dem Absterben der Raupen
noch ihre gesundheitsschädigende Wirkung beim Menschen?

12. Inwieweit werden neben dem Menschen auch Tiere durch die Brennhaare
des Eichenprozessionsspinners gesundheitlich beeinträchtigt?

Welche Tierarten sind besonders betroffen?

13. Welche Insektizide wurden in den Jahren seit 2005 neben Dipel ES zur Be-
kämpfung des Eichenprozessionsspinners in welchem Umfang eingesetzt
(bitte nach Wirkstoff, ausgebrachter Wirkstoffmenge und Ausbringungsjahr
aufschlüsseln)?

14. Welche rechtlichen Voraussetzungen müssen für den Einsatz dieser Insekti-
zide vorliegen?

Welche Vorkehrungen zur Abwehr von Gesundheitsschäden sind zu er-
greifen?

15. Wie ist der Erfolg des Insektizideinsatzes gegen Eichenprozessionsspinner
einzuschätzen?

In welchem Maß kann der Raupenbefall durch den Einsatz der Insektizide
kurzfristig und langfristig verringert werden?

16. Welche Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften, die in und an den
Eichen leben, sind durch den Einsatz der Insektizide zu befürchten bzw. zu
erwarten?

Welche diesbezüglichen wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen vor?

17. Welche Auswirkungen hat das flächenhafte Ausbringen der Insektizide
(z. B. durch Hubschrauber) auf im Wald lebende Tiere, insbesondere auf
Vögel während der Brutzeit, aquatische Organismen oder Bienen?

18. Werden die Eichenbestände durch den Einsatz der Insektizide geschädigt,
und wenn ja in welchem Maße?

Welche wissenschaftlichen Nachweise gibt es gegebenenfalls für eine Un-
bedenklichkeit?

19. Welche Risiken für die menschliche Gesundheit sind der Bundesregierung
bekannt, die von den eingesetzten Insektiziden ausgehen könnten, und wie
bewertet die Bundesregierung die Gefahr gesundheitlicher Schäden durch

einen vermehrten Einsatz dieser Wirkstoffe, insbesondere hinsichtlich mög-
licher Störungen des Hormonhaushalts (endokrine Disruption)?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/9823

20. Wie kann den Gesundheitsgefahren durch die Insektizide effektiv begegnet
werden?

Welche Schutzvorkehrungen sind zu treffen?

21. Unter welchen Voraussetzungen ist es aus Sicht der Bundesregierung not-
wendig, die Insektizide zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners
aus der Luft auszubringen, oder ist grundsätzlich nur die gezielte Bekämp-
fung der Nester mit Sprühkanonen gerechtfertigt?

Berlin, den 24. Mai 2012

Renate Künast, Jürgen Trittin und Fraktion

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