BT-Drucksache 17/8974

Förderung von Wärmepumpen

Vom 12. März 2012


Deutscher Bundestag Drucksache 17/8974
17. Wahlperiode 12. 03. 2012

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Hans-Josef Fell, Oliver Krischer, Ingrid Nestle, Bärbel Höhn,
Sylvia Kotting-Uhl, Undine Kurth (Quedlinburg), Nicole Maisch, Dr. Hermann E. Ott,
Dorothea Steiner und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Förderung von Wärmepumpen

Wärmepumpen wandeln Umweltenergie, also Wärme aus dem Erdreich, der
Luft und dem Grundwasser unter Zuführung von elektrischer Energie in Warm-
wasser, Heizwärme und Kühlung um und können – wenn sie mit Ökostrom an-
getrieben und sinnvoll eingesetzt werden – einen Beitrag zum Klimaschutz und
zur Energiewende leisten. Zusätzlich werden Wärmepumpen auch in Wärme-
und Kältespeichern eingesetzt, um die Energiespeicherung zu vergrößern.

Der heizenergetische Nutzen von Wärmepumpen hängt jedoch von der Jahres-
arbeitszahl (Verhältnis abgegebener Heizenergie zur benutzten elektrischen
Energie) ab, die sowohl vom Modell als auch von äußerlichen Faktoren wie der
Dämmung des Gebäudes, der Heizungsart etc. beeinflusst werden. Es kommt
also darauf an, die richtige Wärmequelle anzuzapfen und die zur Wärmepumpe
passende Heizung zu nutzen. In Verbindung mit hundertprozentigem Ökostrom
können Wärmepumpen also eine klimaneutrale Alternative darstellen.

Es ist jedoch wichtig, dass Wärmepumpen in die zukünftige Energievorsor-
gungsstruktur eingebunden werden, die zu 100 Prozent aus erneuerbaren Ener-
gien bestehen sollte. Das heißt, dass durch Wärmepumpen die Spitzenlast im
Winter nicht in den Zeiten erhöht wird, in denen bereits auf Stromspeicher zu-
rückgegriffen werden muss. Daher wäre es zielführend, Wärmepumpen künftig
so auszulegen, dass sie genau dann Strom verbrauchen, wenn Strom aus fluk-
tuierenden Energiequellen im Überfluss vorhanden ist. In diesem Zeitraum
sollte Wärme in Wärmespeichern so lange eingespeichert werden können, dass
Zeiten überbrückt werden können, in denen in der Energieversorgung auf
Stromspeicher zurückgegriffen werden muss.

Besonders kritisch sind Wärmepumpen zu betrachten, die schlechte Wirkungs-
grade aufweisen. Daher ist es wichtig, dass vorhandene Förderprogramme für
Wärmepumpen wie etwa aus dem Marktanreizprogramm nur die effizientesten
Anlagentypen fördern und die Technologie über einen Top-Runner-Ansatz vor-
angetrieben wird. Die derzeitige Bundesregierung hat hier jedoch falsche
Ansätze gewählt. So wurden Anforderungen an längst etablierte Wärmepumpen-
techniken etwa zurückgefahren.
Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche Rolle spielen Wärmepumpen innerhalb des Energiekonzeptes der
Bundesregierung?

2. Wie bewertet die Bundesregierung den energiewirtschaftlichen Nutzen von
Wärmepumpen im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien im Wärme-
bereich (bitte einzeln nach den verschiedenen Erneuerbare-Energien-Techno-
logien aufschlüsseln)?

Drucksache 17/8974 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

3. Wie bewertet die Bundesregierung den energiewirtschaftlichen Nutzen von
Wärmepumpen im Vergleich der einzelnen Wärmepumpentechnologien,
also von Luft-, Sole- und Wasserwärmepumpen?

4. Wie schätzt die Bundesregierung das Potenzial von Wärmepumpen bis
2020 und 2030 ein (bitte nach Gebäudeneubau und Gebäudebestand unter-
teilen)?

5. Wie hoch ist aktuell die Leistung der elektrischen Wärmepumpen in
Deutschland?

6. Auf welche Höhe schätzt die Bundesregierung die Leistung der elektrischen
Wärmepumpen in den Jahren 2020 und 2030?

7. Welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung bisher zur Effizienzför-
derung bei der Wärmepumpentechnologie unternommen?

8. Welche konkreten Schritte plant die Bundesregierung in den kommenden
Jahren zur Effizienzförderung bei der Wärmpumpentechnologie?

9. Welche Mittel für Forschung sowie für Markteinführung gewährt die Bun-
desregierung zur Effizienzverbesserung von Wärmepumpen (bitte einzeln
aufschlüsseln)?

10. Welche Potenziale sieht die Bundesregierung bei der Effizienzverbesserung
der Jahresarbeitszahlen?

11. Welche Strategien unternimmt die Bundesregierung, um die Abweichungen
zwischen theoretischen Jahresarbeitszahlen und real eintretenden Jahresar-
beitszahlen zu reduzieren?

12. Welcher Stand der Technik liegt der im Marktanreizprogramm geforderten
Mindestjahresarbeitszahl für die Förderfähigkeit bei elektrisch angetriebe-
nen Wärmepumpen zu Grunde?

13. Wie stellt die Bundesregierung sicher, dass die bei der Bemessung der För-
derung von Wärmepumpen angesetzte bemessene Jahresarbeitszahl nach
der VDI-Richtlinie 4650 (VDI: Verein Deutscher Ingenieure e. V.) auch real
erreicht wird?

14. Wie verhindert die Bundesregierung, dass Wärmepumpen gefördert wer-
den, die aufgrund von niedrigen Jahresarbeitszahlen kaum einen Nutzen zur
Energieeinsparung und dem Klimaschutz leisten?

15. Sind für die zukünftigen Förderrichtlinien höhere Effizienzen vorgesehen,
und falls nein, warum nicht?

16. Wann wurden die Effizienzvorgaben für Wärmepumpen im Marktanreiz-
programm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
sicherheit wie verändert, und auf welcher Grundlage basierten diese Ände-
rungen?

17. Wie viele Megawatt Wärmepumpenleistung wurden bislang über das
Marktanreizprogramm gefördert, und mit welcher Leistung rechnet die
Bundesregierung für dieses Jahr?

18. Welche Vorgaben geben die Förderrichtlinien, damit die Wärmepumpen
lastoptimiert gesteuert werden können?

19. Wie schätzt die Bundesregierung den Beitrag von Wärmepumpen zum Last-
management im künftigen Stromnetz ein?

20. Welchen Anteil haben Wärmepumpen aktuell an der Spitzenlast, insbeson-
dere an kalten Tagen im Winter?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/8974

21. An welchen Tagen war in Deutschland im letzten halben Jahr die Kalt-
reserve aktiviert, und wie hoch war an diesen Tagen die Spitzenlast in
Deutschland?

22. Wie hoch war an diesen Tagen die durch Wärmepumpen induzierte Spitzen-
last, und wie viel Wärmepumpenlast wurde an diesen Tagen durch Last-
management verschoben?

23. Welche Aktivitäten – Forschung und Markteinführung – ergreift die Bun-
desregierung zur Integration von Wärmepumpen in das Lastmanagement
von Stromnetzen auf der Verteilnetzebene (Smart Grid Systeme)?

24. Setzt sich die Bundesregierung dafür ein, dass die bestehenden Förder-
mechanismen der KfW Bankengruppe für Wärmepumpen an stärkere Effi-
zienzvorgaben gerichtet werden und mit der Nutzung von größeren Wärme-
speichern gebunden werden?

25. Gedenkt die Bundesregierung die Förderung von Wärmepumpen im Markt-
anreizprogramm daran zu binden, dass diese mit Wärmespeichern gekop-
pelt sind, die für einen Zeitraum von zehn bis 14 Tagen Wärme speichern
können, und falls nein, warum nicht?

26. Welche Potenziale sieht die Bundesregierung für den Einsatz von Wärme-
pumpen im Bereich von Wärme- und Kältespeichern?

27. Mit welchen Mitteln fördert die Bundesregierung den Einsatz von Wärme-
pumpen in Wärme- und Kältespeichern (bitte einzeln nach Forschung und
Markteinführung aufschlüsseln)?

28. Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um eine wachsende Kontinuität
für den Verbraucher in den Fördermechanismen zu schaffen?

29. Mit welchem Hintergrund subsumiert die Bundesregierung im Leitszenario
und in der Publikation „Erneuerbare Energien in Zahlen“ die Wärmepumpe
unter dem Begriff „oberflächennahe Geothermie“ bzw. „Erdwärme“ und
weist die Wärmepumpe nicht als Einzeltechnologie aus?

30. Gibt es für Besitzer von Wärmepumpen ausreichend Flexibilität bei einem
Wechsel des Stromversorgers, und wenn nicht, wie gedenkt die Bundes-
regierung hier Abhilfe schaffen?

31. Welche Auswirkungen hat das Bewirtschaftungsgrundschreiben des Bun-
desministeriums der Finanzen mit den angekündigten Barmittelkürzungen
auf knapp 50 Prozent im Rahmen des Energie- und Klimafonds (EKF) für
das Förderprogramm für Wärmepumpen?

Berlin, den 9. März 2012

Renate Künast, Jürgen Trittin und Fraktion

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