BT-Drucksache 17/7730

Gewalt beim Fußball

Vom 14. November 2011


Deutscher Bundestag Drucksache 17/7730
17. Wahlperiode 14. 11. 2011

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulla Jelpke, Katrin Kunert, Petra Pau, Frank Tempel,
Halina Wawzyniak und der Fraktion DIE LINKE.

Gewalt beim Fußball

Laut Polizei war die Zahl verletzter Besucher und gewaltbereiter Fans in der
Fußballsaison 2010/2011 höher als in all den Jahren davor. Rund um die Spiele
der Bundesliga, der Zweiten und Dritten Liga sind demnach in der vergangenen
Saison über 1 000 Besucher verletzt worden. Dieser Trend setzt sich offenbar
auch in der aktuellen Saison fort. Zu schweren Ausschreitungen durch Anhänger
des Zweitligisten Dynamo Dresden kam es so beim DFB-Pokalspiel (DFB –
Deutscher Fußball-Bund e. V.) gegen Borussia Dortmund. Auseinandersetzun-
gen gab es auch in der Pokalpartie zwischen Eintracht Frankfurt und dem
1. FC Kaiserslautern. Am 11. Spieltag der Bundesliga überfielen dann ver-
mummte Anhänger des VfB Stuttgart auf einer Raststätte einen Bus mit Fans
von Borussia Dortmund. Am selben Wochenende prügelten sich in Werne
(Nordrhein-Westfalen – NRW) Anhänger von Borussia Dortmund mit Fans des
SV Werder Bremen. Auch in den Unterklassen kam es zu Auseinandersetzun-
gen. So wurden in Krefeld beim Spiel des KFC Uerdingen in der NRW-Liga
sechs Polizisten verletzt und über 20 Personen festgenommen. In der Berliner
Stadtliga gerieten Fans des TSV Rudow 1888 mit Fans von Tennis Borussia und
der Polizei aneinander. Bei einem Runden Tisch am 14. November 2011 will der
Bundesminister des Innern, Dr. Hans-Peter Friedrich, mit Vertretern der Landes-
innenminister, der Fußballverbände und Clubs über Maßnahmen beraten.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. In welche Kategorien teilt die Bundesregierung die so genannten Problem-
fans ein, und wie definiert sie diese?

2. Wie definiert die Bundesregierung die Gruppe der Hooligans?

3. Wie definiert die Bundesregierung die Gruppe der Ultras?

4. Wie grenzt die Bundesregierung die in den Fragen 1 bis 3 angesprochenen
Gruppen voneinander ab?

5. Wie groß ist nach Einschätzung der Bundesregierung die Gruppe der so ge-
nannten Problemfans in der bundesdeutschen Fußballszene insgesamt (bitte

möglichst genaue Zahlen angeben, die jeweils den o. g. Kategorien zugeord-
net werden können)?

6. Wie viele Personen sind derzeit in der Datei „Gewalttäter Sport“ gespei-
chert?

7. Inwieweit hat die Zahl gewaltbereiter Fußballfans und Hooligans seit dem
Jahr 2000 zu- oder abgenommen?

Drucksache 17/7730 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

8. Inwieweit sieht die Bundesregierung einen tatsächlichen Anstieg von Ge-
walt im Zusammenhang mit Fußballspielen, auch bezogen auf die lang-
fristige Entwicklung seit dem Auftreten des Hooliganismus in den 80er-
Jahren?

9. Wie viele Hooligans und andere Fußballfans wurden seit dem Jahr 2000
wegen Gewalttaten im Zusammenhang mit Fußballveranstaltungen fest-
genommen?

10. Gegen wie viele gewaltbereite Fußballfans wurden seit dem Jahr 2000 Er-
mittlungsverfahren eingeleitet, und in wie vielen Fällen kam es zu Verur-
teilungen (bitte nach Deliktgruppen, Verurteilungen, Jahren und Vereinen
aufführen)?

11. Wie viele Stadionverbote wurden nach Kenntnis der Bundesregierung seit
2000 gegen gewaltbereite Fußballfans ausgesprochen (bitte nach Jahren
aufschlüsseln)?

12. Wie viele Personen (nicht Polizisten) wurden seit dem Jahr 2000 durch
Hooligans und andere Fußballfans verletzt (bitte aufschlüsseln nach Jahren
und im Zusammenhang mit welchen Spielen)?

13. Wie viele Polizisten wurden seit dem Jahr 2000 durch Hooligans und an-
dere Fußballfans verletzt (bitte aufschlüsseln nach Jahren und im Zusam-
menhang mit welchen Spielen)?

14. Welcher Sachschaden ist im Zusammenhang mit Fußballspielen durch
Straftaten von Hooligans und anderen Fußballfans sei dem Jahr 2000 ent-
standen (bitte aufschlüsseln nach Jahren und im Zusammenhang mit wel-
chen Spielen)?

15. Welche Kosten sind dem Bund und den Ländern durch Polizeieinsätze
gegen Hooligans seit dem Jahr 2000 entstanden (bitte nach Jahren auflis-
ten)?

16. In wie vielen und welchen Fällen haben Fußballvereine Hooligans und ge-
walttätige Fußballfans für die von diesen verursachten Schäden in Regress
genommen?

17. Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über eine Zusammenarbeit
zwischen der Hooliganszene und der organisierten Kriminalität?

18. Wie beurteilt die Bundesregierung die so genannte Ultraszene?

19. Wie hoch ist nach Einschätzung der Bundesregierung der Anteil gewalt-
bereiter Personen in der Ultraszene?

20. Inwieweit hält die Bundesregierung den Einsatz von Pyrotechnik im Sta-
dion für einen legitimen Bestandteil von Fankultur?

21. Gibt es nach Einschätzung der Bundesregierung die Möglichkeit eines
Kompromisses zwischen Verbot und völliger Freigabe, zum Beispiel durch
kontrolliertes Abbrennen von Pyrotechnik und bestimmten Auflagen?

22. Welche konkreten Maßnahmen gegen Gewalt beim Fußball wurden am
14. November 2011 beim Runden Tisch im Bundesministerium des Innern
vorgeschlagen und vereinbart (bitte Maßnahmen, Träger, Zeitplan und
Kosten benennen)?

23. Welche Aktivitäten hat die Bundesregierung seit 2000 – auch gemeinsam
mit dem Deutschen Fußball-Bund e. V. – bezüglich der Hooligan- und
Fanszene unternommen (bitte nach Aktivitäten, Ausgaben und Jahren auf-
schlüsseln)?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/7730

24. Welche Aktivitäten plant die Bundesregierung für die Zukunft – auch ge-
meinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund e. V. – bezüglich der Hooligan-
und Fanszene?

25. Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über Maßnahmen des Deut-
schen Fußball-Bundes e. V. zur Unterstützung von Fanprojekten und gibt
es aktuell Gespräche mit dem Deutschen Fußball-Bund e. V. zur aktuellen
Gewaltdebatte?

Berlin, den 14. November 2011

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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