BT-Drucksache 17/7404

Stand der Bildungsforschung in Deutschland

Vom 19. Oktober 2011


Deutscher Bundestag Drucksache 17/7404
17. Wahlperiode 19. 10. 2011

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann, Oliver Kaczmarek, Dr. Hans-Peter
Bartels, Klaus Barthel, Willi Brase, Ulla Burchardt, Petra Ernstberger, Michael
Gerdes, Iris Gleicke, Klaus Hagemann, Ute Kumpf, Caren Marks, Thomas
Oppermann, Florian Pronold, René Röspel, Marianne Schieder (Schwandorf),
Swen Schulz (Spandau), Andrea Wicklein, Dagmar Ziegler, Dr. Frank-Walter
Steinmeier und der
Fraktion der SPD

Stand der Bildungsforschung in Deutschland

Eine gute Bildungspolitik kann nur dort gelingen, wo möglichst umfassende
Ergebnisse einer gut aufgestellten Bildungsforschung vorliegen. Erst mit dem
Wandel der Bildungspolitik in den 60er-Jahren ist es auch zu einer Ausdifferen-
zierung und Ausweitung der Bildungsforschung in Deutschland gekommen.

Aus einer umfassenden Bildungsforschung ergeben sich die Grundlagen für
eine wissenschaftlich fundierte Ausgestaltung der Bildungspolitik. Darüber
hinaus wirken sich die neuen Erkenntnisse der Bildungsforschung über die
Lehrerausbildung an den Hochschulen mittelbar positiv auf die Weiterentwick-
lung des Bildungssystems aus. Bildungsforschung kann damit die Bildungs-
chancen verbessern und die Handlungsfähigkeit der Bildungspolitik stärken.
Dabei stellt sich das Problem, dass die Bildungsforschung an unterschiedlichen
Punkten ansetzt (auf Lehr- und Lernprobleme abzielende Forschung auf der
Mikroebene, institutionengerichtete Forschungen auf Meso- und Makroebene,
anwendungsorientiert/grundlagenorientiert, quantitativ/qualitativ usw.) und sich
nicht immer trennscharf von anderen Forschungsfeldern abgrenzen lässt, da es
sich um ein sehr weites Forschungsfeld handelt.

Das deutsche Bildungswesen muss im internationalen Vergleich als komplex
beschrieben werden. So unterscheiden sich etwa Schultypen und Schul-
abschlüsse nicht unerheblich zwischen den Bundesländern. Für Menschen im
Bildungssystem wird daher ein erhebliches Grundlagenwissen vorausgesetzt,
damit sie sich für einen optimalen Bildungspfad entscheiden können. Auch hier
können Erkenntnisse der Bildungsforschung helfen, Bürgerinnen und Bürgern
die Nutzung von Bildungsangeboten zu erleichtern und Wege im Bildungs- und
Weiterbildungssystem klarer aufzuzeigen. Langfristig muss die Bildungs-
forschung einen Beitrag dazu leisten, dass jede Bürgerin und jeder Bürger ein

individuell passendes Bildungsangebot annehmen kann.

Insbesondere der „PISA-Schock“ 2001 und die weiteren, öffentlich intensiv
diskutierten PISA-Studien haben verdeutlicht, welches Potential für gesell-
schaftliche und politische Veränderungen durch die Bildungsforschung ent-
stehen kann. Durch den Beschluss der Kultusministerkonferenz im Jahr 1997,
sich an den PISA-Studien zu beteiligen, haben sich die Wahrnehmung und die

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Rahmenbedingungen der empirischen Bildungsforschung in Deutschland nach-
haltig verändert. Bildungsforschung kann dazu dienen, Defizite und Verände-
rungsbedarf im Bildungssystem aufzuzeigen und dazu beitragen, vorhandene
Potentiale besser auszuschöpfen. Hierzu bedarf es ebenso einer gut ausgebau-
ten Forschungsinfrastruktur wie einer gezielten Förderung des in der Bildungs-
forschung tätigen Personals.

In einer Phase weitreichender Debatten über die Zukunft der Bildungsland-
schaft sind Gesellschaft und Politik auf fundiertes Wissen aus der Bildungsfor-
schung angewiesen. In den letzten zehn Jahren hat sich die Bildungsforschung
in Deutschland höchst dynamisch entwickelt, es wurden neue Einrichtungen an
Hochschulen wie im außeruniversitären Bereich geschaffen, Kooperationen
vereinbart und neues Personal für die Bildungsforschung rekrutiert.

Die Bildungsforschung hat unter anderem maßgeblich dazu beigetragen, das
Augenmerk von Politik und Gesellschaft auf die Abhängigkeit der Chancen im
Bildungssystem vom sozialen Status nachzuweisen. Die Forscherinnen und
Forscher konnten in den letzten Jahren zweifelsfrei nachweisen, dass im Wider-
spruch zum Ideal gleicher Bildungschancen durch gleiche Bildungsangebote
sehr wohl der Erfolg im Bildungssystem von den sozialen Voraussetzungen
abhängig ist und auch in einem formal gerechten Bildungssystem ungleiche
Bildungschancen bestehen können und bestehen. Auch die gesetzlichen
Rahmenbedingungen in der Bildung, die Übergänge im Bildungssystem und
die Auswahlmechanismen in Schule und Hochschule zählen zu den Unter-
suchungsfeldern, zu denen die Bildungsforschung in der Vergangenheit erheb-
liche neue Erkenntnisse präsentieren konnte.

Im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD wurde 2005 vereinbart:
„Wir streben an, die Bildungsberichterstattung weiter zu entwickeln und als
Konstante der Bildungspolitik im Zusammenwirken von Bund und Ländern zu
etablieren. Flankierend werden wir die empirische Bildungsforschung im Rah-
men der Allgemeinen Forschungsförderung stärken, um Erkenntnisse zu gewin-
nen, die Bund und Ländern bei der Weiterentwicklung ihrer jeweiligen Auf-
gaben im Bildungsbereich dienen können.“ Auch im Koalitionsvertrag zwi-
schen CDU, CSU und FDP verpflichteten sich die Regierungsparteien 2009 auf
einen Ausbau der Bildungsforschung: „Zur Verbesserung einer gesunden moto-
rischen, kognitiven und emotionalen Entwicklung von Kindern werden wir die
Bindungs- und die Bildungsforschung ausbauen.“ Parteiübergreifend werden
die Bemühungen der Bundesregierung, sich verstärkt für die Bildungsforschung
einzusetzen, begrüßt.

Wir fragen die Bundesregierung:

I. Stand der Bildungsforschung und Rahmenbedingungen in Deutschland

1. Im Rahmen welcher Maßnahmen der Bundesregierung wird die Bildungs-
forschung in Deutschland gefördert (bitte nach Ressort aufschlüsseln)?

2. Wie viele Professuren in Deutschland lassen sich der Bildungsforschung zu-
ordnen, und wie groß ist die Zahl der universitären und außeruniversitären
Forschungsinstitute in der Bildungsforschung?

3. Welche Einrichtungen der Ressortforschung sind mit Fragen der Bildungs-
forschung befasst (bitte um tabellarische Übersicht)?

4. Wie bewertet das Bundesministerium für Bildung und Forschung den aktu-
ellen Stand des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Bildungsforschung,
und welche Maßnahmen hält die Bundesregierung für wünschenswert, um
mehr Nachwuchs für die Bildungsforschung zu gewinnen?

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5. Welche Schlussfolgerungen hat die Bundesregierung aus der 2007 ausge-
laufenen Förderinitiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft e. V. „For-
schergruppen in der Empirischen Bildungsforschung“ gezogen, und welche
Maßnahmen wurden in Reaktion auf die Ergebnisse der Förderinitiative
vonseiten des Bundes in die Wege geleitet?

6. Gibt es Überlegungen, eine kontinuierliche Bestandsaufnahme und stärkere
Strukturierung der Bildungsforschung in Deutschland vorzunehmen, und
falls nein, aus welchen Gründen nicht?

7. Plant die Bundesregierung eine (institutionalisierte) Schnittstelle zwischen
Bildungsforschung und Bildungspraxis zu schaffen, um die Umsetzung
von Forschungsergebnissen zu optimieren, und falls nein, warum nicht?

8. Mittels welcher Maßnahmen hat der Bund nach 2009 die Bildungs-
forschung über das bereits zuvor beschlossene Maß hinaus gefördert?

9. Wie hat sich der Mittelabfluss im „Rahmenprogramm zur Förderung der
empirischen Bildungsforschung“ seit 2007 entwickelt, und wie viele der
bis 2012 geplanten 120 Mio. Euro für das Rahmenprogramm wurden be-
reits verausgabt?

10. Wie bewertet die Bundesregierung den bisherigen Verlauf der Arbeit des
Nationalen Bildungspanels?

11. Geht die Bundesregierung weiterhin davon aus, dass im Herbst 2011 die
ersten Daten als Scientific-Use-File verfügbar gemacht werden können,
und in welcher Form wird die Verfügbarmachung erfolgen?

12. Welche anderen, kleineren Längsschnittstudien wurden und werden in die
Arbeit des Nationalen Bildungspanels integriert?

13. Mit welchen Maßnahmen unterstützt die Bundesregierung die Nutzung der
Daten des Nationalen Bildungspanels in der Bildungsforschung?

14. Wie soll nach Ansicht der Bundesregierung der kontinuierliche Dialog
zwischen den am Nationalen Bildungspanel beteiligten Forscherinnen und
Forschern und den bildungspolitischen Entscheidungsträgerinnen und
Entscheidungsträgern strukturiert werden (vgl. Rede der Bundesministerin
für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan anlässlich des Starts des
Nationalen Bildungspanels am 3. und 4. Februar 2009 in Bamberg)?

15. Welche privaten Anbieter wurden im Rahmen des Bildungspanels in
welcher Auftragshöhe mit der Befragung von Teilnehmerinnen und Teil-
nehmern beauftragt?

16. Welche Überlegungen zur langfristigen Sicherung des Nationalen Bil-
dungspanels hat die Bundesregierung bisher angestellt, und wann plant die
Bundesregierung, hierzu einen konkreten Vorschlag zu unterbreiten?

17. Welche Rolle soll nach Auffassung der Bundesregierung die Bildungs-
forschung im 8. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union
spielen, auch und gerade vor dem Hintergrund, dass diese Forschung keine
„Marktrelevanz“ besitzt?

18. Wie bewertet die Bundesregierung die internationale Stellung der bundes-
deutschen Bildungsforschung?

19. Welche Forschungsprojekte, die man der internationalen Bildungsfor-
schung zuordnen kann, hat die Bundesregierung in den letzten vier Jahren
unterstützt?

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II. Forschungsthemen und -projekte

20. Plant die Bundesregierung die Vorlage eines Forschungsförderungskon-
zeptes zur frühkindlichen Bildung, und falls ja, mit welcher Aufgabenstel-
lung, und falls nein, aus welchen Gründen nicht?

21. Welche Forschungsprojekte zu den Anforderungen an Erzieherinnen und
Erzieher hat die Bundesregierung in den letzten vier Jahren unterstützt,
und welche Forschungsprojekte zu deren Ausbildung?

22. In welcher Höhe und mittels welcher Maßnahmen hat die Bundesregierung
in den letzten vier Jahren die Entwicklung von Konzepten zur individuellen
Förderung in der schulischen Bildung unterstützt?

23. Wie sollte aus Sicht der Bundesregierung verhindert werden, dass durch
eine zunehmende Zahl von Tests und Untersuchungen (PISA, IGLU,
TIMSS usw.) an Schulen vermehrt auf in Tests abgefragte Kompetenzen
abgestellt wird und damit das Spektrum einer umfassenden Bildung be-
schränkt wird?

24. Liegen dem Bund Erkenntnisse der empirischen Bildungsforschung vor,
welche Auswirkungen Untersuchungen wie PISA u. a. auf den schulischen
Alltag und das Spektrum des vermittelten Wissens haben, und falls ja,
welche?

25. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über die Mehrbelastung
von Lehrerinnen und Lehrern durch die Einführung von Bildungsstandards
vor?

26. Sieht die Bundesregierung angesichts der hiermit einhergehenden Über-
prüfung von Schülerleistungen auf die Unterrichtsqualität Forschungs-
bedarf?

27. In welchem Entwicklungsstadium befindet sich das 2011 gegründete
„Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien“, und warum wurde
die Arbeit des Zentrums auf die PISA-Studien begrenzt?

28. Welche Forschungsergebnisse zum Verhältnis der Größe von Schulklassen
und der Qualität des Unterrichts bzw. des Lernerfolgs sind der Bundes-
regierung bekannt, und welche Schlussfolgerungen hat sie bisher aus die-
sem Wissensstand gezogen?

29. Welche Forschungsergebnisse sind der Bundesregierung zur Auswirkung
des Geschlechts der Lehrenden in der Schule, an Fachhochschulen und
Hochschulen auf die Lernenden und auf deren Lernerfolge bekannt?

30. Welche Forschungsergebnisse sind der Bundesregierung zur Auswirkung
des Geschlechts von Erzieherinnen und Erziehern in Kindertageseinrich-
tungen auf Kinder und deren weitere Entwicklung bekannt?

31. Welche Forschungsergebnisse sind der Bundesregierung hinsichtlich der
Berücksichtigung von Gender Mainstreaming in Kindertageseinrichtungen
sowie in der Ausbildung zum Erzieher bzw. zur Erzieherin bekannt?

32. Welche Forschungsprojekte mit Bezügen zu Schülerinnen und Schülern
mit sonderpädagogischem Förderbedarf hat die Bundesregierung in den
letzten vier Jahren gefördert?

33. Wie bewertet die Bundesregierung den Stand der Forschungsergebnisse zu
Möglichkeiten der Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit sonder-
pädagogischem Förderbedarf in das deutsche Bildungssystem?

34. Welche Forschungsprojekte hat die Bundesregierung hierzu initiiert bzw.

beabsichtigt sie zu initiieren?

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35. Welche Forschungsprojekte hat die Bundesregierung in den letzten vier
Jahren bezüglich sonderpädagogischer Diagnostik gefördert?

36. Plant die Bundesregierung nach 2011 eine Fortführung der wissenschaft-
lichen Begleitforschung zum Ganztagsschulprogramm, und falls nein,
warum nicht?

37. Welche Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Architektur, Gestaltung
und Ausstattung der Schul- und Klassenräume auf die Qualität des Unter-
richts und die Lernergebnisse sowie auf die Leistungsfähigkeit der Schüle-
rinnen und Schüler liegen der Bundesregierung vor?

38. Wie sollen diese Erfahrungen in der Bildungsforschung bzw. in der For-
schung zur Bauökologie vertieft werden?

39. Auf welche Weise sollen die positiven Erfahrungen und Erkenntnisse,
die zum Beispiel in den USA mit der Baupädagogik belegt sind, in
Deutschland aufgenommen werden?

40. Wie würde die Bundesregierung den aktuellen Stand des wissenschaft-
lichen Wissens zur Abhängigkeit des Bildungserfolges vom sozialen Status
beschreiben, und welche Maßnahmen hat die Bundesregierung seit 2009
in die Wege geleitet, um dieses Problem abzumildern?

41. Welche Projekte der vom Bund geförderten Bildungsforschung befassen
sich mit Möglichkeiten zur Verbesserung der Bildungschancen von Jugend-
lichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund?

42. Mittels welcher Maßnahmen unterstützt die Bundesregierung Forschungs-
projekte zum Übergang zwischen Bildungseinrichtungen (Kindergarten,
Schule, Universität, Weiterbildung)?

43. Welche Forschungsprojekte aus dem Themenfeld der politischen Bildung
werden durch den Bund im Rahmen der Bildungsforschung unterstützt?

44. Welche deutschen Forschungsprojekte aus den letzten vier Jahren sind der
Bundesregierung bekannt, die sich mit Maßnahmen zur Bekämpfung des
politischen Extremismus im Rahmen der Bildungsförderung befasst haben,
und sieht die Bundesregierung hier einen verstärkten Förderbedarf?

45. Mit welchen Maßnahmen und im Rahmen welcher Projekte wird die
Nutzung neuer Medien in der Bildung durch Forschungsprojekte begleitet
bzw. befördert?

46. Welche in den letzten vier Jahren vom Bund geförderten Projekte der
Bildungsforschung lassen sich dem Themenkomplex eLearning/distant
learning zuordnen?

47. Welche Forschungsprojekte zum Einsatz von digitalen Medien im Unter-
richt hat die Bundesregierung in den letzten vier Jahren gefördert bzw.
plant sie zukünftig zu fördern?

48. Welche Schlussfolgerungen hat die Bundesregierung aus den jüngsten Er-
gebnissen der Bildungsforschung gezogen, die einen massiven Handlungs-
bedarf in den Bereichen Alphabetisierung und Grundbildung konstatiert
haben?

49. In welcher Höhe hat die Bundesregierung in den letzten vier Jahren die
Alphabetisierungsforschung und in welcher Höhe die Forschung im Bereich
der Grundbildung gefördert?

50. Welche Fördermaßnahmen plant das Bundesministerium für Bildung und
Forschung im Anschluss an den von 2008 bis 2012 laufenden Förder-

schwerpunkt „Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Bereich Alpha-
betisierung/Grundbildung für Erwachsene“?

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51. Welche Maßnahmen und Forschungsprojekte zur Verbesserung der Bil-
dungsberatung hat die Bundesregierung im Nachgang zum Bericht
„Bestandsaufnahme in der Bildungs-, Berufs- und Beschäftigungsberatung
und Entwicklung grundlegender Qualitätsstandards“ vom Mai 2007 in die
Wege geleitet?

52. Wie bewertet die Bundesregierung den bisherigen Verlauf der Berufs-
bildungsforschungsinitiative (BBFI), und welche politischen Initiativen hat
die Bundesregierung in Reaktion auf die bisherigen Ergebnisse gestartet?

53. Welche Forschungsprojekte fördert die Bundesregierung aktuell zu den
Hintergründen für den Abbruch einer Ausbildung (bitte um tabellarische
Übersicht)?

54. Welche der in den letzten vier Jahren vom Bund geförderten Forschungs-
projekte haben sich mit den Hintergründen für den Abbruch eines Studiums
befasst?

55. Wie bewertet die Bundesregierung den Erkenntnisstand bezüglich der
Verfügbarkeit und der Nutzung von Angeboten der Weiterbildung – ins-
besondere vor dem Hintergrund des konstatierten Fachkräftemangels, und
welche Maßnahmen plant die Bundesregierung in der Bildungsforschung,
um hier Verbesserungen zu erzielen?

56. Welche wissenschaftlichen Kenntnisse liegen der Bundesregierung bezüg-
lich der Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Bildungs-
strukturen und -einrichtungen in Deutschland vor?

57. Welche Auswirkungen des demographischen Wandels erwartet die Bundes-
regierung für das Bildungssystem (neue Schwerpunktsetzungen, wachsende
Bedeutung des lebenslangen Lernens usw.), und liegen zu dieser Frage be-
reits Forschungsergebnisse vor?

58. Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass der demographische Wandel
zu erheblichem Veränderungsbedarf bei Bildungsangeboten führen wird,
und mit welchen Projekten unterstützt die Bundesregierung den Aufbau von
Wissensgrundlagen zur Gestaltung dieser Veränderungen?

59. Welche Rolle soll die Bildungsforschung im Rahmen der geplanten For-
schungsagenda Demographischer Wandel der Bundesregierung einnehmen,
und sind hier neue Programme/Förderprojekte geplant?

60. Welche Bedeutung hat die Hochschullehre im Rahmen der Förderung der
Bildungsforschung durch den Bund in den letzten vier Jahren eingenom-
men?

61. Wie bewertet die Bundesregierung den Stand an vergleichenden Studien
zur Qualität der Lehre an deutschen Hochschulen?

62. Wie ist geplant, die Auswirkungen des Qualitätspaktes Lehre zu evaluie-
ren, und welcher Vergleichsmaßstab soll angelegt werden, um die Ver-
besserungen der Qualität der Lehre zu messen?

63. Hält die Bundesregierung den aktuellen Stand der Forschungsaktivitäten
zur Hochschuldidaktik für ausreichend, und welchen Stellenwert gibt die
Bundesregierung der Forschung zur Hochschuldidaktik in ihrer Bildungs-
forschungsstrategie?

64. Welche Position vertritt die Bundesregierung zu Forderungen nach Durch-
führung einer so genannten Hochschul-PISA-Studie?

65. Welche Konzepte von welchen Organisationen zur Durchführung einer
„Hochschul-PISA“ sind der Bundesregierung bekannt, und wie bewertet

die Bundesregierung diese?

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66. Zu welchen dieser Konzepte liegen bereits Ergebnisse von Machbarkeits-
studien vor, und zu welchen Ergebnissen sind diese gekommen?

67. Welche Forschungsprojekte hat der Bund in den letzten vier Jahren ge-
fördert, die sich mit einer verbesserten Vermittlung einer wissenschaft-
lichen Grundbildung (science literacy) befasst haben?

68. Plant die Bundesregierung die Vorlage eines Forschungsförderkonzeptes
zur kulturellen Bildung?

69. In welcher Höhe und mit welchen Maßnahmen hat die Bundesregierung in
den letzten vier Jahren die Entwicklung von Konzepten zur kulturellen
Bildung im Rahmen des Schulunterrichts bzw. der außerschulischen kultu-
rellen Bildung unterstützt?

70. In welcher Höhe und mit welchen Maßnahmen plant die Bundesregierung,
Forschung zur Verankerung des Themen- bzw. Berufsfelds „Soziokultur“
in Kulturstudiengängen zu unterstützen?

III. Unterrichts- und Lehrerforschung

71. Teilt die Bundesregierung die Einschätzung, dass der Unterrichtsalltag an
deutschen Schulen aus Sicht der Bildungsforschung mangels umfassender
Datengrundlagen als „black box“ bezeichnet werden muss, und falls nein,
warum nicht?

72. Welche durch den Bund geförderten Projekte der letzten vier Jahre lassen
sich der Unterrichts- und Lehrerforschung zuordnen, und plant die Bundes-
regierung für diese Fragen ein eigenständiges Forschungsförderprogramm?

73. Wie bewertet die Bundesregierung den Forschungsstand zu der Frage, was
eine „gute Lehrerin“ bzw. einen „guten Lehrer“ ausmacht, und in welcher
Weise bildet sich diese Bewertung in den Schwerpunkten der Bildungs-
forschung ab?

74. Welche Vergleichsstudien zur Situation von Lehrerinnen und Lehrern
unterstützt die Bundesregierung aktuell, und welche weiteren Studien sol-
len zukünftig von der Bundesregierung gefördert werden?

75. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung darüber vor, wie sich
Absolventen der neuartigen Lehrerausbildung in „schools of education“
(wie zum Beispiel in München, Erfurt oder Bochum) im Schulalltag zu-
recht finden und ob sie ihre Ausbildung als positiv einschätzen?

76. Wird sich die Bundesregierung dafür einsetzen, das Deutschland bei zu-
künftigen Studien im Rahmen des Projekts TALIS (Teaching and Learning
International Survey; auch als „Lehrer-PISA“ bezeichnet) der Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung teilnimmt, und falls
nein, warum nicht?

77. Wie bewertet die Bundesregierung den Stand der Forschung, die sich mit
der Situation deutscher Lehrerinnen und Lehrer befasst und hierbei ins-
besondere mit den Auswirkungen der aktuellen Rahmenbedingungen der
Tätigkeit von Lehrerinnen und Lehrer (eigener Arbeitsplatz, Arbeitszeiten,
Arbeitsbelastung usw.)?

78. Wie bewertet die Bundesregierung den Stand der internationalen ver-
gleichenden pädagogischen Forschung zur Frage, in welchen Staaten die
Weiterbildung für Lehrerinnen und Lehrer verpflichtend vorgeschrieben
ist?

79. In welchen Staaten finden nach Kenntnis der Bundesregierung regelmäßig

Unterrichtsbesuche durch externe Gutachter statt, und welche Auswirkun-
gen haben diese Vorgaben auf die Leistungsfähigkeit des Schulsystems?

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80. Beabsichtigt die Bundesregierung, Initiativen zur vergleichenden pädagogi-
schen Forschung zu ergreifen, und wenn ja, mit welchen Schwerpunkten?

81. Teilt die Bundesregierung die Einschätzung des Stifterverbandes für die
Deutsche Wissenschaft e. V. (Pressemitteilung vom 8. August 2011 „Note:
Mangelhaft!“), dass derzeit „weder ein brauchbares Instrumentarium zur
Qualitätsmessung in der Lehrerbildung noch ein aussagekräftiges Monito-
ring über die Resultate“ der Ausbildung existieren, und welche Maßnah-
men gedenkt die Bundesregierung in die Wege zu leiten, um hier Abhilfe
zu schaffen?

82. Gibt es Pläne zur Einführung einer bundesweiten Berichterstattung über
die Qualität der Lehrerbildung – die vom Stifterverband der Deutschen
Wissenschaft in der Pressemitteilung vom 8. August 2011 ebenfalls an-
gemahnt wurde –, und falls nein, warum nicht?

83. Stünden der Einführung einer bundesweiten Berichterstattung über die
Qualität der Lehrerbildung nach Wissen der Bundesregierung rechtliche
Hürden im Weg, und falls ja, welche?

Berlin, den 19. Oktober 2011

Dr. Frank-Walter Steinmeier und Fraktion

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