BT-Drucksache 17/694

Entwicklung des Kormoranbestandes und Folgen für die Artenvielfalt in heimischen Gewässern

Vom 10. Februar 2010


Deutscher Bundestag Drucksache 17/694
17. Wahlperiode 10. 02. 2010

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Jan Korte, Dr. Dietmar Bartsch, Caren Lay, Stefan Liebich,
Dr. Kirsten Tackmann und der Fraktion DIE LINKE.

Entwicklung des Kormoranbestandes und Folgen für die Artenvielfalt
in heimischen Gewässern

Im vergangenen Jahr wurde der Kormoran vom NABU – Naturschutzbund
Deutschland e. V. (NABU) zum Vogel des Jahres 2010 erklärt. Diese Wahl
wurde umfangreich diskutiert, insbesondere Angel- und Fischereiverbände kri-
tisierten die Ernennung. Bereits seit mehreren Jahren wird über die Entwick-
lung des Kormoranbestandes und seine Auswirkungen etwa auf den Bestands-
rückgang bedrohter Fischarten kontrovers diskutiert.

Auch das Europäische Parlament sprach sich am 4. Dezember 2008 mit der An-
nahme des Kindermann-Berichts für einen europäischen Kormoranmanage-
mentplan aus. An der Problematik hat dies jedoch nichts geändert. Nach wie
vor halten Vereine und Verbände eine Debatte über mögliche Maßnahmen zu-
nächst auf nationaler Ebene und Druck auf europäischer Ebene zur Umsetzung
der Beschlüsse für erforderlich.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie groß ist der Kormoranbestand in Deutschland (bitte nach Bundeslän-
dern aufschlüsseln in durchziehende sowie residente Brutpaare und Jung-
vögel), und auf Grundlage welcher Untersuchungen wurde er ermittelt?

2. Welche Entwicklung nimmt die Kormoranpopulation in Deutschland, und
welche Bestandsentwicklung ist zu erwarten?

3. Welchen Einfluss hat die Bejagung durch Kormorane auf den Bestand von
gefährdeten Fischarten?

Gibt es Erkenntnisse über den jährlichen Fischverlust bei gefährdeten Arten
(bitte nach Art, Menge und Region aufschlüsseln)?

4. Welche Maßnahmen erachtet die Bundesregierung zum Schutz gefährdeter
Fischarten als sinnvoll?

5. Wie bewertet die Bundesregierung die Erfahrungen mit Bejagungen, Vergrä-
mungen und Teichüberspannungen in den einzelnen Bundesländern bzw. in
Europa?

6. Welche Gefährdung geht von Managementmaßnahmen wie Bejagung oder
Vergrämung für andere Vogelarten aus?

7. In welchen Bundesländern existieren Programme zur Verbesserung des Le-
bensraumes gefährdeter Fischarten, und wo sieht die Bundesregierung auch
auf Bundesebene Handlungsbedarf?

Drucksache 17/694 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
8. Welche Bundesländer evaluieren die Bestandsentwicklung sowie die
fischereiwirtschaftlichen Schäden durch Kormorane, und welche Maßnah-
men sind aufgrund der Untersuchungen ergriffen worden?

9. In welchen Bundesländern wird von Musterverordnungen des Bundes-
ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Gebrauch ge-
macht, und hat die Bundesregierung den Nutzen sowie die Auswirkungen
dieser Verordnungen evaluiert?

10. In welchen Bundesländern werden nach Kenntnis der Bundesregierung
Teichwirten und Binnenfischern Ausgleichszahlungen für die durch Kor-
morane entstandenen wirtschaftlichen Verluste gewährt?

Wie hoch wurden die Verluste eingeschätzt, und wie hoch waren die Zah-
lungen in den vergangenen Jahren (bitte nach Bundesländern und Jahren
aufschlüsseln)?

11. Welche Informationen hat die Bundesregierung über Schäden durch ange-
stiegene Kormoranpopulationen, die zur Aufgabe fischereiwirtschaftlicher
Betriebe geführt haben?

12. Wie beurteilt die Bundesregierung die Kormoranmanagementpläne der
Nachbarstaaten der Bundesrepublik Deutschland, und wird in diesem Be-
reich mit den Nachbarländern zusammengearbeitet?

13. Welchen Beitrag leistet die Bundesregierung für die Durchsetzung und
Realisierung eines europäischen Kormoranmanagementplans, und bis
wann hält sie ihn für durchsetzbar?

14. Wann rechnet die Bundesregierung mit der Verabschiedung eines euro-
päischen Kormoranmanagementplans?

15. Wird die Bundesregierung sich in dem Fall, dass ein gemeinsames euro-
päisches Kormoranmanagement in absehbarer Zeit nicht durchzusetzen
sein sollte, für ein bundesweites Management der Population insbesondere
im Hinblick auf Fischartenschutz und Fischereiinteressen einsetzen?

Wenn nein, warum nicht?

Berlin, den 8. Februar 2010

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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