Vom 29. Juni 2011
Deutscher Bundestag Drucksache 17/6344
17. Wahlperiode 29. 06. 2011
Antrag
der Abgeordneten Friedrich Ostendorff, Cornelia Behm, Harald Ebner,
Bärbel Höhn, Undine Kurth (Quedlinburg), Nicole Maisch, Markus Tressel,
Hans-Josef Fell, Bettina Herlitzius, Dr. Anton Hofreiter, Sylvia Kotting-Uhl,
Oliver Krischer, Ingrid Nestle, Dr. Hermann Ott, Dorothea Steiner, Daniela
Wagner, Dr. Valerie Wilms und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Zucht mit Schweinen mit Maligne-Hyperthermie-Syndrom verhindern
Der Bundestag wolle beschließen:
Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,
Maßnahmen zu ergreifen, um die Zucht mit Schweinen der Rasse Piétrain mit
dem Maligne-Hyperthermie-Syndrom (MHS) bundesweit zu unterbinden.
Berlin, den 28. Juni 2011
Renate Künast, Jürgen Trittin und Fraktion
Begründung
Beim MHS handelt es sich um einen Gendefekt, der bei auf Fleischmasse
gezüchteten Schweinen der Rasse Piétrain auftritt. Tiere mit MHS leiden an er-
höhter Stressanfälligkeit, was anerkanntermaßen mit erheblichem Leid und
Schmerz für die Tiere verbunden ist. In Stresssituationen wie Transporten oder
dem Treiben kann dies bis zum Tod führen.
Nach § 11b des Tierschutzgesetzes darf nicht mit Tieren gezüchtet werden,
„wenn damit gerechnet werden muss, dass bei der Nachzucht, den bio- oder gen-
technisch veränderten Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt
Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich
oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auf-
treten.“
Obwohl es keine Zweifel gibt, dass die Stresssanierung der Rasse Piétrain aus
Tierschutzgründen notwendig ist, wird trotz der bekannten Probleme weiter mit
reinerbig stressempfindlichen Tieren gezüchtet. Insbesondere in Süddeutsch-
land wird eine Vielzahl solcher Tiere für die Zucht eingesetzt. Nachvollziehen
lässt sich dies z. B. anhand der Zuchtwert-Datenbank Schwein (BaZI), die von
Drucksache 17/6344 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft bereitgestellt wird. In Län-
dern wie Spanien sind stressempfindliche fleischreiche Piétrain-Eber nach wie
vor gewünscht. Aus wirtschaftlichen Erwägungen wird daher die Zucht dieser
Tiere mit einem Gendefekt weiterhin auch in Deutschland durchgeführt.
Diesen Missstand gilt es so schnell wie möglich zu beenden.