BT-Drucksache 17/5842

Umsetzung des 5-Prozent-Ziels für Wälder mit natürlicher Entwicklungsdynamik (Naturwalderbe)

Vom 13. Mai 2011


Deutscher Bundestag Drucksache 17/5842
17. Wahlperiode 13. 05. 2011

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Cornelia Behm, Undine Kurth (Quedlinburg), Ulrike Höfken,
Bärbel Höhn, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, Markus Tressel und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Umsetzung des 5-Prozent-Ziels für Wälder mit natürlicher Entwicklungsdynamik
(Naturwalderbe)

Im Jahr 2007 hat die Bunderegierung mit ihrer nationalen Biodiversitätsstrategie
das Ziel beschlossen, bis 2020 einen Flächenanteil von 5 Prozent der Wälder mit
natürlicher Waldentwicklung zu erreichen.

Zwar hat die Bundesregierung mit der Sicherung von bundeseigenen Flächen
des Nationalen Naturerbes dafür gesorgt, dass erhebliche Waldflächen zusätz-
lich aus der Nutzung genommen wurden bzw. werden und damit bereits einen
relevanten Beitrag zur Schaffung eines Naturwalderbes auf 5 Prozent der deut-
schen Waldfläche geleistet. Allerdings hat sie seit diesem Beschluss keine öf-
fentlich bekannten Festlegungen darüber getroffen, mit welchen darüber hinaus-
gehenden Umsetzungsschritten sie das 5-Prozent-Ziel insgesamt erreichen will.
Erst drei Jahre nach Festlegung des Ziels hat sie als ersten Schritt ein For-
schungsvorhaben vergeben, das ermitteln soll, wie hoch der Anteil ungenutzter
Wälder heute bereits ist. Dieses soll bis zum Jahr 2013 Ergebnisse liefern. Dann
blieben gerade noch sieben Jahre für die Umsetzung.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welchen Weg will die Bundesregierung beschreiten, um in Deutschland ent-
sprechend der nationalen Biodiversitätsstrategie bis 2020 einen Flächenanteil
der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung von 5 Prozent zu erreichen?

2. Welche Länder haben nach Kenntnis der Bundesregierung bisher Konzepte
zur Umsetzung des 5-Prozent-Ziels entwickelt, und hält die Bundesregierung
diese jeweils für ausreichend?

3. Hat die Bundesregierung Gespräche mit den für den Naturschutz zuständigen
Bundesländern darüber geführt, welchen Beitrag die Länder bzw. die jewei-
ligen Landesforstbetriebe zur Erreichung des 5-Prozent-Ziels ungenutzter
Wälder bereit sind zu leisten, und wenn ja, mit welchem Ergebnis, und wenn
nein, warum nicht?

4. Welche Gründe waren dafür ausschlaggebend, dass die Bestandsaufnahme

über die bisher in Deutschland dauerhaft aus der Nutzung genommenen Wäl-
der nicht zeitnah, sondern erst drei Jahre nach Verabschiedung der nationalen
Biodiversitätsstrategie in Auftrag gegeben wurde?

5. Wie lautet der konkrete Auftrag für diese Bestandsaufnahme über die bisher
in Deutschland dauerhaft aus der Nutzung genommenen Wälder?

Drucksache 17/5842 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

6. a) Welche Teilziele hat die Bundesregierung in Bezug auf die Frage, wie
viele Waldflächen der verschiedenen Lebensraum- und Standorttypen
der Flächenpool der ungenutzten Wälder mindestens umfassen sollte, um
sicherzustellen, dass alle in Deutschland natürlich vorkommenden Wald-
gesellschaften in ausreichender Biotopgröße berücksichtigt werden?

b) Sofern die Bundesregierung solche Ziele noch nicht formuliert hat, wann
und wie wird sie diese Ziele bzw. die nötigen fachlichen Grundlagen
dazu entwickeln?

7. Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass es möglich und mit Blick
auf die Zielerreichung bis 2020 auch sinnvoll ist, diese fachlichen Grund-
lagen bzw. Ziele parallel zur laufenden Bestandsaufnahme des Bestands an
bereits heute ungenutzten Wäldern zu entwickeln, und wenn nein, warum
nicht?

8. a) Soll es sich bei den 5 Prozent ungenutzten Wäldern aus Sicht der Bun-
desregierung ausschließlich um verbindlich und auch in Zukunft dauer-
haft von forstwirtschaftlicher Nutzung freie Wälder handeln, und wenn
nein, warum nicht?

b) Wenn ja, wie will die Bundesregierung sicherstellen, dass es sich bei den
5 Prozent ungenutzten Wäldern um verbindlich und dauerhaft von forst-
wirtschaftlicher Nutzung freie Wälder handelt, und nicht um Wälder, die
kurzfristig wieder genutzt werden können?

9. a) Sofern es sich bei den 5 Prozent ungenutzten Wäldern aus Sicht der Bun-
desregierung nicht ausschließlich um verbindlich und auch in Zukunft
dauerhaft von forstwirtschaftlicher Nutzung freie Wälder handeln soll,
sollen dann auch Wälder als aus der Nutzung genommen anerkannt wer-
den, die zwar in den letzten Jahrzehnten nicht genutzt wurden, die aber
kurzfristig wieder genutzt werden können?

b) Wenn ja, wie lange soll der Nutzungsverzicht dann bereits angedauert ha-
ben, um trotzdem als ungenutzter Wald eingeordnet werden zu können?

10. a) Wie viele Hektar des Nationalen Naturerbes sind Wälder?

b) Bei welchem Anteil davon ist Nutzungsverzicht vorgesehen, und wel-
cher Anteil ist bereits jetzt dauerhaft von der Nutzung ausgenommen?

c) Bis wann soll der geplante Anteil nichtgenutzter Wälder realisiert sein?

11. a) Wie viel Hektar der Flächen des Grünen Bandes sind Wälder?

b) Bei welchem Anteil davon ist Nutzungsverzicht vorgesehen, und wel-
cher Anteil ist bereits jetzt dauerhaft von der Nutzung ausgenommen?

c) Bis wann soll der geplante Anteil nichtgenutzter Wälder im Grünen Band
realisiert sein?

12. Wie viel Hektar der Wälder des Nationalen Naturerbes und des Grünen Ban-
des, für die bisher die Stilllegung vorgesehen bzw. erfolgt ist, liegen inner-
halb von bereits bisher aus der Nutzung genommenen Kernzonen von
Nationalparks, von Biosphärenreservaten und von Naturwaldreservaten?

13. Plant die Bundesregierung ein Bundesprogramm für den Ankauf von Flä-
chen, die für die Schaffung eines Naturwalderbes auf 5 Prozent der deut-
schen Waldfläche benötigt werden, und wenn nein, warum nicht?

14. Wird die Bundesregierung über die Sicherung eines Naturwalderbes auf
5 Prozent der Waldfläche hinaus veranlassen, weitere (Buchen)wälder aus
der Nutzung zu nehmen, damit Deutschland seine besondere Verantwortung

für die Buchenwälder wahrnimmt?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/5842

15. Welches sind die großräumigen, unzerschnittenen Waldgebiete, die im
Sinne der nationalen Biodiversitätsstrategie erhalten werden sollen, und
welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen, um deren Erhalt zu
fördern?

16. Welcher Flächenanteil im Privatwald fällt bisher unter Programme des Ver-
tragsnaturschutzes?

17. Was unternimmt die Bundesregierung, damit Deutschland beim Thema Ver-
tragsnaturschutz im Wald vorankommt?

18. Wie soll das Ziel der nationalen Biodiversitätsstrategie, auf 10 Prozent der
Privatwaldfläche Vertragsnaturschutz zu fördern, erreicht werden?

19. Wie lautet die Strategie von Bund und Ländern zur vorbildlichen Berück-
sichtigung der Biodiversitätsbelange für alle Wälder im Besitz der öffent-
lichen Hand, die bis 2010 erstellt werden sollte, und wie ist der Stand der
Umsetzung, die bis 2020 abgeschlossen sein soll?

Berlin, den 13. Mai 2011

Renate Künast, Jürgen Trittin und Fraktion

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