BT-Drucksache 17/4735

Forschungsvorhaben zur CO2-Injektion in oberflächennahen Grundwasserleitern

Vom 10. Februar 2011


Deutscher Bundestag Drucksache 17/4735
17. Wahlperiode 10. 02. 2011

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Oliver Krischer, Undine Kurth (Quedlinburg), Ingrid Nestle,
Hans-Josef Fell, Kai Gehring, Bärbel Höhn, Sylvia Kotting-Uhl, Nicole Maisch,
Dr. Hermann Ott, Dorothea Steiner und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Forschungsvorhaben zur CO2-Injektion in oberflächennahen Grundwasserleitern

Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
finanzierten Forschungsvorhabens haben die Christian-Albrechts-Universität zu
Kiel, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ und die
GICON – Großmann Ingenieur Consult GmbH Untersuchungen zum Verhalten
von Kohlendioxid (CO2) im Grundwasser begonnen. Ziel der Untersuchung
„Kohlendioxid-Injektion in einen oberflächennahen Grundwasserleiter zur
Untersuchung der geochemischen Veränderungen und zur Erprobung von
Monitoringmethoden“ ist es, konkrete Antworten zum Verhalten von CO2 in
grundwasserführenden Bodenschichten zu erhalten.

Der Feldversuch soll ab März 2011 in Wittstock-Alt Daber (Brandenburg) be-
ginnen. Dabei sollen in eine nach oben und unten durch geologische Gegeben-
heiten abgedichtete Grundwasserschicht genau dosierte Mengen CO2 abgege-
ben werden, um das Verhalten des Grundwassers bei der Lösung des CO2 und
dem anschließenden Herauslösen des CO2 sowie die Wege des nach oben ent-
weichenden Gases genau zu untersuchen.

Auf einem Versuchsfeld von zirka 50 mal 100 Meter soll voraussichtlich ab
März 2011 ein auf wenige Wochen begrenzter Markierungsversuch durchge-
führt werden. Dazu werden in bis zu 21 Meter Tiefe insgesamt 432 000 Liter
Kohlendioxid innerhalb von zehn Tagen kontrolliert in einen fließenden Grund-
wasserleiter gepresst.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. a) Wie hoch sind die Kosten des Forschungsprojektes „Kohlendioxid-Injek-
tion in einen oberflächennahen Grundwasserleiter zur Untersuchung der
geochemischen Veränderungen und zur Erprobung von Monitoringmetho-
den“, und welchen Anteil davon trägt das BMBF?

b) Gibt es weitere Geldgeber, und wenn ja, welche, und in welcher Höhe be-
teiligen sich diese?
2. Liegen der Bundesregierung Informationen vor, ob einzelne Mitarbeiter des
Forschungsprojekts über Drittmittel von Unternehmen o. Ä. finanziert wer-
den, oder beziehen sie ausschließlich die Gelder vom BMBF für die Mitarbeit
an diesem Projekt?

Drucksache 17/4735 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
3. Kann die Bundesregierung ausschließen, dass Unternehmen wie Vattenfall,
RWE, E.ON oder EnBW, die die Verpressung von CO2 im Boden erforschen,
an diesem Projekt oder begleitenden Projekten beteiligt sind, wie die „Bür-
gerinitiative Kein CO2-Endlager Altmark“ in ihrer Pressemitteilung „Der ge-
plante CO2 Unfall von Wittstock“ vom 14. Januar 2011 behauptet?

4. Auf welcher gesetzlichen Grundlage erfolgt die Verpressung von CO2 im
oben beschriebenen Forschungsprojekt?

5. Mit welchen konkreten Forschungsergebnissen rechnet die Bundesregierung,
und wann werden diese der Öffentlichkeit zugänglich sein?

6. Kann die Bundesregierung ausschließen, dass durch das von ihr finanzierte
Forschungsprojekt und der damit im Zusammenhang stehenden Verpressung
von CO2 in den Grundwasserleitern die Trinkwasserleiter der Stadt Wittstock
beeinträchtigt werden?

7. Wie stellt die Bundesregierung sicher, dass mögliche Langzeitfolgen, wie
etwa für das Grundwasser durch die Verpressung des CO2, ausgeschlossen
werden?

8. a) Besteht nach Kenntnis der Bundesregierung ein Zusammenhang zwischen
dem Forschungsprojekt in Wittstock und der geplanten CO2-Verpressung
in der Altmark?

b) Besteht nach Kenntnis der Bundesregierung ein Zusammenhang zwischen
dem Forschungsprojekt Wittstock und dem Projekt „Verbundvorhaben
EGR Altmark“, wo mithilfe von CO2 Restmengen Erdgas aus Bohrlöchern
gefördert werden soll, wie in der „Märkische Allgemeine“ am 15. Januar
2011 berichtet, vor dem Hintergrund ähnlicher geologischer Formationen
an beiden Standorten?

c) Steht das Projekt in Wittstock nach Auffassung der Bundesregierung in
einem Zusammenhang mit der weiteren Erforschung des Verhaltens von
CO2 im Boden für eine großtechnische Anwendung?

9. In welchem Zeitraum (Tage/Monate/Jahre) plant die Bundesregierung ein
nationales CCS-Gesetz (CCS: Carbon Dioxide Capture and Storage) zu ver-
abschieden?

Berlin, den 10. Februar 2011

Renate Künast, Jürgen Trittin und Fraktion

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