BT-Drucksache 17/3760

Rahmenbedingungen für den Aufbau eines Overlay-Stromnetzes

Vom 11. November 2010


Deutscher Bundestag Drucksache 17/3760
17. Wahlperiode 11. 11. 2010

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ingrid Nestle, Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, Sylvia Kotting-Uhl,
Oliver Krischer, Undine Kurth (Quedlinburg), Nicole Maisch, Dr. Hermann Ott,
Dorothea Steiner und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Rahmenbedingungen für den Aufbau eines Overlay-Stromnetzes

Die Bundesregierung spricht in ihrem Energiekonzept davon, dass die Planung
eines deutschen Overlay-Stromnetzes (Stromautobahnen) erforderlich ist.
Zusätzlich zum bestehenden Netz soll es darum gehen, mit innovativen Techno-
logien Strom über weite Strecken verlustarm zu transportieren. Die Stromerzeu-
gung aus erneuerbaren Energien kann so über verschiedene Wetterzonen und
geographische Gegebenheiten hinweg ausgetauscht werden. Die Auswirkungen
der Fluktuationen der Einspeisungen aus erneuerbaren Energien werden redu-
ziert, notwendige Speicherkapazitäten gemindert und vorhandene Speicher-
kapazitäten besser ausgenutzt. Zusätzlich profitiert auch der europäische Strom-
binnenmarkt von einer Verbindung der Märkte.

Die Bundesregierung will zwar die politischen Rahmenbedingungen für einen
zügigen Ausbau der Netzinfrastruktur schaffen, der Aufbau eines Overlay-
Netzes wird aber zunächst nur geprüft. Dennoch sind heute bereits von verschie-
denen Akteuren erste konkrete Teile dieses Stromautobahnen-Netzes als See-
kabel realisiert oder in Planung.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. An wen richten sich die Prüfaufträge, die in Bezug auf die Overlay-Leitungen
im Energiekonzept auf Seite 19 (Abschnitt D Nummer 1 Buchstabe a) gestellt
werden?

In welchem Zeitfenster ist mit Ergebnissen zu rechnen?

2. Gegenüber welchen Bedingungen soll für den Aufbau einer Overlay-Trasse
eine verbesserte Rendite hergestellt werden?

Wie wird diese verbesserte Rendite vorgegeben, und wer ist dafür verant-
wortlich?

3. Woher rührt die Einschätzung, dass für Investitionen in Overlay-Netze
andere Renditen gerechtfertigt sind als für den Ausbau der Netzebenen?
4. Wie werden die beiden laut dem Energiekonzept der Bundesregierung ge-
planten Pilottrassen zur Erprobung neuer Technologien für Overlay-Leitun-
gen festgelegt?

5. Liegen bereits internationale Erfahrungen in Bezug auf die neuen Techno-
logien vor?

Wenn ja, wie werden diese für die deutsche Situation genutzt?

Drucksache 17/3760 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

6. In welchen technischen und/oder ökonomischen Bereichen bestehen Ent-
wicklungspotentiale und Entwicklungsnotwendigkeiten, um die Technolo-
gien marktfähig und sicher einzusetzen?

7. Welchem Vordringlichen Bedarf, auch gegenüber anderen Leitungsbaupro-
jekten, folgen die Pilotprojekte?

Wer stellt diesen Bedarf fest?

8. Wie wird ein ökonomisch effizienter Ausbau eines Overlay-Netzes sicher-
gestellt, und in wie vielen zeitlichen Entwicklungsstufen werden dieser
Ausbau und die Planung dafür ablaufen?

9. Welchen Anteil wird der perspektivische Ausbau des Overlay-Netzes an der
vollständigen Integration erneuerbarer Energien haben?

10. Wie wird die ökonomische Effizienz des Gesamtsystems unter Abwägung
aller Alternativen (Speicher, Demand Side Management, Flexibilisierung
des Kraftwerkparks) sichergestellt?

11. An wen richtet sich die Ausschreibung der beiden Pilottrassen?

12. Sollen diese später als Teil eines europäischen Overlay-Netzes dienen, und
falls ja, wie soll ihre Integration sichergestellt werden?

13. Strebt die Bundesregierung die Umsetzung der beiden Pilottrassen mittels
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung oder 16,7 Hz Wechselstrom an?

14. Welche Schritte werden unternommen, um auch transnationale Overlay-
Netzprojekte mit Partnerländern voranzutreiben?

15. Wie wird sichergestellt, dass der Ausbau eines nationalen Overlay-Netzes
auch in ein internationales Overlay-Netz eingebunden werden kann und
wird?

16. Wann ist die Unterzeichnung des Memorandums of Understanding der
North Seas Countries’ Offshore Grid Initiative geplant?

17. Welche nächsten Schritte sind nach der Unterzeichnung des Memorandums
of Understanding geplant?

In welchem Zeitfenster werden sich diese abspielen?

18. Welche Bedeutung misst die Bundesregierung dem Zusammenschluss der
Nordsee-Anrainerstaaten für den Ausbau von Overlay-Netzen bei, und
welche Ziele sollen damit in welchem Zeithorizont erreicht werden?

19. Wann beginnt die Planung für ein erstes gemeinsames Leitungsprojekt der
Nordsee-Anrainerstaaten und wann der Bau?

20. Welches Kabel wird das sein?

21. Welche konkreten Schritte wird die Bundesregierung in Deutschland ergrei-
fen, um den Bau von (See-)Kabeln und anderen Overlay-Transportleitun-
gen zu unterstützen?

22. Wie ist die langfristige Priorisierung zwischen einem Ausbau der bestehen-
den Grenzkuppelstellen und dem Bau internationaler Overlay-Transport-
leitungen?

23. Gibt es über die North Seas Countries’ Offshore Grid Initiative hinaus Ini-
tiativen, um mit Nachbarländern das Vorgehen zum Aufbau eines Overlay-
Netzes abzustimmen?

Wenn ja, welche?

24. Wie sollen die Vorschläge des Desertec-Konsortiums in deutsche Initiativen

zum Overlay-Netz Eingang finden?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/3760

25. Wer soll diese (See-)Kabel und anderen Overlay-Transportleitungen planen
(auf deutscher und auf europäischer Ebene)?

26. Wer soll diese (See-)Kabel und anderen Overlay-Transportleitungen bauen
(auf deutscher und auf europäischer Ebene)?

27. Wer soll diese (See-)Kabel und anderen Overlay-Transportleitungen betrei-
ben (auf deutscher und auf europäischer Ebene)?

28. Wird langfristig ein europäischer Netzbetreiber für die Overlay-Netze ange-
strebt?

29. Wie wird eine transparente Planung für das Overlay-Netz sichergestellt?

30. Wie wird erreicht, dass die Übertragungsnetzbetreiber alle notwendigen
Netzdaten zu Verfügung stellen, damit eine fundierte, unabhängige Berech-
nung erfolgen kann, welche Trasse am dringendsten benötigt wird?

31. Wurde bei der dena-Netzstudie II ein Overlay-Netz behandelt?

Wenn ja, mit welchen Technologieoptionen, und werden die Ergebnisse
veröffentlicht?

Falls nein, warum nicht?

32. In welchem Verfahren sollen die Kapazitäten dieser Netze veräußert wer-
den?

33. Wie steht die Bundesregierung zum Engagement von Dritten beim Bau von
Seekabeln, die nicht als Netzbetreiber an den beiden Netzanschlusspunkten
des Seekabels agieren?

34. Wie sehen die momentanen Bestimmungen aus, nach denen diese Akteure
beim Bau und dann beim Betrieb von (See-)Kabeln und anderen Overlay-
Transportleitungen aktiv werden können?

35. Wie will die Bundesregierung deren rechtlichen Status zukünftig ausgestal-
ten, und wie soll ihr Netzzugang geregelt werden?

36. Wie sollen konkret (See-)Kabel und andere Overlay-Transportleitungen in
das deutsche Stromnetz integriert werden?

37. Wie sollen (See-)Kabel und andere Overlay-Transportleitungen allgemein
in das Stromnetz und die Regulierung eingebunden werden?

38. Hat die Bundesregierung Pläne, die momentane gesetzliche Grundlage für
den Netzanschluss zu ändern?

Wenn ja, wie?

39. Ist eine Änderung der Kraftwerksnetzanschlussverordnung geplant, um so
die Integration der Seekabel zu ermöglichen?

40. Nach welchen Regeln erfolgt momentan die Abregelung bzw. der Redis-
patch der bestehenden Seekabel?

41. Wie häufig wird durch die Anschlussnetzbetreiber auf deutscher Seite der
angemeldete Fahrplan für die Seekabel untertägig geändert?

42. Wie hoch schätzt die Bundesregierung die hierdurch jährlich für die See-
kabelbetreiber entstehenden Kosten ein?

43. Wie hoch sind die Redispatchkosten im gesamten deutschen Stromnetz, die
bei den Netzbetreibern heute schon durch Netzengpässe entstehen?

44. Wie haben sich die Redispatchkosten in den vergangenen 10 Jahren ver-
ändert?
45. Wie plant die Bundesregierung, diesen Kosten zu begegnen?

Drucksache 17/3760 – 4 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
46. Welche Rückschlüsse zieht die Bunderegierung aus der Entwicklung der
Redispatchkosten?

47. Wie steht die Bundesregierung zu einer Aufteilung Deutschlands in meh-
rere Strompreiszonen, wie sie aktuell in Schweden vorgenommen wird, und
wie werden die Auswirkungen auf die Investitionssicherheit von möglichen
Overlay-Netzinvestoren eingeschätzt?

Berlin, den 11. November 2010

Renate Künast, Jürgen Trittin und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.