BT-Drucksache 17/3599

Aktionsprogramm Ambrosia

Vom 1. November 2010


Deutscher Bundestag Drucksache 17/3599
17. Wahlperiode 01. 11. 2010

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Cornelia Behm, Hans-Josef Fell,
Ulrike Höfken, Bärbel Höhn, Sylvia Kotting-Uhl, Oliver Krischer, Nicole Maisch,
Friedrich Ostendorff, Dr. Hermann Ott, Dorothea Steiner, Markus Tressel und
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Aktionsprogramm Ambrosia

Das aus Nordamerika stammende Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia
artemisiifolia) ist in Deutschland seit 1863 als wildwachsend nachgewiesen.
Mittlerweile bedeutsam sind die Risiken der hoch allergenen Pflanze für die
Gesundheit des Menschen. Als sich schnell ausbreitende Pionierpflanze auf
Ruderalstellen und Ackerflächen werden Schäden in der Landwirtschaft be-
fürchtet. Hinweise auf die Gefährdung seltener Biotoptypen sind in Diskussion.

Um diesen Gefahren zu begegnen wurde 2007 das deutsche Aktionsprogramm
Ambrosia initiiert. Auch in den Ländern gibt es entsprechende Aktions-
programme (z. B. das Berliner Aktionsprogramm gegen Ambrosia 2010).
2008 veröffentlichte das Bundesamt für Naturschutz die Studie „Verbreitung
der Beifußblättrigen Ambrosie in Deutschland – Problematik und Handlungs-
optionen aus Naturschutzsicht“.

Wir fragen die Bundesregierung:

Vorkommen und Ausbreitung

1. a) Wie stellt sich nach Kenntnis der Bundesregierung die Ausbreitung der
Beifußblättrigen Ambrosie in Deutschland für die letzten 150 Jahre dar,
und sind die Bestände in den letzten Jahren größer geworden, insbeson-
dere seit der Datenerhebung des Bundesamtes für Naturschutz für die
Studie 2008?

b) Wie verbreitet ist die Ambrosie derzeit in Deutschland, und welche
Lebensräume sind insbesondere betroffen?

c) Welche Erkenntnisse gibt es über die Verbreitung von anderen, allergenen
Pflanzenarten, die mit Ambrosia nahe verwandt sind?

2. a) Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über den Pollenflug
von Ambrosia in Deutschland vor (räumliche und zeitliche Verteilung)?
b) Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über Umfang und Herkunft
der Pollen aus Nachbarländern?

c) Welche Einschleppungs- und Ausbreitungswege sind der Bundesregie-
rung bekannt?

Drucksache 17/3599 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

Gefahren für Gesundheit, Landwirtschaft und Natur

3. Wird die Öffentlichkeit nach Auffassung der Bundesregierung hinreichend
über die mit Ambrosia verbundenen Risiken informiert, und wenn ja,
worauf gründet sie ihre Auffassung?

4. a) Welche Studien liegen der Bundesregierung hinsichtlich Ambrosia aus
gesundheitlicher Sicht vor?

b) Welche gesundheitlichen Risiken gehen von Ambrosia aus, und liegen
der Bundesregierung Daten über die Häufigkeit und Schwere von
Erkrankungen infolge des Kontaktes mit Ambrosia vor?

c) Sind bestimmte regionale Häufigkeiten an Erkrankung durch Ambrosia
bekannt?

d) Gibt es Erkenntnisse über die Gefährdung der Bevölkerung durch
Kreuzreaktionen mit anderen Umweltallergenen (z. B. Beifuß, Goldrute
u. a.)?

5. a) Welche Studien liegen der Bundesregierung zur Bekämpfung der
Ambrosie in der Landwirtschaft vor?

b) Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über Schäden von
Ambrosia in der Landwirtschaft vor?

c) Lässt sich diese Schädigung für die Bundesrepublik Deutschland wirt-
schaftlich und finanziell darstellen?

6. a) Welche schützenwerten Biotope sind in Deutschland durch Ambrosia
direkt bzw. indirekt gefährdet?

b) In welchem Umfang sind Schädigungen der Fauna und Flora bereits
feststellbar?

7. Hält die Bundesregierung weitere wissenschaftliche Untersuchungen zu
den gesundheitlichen, landwirtschaftlichen und Naturschutzproblemen von
Ambrosia für erforderlich, und wenn ja, welche wird sie initiieren, unter-
stützen oder fördern?

Bekämpfung

8. Welche Erfahrungen konnten mit dem Aktionsprogramm Ambrosia ge-
sammelt werden, und hält die Bundesregierung dieses Programm für aus-
reichend?

9. Welche Maßnahmen sind nach Auffassung der Bundesregierung geeignet,
um das Einschleppen bzw. die Einfuhr von Ambrosia und die Ausbreitung
von Ambrosia innerhalb Deutschlands effektiv einzudämmen?

10. a) Welche Maßnahmen sind zulässig, um Ambrosia in der Landwirtschaft
zu bekämpfen, und welche dieser Maßnahmen unterstützt bzw. fördert
die Bundesregierung direkt bzw. indirekt?

b) Welche Herbizide dürfen in Deutschland zur Bekämpfung von Ambro-
sia eingesetzt werden, und liegen der Bundesregierung Daten vor, in
welchem Umfang diese tatsächlich eingesetzt werden?

c) Welche Erfahrungen über Vor- und Nachteile dieses Einsatzes liegen
hierzu aus Deutschland und anderen Staaten vor, und wie bewertet die
Bundesregierung diese?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/3599

11. a) Wie werden Produzenten und Händler von Vogel- und anderem samen-
haltigen Tierfutter in die Umsetzung des Aktionsprogramms einbe-
zogen?

b) Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung der Anteil von
ambrosiafreiem Vogelfutter am Vogelfutterumsatz in Deutschland?

c) Erwägt die Bundesregierung, sich für ein europaweites Verbot des
Handels mit ambrosiahaltigem Vogelfutter einzusetzen, und wenn nein,
warum nicht?

12. Wie werden Naturschutzorganisationen und der ehrenamtliche Natur- und
Artenschutz in die Bekämpfung von Ambrosia einbezogen?

13. Wie und durch wen erfolgt in Deutschland das Monitoring von Ambrosia,
und wer koordiniert dieses?

14. a) Welche Länder haben nach Kenntnis der Bundesregierung eigene
Aktionspläne und -programm zur Bekämpfung der Ambrosia aufgelegt?

b) Welche Unterstützung hat die Bundesregierung bei der Erarbeitung
dieser Länderprogramme gewährt?

15. a) Welche Maßnahmen ergreift bzw. unterstützt die Europäische Union im
Hinblick auf die Bekämpfung von Ambrosia?

b) Hält die Bundesregierung dieses Engagement für ausreichend, und
wenn nein, für welche weitere Initiativen setzt sie sich gegenüber der
EU ein?

16. Welche Anstrengungen werden von der Bundesregierung auf welcher inter-
nationalen Ebene unternommen, um zu einer abgestimmten Strategie zur
Bekämpfung von Ambrosia zu kommen?

Berlin, den 29. Oktober 2010

Renate Künast, Jürgen Trittin und Fraktion

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