BT-Drucksache 17/3596

Maßnahmen zur Reduzierung und Prävention von Übergewicht und Fehlernährung

Vom 1. November 2010


Deutscher Bundestag Drucksache 17/3596
17. Wahlperiode 01. 11. 2010

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulrike Höfken, Maria Klein-Schmeink, Cornelia Behm, Bärbel
Höhn, Undine Kurth (Quedlinburg), Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, Markus
Tressel und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Maßnahmen zur Reduzierung und Prävention von Übergewicht und
Fehlernährung

Seit 2004 hat sich die Bundesregierung die Bekämpfung des Übergewichts zum
Ziel gesetzt. Damals waren laut statistischem Mikrozensus 49 Prozent der er-
wachsenen Bevölkerung übergewichtig und 13 Prozent adipös. 2007 haben sich
im Rahmen der Konferenz „Gesundheitliche Prävention. Ernährung und Be-
wegung für mehr Lebensqualität“ in Badenweiler Vertreter aller 27 EU-Mit-
gliedstaaten, der EU-Kommission und der Weltgesundheitsorganisation die Ziele
verankert, „bis 2020 die Zunahme von Übergewicht bei Kindern zu stoppen …
und die Zahl übergewichtiger Menschen in Europa zu verringern.“ Bis 2010
sollten 10 Prozent mehr Menschen die Empfehlung erreichen, eine halbe Stunde
am Tag körperlich aktiv zu sein, 20 Prozent mehr Menschen sollten bis 2010 täg-
lich 5 Portionen Obst und Gemüse essen, 30 Prozent mehr Einrichtungen der
Gemeinschaftsverpflegung sollten bis 2010 „gesunde“ Mahlzeiten anbieten. Bei
den Maßnahmen wurden unter Punkt 3 „strukturelle Veränderungen, z. B. För-
derung einer gesundheitsfördernden Verpflegung und Bewegungsmöglichkeiten
in Kindertageseinrichtungen, Schulen und im Arbeitsalltag, bei den Lerninhal-
ten in Bildungsstätten, bei der Berücksichtigung von Bewegungsaspekten sowie
bei der Städteplanung und bei Bauvorhaben“ genannt (Badenweiler Erklärung
vom 2. Mai 2007, Quelle: Bundesministerium für Gesundheit/Bundesministe-
rium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Pressemitteilung
vom 27. Februar 2007).

Nachdem im Jahr 2008 die Nationale Verzehrsstudie II, eine flächendeckende
Untersuchung an 18 000 Personen, die Zahlen von 2004 weitgehend bestätigte,
rief die Bundesregierung den Nationalen Aktionsplan „INFORM – Deutschlands
Initiative für gesunde Ernährung und Bewegung“ ins Leben. Jährlich sollten
mindestens 10 Mio. Euro investiert werden. Der Mikrozensus 2009 zeigt eine
Verschlechterung der Zahlen an: 51 Prozent der erwachsenen Bevölkerung
(60 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen) sind in Deutschland über-
gewichtig.
Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie hoch ist der Anteil der übergewichtigen und adipösen Erwachsenen in
Deutschland aktuell (getrennt nach Männern und Frauen)?

2. Wie hoch ist der Anteil der übergewichtigen und adipösen Kindern und
Jugendlichen in Deutschland aktuell (getrennt nach Jungen und Mädchen)?

Drucksache 17/3596 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

3. Wie sehen die Daten zu Übergewicht und Adipositas im internationalen
Vergleich aus?

4. Wie haben sich die Zahlen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im
Bereich Übergewicht bzw. Adipositas seit 1999 entwickelt (getrennt für
Männer und Frauen)?

5. Wie viele Erwachsene sind nach Kenntnis der Bundesregierung in Deutsch-
land an ernährungsbedingten Krankheiten erkrankt, und an welchen?

6. Wie viele Kinder und Jugendliche sind nach Kenntnis der Bundesregierung
in Deutschland an ernährungsbedingten Krankheiten erkrankt, und an
welchen?

Mit welchen Folgen für die Entwicklung, körperliche und geistige Gesund-
heit im Erwachsenenalter, Leistungsfähigkeit und Lebenserwartung?

7. Wie stellt sich die Entwicklung ernährungsbedingter Krankheiten in
Deutschland seit dem Jahr 2000 dar (getrennt Erwachsene/Kinder)?

Gibt es über die letzten 10 Jahre einen Trend zur Zunahme ernährungs-
bedingter Krankheiten?

8. Welche Kosten entstehen im Gesundheitssystem in Deutschland für die
Behandlung ernährungsbedingter Krankheiten?

Wie ist die Kostenentwicklung seit dem Jahr 2000?

9. Wie stellen sich die Kosten und die Kostenentwicklung seit 2000 zur
Behandlung von Diabetes dar?

Welchen Zusammenhang sieht die Bundesregierung zwischen Fehl-
ernährung und sozialem Status?

Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um armutsbedingter
Fehlernährung vorzubeugen?

10. Wie setzt die Bundesregierung das international vereinbarte Recht auf
Nahrung konkret um in Bezug auf Qualität, Gesundheit und Bildung?

11. Welche Maßnahmen zur Ernährungsbildung hat die Bundesregierung bis-
lang getroffen?

Welche Vereinbarungen dazu gibt es im Rahmen der Kultusminister-
konferenz zur Verankerung der Ernährungsbildung an Schulen?

12. Plant die Bundesregierung, Ernährungsbildung in den Ausbildungsgängen
von Medizinern, Pädagogen und Erzieherinnen zu verankern?

Wenn ja, wie, und in welchem Umfang?

Wenn nein, warum nicht?

13. Welche gesetzgeberischen Maßnahmen zur Übergewichtsbekämpfung hat
die Bundesregierung ergriffen?

14. Wie beabsichtigt die Bundesregierung die Ziele, bis 2020 den Trend zum
Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen zu stoppen und bei Erwachse-
nen die Zahl der Übergewichtigen zu reduzieren, zu erreichen?

15. Wurde das in der Badenweiler Erklärung erklärte Ziel, dass gegenüber
2007 10 Prozent mehr Menschen je eine halbe Stunde am Tag körperlich
aktiv sein sollen, erreicht (Vergleichszahlen 2007 gegenüber 2010)?

Wenn nein, warum nicht, und welche Maßnahmen plant die Bundesregie-

rung, um dieses Ziel noch zu erreichen?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/3596

16. Wurde das Ziel erreicht, dass 20 Prozent mehr Menschen 5-mal täglich
Obst und Gemüse essen sollen, erreicht (Vergleichszahlen 2007 gegenüber
2010)?

Wenn nein, warum nicht, und welche Maßnahmen plant die Bundesregie-
rung, um dieses Ziel noch zu erreichen?

17. Wie bewertet die Bundesregierung in diesem Zusammenhang die Ergeb-
nisse des Reports der Deutschen Krankenversicherung AG (DKV) „Wie
gesund lebt Deutschland“ vom August 2010, nach denen nicht einmal die
Hälfte der 18- bis 29-Jährigen überhaupt täglich Obst oder Gemüse ver-
zehren?

18. Welchen Stellenwert misst die Bundesregierung in diesem Zusammenhang
dem EU-Schulobstprogramm bei?

Aus welchem Grund hat sich die Bundesregierung in Arbeitstreffen für die
Kürzung der Mittel für das EU-Schulobstprogramm ausgesprochen?

19. Wurde das Ziel, in 30 Prozent mehr Einrichtungen der Gemeinschafts-
verpflegung „gesunde“ Mahlzeiten anzubieten, erreicht (Vergleichszahlen
2007 gegenüber 2010)?

Nach welchen Kriterien wurde und wird in diesem Zusammenhang
„gesund“ definiert?

Wenn nein, warum nicht, und welche Maßnahmen plant die Bundesregie-
rung, um dieses Ziel noch zu erreichen?

20. Welche der in der Badenweiler Erklärung unter Punkt 3 genannten struktu-
rellen Veränderungen hat die Bundesregierung wie umgesetzt

a) Förderung einer gesundheitsfördernden Verpflegung und von Bewegungs-
möglichkeiten in Kindertageseinrichtungen,

b) Förderung einer gesundheitsfördernden Verpflegung und von Bewegungs-
möglichkeiten in Schulen,

c) Förderung einer gesundheitsfördernden Verpflegung und von Bewegungs-
möglichkeiten im Arbeitsalltag,

d) Änderung bei den Lerninhalten in Bildungsstätten,

e) Berücksichtigung von Bewegungsaspekten bei der Städteplanung und
bei Bauvorhaben?

21. Welche Maßnahmen sind für das Jahr 2011, 2012 und 2013 insgesamt zur
Übergewichtsreduktion und -prävention geplant?

22. Welche Projekte wurden mit dem Nationalen Aktionsplan Ernährung mit
welchem Ergebnis gefördert (tabellarische Übersicht mit Projekttitel, Ziel-
setzung, Fördervolumen, Träger und Ergebnis)?

23. Welche Ergebnisse gibt es aus den Projekten der Plattform Ernährung und
Bewegung e. V. (peb)?

Wie gedenkt die Bundesregierung die weitere Zusammenarbeit mit peb
auszugestalten?

24. Welche Projekte werden auch in den Jahren 2011, 2012 und 2013 gefördert
werden?

25. Welche Träger haben die besten Erfolge vorzuweisen?

26. Welche Projektansätze sind am besten geeignet, den Trend zum Über-
gewicht zu stoppen?

Berlin, den 29. Oktober 2010
Renate Künast, Jürgen Trittin und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.