BT-Drucksache 17/3246

Maßnahmen zur Gewinnung von mehr männlichen Fachkräften in Kindertagesstätten

Vom 6. Oktober 2010


Deutscher Bundestag Drucksache 17/3246
17. Wahlperiode 06. 10. 2010

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Caren Marks, Petra Crone, Christel Humme, Petra Ernstberger,
Iris Gleicke, Johannes Kahrs, Ute Kumpf, Franz Müntefering, Aydan Özog˘uz,
Thomas Oppermann, Sönke Rix, Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Rolf
Schwanitz, Stefan Schwartze, Dagmar Ziegler, Dr. Frank-Walter Steinmeier und
der Fraktion der SPD

Maßnahmen zur Gewinnung von mehr männlichen Fachkräften in
Kindertagesstätten

Laut der aktuellen Studie „Männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten“ wollen
zwei Drittel der Eltern und rund drei Viertel der Erzieherinnen und Erzieher so-
wie Kita-Leiterinnen und Kita-Leiter, dass es mehr männliche Erzieher in Krip-
pen und Kindergärten gibt. In diesem Berufsfeld sind allerdings nur etwa 3 Pro-
zent Männer beschäftigt; 7 980 Erzieher stehen 330 317 Erzieherinnen gegen-
über. Das Ziel der Europäischen Union, einen Anteil an männlichen Erziehern in
Kitas in Höhe von 20 Prozent zu erfüllen, ist damit in Deutschland weit verfehlt.

Die Fraktion der SPD fordert in ihrem Antrag „Frühkindliche Bildung und
Betreuung verbessern – Für Chancengleichheit und Inklusion von Anfang an“
(Bundestagsdrucksache 17/1973) eine Fachkräfteoffensive für den Bereich der
frühkindlichen Bildung und Betreuung. Eine solche Offensive ist dringend not-
wendig, nicht zuletzt, weil von einem Bedarf an Vollzeitfachkräften von min-
destens 40 000 in Kindertageseinrichtungen bis 2013 ausgegangen wird (Anga-
ben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend).

Mehr Männer für den Erzieherberuf zu gewinnen, sollte dabei ein Baustein
sein. Es sollten gleichzeitig aber auch Anstrengungen unternommen werden,
dieses Berufsfeld für Frauen und Männer attraktiver auszugestalten, indem bei-
spielsweise die Aus-, Fort- und Weiterbildung, die Aufstiegsmöglichkeiten, die
Arbeitsbedingungen und die Bezahlung verbessert werden. Notwendig ist auch
die zügige Vermittlung von bereits ausgebildeten arbeitslosen und arbeit-
suchenden Erzieherinnen und Erziehern in offene Stellen.

Die Bundesregierung hat in diesem Jahr das Programm „Männer in Kitas“
initiiert, welches aus dem am 1. Januar 2011 startenden ESF-Modellprogramm
(ESF: Europäischer Sozialfonds für Deutschland) „MEHR Männer in Kitas“
und einem Umschulungsprogramm in Kooperation mit der Bundesagentur für
Arbeit, in dem arbeitslose Männer zu Erziehern ausgebildet werden sollen, be-
steht. Hierzu bleiben noch zahlreiche Fragen offen.
Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche Schulabschlüsse, beruflichen Qualifikationen, Berufserfahrungen
und Eignungen werden von Männern als Voraussetzung für die Teilnahme
an der geplanten Umschulungsmaßnahme der Bundesagentur für Arbeit zum
Erzieher erwartet?

Drucksache 17/3246 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

2. Inwieweit werden von den teilnehmenden Männern pädagogische Vor-
kenntnisse erwartet?

3. Welche Berufsgruppen sollen bei der Umschulungsmaßnahme bevorzugt
berücksichtigt werden?

4. Wie soll diese Maßnahme ausgestaltet werden, und wie lange soll sie
dauern?

5. Welche Unterschiede bestehen zwischen der Maßnahme und der regulären
Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern hinsichtlich der Vorausset-
zungen, der Inhalte und der Dauer, und wie werden diese Unterschiede be-
gründet?

6. Wie stellt die Bundesregierung bei der Umschulungsmaßnahme sicher,
dass die vorhandenen Ausbildungsstandards der Bundesländer in der Aus-
bildung zum Erzieher/zur Erzieherin eingehalten werden?

7. Wie wird sichergestellt, dass die Umschulungsmaßnahmen mit dem Ab-
schluss „staatlich anerkannter Erzieher/anerkannte Erzieherin“ enden, um
eine schlechtere tarifliche Eingruppierung zu verhindern?

8. Inwieweit sollen sozialpädagogische Fachschulen und Hochschulen an der
Umsetzung der Maßnahme beteiligt werden?

9. Ist es geplant, bei dieser Umschulungsmaßnahme arbeitslose Männer
gegenüber arbeitslosen Frauen zu bevorzugen, die ebenfalls zu Erzieherin-
nen umgeschult werden wollen?

Wenn ja, wie begründet dies die Bundesregierung?

10. Will die Bundesregierung den Ansatz aufgreifen, der im brandenburgischen
Spree-Neiße-Kreis mit der berufspraktischen Qualifizierung arbeitsloser
Männer zu Erziehern in Kindertagesstätten des Landes Brandenburg er-
probt wurde?

Wenn ja, inwiefern?

Wenn nein, warum nicht?

11. Welche konkreten Maßnahmen plant die Bundesregierung über das ge-
plante ESF-Modellprogramm „MEHR Männer in Kitas“, die geplante
Öffentlichkeitskampage und die geplante Umschulungsmaßnahme hinaus,
um mehr Männer für eine Ausbildung als Erzieher zu gewinnen?

12. Wie erfolgt die Auswahl der am Programm beteiligten Träger, und inwie-
weit werden hierbei die unterschiedlichen Betreuungsquoten der Bundes-
länder und damit Einstellungsbedarfe berücksichtigt?

13. Welche Maßnahmen führt die Bundesregierung bereits durch, um ausgebil-
dete arbeitslose und arbeitsuchende Erzieherinnen und Erzieher auf offene
Stellen zu vermitteln?

14. Inwieweit plant die Bundesregierung Maßnahmen, den Anteil der Erziehe-
rinnen und Erzieher mit Migrationshintergrund zu erhöhen?

15. Welche Anstrengungen unternimmt bzw. plant die Bundesregierung – ge-
gebenenfalls gemeinsam mit den Ländern –, um die Aus-, Fort- und Wei-
terbildung, die Aufstiegsmöglichkeiten und die Arbeitsbedingungen von
Erzieherinnen und Erziehern weiter zu verbessern?

16. Wie viele ausgebildete arbeitslose und arbeitsuchende Erzieherinnen und
Erzieher wurden in den letzten fünf Jahren in offene Erzieherstellen ver-
mittelt (bitte aufschlüsseln nach Jahr, Geschlecht und Bundesland)?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/3246

17. Wie hat sich die Arbeitslosigkeit von ausgebildeten Erziehern in den letz-
ten fünf Jahren entwickelt (bitte aufschlüsseln nach Jahr, Geschlecht und
Bundesland)?

Berlin, den 6. Oktober 2010

Dr. Frank-Walter Steinmeier und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.