BT-Drucksache 17/2478

Tourismus und Landschaftspflege verknüpfen - Gemeinsam die Entwicklung ländlicher Räume stärken

Vom 7. Juli 2010


Deutscher Bundestag Drucksache 17/2478
17. Wahlperiode 07. 07. 2010

Antrag
der Abgeordneten Marlene Mortler, Klaus Brähmig, Josef Göppel, Dr. Michael
Fuchs, Peter Altmaier, Helmut Brandt, Heike Brehmer, Ingo Gädechens, Ernst
Hinsken, Christian Hirte, Jürgen Klimke, Ingbert Liebing, Hans-Georg von der
Marwitz, Stefan Müller (Erlangen), Rita Pawelski, Christoph Poland, Anita Schäfer
(Saalstadt), Carola Stauche, Volker Kauder, Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)
und der Fraktion der CDU/CSU
sowie der Abgeordneten Horst Meierhofer, Jens Ackermann, Angelika Brunkhorst,
Claudia Bögel, Nicole Bracht-Bendt, Helga Daub, Dr. Edmund Peter Geisen, Birgit
Homburger und der Fraktion der FDP

Tourismus und Landschaftspflege verknüpfen – Gemeinsam die Entwicklung
ländlicher Räume stärken

Der Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:

Deutschland ist als beliebtestes Reiseziel unserer Bevölkerung und bedeutender
internationaler Tourismusstandort bekannt für seine Vielfalt an attraktiven
Landschaften. Davon profitieren die regionale Wirtschaft, Einwohner und Gäste
aus dem In- und Ausland. Immer mehr Erholungssuchende wollen Natur erleben
sowie Ruhe und Entspannung finden. Gleichzeitig ändert sich das Freizeit- und
Urlaubsverhalten. Touristen reisen heute öfter und bleiben kürzere Zeit. Nahe
gelegene Urlaubsregionen im Inland gewinnen an Bedeutung. Zusätzlich zu be-
kannten Reisezielen wie Nord- und Ostsee, Harz, Eifel, Thüringer Wald, Säch-
sische Schweiz, Erzgebirge, Schwarzwald, Teutoburger Wald, Bayerischer
Wald, Rhön und Allgäu profilieren sich weitere ländliche Gebiete zunehmend
für Kurzurlaube und Tagesbesuche.

Neben einer touristischen Infrastruktur, gutem Service und regionaltypischer
Verpflegung erwarten die Gäste eine vielfältige Kulturlandschaft mit schönen
Ausblicken – wohltuend für das Auge und für die Seele. Doch viele dieser attrak-
tiven Landschaften und die flächendeckende, nachhaltige Landbewirtschaftung
durch Landwirte sind gefährdet. Das droht vor allem in den Mittelgebirgen mit
ihren mageren und schwer zu bewirtschaftenden Böden.

Tourismus, Landwirtschaft und Landschaftspflege können hier gemeinsam ge-
gensteuern. Die Kulturlandschaften dieser Regionen sind das Ergebnis der

Landbewirtschaftung seit Jahrhunderten. Die damit verbundene landschaftliche
Vielfalt und die flächendeckende Landnutzung werden besonders durch die
Agrarumweltprogramme und die Förderung benachteiligter Gebiete gesichert.
Der Tourismus trägt durch die Stärkung der finanziellen Grundlagen für die ge-
samte Region auch zur Aufrechterhaltung der Landbewirtschaftung bei. Auch
die Landschaftspflege sichert nachhaltige Nutzungen und schafft so eine beson-
dere Grundlage für einen erfolgreichen Tourismus durch naturnahe Landschaf-

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ten mit unverwechselbaren Eigenarten. Dies ist auch ein Beitrag zum Schutz der
natürlichen Lebensgrundlagen.

Nachhaltige Tourismusentwicklung berücksichtigt ökologische, ökonomische
und soziale Aspekte gleichermaßen. So kann eine stärkere Nutzung regionaler
Produkte im Tourismus sehr gut mit Naturschutz einhergehen und gleichzeitig
Arbeitsplätze schaffen. Außerdem trägt der Tourismus erheblich zum Lebens-
standard und zum Lebensgefühl der Bevölkerung bei und ist ein wichtiger Teil
der Identifikation einer Region, der Heimatverbundenheit sowie der Pflege von
Brauchtum und Traditionen. Kurze Transportwege, regionale Wirtschaftskreis-
läufe sowie mehr Wertschöpfung und Arbeitsplätze vor Ort sind Ergebnisse ei-
ner Synergie von Tourismus, Landwirtschaft und Landschaftspflege und dienen
dem Klimaschutz. Durch die Einrichtung des Biosphärenreservates Rhön ent-
standen zum Beispiel rund 450 zusätzliche Arbeitsplätze. Es lohnt sich deshalb,
die Zusammenarbeit von Naturschutz, Landwirtschaft und Tourismus weiter
auszubauen.

II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,

1. die Sicherung artenreicher und attraktiver Landschaften über das Nationale
Naturerbe, die bestehenden Nationalen Natur- und Kulturlandschaften (Nati-
onalparke, Biosphärenreservate, Naturparke) und das Bundesprogramm „Bio-
logische Vielfalt“ auch im Interesse einer nachhaltigen Tourismusentwick-
lung in Deutschland über verstärkte, freiwillige Kooperationen mit den
Grundeigentümern und Bauern vor Ort weiter zu unterstützen. Dabei sollen
die bisher nur begrenzt vorhandenen naturtouristischen Angebote verstärkt
werden, um die Wirtschaftsentwicklung in strukturschwachen ländlichen Re-
gionen zu unterstützen sowie zur Umweltbildung und -erziehung beizutragen;

2. die freiwillige Kooperation von Grundeigentümern und Bauern vor Ort mit
Tourismus und Naturschutz, wie sie in den Landschaftspflegeverbänden oder
in LEADER-Gruppen praktiziert wird, verstärkt zu unterstützen. Auch Land-
schaftspflegeverbände unterstützen freiwillige Bündnisse von Grundeigen-
tümern und Bauern, Touristikern, Naturschützern und Kommunen vor Ort,
um sowohl die flächendeckende Landbewirtschaftung und den Erhalt der
Kulturlandschaften zu sichern als auch die konsensorientierte Landschafts-
entwicklung und den ländlichen Tourismus wirksam voranzubringen;

3. Leistungen der Land- und Forstwirtschaft für die Sicherung einer attraktiven
Kulturlandschaft, für flächendeckende Landbewirtschaftung, die Land-
schaftspflege und den Klimaschutz zukünftig weiter zu unterstützen. Ökolo-
gie, Ökonomie und Soziales sind im Miteinander zu betrachten. Festlegungen
über die gute fachliche Praxis hinaus sind auszugleichen;

4. bei den anstehenden Diskussionen über die Weiterentwicklung der EU-Politik
nach 2013 für die Fortführung einer starken ersten Säule und für eine finan-
ziell gut ausgestattete zweite Säule der gemeinsamen EU-Agrarpolitik einzu-
treten. Agrarumweltprogramme und Vertragsnaturschutz sowie die Aus-
gleichszulage sind wichtige Instrumente zur Stärkung des Tourismus in länd-
lichen Gebieten;

5. im Rahmen von Modellvorhaben die Entwicklung von naturtouristischen
Angeboten entlang der gesamten Servicekette zu erproben.

Berlin, den 7. Juli 2010

Volker Kauder, Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) und Fraktion
Birgit Homburger und Fraktion

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