BT-Drucksache 17/14365

Elektrische Warmwasserbereitung

Vom 11. Juli 2013


Deutscher Bundestag Drucksache 17/14365
17. Wahlperiode 11. 07. 2013

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter, Ralph Lenkert, Dorothee Menzner,
Sabine Stüber und der Fraktion DIE LINKE.

Elektrische Warmwasserbereitung

Nach einer im März 2013 veröffentlichten Studie, die im Auftrag vom Bundes-
ministerium für Wirtschaft und Technologie von der Arbeitsgemeinschaft Ener-
giebilanzen e. V. erstellt wurde (Anwendungsbilanzen für die Endenergiesekto-
ren in Deutschland in den Jahren 2010 und 2011, Fraunhofer-Institut für System-
und Innovationsforschung, Technische Universität München, Rheinisch-West-
fälisches Institut für Wirtschaftsforschung e. V.), nimmt der Anteil des Stromver-
brauchs für die elektrische Warmwasserbereitung am gesamten Stromverbrauch
aller Endenergiesektoren stetig zu. Lag dieser 2008 noch bei 4,1 Prozent, so lag
er 2011 bereits bei 5,1 Prozent, während der Anteil des elektrischen Stroms am
Energieverbrauch für die Raumwärme im gleichen Zeitraum von 5,1 Prozent auf
2,9 Prozent zurückging. Bereits im Februar 2008 wurde in einer Studie im Auf-
trag der co2online gGmbH Berlin auf die ansteigende Nutzung der elektrischen
Warmwasserbereitung berichtet und Vorschläge für ein geeignetes Förderpro-
gramm zur Umstellung auf umweltfreundlichere und effizientere Alternativen
gemacht (Umstellung der elektrischen Warmwasserbereitung auf umwelt-
freundliche Alternativen, IZES gGmbH – Institut für ZukunftsEnergieSysteme/
Bremer Energie Institut – BEI).

In der genannten IZES/BEI-Studie wurden auch die Anteile der elektrischen
Warmwasserbereitung in unterschiedlich beheizten Wohnungen (2006 noch
insgesamt 7,2 Millionen Wohnungen) analysiert. Auffällig waren insbesondere
die hohen Anteile in mit Fernwärme und Erdgas beheizten Wohnungen
(15 Prozent bzw. 17 Prozent). Dies ist überraschend, eignen sich doch gerade
Fernwärme und Gas für eine effiziente Warmwasserbereitung. Das macht
gleichzeitig die Notwendigkeit und die Chancen von Umstellungen elektrischer
Heizsysteme für Warmwasser deutlich.

Wie verschiedene Untersuchungen der Vergangenheit nahelegen, trägt die elek-
trische Warmwasserbereitung zu vermehrtem Kraftwerkseinsatz insbesondere
von Kohlekraftwerken zu den Verbrauchs- und Lastschwerpunkten bei. Damit
verbunden sind erhebliche Beiträge zum Ausstoß an klimaschädlichem CO2
und Luftschadstoffen in die Umwelt (2006: 34 Millionen Tonnen CO2 äquiva-
lent, was 59 Prozent der gesamten Emission der Warmwasserbereitung ent-

sprach).

Für die Nutzer der elektrischen Warmwasserbereitung liegen die Verbrauchs-
kosten etwa vier- bis fünfmal so hoch, wie bei Warmwasserbereitungsanlagen
auf der Basis von Erdgas- oder Fernwärme. Dies trifft besonders Menschen mit
niedrigen Einkommen besonders hart.

Drucksache 17/14365 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche Ursachen sieht die Bundesregierung für den steigenden Anteil der
elektrischen Warmwasserbereitung an der gesamtem Warmwasserbereitung,
und wie schätzt sie diesen hinsichtlich des Klimaschutzes ein?

2. Welche Emissionen an klimaschädlichen Gasen und Luftschadstoffen sind
mit der Anwendung der elektrischen Warmwasserbereitung verbunden?

3. Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen, um die An-
wendungen der elektrischen Warmwasserbereitung zu reduzieren, insbeson-
dere durch Hilfen zur Umstellung auf geeignete Alternativen, etwa wenn be-
reits Zentralheizungen auf der Basis von Fernwärme und Erdgas vorhanden
sind?

4. Welche Rolle könnte nach Ansicht der Bundesregierung der vermehrte Ein-
satz von Blockheizkraftwerken bei der Ablösung der ineffizienten elektri-
schen Warmwasserbereitung spielen, und welche Schritte unternimmt die
Bundesregierung, um dies zu fördern?

5. Welche Rolle kann nach Ansicht der Bundesregierung Warmwasserberei-
tung mit regenerativen Energien über Sonnenkollektoren und andere For-
men regenerativer Energien spielen, und welche Schritte unternimmt die
Bundesregierung, um diese sowohl beim Neubau als auch im Bestand aus-
zubauen?

6. In wie vielen Wohnungen wurde nach Kenntnis der Bundesregierung 2010,
2011 und 2012 vorwiegend eine elektrische Warmwasserbereitung einge-
setzt?

Wie hoch sind in diesem Zeitraum jeweils die Anteile der Warmwasserberei-
tung aus Erdgas, Fernwärme, elektrischen Boilern, erneuerbaren Energien
und anderen Quellen an der gesamten Warmwasserbereitung in Wohnun-
gen?

7. Wie schätzt die Bundesregierung die finanzielle Belastung insbesondere von
sozial schwachen Haushalten ein, welche durch die Nutzung der elektri-
schen Warmwasserbereitung im Vergleich mit anderen Alternativen ent-
steht?

8. Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung ergreifen, um soziale Härten,
die durch die Nutzung der elektrischen Warmwasserbereitung insbesondere
vor dem Hintergrund von Strompreiserhöhungen entstehen, zu mildern bzw.
zu vermeiden?

9. Wird die Bundesregierung angesichts der Belastungen von Mensch und Um-
welt durch die Nutzung der elektrischen Warmwasserbereitung ihre Ent-
scheidung, die Nachtspeicherheizungen unbegrenzt „weiterlaufen“ zu las-
sen, noch mal überdenken?

Berlin, den 11. Juli 2013

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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