BT-Drucksache 17/14262

Komplementärmedizin - Forschung und Anwendung in Deutschland

Vom 26. Juni 2013


Deutscher Bundestag Drucksache 17/14262
17. Wahlperiode 26. 06. 2013

Kleine Anfrage
der Abgeordneten René Röspel, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Willi Brase, Ulla
Burchardt, Petra Ernstberger, Michael Gerdes, Iris Gleicke, Klaus Hagemann,
Oliver Kaczmarek, Ute Kumpf, Thomas Oppermann, Florian Pronold,
Marianne Schieder (Schwandorf), Swen Schulz (Spandau), Dagmar Ziegler,
Dr. Frank-Walter Steinmeier und der Fraktion der SPD

Komplementärmedizin – Forschung und Anwendung in Deutschland

Mit dem Begriff der Komplementärmedizin werden Behandlungsmethoden und
Konzepte beschrieben, die sich selbst als Ergänzung zu schulmedizinischen An-
sätzen verstehen.

Methoden und Produkte aus dem Bereich der Komplementärmedizin finden in
Deutschland in größerem Umfang Anwendung und erleben seit Jahren eine ste-
tig steigende Nachfrage, obgleich sich diese Angebote dadurch auszeichnen,
dass ein wissenschaftlicher Nachweis ihrer Wirksamkeit regelmäßig nicht vor-
liegt.

Es stellt sich die Frage, in welchem Umfang die Anwendung komplementärme-
dizinischer Methoden in Deutschland tatsächlich stattfindet, in welche Richtung
sich diese zukünftig entwickeln wird und ob bezüglich des Kenntnis- und Erfah-
rungsstandes zur Wirksamkeit der Komplementärmedizin Forschungsbedarf be-
steht. Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Wirkung zahlreicher Methoden
und Konzepte der Komplementärmedizin in erster Linie auf Placeboeffekten be-
ruht.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie bewertet die Bundesregierung im Grundsatz komplementärmedizinische
Methoden und Produkte?

2. Wie viel Prozent der deutschen Bevölkerung nehmen nach Kenntnis der Bun-
desregierung Angebote in Anspruch, die man der Komplementär-/Alternativ-
medizin zuordnen kann?

3. Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung der Prozentanteil der auf
dem deutschen Markt vertretenen Medikamente, die dem Bereich der Kom-
plementärmedizin zugerechnet werden können?

4. Welcher Umsatz wurde nach Kenntnis der Bundesregierung mit komplemen-

tärmedizinischen Leistungen in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt in
Deutschland erwirtschaftet?

5. Wie hoch waren nach Kenntnis der Bundesregierung die von den Kranken-
kassen gezahlten Kosten für komplementärmedizinische Leistungen in den
Jahren 2008, 2009, 2010, 2011 und 2012?

Drucksache 17/14262 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

6. Welche Krankenkassen übernehmen nach Kenntnis der Bundesregierung
Leistungen, die man der Komplementärmedizin/Alternativmedizin zuord-
nen kann (bitte um Darstellung nach Krankenkasse – gesetzlich und privat –
und anhand ausgewählter Leistungen)?

7. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse vor, welche betriebs- bzw. versi-
cherungswirtschaftlichen Überlegungen der Bereitschaft einiger Kranken-
kassen zugrundeliegen, Leistungen der Komplementär-/Alternativmedizin
zu finanzieren, und falls ja, welche?

8. In welcher Höhe und im Rahmen welcher Projekte hat die Bundesregierung
in den Jahren 2008, 2009, 2010, 2011 und 2012 die Erforschung der Wirk-
samkeit von Angeboten aus der Komplementärmedizin gefördert (bitte um
tabellarische Übersicht)?

9. Welche Forschungsprojekte zur Wirksamkeit von Placeboverfahren hat die
Bundesregierung im gleichen Zeitraum in welcher Höhe gefördert?

10. Geht die Bundesregierung davon aus, dass in Zukunft mehr, genauso viele
oder weniger komplementärmedizinische Methoden als heute zum Einsatz
kommen werden, und warum?

11. Sind der Bundesregierung Statistiken darüber bekannt, welche Alters- und
Sozialgruppen komplementäre Leistungen besonders häufig in Anspruch
nehmen, und wenn ja, welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregie-
rung daraus?

12. Welche der Komplementär-/Alternativmedizin zuzuordnenden Leistungen
werden nach Kenntnis der Bundesregierung besonders stark nachgefragt?

13. Welche Rolle spielt nach Kenntnis der Bundesregierung die Komplementär-
medizin in der staatlich geförderten Gesundheitsforschung Frankreichs,
Polens und Großbritanniens?

14. Wie viel Prozent der amerikanischen Bevölkerung nehmen nach Kenntnis
der Bundesregierung Methoden aus dem Bereich der Komplementärmedizin
in Anspruch?

15. In welcher Höhe hat nach Kenntnis der Bundesregierung die USA in den
Jahren 2008, 2009, 2010, 2011 und 2012 die Erforschung der Wirksamkeit
der Komplementärmedizin gefördert?

16. Wie viel Geld hat die Bundesregierung für den Bereich der Erforschung der
Wirksamkeit komplementärmedizinischer Ansätze für 2012 und 2013 vor-
gesehen?

17. Welche Maßnahmen bzw. Projekte werden nach Kenntnis der Bundesregie-
rung auf europäischer Ebene mit dem Ziel der Erforschung der Wirksamkeit
komplementärmedizinischer Methoden gefördert, und wie hoch ist der Fi-
nanzierungsbeitrag Deutschlands an diesen Maßnahmen bzw. Projekten?

18. Wie viele Professuren mit komplementärmedizinischen Schwerpunkten
gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung in Deutschland?

19. Bei wie vielen dieser Professuren handelt es sich nach Kenntnis der Bundes-
regierung um Stiftungsprofessuren, und durch wen wurden sie gestiftet?

20. Welche außeruniversitären Forschungseinrichtungen beschäftigen sich nach
Kenntnis der Bundesregierung mit dem Thema Komplementärmedizin?

21. Welche Ressortforschungseinrichtungen beschäftigen sich nach Kenntnis
der Bundesregierung mit dem Thema Komplementärmedizin?

22. Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung die Forschungsförderung

der Industrie im Bereich der Komplementärmedizin?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/14262

23. Wie viele Professuren mit komplementärmedizinischen Schwerpunkten
gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung in den USA?

24. Im Rahmen welcher Projekte werden nach Kenntnis der Bundesregierung in
Deutschland die Fragen der Kosteneffektivität, der Therapiesicherheit und
der Wirksamkeit von komplementärmedizinischen Angeboten erforscht?

25. Wie viele Ärzte haben nach Kenntnis der Bundesregierung in Deutschland
Zusatzqualifikationen im Bereich der Komplementärmedizin?

26. Wie viel Prozent der Hausärzte in Deutschland praktizieren nach Kenntnis
der Bundesregierung zumindest in Ansätzen Komplementärmedizin?

27. Wie viele Mitglieder im Gesundheitsforschungsrat der Bundesregierung ha-
ben ihren Arbeitsschwerpunkt im Bereich der Komplementärmedizin?

28. Wurden bei der Erarbeitung der durch das Bundesministerium für Bildung
und Forschung 2007 herausgegebenen Roadmap für das Gesundheitsfor-
schungsprogramm der Bundesregierung Vertreterinnen oder Vertreter aus
dem Bereich der Komplementärmedizin in den Beratungsprozess mit einbe-
zogen?

29. Welche Rolle spielt die Komplementärmedizin im Gesundheitsforschungs-
programm der Bundesregierung?

30. Wie beurteilt die Bundesregierung das Verhältnis zwischen dem wissen-
schaftlichen Kenntnis- und Erfahrungsstand zur Wirksamkeit der Komple-
mentärmedizin und dessen gesellschaftlichen Akzeptanz bzw. Nachfrage in
Deutschland?

31. Plant die Bundesregierung die Forschungsmaßnahmen im Bereich der
Komplementärmedizin in absehbarer Zukunft auszubauen?

Wenn ja, in welchem Umfang?

Wenn nein, warum nicht?

Berlin, den 26. Juni 2013

Dr. Frank-Walter Steinmeier und Fraktion

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