BT-Drucksache 17/13586

Stand und Perspektiven der Erforschung und des Einsatzes von 3D-Druckern

Vom 15. Mai 2013


Deutscher Bundestag Drucksache 17/13586
17. Wahlperiode 15. 05. 2013

Kleine Anfrage
der Abgeordneten René Röspel, Andrea Wicklein, Dr. Ernst Dieter Rossmann,
Willi Brase, Ulla Burchardt, Petra Ernstberger, Michael Gerdes, Iris Gleicke, Klaus
Hagemann, Oliver Kaczmarek, Ute Kumpf, Thomas Oppermann, Florian Pronold,
Marianne Schieder (Schwandorf), Swen Schulz (Spandau), Dagmar Ziegler,
Dr. Frank-Walter Steinmeier und der Fraktion der SPD

Stand und Perspektiven der Erforschung und des Einsatzes von 3D-Druckern

Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft hängt maßgeblich davon
ab, dass ökonomische Potentiale von Innovationen aus Wissenschaft und For-
schung frühzeitig identifiziert und vielversprechende Ansätze konsequent ge-
fördert werden. Ein Beispiel für eine neue Technologie, die geeignet erscheint,
Veränderungen in industriellen Produktionsprozessen herbeizuführen, sind so
genannte 3D-Drucker. Diese Technik findet bereits heute erste Anwendung in
der Industrie. Durch diese Technik lassen sich computergesteuert aus flüssigen
oder pulverförmigen Werkstoffen nach vorgegebenen Maßen und Formen drei-
dimensionale Werkstücke produzieren. Einige Medien sprechen in diesem Zu-
sammenhang bereits von einer „dritten industriellen Revolution“. Bereits in der
letzten Legislaturperiode hat sich das Büro für Technikfolgen-Abschätzung
beim Deutschen Bundestag (TAB) im TAB-Bericht „Individualisierte Medizin
und Gesundheitssystem“ (Bundestagsdrucksache 16/12000) in Ansätzen mit
dieser Technologie beschäftigt. Die Autoren der TAB-Studie kamen unter ande-
rem zu dem Schluss, dass mit der Herstellung von individuellen keramischen
Implantaten als Knochenersatz in absehbarer Zeit zu rechnen sei.

Die Preise für 3D-Drucker sind in den vergangenen Jahren erheblich gesunken,
und sie sind daher auch für Privatpersonen erschwinglich geworden. In Verbin-
dung mit Open-Source-Mustern (Muster meint in diesem Fall die Datei, in der
die Informationen abgespeichert sind, die der Drucker braucht, um einen
Gegenstand zu drucken) ergeben sich für die private Nutzung vollkommen neue
Möglichkeiten. Hieraus ergeben sich zahlreiche neue Fragen, die sich bisher nur
im Bereich der digitalen Welt gestellt haben. So können mit 3D-Druckern pro-
blemlos verlustfreie Kopien von Inhalten oder Objekten angefertigt werden, die
dem gewerblichen Rechtsschutz unterliegen. In den Medien wurde darüber hin-
aus vor Kurzem über ein hoch umstrittenes Projekt berichtet, in dessen Rahmen
Privatpersonen in den USA an einem Muster arbeiten, welches zur Produktion
einer Waffe in einem 3D-Drucker genutzt werden kann. Nach den Plänen der

Beteiligten soll dieses Muster frei verfügbar gemacht werden.

Eine frühzeitige gesellschaftliche und politische Begleitung dieser Technologie
ist notwendig, um die enormen Chancen und Potenziale zu erkennen und zum
Vorfeld des Wirtschaftsstandortes Deutschland nutzen zu können. Wissenschaft
und Forschung können in erheblicher Weise dazu beitragen, dass eine gesell-
schaftliche Debatte über Einsatzgebiete und Folgen des Einsatzes von 3D-

Drucksache 17/13586 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

Druckern frühzeitig und fundiert geführt werden kann. Eine gezielte For-
schungsförderung ist daher unabdingbar.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche Einrichtungen der außeruniversitären Forschungsorganisationen
arbeiten aktuell nach Kenntnis der Bundesregierung an der Entwicklung
und Optimierung von 3D-Drucktechnologien?

2. Gibt es in Deutschland nach Wissen der Bundesregierung Lehrstühle oder
Forschungsinstitute an Hochschulen, die sich schwerpunktmäßig mit der
Entwicklung von 3D-Drucktechnologien befassen, und falls ja, um welche
Einrichtungen handelt es sich?

3. Wie viele Mittel hat die Bundesregierung im Rahmen der Projektförderung
des Bundes in den letzten zehn Jahren für Forschung und Entwicklung von
3D-Drucker-Techniken vergeben und an wen (bitte um tabellarische Über-
sicht)?

4. In welchen Industriezweigen und zu welchen Zwecken wird nach Kenntnis
der Bundesregierung bereits heute die 3D-Drucker-Technik eingesetzt?

5. In welchen deutschen Industriezweigen und zu welchen Zwecken erwartet
die Bundesregierung den serienmäßigen Einsatz von 3D-Druckern in den
nächsten zehn Jahren?

6. Teilt die Bundesregierung die Einschätzung, dass 3D-Drucker die indus-
trielle Produktion revolutionieren werden?

Wenn ja, warum, bzw. wenn nein, warum nicht?

7. In welchen Anwendungsgebieten wäre nach Auffassung der Bundesregie-
rung eine Verlagerung des Produktionsprozesses von Unternehmen zu
Konsumentinnen und Konsumenten dank des Einsatzes von 3D-Druckern
wünschenswert?

8. Welche Unternehmen sind weltweit nach Kenntnis der Bundesregierung
bei der Produktion industriell nutzbarer 3D-Drucker marktführend, und
wie bewertet die Bundesregierung die Weltmarktposition deutscher Her-
steller?

9. Hat die Bundesregierung in den letzten fünf Jahren zum Thema 3D-Druck-
technologie Gutachten in Auftrag gegeben, und wenn ja, welche?

10. Welche Chancen sieht die Bundesregierung im Bereich des Gesundheits-
wesens für den Einsatz von 3D-Druckern, und ab wann rechnet sie mit
einem großflächigen Einsatz dieser Technologie?

11. Welche Forschungsprojekte zum Einsatz von 3D-Drucktechnologie im
Gesundheitswesen bzw. in der Medizintechnologie hat die Bundesregie-
rung in den letzten vier Jahren gefördert (bitte um tabellarische Übersicht)?

12. Welche Potenziale hat die Bundesregierung für den Einsatz von 3D-Druck-
technologien in Wissenschaft und Forschung identifiziert (etwa hinsicht-
lich der Konstruktion von nanoskaligen Gerüsten für gezieltes Zellwachs-
tum)?

13. Fördert die Bundesregierung Projekte, in deren Rahmen 3D-Drucker ver-
wendet werden, um mittels embryonaler Stammzellen dreidimensionales
Gewebe wachsen zu lassen, und welche Schlussfolgerungen zieht die Bun-
desregierung aus entsprechenden Forschungsprojekten?

14. Worin sieht die Bundesregierung die größten technischen Herausforderun-

gen für den Einsatz von 3D-Druckern?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/13586

15. Worin sieht die Bundesregierung die größten rechtlichen Herausforderun-
gen für den Einsatz von 3D-Druckern?

16. Worin sieht die Bundesregierung den größten gesellschaftlichen Nutzen für
den Einsatz von 3D-Druckern?

17. Worin sieht die Bundesregierung den größten wirtschaftlichen Nutzen für
den Einsatz von 3D-Druckern?

18. Wie viel kostet nach Kenntnis der Bundesregierung heute durchschnittlich
ein 3D-Drucker, wie haben sich die Beschaffungskosten für einen 3D-Dru-
cker seit 2005 entwickelt, und liegen der Bundesregierung Schätzungen
vor, wie sich die Kosten für die Beschaffung eines 3D-Druckers, der sich
im privaten Bereich nutzen lässt, in den nächsten Jahren entwickeln wer-
den?

19. Welche Werkstoffe werden nach Kenntnis der Bundesregierung heutzutage
schwerpunktmäßig bei 3D-Druckern eingesetzt, und fördert die Bundesre-
gierung Forschungsprojekte, um neue Werkstoffe für den Einsatz in 3D-
Druckern zu entwickeln?

20. Welche energetischen Vorteile oder Nachteile bietet nach Kenntnis der
Bundesregierung der Einsatz von 3D-Druckern in Produktionsprozessen?

21. Lassen sich nach Kenntnis der Bundesregierung 3D-Drucker nutzen, um
auch größere Produkte (z. B. Roboter, Triebwerke) produzieren zu können,
und falls ja, welche Herausforderungen ergeben sich hieraus für die Zu-
kunft des Industriestandortes Deutschland?

22. Sieht die Bundesregierung im Zusammenhang mit 3D-Druckern einen
Gesetzgebungsbedarf, und wenn ja, welchen?

23. Wäre nach Auffassung der Bundesregierung der Ausdruck einer einsatz-
fähigen Waffe (etwa einer Pistole) in einem 3D-Drucker nach geltendem
Recht verboten, und falls ja, welche rechtlichen Vorgaben wären hier ein-
schlägig?

24. Inwieweit ist die Erarbeitung bzw. die Verbreitung eines Musters, mit dem
eine Waffe an einem 3D-Drucker produziert werden kann, in Deutschland
strafbar?

25. Welche Herausforderungen sieht die Bundesregierung im Bereich Urheber-
recht und gewerblicher Rechtsschutz im Zusammenhang mit 3D-Druckern,
und wie plant sie diesen zu begegnen?

26. Wie viele Unternehmen in Deutschland arbeiten, produzieren oder bieten
Dienstleistungen im Bereich von 3D-Druckern an (bitte nach Unterneh-
mensgröße aufschlüsseln)?

27. Welche Chancen verbindet die Bundesregierung mit dem Einsatz von 3D-
Druckern?

28. Teilt die Bundesregierung die Einschätzung, dass auch in Kultur und Kunst
der Einsatz von 3D-Druckern erhebliche Potenziale bietet, und falls ja, in
welcher Form fördert der Bund diese Form des Einsatzes von 3D-
Druckern?

29. Ist es zutreffend, dass die Europäische Weltraumorganisation (ESA) Pro-
jekte unterstützt bzw. verfolgt, in deren Rahmen die Möglichkeit unter-
sucht werden soll, aus Mondgestein eine Mondstation auszudrucken, und
falls ja, sieht die Bundesregierung grundsätzlich die Möglichkeit, 3D-
Drucktechnologien zu nutzen, um etwa in schlecht erreichbaren Regionen
Infrastrukturen aufzubauen?

Drucksache 17/13586 – 4 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
30. Welche Konsequenzen sieht die Bundesregierung im Hinblick auf die Ver-
änderung von Produktionsabläufen durch die Einführung von 3D-Druckern
auf die heutigen Berufsbilder?

Berlin, den 15. Mai 2013

Dr. Frank-Walter Steinmeier und Fraktion

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