BT-Drucksache 17/10832

Förderung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich Elektromobilität

Vom 26. September 2012


Deutscher Bundestag Drucksache 17/10832
17. Wahlperiode 26. 09. 2012

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ute Kumpf, Oliver Kaczmarek, Uwe Beckmeyer, Sören Bartol,
Martin Burkert, Ulrike Gottschalck, Michael Groß, Hans-Joachim Hacker, Gustav
Herzog, Johannes Kahrs, Kirsten Lühmann, Thomas Oppermann, Florian Pronold,
Dr. Frank-Walter Steinmeier und der Fraktion der SPD

Förderung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich Elektromobilität

„Wir wollen Deutschland zu einem Leitmarkt für Elektromobilität machen und
dabei bis zum Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straßen bringen“,
so wurde es im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP am 26. Oktober
2009 vereinbart.

Mit dem Übergang von verbrennungsmotorischen zu elektrifizierten Antrieben
ist ein Strukturwandel der Automobilindustrie, der Zulieferer und weiterer In-
dustriezweige verbunden. Motor und Getriebe eines konventionellen Fahrzeugs
bestehen aus rund 1 400 Teilen, bei einem Elektromotor sind es samt Getriebe
etwa 200. Das hat Auswirkungen auf Berufsbilder, Ausbildungsberufe, Studien-
gänge, Herstellungsprozesse und Wertschöpfungsketten.

Mit der Produktion von Hybrid- und Elektroautos ändern sich die Anforderun-
gen, Aus-, Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für Beschäftigte,
Studierende und Auszubildende müssen angepasst werden. Nur mit qualifizier-
ten Fachkräften gelingt der Strukturwandel, Arbeit und Wertschöpfung werden
gesichert. Die Beschäftigten und ihre Interessenvertretungen müssen auf be-
trieblicher Ebene eingebunden werden. Elektromobilität kann zu einem Jobmo-
tor werden und die zukunftsträchtigen Produktionsbereiche sind breit gefächert.

Im Regierungsprogramm Elektromobilität vom Mai 2011 bekennt sich die Bun-
desregierung unter Kapitel 3 zur Aus- und Weiterbildung. Sie werde sich „be-
sonders um das Thema Aus- und Weiterbildung kümmern, und zwar im Bereich
der beruflichen Bildung ebenso wie im akademischen Bereich“. Die Arbeits-
gruppe 6 der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) fordert in der Kom-
petenzroadmap eine eigenständige Förderrichtlinie für den Bereich der Aus- und
Weiterbildung. Die Umsetzung sieht jedoch anders aus. Bislang ist der Bund
nicht einmal bereit, ein Good-Practice-Center beim Bundesinstitut für Berufs-
bildung einzurichten.

Vorwürfe werden laut, die Bundesregierung investiere 1 Mrd. Euro öffentliche
Förderung für Technologieprojekte und für die Qualifizierung der Menschen

bliebe kaum etwas übrig. Die Bildungspolitik ist nur eine marginale Größe im
Umbauprozess.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie hoch ist nach Kenntnisstand der Bundesregierung der Fachkräftebedarf
im Bereich der Elektromobilität?

Drucksache 17/10832 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

2. Könnte nach Einschätzung der Bundesregierung ein Mangel an Fachkräften
das Ziel, Deutschland zu einem Leitmarkt für Elektromobilität zu machen,
gefährden?

3. In welchen Branchen und auf welchem Qualifizierungsniveau werden nach
aktuellem Kenntnisstand Fachkräfte im Leitmarkt Elektromobilität benö-
tigt?

4. Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus den Vorwürfen,
es fehle eine kohärente Bildungspolitik zur Implementierung der Elektro-
mobilität?

5. Wie wurden die Ergebnisse der ersten Nationalen Bildungskonferenz Elek-
tromobilität 2011 in Ulm umgesetzt?

6. Ist es gelungen, im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung finanzierten Pilotprojektes, ein nationales Netzwerk zur Aus-
und Weiterbildung im Bereich Elektromobilität zu etablieren?

7. Wie ist dieses Pilotprojekt aufgebaut, wer ist Mitglied, und was sind die bis-
herigen Ergebnisse?

8. Was ist der aktuelle Stand der bereits im Jahr 2011 angekündigten Kompe-
tenzroadmap für den Bereich Elektromobilität, und wie sind die weiteren
Planungen?

9. Wie ist in diesem Zusammenhang der aktuelle Stand bei der Entwicklung
geeigneter Ansätze im Bereich e-learning, Handreichungen und Schulungs-
konzepte für Elektromobilität?

10. Erschöpft sich nach Ansicht der Bundesregierung die Erarbeitung einer
konkreten bildungspolitischen Strategie im Bereich Elektromobilität in der
Erstellung einer neuen Internetplattform, und wenn ja, warum?

11. Wie bewertet die Bundesregierung Forderungen im Dritten Bericht der
Nationalen Plattform Elektromobilität, eine Clearing- beziehungsweise
Koordinierungsstelle zur akademischen und beruflichen Aus- und Weiter-
bildung in der Elektromobilität einzurichten?

12. Wie wird der Aspekt Aus- und Weiterbildung in den Schaufenstern Elektro-
mobilität berücksichtigt?

13. Welchen Beitrag leisten die Schaufenster Elektromobilität zu einer ko-
härenten Bildungspolitik?

14. Wer leistet das Monitoring bei den Schaufenstern Elektromobilität, wer die
Vernetzung und Koordination?

15. Wie ist der aktuelle Stand zur Entwicklung einer Förderrichtlinie für Vor-
haben im Bereich der Aus- und Weiterbildung abgeleitet aus dem Quali-
fizierungsbedarf der Leuchtturmprojekte?

16. Warum wird das Angebot des Hauptausschusses des Bundesinstituts für
Berufsbildung (BIBB) von der Bundesregierung nicht angenommen, der
die Einrichtung einer Koordinierungsstelle beim BIBB befürwortet?

17. Unterstützt die Bundesregierung die von der Nationalen Plattform Elektro-
mobilität geforderte Förderrichtlinie, die Qualifizierungsprojekte aus den
Leuchtturmprojekten generieren, notwendige Infrastruktur aufbauen sowie
die Vernetzung der Akteure branchen-, systemübergreifend und interdiszi-
plinär unterstützen soll, und wenn ja, in welcher Form?

18. Welche Akteure will die Bundesregierung in eine abgestimmte Strategie für
den Ausbau der Aus- und Fortbildung für die Elektromobilität einbeziehen?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/10832

19. Gibt es Pläne der Bundesregierung, die verschiedenen Hochschulen, die im
Bereich der Elektromobilität forschen und Fachkräfte ausbilden, zu vernet-
zen, um gemeinsam mit den Ländern eine effiziente Bildungs- und Weiter-
bildungspolitik zu etablieren?

20. Wie bewertet die Bundesregierung die Forderung von Prof. Dr. Henning
Kagermann, Vorsitzender der Nationalen Plattform Elektromobilität: „Wir
brauchen konkrete Projekte für eine kohärente Bildungspolitik, die zur um-
fassenden gesellschaftlichen Entfaltung und Akzeptanz der Elektromobili-
tät beiträgt“?

21. Wie begegnet die Bundesregierung der Kritik – unter anderem von der
Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) im Gutachten zu
Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutsch-
lands 2012 –, dass nicht in Deutschland ein Leitmarkt Elektromobilität ent-
stehe, sondern China Vorreiter sein werde?

22. Wie steht die Bundesregierung zur Forderung der EFI, Deutschland brauche
eine abgestimmte Strategie zwischen Industrie, staatlichen Stellen und For-
schungseinrichtungen, um Anbieter von Fahrzeugkomponenten, Informa-
tions- und Kommunikationstechnologien und hochwertigen Elektroauto-
mobilen zu werden, und welches Konzept hat sie dazu über die Nationale
Plattform Elektromobilität hinaus?

23. Auf welche Erfahrungen anderer Nationen im Bereich der Aus- und Fort-
bildung in der Elektromobilität will die Bundesregierung zurückgreifen?

Berlin, den 26. September 2012

Dr. Frank-Walter Steinmeier und Fraktion

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