BT-Drucksache 17/10244

Fischereitechnische Forschung und Entwicklung für eine selektive, ökosystemschonende und energieeffiziente Fischerei

Vom 2. Juli 2012


Deutscher Bundestag Drucksache 17/10244
17. Wahlperiode 02. 07. 2012

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Cornelia Behm, Dr. Valerie Wilms, Harald Ebner, Bärbel Höhn,
Undine Kurth (Quedlinburg), Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, Markus Tressel
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Fischereitechnische Forschung und Entwicklung für eine selektive,
ökosystemschonende und energieeffiziente Fischerei

Fragen der Fischereitechnik kommt bei der Entwicklung einer nachhaltigen
Fischerei eine wichtige Aufgabe zu. Das betrifft die Entwicklung selektiver,
beifangarmer und ökosystemschonender Fangtechnik. Es betrifft aber auch die
Entwicklung von Fangtechniken, die zur Senkung des Treibstoffverbrauchs bei-
tragen. Aus diesem Grund muss der anwendungsorientierten Forschung und
Entwicklung im Bereich der Fischereitechnik eine gesteigerte Aufmerksamkeit
gewidmet werden, um so einen Beitrag für eine umweltgerechte und zukunfts-
fähige europäische und deutsche Fischerei leisten zu können.

Der Handlungsbedarf ist unübersehbar. Denn Beifänge – u. a. auch an Meeres-
säugern und Seevögeln – und die Schäden am Ökosystem Meer – insbesondere
an den Meeresböden – durch verschiedene Fischereitechniken gehören zu den
Ursachen für die Überfischung vieler Bestände kommerziell genutzter Fisch-
arten und für die Zerstörung und Gefährdung vieler mariner Arten und Ökosys-
teme. Der Handlungsbedarf zeigt sich aktuell auch bei der Elektrofischerei,
deren Umweltauswirkungen aufzuklären sind und bei der gleichzeitig ermittelt
werden muss, unter welchen Voraussetzungen sie einen Beitrag für eine umwelt-
gerechte Fischerei leisten kann.

Anders als in der Agrarforschung und der Forstwissenschaft gibt es in der
Fischereiforschung keine anwendungsorientierte Forschungseinrichtung, die sich
speziell den technischen Fragen dieses Forschungsfeldes widmet. Fragen der
Fischereitechnik werden stattdessen auf verschiedene Fischereiforschungsinsti-
tute verteilt bearbeitet.

Angesichts der hohen Bedeutung, die die fischereitechnische Forschung und
Entwicklung für eine selektive, ökosystemschonende und energieeffiziente
Fischerei hat, sollten Überlegungen zur Stärkung der anwendungsorientierten
Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Fischereitechnik angestellt und
schnell zu Ergebnissen geführt werden.
Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche Bedeutung misst die Bundesregierung der anwendungsorientierten
Forschung und Entwicklung im Bereich der Fischereitechnik im Rahmen der
Entwicklung einer nachhaltigen, selektiven, ökosystemschonenenden und
energieeffizienten Fischerei bei?

Drucksache 17/10244 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

2. Wie viele Mittel hat die Bundesregierung für die fischereitechnische For-
schung in Deutschland in den letzten Jahren aufgebracht, und wie sind die
diesbezüglichen Planungen für die nächsten Jahre?

3. a) In welchen Forschungseinrichtungen findet in Deutschland Forschung
und Entwicklung im Bereich der Fischereitechnik statt?

b) Wie viel Forschungspersonal steht jeweils für den Bereich der Fischerei-
technik zur Verfügung?

c) Welches Budget steht jeweils für den Bereich der Fischereitechnik zur
Verfügung?

4. Welche deutschen Forschungseinrichtungen haben in den vergangenen Jah-
ren europäische Mittel in welcher Höhe im Bereich der Fischereitechnik
eingeworben?

5. Welche Schwerpunkte setzen diese Forschungseinrichtungen bei ihrer Ar-
beit im Bereich der Fischereitechnik?

6. Reicht das Maß an Forschung im Bereich der Fischereitechnik aus Sicht der
Bundesregierung aus, oder wäre es aus Sicht der Bundesregierung ange-
bracht, die Forschung zur Fischereitechnik auszuweiten, um die Entwick-
lung einer nachhaltigen Fischerei zu beschleunigen?

7. Sieht die Bundesregierung die Gefahr, dass das Forschungsfeld Fischerei-
technik vernachlässigt wird, weil es keine wissenschaftliche Institution
gibt, die einen Fokus auf dieses Wissenschaftsgebiet legt?

Wenn nein, warum nicht?

8. Bindet die Aufteilung der fischereitechnischen Forschungstätigkeiten auf
verschiedene Forschungseinrichtungen in relevantem Maße zusätzliche Ka-
pazitäten für die Koordinierung der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten,
und in welchem Maße besteht dabei die Gefahr von Doppelarbeit?

Welche Probleme sieht die Bundesregierung darin?

9. Hält die Bundesregierung die Einrichtung eines eigenständigen Instituts für
Fischereitechnik für sinnvoll?

Wie begründet sie diese Bewertung?

10. Wenn ja, hält

a) es die Bundesregierung für sinnvoll, fischereitechnische Fragen in einer
neuen bzw. eigenständigen Ressortforschungseinrichtung (konkret am
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für
Ländliche Räume, Wald und Fischerei) zu bearbeiten, und wie begründet
sie diese Schlussfolgerung;

b) die Bundesregierung eine neue fischereitechnische Forschungseinrich-
tung im Rahmen der Bund-Länder-Forschungsförderung für erstrebens-
wert, und welche der vier großen Forschungsorganisationen käme dafür
aus Sicht der Bundesregierung in Frage, und wie begründet sie diese
Schlussfolgerung?

11. Hält die Bundesregierung eine stärkere Koordinierung für fischereitechni-
sche Forschung für sinnvoll, und wenn ja, welche Maßnahmen will die
Bundesregierung ergreifen, um die Koordinierung zu stärken?

12. Welche weiteren Maßnahmen zur strukturellen und finanziellen Stärkung
der fischereitechnischen Forschung in Deutschland hält die Bundesregie-
rung für möglich und für sinnvoll?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/10244

13. Welche Maßnahmen zur strukturellen und finanziellen Stärkung der fische-
reitechnischen Forschung und Entwicklung in Deutschland plant die Bun-
desregierung?

14. Welche Maßnahmen zur strukturellen und finanziellen Stärkung der fische-
reitechnischen Forschung und Entwicklung in Deutschland planen die Bun-
desländer nach Kenntnis der Bundesregierung?

Berlin, den 2. Juli 2012

Renate Künast, Jürgen Trittin und Fraktion

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