BT-Drucksache 16/7926

Cholesterinsenkende Wirkstoffe: Pflanzensterinzusätze in Lebensmitteln

Vom 25. Januar 2008


Deutscher Bundestag Drucksache 16/7926
16. Wahlperiode 25. 01. 2008

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulrike Höfken, Nicole Maisch, Cornelia Behm, Hans-Josef Fell,
Winfried Hermann, Peter Hettlich, Bärbel Höhn, Dr. Anton Hofreiter, Sylvia Kotting-
Uhl, Undine Kurth (Quedlinburg) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Cholesterinsenkende Wirkstoffe: Pflanzensterinzusätze in Lebensmitteln

Eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung und der Verbraucher-
zentralen zur Bedeutung und Risiken funktioneller Lebensmittel, insbesondere
mit Pflanzensterinen, für Verbraucherinnen und Verbraucher vom Juni 2007
kommt zu dem Ergebnis, dass „Cholesterinsenkende Lebensmittel: Teuer, meist
überflüssig – und trotzdem gekauft“ werden.

In der Bundesrepublik Deutschland sind mittlerweile sieben Lebensmittel mit
cholesterinsenkenden Pflanzensterinen auf dem Markt, zwei Margarinen, zwei
Joghurtdrinks, eine Magermilch, ein Schnittkäse und ein Sonnenblumenkern-
brot. Die für die Zulassung durchgeführte Sicherheitsbewertung stellt fest, dass
nur der Verzehr von 1 bis 2 g Pflanzensterine Wirkungen entfaltet, höhere Men-
gen nicht verzehrt werden sollten, um die dann auftretenden gesundheitlichen
Risiken einer verringerten Vitaminaufnahme (Carotinoide, fettlösliche Vita-
mine) zu vermeiden. Deshalb sollen auch Kinder unter fünf Jahren sowie
Schwangere und Stillende diese Produkte nicht verzehren. Die o. g. Studie be-
legt, dass die bestehenden Kennzeichnungspflichten dem Fehlverzehr nicht vor-
bauen. Fast jeder zweite Konsument dieser Produkte gehört nicht der Zielgruppe
mit überhöhten Cholesteringehalten an. Der Verzehr wird mit dem Arzt nicht
abgestimmt. Erschreckenderweise gehören auch minderjährige Kinder zu den
Verzehrern.

Der gesundheitliche Verbraucherschutz muss hier Vorrang vor den wirtschaft-
lichen Interessen der Unternehmen haben. Die Ergebnisse der Studie und weite-
re Anträge auf Zulassung für neue Lebensmittelkategorien, z. B. Getränke, füh-
ren zu einem erneuten Prüfungs- und Regelungsbedarf bei Lebensmitteln mit
Pflanzensterinzusätzen. Eine verursachergerechte Abgabe zur Finanzierung von
Sicherheitsforschung und Verbraucheraufklärung erscheint sachgerecht.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche Daten und evidenzbasierte Studien zum Nutzen von Lebensmitteln
mit Pflanzensterinzusätzen liegen der Bundesregierung vor?
2. Welche Daten zur individuellen Aufnahme von Lebensmitteln mit Pflanzen-
sterinzusätzen hat die Bundesregierung ihrer Risikobewertung zugrunde
gelegt?

Wie kommt die Datenbasis zustande?

Drucksache 16/7926 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
3. Wie viele so genannte funktionelle Lebensmittel und wie viele Produkte mit
Pflanzensterinen in welchen Lebensmittelkategorien sind in der Bundes-
republik Deutschland bereits zugelassen?

Wo ist eine Übersicht veröffentlicht?

4. Welche Antwort der EU-Kommission hat die Bundesregierung auf den im
Juni 2007 übermittelten Projektbericht zu Bedeutung und Risiken funktio-
neller Lebensmittel, insbesondere mit Pflanzensterinen erhalten?

5. Welche Position verfolgt die Bundesregierung bei einer zukünftigen Über-
arbeitung der Verordnung (EG) Nr. 258/97 über neuartige Lebensmittel(zu-
taten)?

6. Durch welche Maßnahmen setzt die Bundesregierung die Empfehlungen
des Ständigen Ausschusses für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit
vom 10. November 2003 um, nach denen Lebensmitteln mit Pflanzensterin-
zusätzen nicht an Kinder, nicht vorbeugend, nicht in weiteren Lebensmittel-
kategorien verzehrt werden und im Handel separat angeboten werden
sollen?

7. Welche Maßnahmen der Verbraucheraufklärung hat die Bundesregierung
ergriffen, um den gesundheitsgefährdenden Fehlverzehr von Lebensmitteln
mit Pflanzensterinzusätzen zu vermeiden?

8. Wann und durch wen wurde die Öffentlichkeit über das Risiko des Fehl-
verzehrs von cholesterinsenkenden Lebensmitteln informiert?

9. Mit welchen Partnern hat die Bundesregierung dabei zusammengearbeitet?

10. Hat die Bundesregierung auf eine verstärkt zielgerichtete Kontrolle von Le-
bensmitteln mit Pflanzensterinzusätzen hingewirkt, und wenn ja, mit wel-
chen Erfolgen?

11. Hat die Bundesregierung das Problem des Fehlverzehrs und der unzurei-
chenden Kennzeichnung mit den Herstellern und Händlern von Lebens-
mitteln mit Pflanzensterinzusätzen erörtert, und wenn ja, mit welchem
Ergebnis?

12. Welche weiteren Maßnahmen wurden eingeleitet?

13. Welches wissenschaftliche Gesamtkonzept zur Risikobewertung von Pflan-
zensterinen verfolgt die Bundesregierung?

14. Beabsichtigt die Bundesregierung die Ernährungsindustrie verursacher-
gerecht an der Finanzierung von Sicherheitsforschung und Verbraucherauf-
klärung zu beteiligen?

Berlin, den 25. Januar 2008

Renate Künast, Fritz Kuhn und Fraktion

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