BT-Drucksache 16/7804

Entwicklung der Studierendenzahlen im Studienjahr 2007

Vom 17. Januar 2008


Deutscher Bundestag Drucksache 16/7804
16. Wahlperiode 17. 01. 2008

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Dr. Lukrezia Jochimsen,
Volker Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE LINKE.

Entwicklung der Studierendenzahlen im Studienjahr 2007

Am 12. Dezember 2007 legte das Statistische Bundesamt die Schnellmeldungs-
ergebnisse der Hochschulstatistik zu Studierenden und Studienanfängerinnen
und -anfängern vor. Demnach steigerte sich die Zahl der Studierenden im ersten
Semester im Wintersemester 2007/2008 um durchschnittlich 3,8 Prozent. Aller-
dings zeigen sich erste Auswirkungen der Einführung allgemeiner Studien-
gebühren. Nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes meiden Studierende
Gebührenländer wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Saarland u. a. Da-
gegen wuchs die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger in Bundes-
ländern ohne Gebühren überdurchschnittlich. Die Bundesregierung verfehlt
einmal mehr ihr Ziel, die Studienanfängerquote auf 40 Prozent eines Altersjahr-
ganges zu steigern.

Insgesamt ging die Gesamtzahl der Studierenden im Vergleich zum Vorjahr um
2 Prozent zurück. Derzeit sind nur rund 1,95 Millionen junge Menschen an
Hochschulen eingeschrieben.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. a) Wie entwickelten sich die Zahl der Studienabgängerinnen und -abgänger
mit Studienberechtigung und wie die Zahl der Studienanfängerinnen und
-anfängern von 2000 bis 2007 (bitte nach Geschlecht, Staatsangehörigkeit
und Migrationshintergrund aufschlüsseln und nach prozentualen und ab-
soluten Anteilen ausweisen)?

b) Wie erklärt sich die Bundesregierung, dass trotz des prozentual höheren
Anstiegs der Zahl der Schulabgängerinnen und -abgänger mit Studien-
berechtigung in den vergangenen Jahren nur 3,8 Prozent mehr Studien-
anfängerinnen und -anfänger im Studienjahr 2007 den Weg an die Hoch-
schulen fanden?

2. a) Welche Bedeutung misst die Bundesregierung bei dem zum Teil deutlichen
Rückgang oder der Stagnation der Zahl der Studienanfängerinnen und
-anfänger in Bundesländern wie etwa dem Saarland, Baden-Württemberg
und Hessen der Einführung allgemeiner Studiengebühren zu?
b) Wie erklärt sich die Bundesregierung, dass laut einer Umfrage des Hoch-
schul-Informations-Systems (HIS) jede und jeder vierte Studienverzicht-
lerin/Studienverzichter angab, aufgrund von Studiengebühren auf ein
Studium zu verzichten und weitere elf Prozent nicht bereit sind, weitere
Studiengebühren auf sich zu nehmen?

Drucksache 16/7804 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

c) Sieht die Bundesregierung aufgrund dieser Tatsache die Notwendigkeit,
die Bundesländer davon zu überzeugen, dass Studiengebühren kein einzi-
ges Problem an Hochschulen lösen können und dem Ziel die Studieren-
denquote zu erhöhen, zuwider laufen?

d) Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass Äußerungen wie die von der
Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, im
Rahmen der Plenardebatte am 27. November 2007, wonach sie – sofern
der Bund die Kompetenz dazu hätte – dafür sorgen würde, dass überall
Studiengebühren eingeführt würden, dazu beitragen, Schulabgängerinnen
und -abgänger dazu anzuregen, ein Studium aufzunehmen?

3. a) Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass die Einführung von Nume-
rus Clausi (NC) den Rückgang der Studienanfängerinnen und -anfänger
mit verursacht?

Falls ja, inwiefern, und plant die Bundesregierung den Hochschulzugang
flächendeckend einheitlich zu regeln?

Falls nein, inwiefern?

b) In welcher Form wird die von der Bundesregierung angekündigte Ab-
schaffung bzw. Änderung der Kapazitätsverordnung dazu beitragen kön-
nen, die Zahl der Studienplätze zu steigern?

4. a) Konnten nach Kenntnis der Bundesregierung die Studierenden, die als so
genannte Langzeitstudierende (15. Fachsemester und höher) gelten und
deren Quote vom Wintersemester 2000/2001 bis zum Wintersemester
2006/2007 im Bundesdurchschnitt von 10 auf 6 Prozent zurückging, ihr
Studium erfolgreich abschließen, oder handelt es sich hierbei um Studien-
abbrüche (bitte nach Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Migrations-
hintergrund aufschlüsseln)?

b) Wie erklärt sich die Bundesregierung den Rückgang von Langzeitstudie-
renden?

c) Wie erklärt sich die Bundesregierung den Rückgang von Langzeitstudie-
renden in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, die trotz der Ein-
führung von Langzeitstudiengebühren keinen Rückgang zu vermelden
haben?

5. Wie hoch waren die Anteile der Studienfachwechslerinnen und -wechsler
vom Wintersemester 2000/2001 bis Wintersemester 2006/2007 gemessen an
der Gesamtzahl der Studierenden (bitte nach absoluten und prozentualen
Anteilen sowie Semesterzahl aufschlüsseln und nach Geschlecht, Staatsange-
hörigkeit und Migrationshintergrund ausweisen)?

6. a) Weshalb können nach Angaben des Statistischen Bundesamtes deutsche
Studierende mit Migrationshintergrund in der Studierendenstatistik nicht
gesondert ausgewiesen werden?

b) Inwiefern plant die Bundesregierung diese Personengruppe zukünftig in
ihren Erhebungen stärker zu berücksichtigen?

7. Wie hat sich der Anteil von Bildungsausländerinnen und -ausländern in den
letzten fünf Jahren aus folgenden Ländern bzw. Regionen entwickelt

a) Afrika,

b) China,

c) EU,

d) Nordamerika,

e) Russland,

f) Südamerika
(bitte nach absoluten und prozentualen Anteilen an der Gesamtzahl der Stu-
dierenden und Geschlecht aufschlüsseln)?

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 3 – Drucksache 16/7804

8. Weshalb stagniert seit Wintersemester 2004/2005 der Anteil von auslän-
dischen Studierenden aus China?

Berlin, den 15. Januar 2008

Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

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