BT-Drucksache 16/6022

Strahlenbelastung durch drahtlose Internet-Netzwerke (W-Lan)

Vom 5. Juli 2007


Deutscher Bundestag Drucksache 16/6022
16. Wahlperiode 06. 07. 2007

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Cornelia Behm, Hans-Josef Fell,
Winfried Hermann, Peter Hettlich, Ulrike Höfken, Bärbel Höhn, Dr. Anton Hofreiter,
Undine Kurth (Quedlinburg), Dr. Reinhard Loske, Nicole Maisch, Renate Künast,
Fritz Kuhn und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Strahlenbelastung durch drahtlose Internet-Netzwerke (WLAN)

Drahtlosnetzwerke haben in den letzten Jahren eine starke Verbreitung erfahren.
Bereits 2005 wurden in der Europäischen Union mehr Notebooks als Desktop-
Rechner verkauft, die meisten davon mit eingebautem WLAN-Chip. Öffentliche
und kommerzielle WLAN-Access-Points mit Internet-Anbindung, so genannte
„Hot Spots“, ermöglichen an vielen Orten den Zugriff auf das weltweite Daten-
netz. WLAN ist für viele eine willkommene Alternative zum Kabelsalat, der in
mancher Firma und in manchem Privathaushalt durch die Netzwerkinstallation
entstanden ist. Weitere Vorteile sind: WLANs sind schnell zu installieren,
decken eine große Fläche ab und arbeiten kostengünstig. Auch dieses sind
Gründe, warum im privaten Bereich mehr und mehr die drahtlosen Netzwerke
Einzug finden.

Das Marktvolumen des WLAN-Hardwaremarktes stieg laut IDC (International
Data Corporation) allein in Deutschland vom Jahr 2003 mit einem Volumen von
144 Mio. US-Dollar auf 313,9 Mio. US-Dollar im Jahr 2004, dies ist eine Stei-
gerung von 118 Prozent.

Die von WLAN-Geräten benutzten Funkfrequenzen liegen um 2,4 GHz bzw.
5,4 GHz, also im Mikrowellenbereich. Ihre Reichweite kann unter bestimmten
Voraussetzungen mehrere hundert Meter betragen. Auch durch diese Technik
entstehen, ebenso wie bei der Mobilfunktechnik, hochfrequente elektromagne-
tische Felder. Sie sind somit, ebenso wie die Mobilfunktechnik, Gegenstand von
kontroversen Auseinandersetzungen im Hinblick auf die gesundheitlichen Aus-
wirkungen.

Zwar gibt es nach mehreren Studien, u. a. des Bundesamts für Strahlenschutz,
nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft keinen Nachweis, dass es innerhalb
der gesetzlichen Grenzwerte der effektiven Strahlungsleistung eine gesundheit-
liche Gefährdung besteht. Allerdings ist ebenso wie beim Mobilfunk eine ab-
schließende Bewertung noch nicht erfolgt. Das Bundesamt für Strahlenschutz
empfiehlt in seiner Antwort auf eine Anhörung des Bayerischen Landtages, dass

im Zuge der die Grenzwertregelung ergänzenden Vorsorgemaßnahmen auch im
Zusammenhang mit WLAN kabelgebundene Alternativen vorzuziehen sind
(Anhörung des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz des Baye-
rischen Landtages zum Thema „Einfluss des Mobilfunks auf die menschliche
Befindlichkeit“ am 7. Dezember 2006). Auch sei die Frage nach der altersabhän-
gigen Energieaufnahme und Energieverteilung noch nicht befriedigend beant-
wortet. Diese Aussagen bewegten den Bayerischen Landtag, eine Empfehlung an

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die Schulen herauszugeben, in dem die Schulen aufgefordert werden, möglichst
auf WLAN zu verzichten. Zu einer ähnlichen Empfehlung kommt Professor
Lawrie Challis, Leiter des britischen Forschungsprogramms zu Mobiltelekom-
munikation und Gesundheit laut einer Meldung in FOXNews vom 4. Mai 2007.
Er hatte dort geäußert, dass Kinder einen Sicherheitsabstand zu den eingebauten
Antennen in WiFi-aktiven (Wireless Fidelity) Laptops wahren sollten, bis wei-
tere Forschung durchgeführt worden ist.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche (Teil-)Studien zu WLAN wurden im Deutschen Mobilfunk-
forschungsprogramm durchgeführt, und zu welchen Ergebnissen sind diese
Studien gekommen?

2. Plant die Bundesregierung Studien, um die altersabhängige Energieauf-
nahme und Energieverteilung zu untersuchen?

3. Wenn ja, in welchem Rahmen, und wenn nein, warum nicht?

4. Welchen Anteil haben die WLAN-Netzwerke an der durchschnittlichen
Exposition der Bevölkerung?

5. Welche Vorsorgemaßnahmen werden in der Bundesregierung und/oder in
anderen EU-Staaten getroffen, um die Belastung der Bevölkerung durch
WLAN möglichst gering zu halten?

6. Wie hoch sind die Wachstumsraten von öffentlichen und kommerziellen
WLAN-Access-Points in Deutschland in den letzten Jahren?

7. Wie hoch ist die Abdeckung in Deutschland mit WLAN?

8. Hat die Bundesregierung in der Vergangenheit Kommunen unterstützt um
Drahtlosnetze einzurichten oder plant die Bundesregierung dieses für die
Zukunft?

9. Wie beurteilt die Bundesregierung das Modell der Nutzung von privaten
WLAN-Netzen von Dienstleistern durch Kommunen?

10. Hält die Bundesregierung die Empfehlung des Bayerischen Landtages, in
Schulen möglichst auf WLAN zu verzichten und kabelgebundene Lösungen
vorzuziehen, für richtig?

11. Wenn ja, wird die Bundesregierung diese Maßnahme auch anderen Bundes-
ländern empfehlen, und in welcher Weise wird dieses geschehen?

12. Sind der Bundesregierung Messprogramme an Schulen bekannt, wenn ja,
mit welchen Ergebnissen?

13. Wenn nein, sind der Bundesregierung geplante Aktivitäten in dieser Rich-
tung bekannt, und hält die Bundesregierung Messprogramme an Schulen für
sinnvoll?

14. Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung, um die Strahlenexposition
der Bevölkerung und hier besonders die der Kinder durch hochfrequente
elektromagnetische Felder zu verringern?

Berlin, den 6. Juli 2007

Renate Künast, Fritz Kuhn und Fraktion

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