BT-Drucksache 16/1733

Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund

Vom 1. Juni 2006


Deutscher Bundestag Drucksache 16/1733
16. Wahlperiode 01. 06. 2006

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Dr. Hakki Keskin, Cornelia Hirsch, Ulla Jelpke, Sevim Dagdelen,
Petra Pau und der Fraktion DIE LINKE.

Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund

Die Bundesregierung hat in ihrem Berufbildungsbericht 2005 den ein Jahr zuvor
geschlossenen Ausbildungspakt mit der Wirtschaft für erfolgreich erklärt.
Demnach gäbe es einen Zuwachs bei den neu abgeschlossenen Ausbildungs-
verträgen um 2,8 Prozent (vgl. Bundestagsdrucksache 15/5285, S. 1). Das
Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) kommt dagegen zu dem Ergebnis, dass
die Zahl der im Jahr 2005 neu abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsver-
träge so niedrig wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland gewesen ist
(http://www.bibb.de). Laut Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes
(DGB) sind im Jahr 2005 mindestens 100 000 junge Menschen mit Aus-
bildungsplätzen unversorgt geblieben, da sie entweder noch immer einen Aus-
bildungsplatz suchen, in Alternativen ausgewichen (jobben, wieder zur Schule
gehen, berufsvorbereitende Maßnahmen ergriffen haben) sind oder an öffentlich
finanzierter außerbetrieblicher Ausbildung teilnehmen. Die Zahl der Aus-
bildungsbetriebe liegt demnach nur noch bei 23 Prozent (http://www.dgb.de).
Unter diesen qualitativen und quantitativen Mängeln leiden im Vergleich mit
ihren deutschen Altersgenossen insbesondere Jugendliche mit Migrationshinter-
grund.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie viele Jugendliche haben in den Jahren 2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und
2005 überhaupt keinen Ausbildungsplatz gefunden (bitte nach einzelnen Jah-
ren und getrennt nach männlichen und weiblichen Jugendlichen auflisten)?

2. Wie viele Jugendliche haben in den Jahren 2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und
2005 keinen betrieblichen Ausbildungsplatz gefunden (bitte nach einzelnen
Jahren und getrennt nach männlichen und weiblichen Jugendlichen ange-
ben)?

3. Wie viele Jugendliche, die in den Jahren 2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und
2005 überhaupt keinen Ausbildungsplatz erhalten haben, besitzen einen Mi-
grationshintergrund (bitte nach einzelnen Jahren, nach jeweiliger Staatsange-
hörigkeit und nach Geschlecht getrennt auflisten)?
4. Wie viele Jugendliche, die in den Jahren 2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und
2005 keinen betrieblichen Ausbildungsplatz erhalten haben, besitzen einen
Migrationshintergrund (bitte nach einzelnen Jahren, nach jeweiliger Staats-
angehörigkeit und nach Geschlecht getrennt ausweisen)?

Drucksache 16/1733 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

5. Wie viele Jugendliche mit Migrationshintergrund haben in den Jahren 2000,
2001, 2002, 2003, 2004 und 2005 eine Ausbildung im öffentlichen Dienst
aufgenommen (bitte nach einzelnen Jahren, nach Staatsangehörigkeit und
nach Geschlecht getrennt ausweisen)?

6. Wie vielen Jugendlichen konnte seit Geltung des Ausbildungspakts eine
betriebliche Ausbildungsstelle vermittelt werden (bitte nach Geschlecht
ausweisen)?

7. Wie vielen Jugendlichen konnte seit Geltung des Ausbildungspakts eine
außerbetriebliche Ausbildungsstelle vermittelt werden (bitte nach Ge-
schlecht ausweisen)?

8. Wie vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund konnte seit Geltung des
Ausbildungspakts eine betriebliche Ausbildungsstelle vermittelt werden
(bitte getrennt nach Staatsangehörigkeit und Geschlecht auflisten)?

9. Wie vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund konnte seit Geltung des
Ausbildungspakts eine außerbetriebliche Ausbildungsstelle vermittelt wer-
den (bitte getrennt nach Staatsangehörigkeit und Geschlecht ausweisen)?

10. Welche Maßnahmen beabsichtigt die Bundesregierung zu ergreifen, falls
sich die Ausbildungssituation in der Bundesrepublik trotz Ausbildungs-
pakts in diesem und in den folgenden Jahren weiter verschlechtert?

11. Weshalb erwägt die Bundesregierung im Fall einer weiteren Verschlech-
terung des Ausbildungsplatzangebots keine Einführung einer Ausbildungs-
platzumlage?

12. a) Wie bewertet die Bundesregierung die qualitativen und quantitativen
Veränderungen in der Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migra-
tionshintergrund seit dem Abschluss des Ausbildungspakts bis heute?

b) Auf welche Berichte, Studien und Materialien stützt sich diese Bewer-
tung?

c) Inwieweit sieht die Bundesregierung zu diesem Thema weiteren
Forschungsbedarf?

13. a) An welche Beschlüsse des „Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und
Weiterbildung“ (BAAuWe) und an welche Vereinbarungen aus den
Gesprächen zur Strukturverbesserung der Berufsbildung bezüglich der
Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund sieht
sich die Bundesregierung noch gebunden?

b) Welche Umsetzungsdefizite und welchen Handlungsbedarf sieht sie
diesbezüglich?

c) Welche Beschlüsse plant sie, unter den neuen Verhältnissen nicht mehr
fortzuführen bzw. nicht mehr weiter umzusetzen (bitte mit Begründung)?

14. Wie sieht die vorläufige Bewertung der Bundesregierung des Ausbildungs-
strukturprogramms KAUSA aus?

15. Inwieweit wurde in den Anträgen der ersten Förderrunde des neuen BMBF-
Programms Jobstarter die besondere Situation von ausbildungsplatzsuchen-
den Jugendlichen mit Migrationshintergrund – auch im Verhältnis zu ande-
ren Förderzielen – berücksichtigt?

16. Inwieweit wird die Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migra-
tionshintergrund bei der von der Bundesregierung angekündigten Struktur-
initiative eine Rolle spielen?

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 3 – Drucksache 16/1733

17. a) In welchem Verhältnis stehen für die Bundesregierung die Ziele,
Betriebe mit Migrationshintergrund für mehr Ausbildung zu gewinnen
und Jugendliche mit Migrationshintergrund besser zu qualifizieren?

b) Welche konkreten Maßnahmen sind geplant, um mehr Betriebe mit
Migrationshintergrund für die Ausbildung zu gewinnen?

c) Welche konkreten Maßnahmen sind geplant, um Jugendliche mit Migra-
tionshintergrund besser zu qualifizieren und somit ihre Chancen auf dem
Ausbildungsstellenmarkt zu verbessern?

18. In welchem Umfang und mit welchen Mitteln erwägt die Bundesregierung,
den Anteil von auszubildenden Jugendlichen mit Migrationshintergrund im
öffentlichen Dienst zu erhöhen?

Berlin, den 31. Mai 2006

Dr. Hakki Keskin
Cornelia Hirsch
Ulla Jelpke
Sevim Dagdelen
Petra Pau
Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

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