BT-Drucksache 16/14035

Werbemaßnahmen der Bundeswehr in Medien

Vom 10. September 2009


Deutscher Bundestag Drucksache 16/14035
16. Wahlperiode 10. 09. 2009

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulla Jelpke, Heike Hänsel, Inge Höger, Dr. Lukrezia Jochimsen,
Kersten Naumann, Dr. Petra Sitte, Dr. Kirsten Tackmann und der Fraktion DIE LINKE.

Werbemaßnahmen der Bundeswehr in Medien

Um den Personalergänzungsbedarf von jährlich über 20 000 jungen Frauen und
Männern zu erfüllen, weitet die Bundeswehr seit einigen Jahren ihre Rekrutie-
rungsbemühungen aus und beschreitet neue, aus Sicht der Fragesteller proble-
matische Wege. Dazu gehören, neben den von den Fragestellern bereits kriti-
sierten „Karriere-Trucks“ und anderen öffentlichen Werbeveranstaltungen,
auch Anzeigen in Zeitschriften, Kooperationen mit Jugendmedien, Förderung
von Spielfilmen.

So wirbt die Bundeswehr beispielsweise in Deutschlands größter Schülerzei-
tung, dem „SPIESSER“ mit einer Auflage von einer Million Exemplaren und in
der größten deutschen Jugendzeitschrift, der „BRAVO“. Darüber hinaus wirbt
die Bundeswehr mit Radio- und Kinospots, zudem unterstützt sie private Film-
produktionen, wie etwa den Spielfilm „Mörderischer Frieden“ (vgl. Antwort
auf die schriftliche Frage der Abgeordneten Ulla Jelpke auf Bundestagsdruck-
sache 16/7572). Am 2. Februar 2009 strahlte der öffentlich-rechtliche Fernseh-
sender ARD den Spielfilm „Willkommen zuhause“ des Süd-West-Rundfunks
(SWR) aus. Der Film handelt von einem aus Afghanistan heimkehrenden Bun-
deswehrsoldaten, der seit seinem Einsatz an einem Trauma leidet.

Dieser Film wurde ebenfalls von der Bundeswehr unterstützt, indem sie bei
Dreharbeiten fachlich zur Seite stand und Drehgenehmigungen in Bundeswehr-
liegenschaften erteilte. Offensichtlich betrachtet die Bundeswehr solche Unter-
stützungsmaßnahmen als Mittel, politische Ziele durchzusetzen, insbesondere
eine Unterstützung der Bevölkerung für die Auslandseinsätze der Bundeswehr
zu erreichen.

Einen genauen Überblick über die Bundeswehrwerbung in der Öffentlichkeit
und so genanntes Militainment gibt es bislang nicht. Ebenfalls unbekannt sind
die dabei entstehenden Kosten.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche Gesamtkosten sind seit dem Jahr 2005 bis zum heutigen Zeitpunkt
für Image- bzw. personalwerbliche Anzeigen der Bundeswehr in Print-

medien, Radiostationen, im Fernsehen, in Kinos, im Internet und anderen
Medienformaten entstanden?

Welche Gesamtkosten entstanden für Werbung allgemeiner Art (Image-
pflege u. Ä.) seit dem Jahr 2005 (bitte einzeln nach Medientyp aufschlüs-
seln)?

Drucksache 16/14035 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

2. Bei welchen Radiostationen hat die Bundeswehr seit dem Jahr 2005
Werbespots geschaltet?

a) Wie oft wurden diese ausgestrahlt (bitte nach Radiostation und Datum
auflisten)?

b) Wie viele verschiedene Radiospots der Bundeswehr gibt es, und welche
Themen behandeln diese (bitte den gesprochenen Text im Wortlaut
wiedergeben)?

c) Welche Kosten fielen für Radiowerbung in den Jahren 2005, 2006, 2007
und 2008 an (bitte einzeln aufgliedern), und welche Kosten sind für die
Jahre 2009 und 2010 einkalkuliert (sofern möglich, die Kosten unterglie-
dern in personalwerbliche und allgemeine Werbung)?

c) Welche Agenturen und/oder Dienststellen der Bundeswehr wurden mit
der Erstellung der Spots beauftragt, und welche Kosten entstanden hier-
für?

3. In welchen Kinos hat die Bundeswehr seit dem Jahr 2005 mit Werbefilmen
oder anderen Werbemitteln (bitte ggf. auflisten) geworben (bitte auflisten
nach Ort und Namen der Kinos)?

a) Wie häufig bzw. über welchen Zeitraum wurden diese Filme vorgeführt
(bitte nach Kino, Ort und Datum aufgliedern)?

b) Inwiefern war die Schaltung bzw. Vorführung abhängig vom Hauptfilm,
und um welche Hauptfilme handelte es sich dabei?

c) Wie viele verschiedene Werbefilme (sowohl für Kinos als auch für TV,
Internet, DVD/CD) hat die Bundeswehr produziert bzw. in Auftrag gege-
ben (bitte Titel sowie Kurzangabe des Inhalts angeben)?

d) Welche Agenturen wurden mit der Konzeptionierung und Herstellung der
Werbefilme beauftragt, und welche Kosten entstanden dabei (bitte pro
Titel aufschlüsseln)?

e) Welche Kosten entstanden in den Jahren 2005, 2006, 2007, 2008 für die
Vorführung von Werbefilmen in Kinos, und welche Kosten sind für die
Jahre 2009 und 2010 einkalkuliert (sofern möglich, die Kosten unterglie-
dern in personalwerbliche und allgemeine Werbung)?

f) In welchen Kinos sollen in diesem Jahr noch Werbefilme der Bundes-
wehr vorgeführt werden (bitte die eingeplanten Termine einzeln pro Kino
und Datum angeben)?

4. Welche Filmproduktionen (Spielfilme, Kinofilme, Dokumentationen usw.)
hat die Bundeswehr seit dem Jahr 2005 unterstützt (bitte Titel, Hersteller,
Ausstrahlungsdatum, Sender, Art der Unterstützung und Kosten aufschlüs-
seln)?

5. Hat die Bundeswehr die 2005 ausgestrahlte Miniserie „Streitkräfte im Ein-
satz – Sonja Zietlow bei der Bundeswehr“ des Fernsehsenders RTL unter-
stützt, und wenn ja, welcher Art war die Unterstützung, und welche Kosten
sind der Bundeswehr dabei entstanden?

6. Hat die Bundeswehr die Reportage „Mission Afghanistan – Einsatz am Hin-
dukusch“ (N24, 2. Dezember 2008) unterstützt, und wenn ja, welcher Art
war die Unterstützung, und welche Kosten sind der Bundeswehr dabei ent-
standen?

Gibt diese Dokumentation nach Ansicht der Bundesregierung ein realisti-
sches Bild vom Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr wieder?
7. Zu welchen Rundfunkanstalten sowie privaten Filmproduzenten pflegt die
Bundeswehr besonders gute Beziehungen?

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Trifft der Eindruck der Fragesteller zu, dass insbesondere Filmproduktio-
nen des SWR überproportional häufig unterstützt werden, und wenn ja, wie
erklärt die Bundesregierung dies?

8. Hat die Bundeswehr von sich aus eine Unterstützung bestimmter Film-
produktionen angeboten, und wenn ja, welcher (bitte Titel und Jahr der
Fertigstellung sowie Erstausstrahlung nennen)?

9. Welche Ziele verfolgt die Bundeswehr mit der Unterstützung von Film-
produktionen, und welche Kriterien legt sie bei der Prüfung von Unterstüt-
zungsanfragen an?

10. Inwiefern betrachtet die Bundesregierung die Unterstützung von Film-
produktionen als geeignetes Mittel, die öffentliche Meinung dahingehend
zu beeinflussen, dass die – geringe – Zustimmung zum Afghanistan-Ein-
satz der Bundeswehr zunimmt?

11. Sind derzeit weitere Unterstützungen von Filmprojekten angefragt und/
oder bereits entschieden, und wenn ja, wie lauten die Titel, um welche Pro-
duktionsfirmen/Rundfunkanstalten handelt es sich jeweils, welcher Art ist
die jeweils erbetene Unterstützung, und welche Kosten sind damit jeweils
verbunden?

12. Haben die Bundeswehr oder eine andere staatliche Einrichtung selbst die
Erstellung von Filmproduktionen für Kinos oder Fernsehen veranlasst, und
wenn ja, welche (bitte Titel und Jahr der Fertigstellung und Erstausstrah-
lung angeben)?

13. Welche Kriterien muss ein Filmprojekt erfüllen, um von der Bundeswehr
unterstützt zu werden?

14. Beabsichtigt die Bundesregierung, das bisher nur bundeswehrintern emp-
fangbare „Bw-TV“ auch für herkömmliche Fernsehnutzerinnen und - nutzer
empfangbar zu machen, und wenn ja, bis wann?

Von wie vielen Bundeswehrangehörigen wird nach Erkenntnissen der Bun-
desregierung „Bw-TV“ regelmäßig gesehen, und in welchem zeitlichem
Umfang?

15. Mit welchem Ziel wurde der bundeswehreigene Fernsehkanal „Bw-TV“
gegründet?

a) Wie hoch fällt der Haushalt für „Bw-TV“ pro Jahr aus, und hält die
Bundesregierung diese Kosten in Anbetracht der geringen Zuschauer-
zahl für gerechtfertigt?

b) Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl von Spielfilmen, und wel-
che Kriterien gelten insbesondere für Spielfilme mit spezifisch militäri-
scher Thematik?

c) Welche Spielfilme wurden im Jahr 2009 bislang auf „Bw-TV“ gezeigt
(bitte Titel einzeln auflisten)?

16. Wie viele Aufrufe verzeichnen die Bundeswehr-Websites www.treff.bun-
deswehr.de und www.bundeswehr-karriere.de durchschnittlich pro Monat,
und welche signifikanten Änderungen gab es bei den Aufrufen seit dem
Jahr 2005?

17. Wie viele Mitglieder hat die „Community“ von treff.bundeswehr?

18. Wie werden die genannten Websites auf anderen Websites sowie anderen
Medien beworben (bitte die in diesem Jahr durchgeführten Werbemaßnah-
men inkl. Bannern angeben)?
Welche Kosten sind hierbei in den Jahren 2005, 2006, 2007, 2008 entstan-
den, und welche Kosten sind für die Jahre 2009 und 2010 einkalkuliert?

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19. In welchen Printmedien hat die Bundeswehr seit dem Jahr 2005 Anzeigen
geschaltet (bitte auflisten nach Name des Printmediums, Erscheinungs-
datum und Inhalt der Anzeige)?

20. Welche Kosten sind durch Anzeigen in Printmedien in den Jahren 2005,
2006, 2007 und 2008 entstanden, und welche Kosten sind für die Jahre
2009 und 2010 einkalkuliert (sofern möglich, die Kosten untergliedern in
personalwerbliche und allgemeine Werbung)?

21. Inwieweit bestand oder besteht noch eine Kooperationsvereinbarung
zwischen „BRAVO“ und der Bundeswehr und was beinhaltet diese, und
welche Kosten sind damit für die Bundeswehr verbunden?

Inwieweit existieren solche Kooperationsvereinbarungen mit anderen
Printmedien, und welche Kosten sind damit für die Bundeswehr verbun-
den?

22. Welche Bedeutung haben für die Bundeswehr Anzeigen auf der Website
der Jugendzeitschrift „BRAVO“ angesichts des Umstandes, dass diese sich
an Menschen ab dem Alter von zehn Jahren richtet?

Hält es die Bundesregierung für angemessen, bereits Minderjährige mit
militärischer Werbung zu konfrontieren, und wenn ja, warum?

23. Wie hoch ist die Auflage der Bundeswehrzeitschrift „infopost“, und welche
Kosten entstehen durch die Zeitschrift pro Jahr?

24. An welche Zielgruppe richtet sich „infopost“, und wie beurteilt die Bun-
desregierung den Stellenwert dieser Zeitschrift für die personalwerblichen
Bemühungen der Bundeswehr?

25. Wie realistisch wird nach Ansicht der Bundesregierung der Einsatz der
Bundeswehr in Afghanistan in „infopost“ geschildert?

26. Welche Bedeutung haben die verschiedenen genannten Werbemaßnahmen
bei Printmedien, im Internet, Kino, Radio und Fernsehen für die personal-
werblichen Bemühungen der Bundeswehr?

a) In welchen Medien hat sich die Werbung nach Erkenntnissen der Bun-
desregierung als besonders erfolgsträchtig erwiesen, welche weniger,
und wie bemisst sich der Erfolg?

b) Welche Abteilung bzw. welches Referat/welche Dienststelle oder
welcher externe Auftragnehmer koordiniert die vielfältigen Werbemaß-
nahmen der Bundeswehr?

Inwiefern fließt hierbei medien- und gesellschaftswissenschaftliches
Expertenwissen ein?

c) Gibt es eine Evaluation dieser Werbemaßnahmen, und wenn ja, welche
Stelle bzw. welcher Auftragnehmer hat diese zuletzt vorgenommen, und
mit welchem Ergebnis?

27. Welche Veränderungen hinsichtlich der Werbestrategien beabsichtigt die
Bundesregierung in nächster Zeit?

Berlin, den 10. September 2009

Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

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