BT-Drucksache 16/13057

zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus Riegert, Norbert Barthle, Antje Blumenthal, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dagmar Freitag, Dr. Peter Danckert, Martin Gerster, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD -16/10882- Duale Karrieren im Spitzensport fördern und den Hochschulsport strategisch weiterentwickeln

Vom 14. Mai 2009


Deutscher Bundestag Drucksache 16/13057
16. Wahlperiode 14. 05. 2009

Beschlussempfehlung und Bericht
des Sportausschusses (5. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus Riegert, Norbert Barthle, Antje
Blumenthal, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
sowie der Abgeordneten Dagmar Freitag, Dr. Peter Danckert, Martin Gerster,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
– Drucksache 16/10882 –

Duale Karrieren im Spitzensport fördern und den Hochschulsport strategisch
weiterentwickeln

A. Problem

Ein Nachwuchsathlet steht nach Beendigung der Schulzeit an einem Scheide-
weg. Die Perspektive des Aufstiegs in höhere Kader bedeutet, dass sich die An-
sprüche des Sports mit den von Berufsausbildung bzw. Studium nur mit einer
höheren Belastung für die Athletinnen und Athleten vereinbaren lassen. In die-
sem Lebensabschnitt wird häufig eine Entscheidung für die berufliche Karriere
und gegen den Sport gefällt. Das ist individuell verständlich, doch aus Sicht des
Sports ist dieser Verlust an Talenten problematisch. Die Rahmenbedingungen
zur Vereinbarkeit von Spitzensport, Ausbildung, Studium und Beruf müssen
verbessert werden.

B. Lösung

Annahme des Antrags mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU und
SPD gegen die Stimmen der Fraktion DIE LINKE. bei Stimmenthaltung
der Fraktion der FDP und Abwesenheit der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

C. Alternativen

Ablehnung des Antrags.

D. Kosten

Kosten wurden nicht erörtert.

Drucksache 16/13057 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Beschlussempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen,

den Antrag auf Drucksache 16/10882 anzunehmen.

Berlin, den 22. April 2009

Der Sportausschuss

Dr. Peter Danckert
Vorsitzender

Klaus Riegert
Berichterstatter

Dagmar Freitag
Berichterstatterin

Detlef Parr
Berichterstatter

Katrin Kunert
Berichterstatterin

Winfried Hermann
Berichterstatter

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 3 – Drucksache 16/13057

Bericht der Abgeordneten Klaus Riegert, Dagmar Freitag, Detlef Parr,
Katrin Kunert und Winfried Hermann

I. Überweisung

Der Deutsche Bundestag hat die Vorlage auf Drucksache
16/10882 in seiner 208. Sitzung am 05. März 2009 beraten
und an den Sportausschuss zur federführenden Beratung und
an den Ausschuss für Arbeit und Soziales, Ausschuss für
Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, Aus-
schuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union,
Ausschuss für Kultur und Medien zur Mitberatung überwie-
sen.

II. Wesentlicher Inhalt der Vorlage

Mit ihrem Antrag wollen die Fraktionen der CDU/CSU und
SPD erreichen, dass sich die Akteure des Bildungssystems
ihrer Verantwortung für Athletinnen und Athleten bewusster
werden. Ein Engagement im Spitzensport darf eine beruf-
liche Ausbildung und die darauf aufbauende berufliche Zu-
kunft nicht gefährden. Hierbei spielt es keine Rolle, ob die
Spitzensportlerinnen und -sportler eine Universität besuchen
oder keinen akademischen Beruf wählen. Nur für wenige
Aktive besteht die Möglichkeit durch den Sport eine wirt-
schaftliche Unabhängigkeit zu erlangen, die über das Ende
der sportlichen Laufbahn hinaus für den Rest des Lebens
wirkt. Darum ist es für fast alle Sportlerinnen und Sportler
von größter Wichtigkeit und eine ökonomische Notwendig-
keit, dass nach Ende der Sportkarriere möglichst nahtlos eine
gesicherte berufliche Existenz aufgebaut werden kann.

Wegen der Einzelheiten wird auf die entsprechende Druck-
sache verwiesen.

III. Stellungnahmen der mitberatenden
Ausschüsse

Der Ausschuss für Arbeit und Soziales hat die Vorlage in
seiner 119. Sitzung am 25. März 2009 beraten und mit den
Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU und SPD gegen die
Stimmen der Fraktion die DIE LINKE. bei Stimmenthaltung
der Fraktion der FDP und Abwesenheit der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beschlossen, die Annahme
des Antrags auf Drucksache 16/10882 zu empfehlen.

Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technik-
folgenabschätzung hat die Vorlage in seiner 81. Sitzung am
25. März 2009 beraten und mit den Stimmen der Fraktionen
der CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen der Fraktion
DIE LINKE. bei Stimmenthaltung der Fraktionen FDP und
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beschlossen, die Annahme
des Antrags auf Drucksache 16/10882 zu empfehlen.

Der Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen
Union hat die Vorlage in seiner 82. Sitzung am 25. März
2009 beraten und mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/
CSU und SPD gegen die Stimmen der Fraktion DIE LINKE.
bei Stimmenthaltung der Fraktionen FDP und BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN beschlossen, die Annahme des Antrags
auf Drucksache 16/10882 zu empfehlen.

Der Ausschuss für Kultur und Medien hat die Vorlage in
seiner 76. Sitzung am 25. März 2009 beraten und mit den
Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU und SPD gegen die
Stimmen der Fraktion DIE LINKE. bei Stimmenthaltung
der Fraktionen FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
beschlossen, die Annahme des Antrags auf Drucksache
16/10882 zu empfehlen.

IV. Beratungsverlauf und Beratungsergebnis im
federführenden Ausschuss

Der Sportausschuss hat die Vorlage in seiner 70. Sitzung am
25. März 2009 abschließend beraten und mit den Stimmen
der Fraktionen der CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen
der Fraktion DIE LINKE. bei Stimmenthaltung der Fraktion
der FDP und Abwesenheit der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN beschlossen, die Annahme des Antrags auf
Drucksache 16/10882 zu empfehlen.

Die Fraktion der CDU/CSU erklärt: Der Antrag verfolgt
das Ziel Maßnahmen zur Förderung der dualen Karriere von
Spitzensportlerinnen und -sportlern zu ergreifen, anzuregen
und insbesondere auf eine bessere Vereinbarkeit der sport-
lichen Karriere mit einem Hochschulstudium hinzuwirken.

Ein erfolgreiches Spitzensportsystem beruht auf einem funk-
tionierenden Unterstützungssystem für Spitzensportler, um
dem „Drop-Out“ – dem Ausscheiden aus dem Spitzensport –
entgegenzuwirken. Die Sicherung einer dualen Karriere aus
Spitzensport und Berufs(aus)bildung ist dazu unabdingbar.
Studierende Spitzensportlerinnen und Spitzensportler tragen
in hohem Maß zu internationalen Erfolgen bei. Die Sicher-
stellung der Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport ist
daher ein wichtiger Baustein der Spitzensportförderung.

Dies kann u. a. durch flexiblere Studien- und Prüfungsbedin-
gungen für studierende Athletinnen und Athleten, Nutzung
der Infrastruktur des Hochschulsportes sowie einfachere Re-
gelungen bei Wechsel des Studienganges/-ortes, verbesserte
Nutzung von modernen Kommunikationsformen in der Leh-
re und Nachteilsausgleiche für Betroffene erreicht werden.

Die Kultusministerkonferenz (KMK), die Sportministerkon-
ferenz, die Hochschulrektorenkonferenz und der Deutsche
Olympische Sportbund (und andere) haben gemeinsame und
eigene Vorschläge erarbeitet, die es zu prüfen und gegebe-
nenfalls umzusetzen gilt.

Die Fraktion der SPD führt aus: Die duale Karriereplanung
ist für Spitzensportlerinnen und Spitzensportler von beson-
derer Bedeutung. Sie investieren in einem bedeutenden
Lebensabschnitt einen Großteil ihrer Zeit in die sportliche
Karriere und haben bisher nur selten die Möglichkeit, ihre
berufliche Karriere, die sich in der Regel an die Zeit der
sportlichen Aktivität auf Spitzensportniveau anschließt, aus-
reichend vorzubereiten. Nur selten gelingt es, die berufliche
Qualifikation während der aktiven Sportlaufbahn voranzu-
treiben. Daher ist es notwendig, Maßnahmen zu ergreifen
bzw. auszuweiten, die eine bessere Vereinbarkeit der sport-
lichen Karriere mit einer Berufsausbildung ermöglichen.

Drucksache 16/13057 – 4 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Insbesondere studierende Athletinnen und Athleten müssen
sich auf ein funktionierendes System zur Unterstützung so-
wohl ihrer sportlichen als auch ihrer beruflichen Karriere
verlassen können. Dazu ist es notwendig, die Studienbedin-
gungen zu flexibilisieren, an die Bedürfnisse der Sportlerin-
nen und Sportler anzupassen und Nachteilsausgleiche zu
ermöglichen. Studien- und Prüfungsleistungen müssen indi-
viduell planbar sein und durch moderne Kommunikations-
instrumente und -formen unterstützt werden. In einer ge-
meinsamen Erklärung haben Kultusministerkonferenz,
Sportministerkonferenz, Hochschulrektorenkonferenz und
Deutscher Olympischer Sportbund Maßnahmen entwickelt,
die es auf Wirksamkeit zu prüfen und umzusetzen gilt. Damit
die duale Karriereplanung ein effektiver Baustein der Spit-
zensportförderung sein kann, müssen alle Beteiligten mehr
als bisher zu leisten bereit sein.

Die Fraktion der FDP ist der Auffassung, dass der Antrag
verschiedene Forderungen aufstellt, die geeignet sind, die
Bedingungen für junge Spitzensportler und die Vereinbarung
von Sport und späterer beruflicher Karriere zu verbessern.
Diese Forderungen sind aus Sicht der Sportpolitiker der
Fraktion der FDP unterstützenswert. Es fehlt allerdings eine
Berücksichtigung der Bedeutung internationaler Wettkämp-
fe für die strategische Weiterentwicklung des Hochschul-
sports – insbesondere im Hinblick auf die Steigerung der
Teilnehmerzahlen an internationalen Wettkämpfen und die
Bereitschaft zur Unterstützung deutscher Bewerbungen für
internationale Wettkämpfe. Die Fraktion der FDP enthält
sich deshalb.

Die Fraktion DIE LINKE. stellt fest: Die Koalition der
Fraktionen der CDU/CSU und SPD will die Situation der
studierenden Spitzensportlerinnen und Spitzensportler ver-
bessern, sie fordert die Bundesregierung auf, sich für eine
bessere Vereinbarkeit von Ausbildung und Spitzensport ein-
zusetzen. Trainings- und Wettkampfbetrieb soll mit einem
erfolgreichen Studium vereinbar sein. Aus sportpolitischer
Sicht ist das richtig. Dies ist aber nur möglich, wenn man in
der Hochschulpolitik einen Kurswechsel vollzieht.

Der Antrag nimmt weder Bezug auf die Situation und die
Bedingungen an den Hochschulen noch zeigt er zufrieden-
stellende Lösungen für alle Studierenden auf.

Die Fraktion DIE LINKE. fordert:

– die Verbesserung der sozialen Situation der Studierenden
durch Verbot von Studiengebühren und der Möglichkeit
eines umfassenden BaföG,

– Studium darf keine Fortsetzung von Schule sein,

– mehr Freiräume, geringere Präsenzzeiten und Ausbau der
Möglichkeit eines Teilzeitstudiums,

– ein Sportförderungsgesetz des Bundes, welches ein Kon-
zept zur Vereinbarkeit von Sport, Berufsausbildung, Stu-
dium und Beruf tatsächlich sichert,

– Sportlerinnen und Sportler müssen finanziell unabhängig
sein und eine berufliche Perspektive haben.

Die Fraktion DIE LINKE. lehnt den Antrag auf dieser
Drucksache ab.

Die Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN konstatierten,
die Koalition der Fraktionen der CDU/CSU und SPD weist
mit ihrem Antrag in die richtige Richtung. Von Seiten der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN werde man diesen
Antrag daher nicht ablehnen. Leider komme jedoch der
Koalitionsvorstoß sehr spät in der laufenden Legislatur, so
dass es zur politischen Ehrlichkeit mit dazu gehöre, dass viele
der im Antrag formulierten politischen Forderungen nicht
mehr umgesetzt werden könnten. Insoweit liege also leider
auch eine gewisse politische Verzögerungstaktik durch die
Koalition der Fraktionen der CDU/CSU und SPD vor.

Deutlich geworden sei aber auch, dass die Koalition der
Fraktionen der CDU/CSU und SPD zum Ende dieser Wahl-
periode nicht verbergen könne, dass man in der Frage der
Zuständigkeit in der Bildungskompetenz koalitionsintern
politisch zerstritten sei. Auch in der Umsetzung der KMK-
Beschlüsse hapere es gewaltig.

Nicht abschließend geklärt werden konnte im Beratungsver-
fahren, dass es Konkurrenzen auch innerhalb des organisierten
Sports in Deutschland gibt, wer denn nun die Interessen der
Sportlerinnen vertritt. Der Beirat der Aktiven im Deutschen
Olympischen Sportbund (DOSB) formuliere offensiv seine
Betreuungsleistungen, während der Allgemeine Hochschul-
sportverband (ADH) auf seine traditionelle Verantwortung
hinweisen würde. Eine konzeptionell abgestimmte Sportpoli-
tik für mehr und besseren Hochschulsport sehe anders aus,
stellte die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fest.

Berlin, den 22. April 2009

Klaus Riegert
Berichterstatter

Dagmar Freitag
Berichterstatterin

Detlef Parr
Berichterstatter

Katrin Kunert
Berichterstatterin

Winfried Hermann
Berichterstatter

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