BT-Drucksache 16/12049

Conservation Science - Forschung und Entwicklung für den Erhalt des kulturellen Erbes

Vom 25. Februar 2009


Deutscher Bundestag Drucksache 16/12049
16. Wahlperiode 25. 02. 2009

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Dr. Petra Sitte, Cornelia Hirsch, Dr. Lukrezia Jochimsen,
Volker Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE LINKE.

Conservation Science – Forschung und Entwicklung für den Erhalt
des kulturellen Erbes

Die Forschung und Entwicklung von Technologien zur Erhaltung von Kunst-
werken („Conservation Science“) in der Bundesrepublik Deutschland genießt
international einen hervorragenden Ruf. Dieser beruht auf den in der Vergan-
genheit erarbeiteten Vorsprüngen der Institute und Forschungsmuseen bei der
Bewahrung und Erhaltung von Kulturgütern. Diese Vorsprünge drohen verloren
zu gehen, da im Unterschied zu Ländern wie Frankreich, Großbritannien und
den Niederlanden die Kompetenzen der Konservierungswissenschaft und
Kunsttechnologie nicht den wachsenden und sich differenzierenden Aufgaben
angepasst wurden. Dies macht sich nicht nur in der Forschungs- und Entwick-
lungsleistung und der Innovationsfähigkeit dieser Disziplin, sondern auch bei
der Gewinnung und Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses wesent-
lich bemerkbar.

Infolge dieses Verlustes an Know-how gründeten die Leibniz-Gemeinschaft, die
Fraunhofer-Gemeinschaft sowie die Stiftung preußischer Kulturbesitz die
„Forschungsallianz zur Erhaltung des kulturellen Erbes“. Ziel der vereinbarten
Zusammenarbeit der beteiligten Einrichtungen ist die Erforschung innovativer
und nachhaltiger Technologien und Methoden zur Restaurierung und Erhaltung
von Kulturgütern. Zugleich verbinden die beteiligten Organisationen in dem
gemeinsam unterzeichneten Memorandum of understanding ihre Forschungs-
initiative mit Forderungen insbesondere an die Bundesregierung. Verwiesen
wird dabei auf umfangreiche Initiativen anderer Länder wie etwa Großbritan-
nien oder die Niederlande, die konzentrierte Programme im Bereich der Restau-
ration und Konservierungsforschung aufgelegt haben.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie viele Lehrstühle in der Bundesrepublik Deutschland befassen sich nach
Kenntnis der Bundesregierung mit dem Bereich der Konservierungswissen-
schaft (bitte nach Hochschularten aufschlüsseln)?

2. Wie viele dieser Lehrstühle weisen ein explizit naturwissenschaftlich-tech-

nologisches und anwendungsorientiertes Profil im Sinne der Conservation
Sciences auf?

3. Wie schätzt die Bundesregierung die Situation bei der Gewinnung des wis-
senschaftlichen Nachwuchses im Bereich Conservation Science, insbeson-
dere im internationalen Vergleich, ein?

Kann der Personalbedarf der Institute, Museen, Archive und Denkmalämter
gedeckt werden?

Drucksache 16/12049 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
4. Welche Institute und Einrichtungen forschen derzeit explizit zu Fragen der
substanziellen Erhaltung und Pflege des kulturellen Erbes und der dafür
notwendigen Technologien und Methoden?

5. Welche besonders dringlichen Problemstellungen und Bedarfe für For-
schungs- und Entwicklungsleistungen sieht die Bundesregierung im Be-
reich der Erhaltung des kulturellen Erbes, etwa in den Forschungsmuseen
der Leibniz-Gemeinschaft oder bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz?

6. Wie bewertet die Bundesregierung die derzeitige Leistungsfähigkeit der
anwendungsorientierten Konservierungsforschung in der Bundesrepublik
Deutschland insbesondere in Bezug auf den genannten Bedarf an innova-
tiven Technologien in Museen und Archiven, aber auch im internationalen
Vergleich?

7. Welche Programme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
fördern derzeit Projekte im Bereich der Conservation Science?

8. Welche konkreten Projekte werden derzeit gefördert?

9. Inwiefern plant die Bundesregierung eine Initiative zur Unterstützung der
„Forschungsallianz zur Erhaltung des kulturellen Erbes“?

10. Welche Position nimmt die Bundesregierung zur Forderung der „For-
schungsallianz zur Erhaltung des kulturellen Erbes“ ein, dass ein bundes-
weites Rahmenprogramm zur Förderung der Konservierungsforschung
aufgelegt werden solle?

11. Welche Rolle könnte solch ein Rahmenprogramm bei der Ausbildung des
wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich Conservation Sciences ein-
nehmen?

Berlin, den 18. Februar 2009

Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

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