BT-Drucksache 16/11509

Situation der 3 000 Jahre alten aramäischen Sprache

Vom 19. Dezember 2008


Deutscher Bundestag Drucksache 16/11509
16. Wahlperiode 19. 12. 2008

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Bodo Ramelow, Dr. Hakki Keskin und der Fraktion DIE LINKE.

Situation der 3 000 Jahre alten aramäischen Sprache

In jüngster Zeit haben die Syrisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland, Organisa-
tionen und Vereine der hier lebenden Aramäer/Asyrer bzw. syrisch-orthodoxen
Christen sowie besorgte Einzelpersonen ihre tiefe Besorgnis über die Lage des
Klosters Mor Gabriel in der Südosttürkei gegenüber der Politik und den Medien
zum Ausdruck gebracht.

Das 1 600 Jahre alte Kloster Mor Gabriel – bedeutendstes religiöses und kultu-
relles Zentrum der syrisch-orthodoxen Christen und Aramäer/Asyrer in der Süd-
osttürkei – sieht sich gegenwärtig durch juristische Auseinandersetzungen ernst-
haft in seinen Wirkungsmöglichkeiten gefährdet. Dazu gehört neben der
Ausübung des syrisch-orthodoxen Glaubens der Erhalt aramäischer Sprache und
Kultur. Mor Gabriel ist einer der zwei Orte im Tur Abdin in der Südosttürkei, wo
in einer Klosterschule, wenn auch illegal, eine der noch lebendigen Sprachfor-
men der mehr als dreitausend Jahre alten aramäischen Sprache – der Sprache
Jesu – vermittelt wird. Die gegenwärtigen Vorgänge um das Kloster verschärfen
die Bedrohung dieses zum Erbe der gesamten Menschheit gehörenden einzig-
artigen Kulturgutes.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Ist der Bundesregierung bekannt, dass das Lehren der aramäischen Sprache
in der Türkei – einem der Hauptherkunftsländer der Aramäer/Asyrer – nicht
gestattet ist?

2. Wie bewertet die Bundesregierung unter den gegenwärtigen Bedingungen
die Möglichkeiten zur Bewahrung aramäischer Sprache und Kultur in deren
Ursprungsländern?

3. Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, zum Erhalt dieser Sprache
und Kultur in Deutschland und Europa beizutragen, wo mittlerweile mehr
Träger dieser Sprache und Kultur leben als in den ursprünglichen Heimatlän-
dern?

Berlin, den 19. Dezember 2008

Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

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