BT-Drucksache 15/5169

Nachhaltige Landwirtschaft und biologische Umweltsanierung durch den Einsatz von Mykorrhizapilzen

Vom 15. März 2005


Deutscher Bundestag Drucksache 15/5169
15. Wahlperiode 15. 03. 2005

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Dr. Peter Paziorek, Ulrich Petzold, Dr. Maria Flachsbarth,
Dr. Rolf Bietmann, Helge Braun, Cajus Julius Caesar, Marie-Luise Dött,
Georg Girisch, Josef Göppel, Helmut Lamp, Dr. KlausW. Lippold (Offenbach),
Doris Meyer (Tapfheim), Franz Obermeier, Werner Wittlich
und der Fraktion der CDU/CSU

Nachhaltige Landwirtschaft und biologische Umweltsanierung
durch den Einsatz von Mykorrhizapilzen

Landwirtschaft ist in besonderem Maße von den natürlichen Ressourcen wie
Boden, Wasser und biologischer Vielfalt abhängig. Eine nachhaltige Landwirt-
schaft muss in der Schnittmenge zwischen den drei Grunddimensionen Soziales,
Wirtschaft und Ökologie bemüht sein, diese Basis zu erhalten. Denn gerade hier
gilt, dass kurzfristiger wirtschaftlicher Nutzen sich als unwirtschaftlich erweist,
wenn er irreversible Schäden nach sich zieht, die ein späteres Wirtschaften nicht
mehr zulassen.
Von den in der Mitteilung der EU-Kommission, „Hin zu einer spezifischen
Bodenschutzstrategie“ benannten Gefahren für die Böden sind für die Landwirt-
schaft insbesondere relevant: eine Veränderung der organischen Substanz in Bö-
den, eine Veränderung der biologischen Vielfalt in Böden, die Bodenerosion, die
Bodenversalzung und die Bodenkontamination.
Diese Gefahren haben in vielen Regionen der Erde bereits zu schädlichen
Bodenveränderungen geführt, so dass sie teilweise als Bedrohung zukünftiger
landwirtschaftlicher Produktion angesehen werden müssen.
Um ein gutes Pflanzenwachstum erzielen zu können, bedarf es einer entspre-
chenden Nährstoffzufuhr. Eine Berücksichtigung der natürlichen Bedingungen
im Boden, d. h. mögliche biologische oder mikrobiologische Leistungen des
Standortes, wie dieMenge und Diversität arbuskulärerMykorrhizapilze, werden
dabei bisher aber eher unberücksichtigt gelassen.
Zahlreiche symbiotische und assoziative Mikroorganismen fördern das Pflan-
zenwachstum. Wissenschaftliche Ergebnisse zur Nutzung von Mikroorganis-
men zur Förderung des Pflanzenwachstums gibt es in großer Zahl, hinsichtlich
der tatsächlichen Anwendung ist jedoch eine Diskrepanz festzustellen. Dies hat
seine Gründe zum einen in einem erhöhten technischen Aufwand der Präpara-
teanwendung, zum anderen jedoch in der Akzeptanz der Produkte in Landwirt-
schaft und Gartenbau.
Mikroorganismen wie Endomykorrhizapilze sind aber auch zur Bodenremedia-
tion befähigt und können insbesondere Entlastungen in Schwermetall belasteten
Böden erzeugen. Über die energetische Verwertung der so erzeugten Biomasse
findet eine irreversible Fixierung der Schwermetalle in Schlacken statt. Die
Schwermetall entlasteten Flächen können der Landwirtschaft wieder zur Ver-

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fügung gestellt werden. Endomykorrhizapilze wirken auch als osmotische
Barrieren auf stark versalzten Flächen und ermöglichen somit überhaupt ein
Pflanzenwachstum an diesen Standorten. Leider hat sich trotz der Vorteile die
Mykorrhiza-Technologie noch nicht allgemein durchgesetzt.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Welche Rolle spielen nach Ansicht der Bundesregierung Mikroorganismen

beim Erhalt der Bodenfunktion?
2. Wie schätzt die Bundesregierung den Nutzen biologischer Präparate zur

Verbesserung des Pflanzenwachstums in der Landwirtschaft und im Garten-
bau ein?

3. Sieht die Bundesregierung in der Nutzung der Mykorrhiza-Technologie die
Möglichkeit schädliche Bodenveränderungen zu vermeiden oder rückgän-
gig zu machen?

4. Mit welchen Programmen oder Projekten wurde die Entwicklung von mi-
krobiellen Biopräparaten, Bodenhilfsstoffen usw. gefördert?

5. Liegen der Bundesregierung in Nachfolge des Forschungsprojektes
FKZ 0339681 Erkenntnisse über die positive Wirkung des Einsatzes von
Mykorrhizapräparaten in der Landwirtschaft, der Landschaftspflege und der
Bioremediation vor?

6. Ist der Bundesregierung bekannt, in welcher Flächengröße biologische
Präparate gegenwärtig in der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen
Praxis Anwendung finden?

7. Wie beabsichtigt die Bundesregierung die positiven Erkenntnisse beim Ein-
satz eines mykorrhizahaltigen Pflanzenhilfsstoffes, so wie Mykorrhizierung
von Pflanzen zur Rekultivierung von devastierten oder kontaminierten
Standorten, in Vorschriften umzusetzen?

8. Sind weitere Programme oder Projekte, besonders zur Markteinführung
bzw. Marktunterstützung, geplant?

9. Wäre die Bundesregierung bereit, im Rahmen einer geförderten Marktein-
führung die in umfassenden Veröffentlichungen dargelegte positive Wir-
kung der Mykorrhizierung zur Akzeptanzverbesserung wissenschaftlich ve-
rifizieren zu lassen?
Wenn nein, warum nicht?

10. Beabsichtigt die Bundesregierung durch die Nutzung der Förderungsmög-
lichkeiten im Rahmen des 6. Rahmenprogramms die Praxiseinführung der
Mykorrhiza-Technologie zu unterstützen?
Wenn nein, warum nicht?

11. Ist die Bundesregierung bereit, für Entwicklungs- und Schwellenländer, die
besonders einer Bodenschutzstrategie bedürfen, den Know-how-Transfer
bei der Präparateproduktion und Anwendung der Mykorrhiza-Technologie
im Rahmen von Förder- und Twinning-Programmen zu fördern?
Wenn nein, warum nicht?

Berlin, den 15. März 2005
Dr. Angela Merkel, Michael Glos und Fraktion

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