BT-Drucksache 15/3010

Zukunft des Logistik-Standorts Deutschland

Vom 27. April 2004


Deutscher Bundestag Drucksache 15/3010
15. Wahlperiode 27. 04. 2004

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Gerhard Wächter, Dirk Fischer (Hamburg), Hartmut Schauerte,
Eduard Oswald, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), Georg Brunnhuber, Renate
Blank, Klaus Brähmig, Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Hubert Deittert, Enak
Ferlemann, Peter Götz, Ernst Hinsken, Klaus Hofbauer, Bernd Heynemann, Volker
Kauder, Norbert Königshofen, Werner Kuhn (Zingst), Eduard Lintner, Klaus
Minkel, Henry Nitzsche, Günter Nooke, Wilhelm Josef Sebastian, Gero
Storjohann, Lena Strothmann, Volkmar Uwe Vogel und der Fraktion der CDU/CSU

Zukunft des Logistik-Standorts Deutschland

Die deutsche Logistikbranche mit über 2 Millionen Beschäftigten, von denen
mehr als die Hälfte im „Kernsektor“ anzusiedeln sind, stellt mit einem Markt-
volumen von jährlich etwa 150 Mrd. Euro einen der wichtigsten Wachstums-
bereiche unserer Dienstleistungswirtschaft dar. Der Trend zur Zentralisierung
und zum Outsourcing bietet den deutschen Logistik-Dienstleistern große Chan-
cen. Darüber hinaus eröffnet die Osterweiterung der Europäischen Union für
Deutschland die Möglichkeit, in den kommenden Jahren zu einem wichtigen
Standort für europäische Distributionszentren zu werden. Doch gerade im
Ausland sind die Möglichkeiten und Fähigkeiten unserer logistischen und
logistiknahen Dienstleister kaum bekannt. Es bestehen erhebliche Defizite
beim Standortmarketing, wie das Fraunhofer Anwendungszentrum Verkehrs-
logistik und Kommunikationstechnik in seinem Bericht von März 2002 zum
Logistikzentrum Deutschland feststellt. Nur 12,5 % der rund 950 europäischen
Distributionszentren asiatischer und amerikanischer Unternehmen befinden
sich in Deutschland, während in den Niederlanden aufgrund ihrer hervorragen-
den internationalen Vermarktungsstrategie weit über 50 % angesiedelt sind.
Ursache hierfür ist auch die schlechte Gesamtkostensituation in Deutschland
für ausländische Unternehmen. Direktinvestitionen ausländischer Firmen sind
in Deutschland rückläufig.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Welche Maßnahmen sieht die Bundesregierung vor, um den Logistik-Stand-

ort Deutschland international attraktiver zu machen und damit das wirt-
schaftliche Potenzial zu erhöhen?

2. Wie steht die Bundesregierung zu der Forderung des Deutschen Speditions-
und Logistikverbandes e. V. nach der Entwicklung einer Organisation, die
die Interessen Deutschlands im Bereich Logistik nach außen vertritt und die
Möglichkeiten für ausländische Investoren aufzeigt, also nach einem stand-
ortübergreifenden Marketing für logistische Leistungen in Deutschland?

Drucksache 15/3010 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode
3. Welche konkreten Schritte unternimmt die Bundesregierung, Logistik stär-
ker in Standortüberlegungen einzubeziehen, das heißt u. a. fiskalische Be-
lastungsunterschiede im Vergleich zu europäischen Nachbarländern unter
Nutzung nationaler Spielräume abzubauen und die Genehmigungsverfah-
ren beim Bau von Logistikanlagen zu vereinfachen?

4. Wie beurteilt die Bundesregierung die Zukunft der mittelständischen Un-
ternehmen in der Logistik-Branche angesichts der Prognose, dass sich der
bereits in Gang gesetzte Konzentrationsprozess weiter fortsetzen wird?

5. Wie hoch sind Steuer- und Abgabenlast sowie staatlich verursachte betrieb-
liche Bürokratiekosten inländischer Logistik-Unternehmen im Vergleich zu
ihren Mitwettbewerbern im europäischen Ausland (nach Betriebsgrößen-
klassen)?

6. Welche Kosten und Einnahmeverluste sind inländischen Logistik-Unter-
nehmen bislang insgesamt und pro Unternehmen durch den Aufbau des
elektronischen Mauterfassungssystems entstanden?

7. Wie beurteilt die Bundesregierung die von ihr geplanten Kürzungen beim
Verkehrsinfrastrukturausbau in Bezug auf die Attraktivität des Logistik-
Standortes Deutschland?

8. Wie hat sich die Zahl der Logistik-Unternehmen (nach Betriebsgrößen)
und ihrer Mitarbeiter seit Amtsantritt der Bundesregierung im Vergleich
zum europäischen Ausland entwickelt?

9. In welcher Form findet die Logistik-Branche eine entsprechende Berück-
sichtigung sowohl in der von der Bundesregierung initiierten Außenwirt-
schafts- als auch in der Mittelstandsoffensive?

10. Wie kann die per se von Prozess- und Netzvereinfachung geprägte Logis-
tik-Branche im Aufbau intelligenter Verkehrssysteme gefördert werden?

11. In welcher Form hat sich die Bundesregierung in den letzten fünf Jahren
für den Logistik-Standort Deutschland engagiert und mit welchem Ergeb-
nis?

Berlin, den 1. April 2004
Gerhard Wächter
Dirk Fischer (Hamburg)
Hartmut Schauerte
Eduard Oswald
Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)
Georg Brunnhuber
Renate Blank
Klaus Brähmig
Wolfgang Börnsen (Bönstrup)
Hubert Deittert
Enak Ferlemann
Peter Götz
Ernst Hinsken

Klaus Hofbauer
Bernd Heynemann
Volker Kauder
Norbert Königshofen
Werner Kuhn (Zingst)
Eduard Lintner
Klaus Minkel
Henry Nitzsche
Günter Nooke
Wilhelm Josef Sebastian
Gero Storjohann
Lena Strothmann
Volkmar Uwe Vogel
Dr. Angela Merkel, Michael Glos und Fraktion

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