BT-Drucksache 15/1758

Unterstützung von Entwicklungsländern bei der Bekämpfung von Tsetsefliegen

Vom 14. Oktober 2003


Deutscher Bundestag Drucksache 15/1758
15. Wahlperiode 14. 10. 2003

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Hartwig Fischer (Göttingen), Dr. Christian Ruck, Dr. Ralf
Brauksiepe, Siegfried Helias, Volker Kauder, Rudolf Kraus, Conny Mayer
(Baiersbronn), Sibylle Pfeiffer, Christa Reichard (Dresden), Peter Weiß
(Emmendingen), Rainer Eppelmann, Norbert Geis, Dr. Egon Jüttner, JürgenKlimke
und der Fraktion der CDU/CSU

Unterstützung von Entwicklungsländern bei der Bekämpfung von Tsetsefliegen

Die durch Tsetsefliegen in Afrika übertragenen Trypanosomen (Blutparasiten)
könnenMensch und Tier infizieren und führen beimMenschen zur Schlafkrank-
heit und bei den Nutztieren zur so genannten „Nagana-Viehseuche“. Weite Re-
gionen Afrikas südlich des Sahel sind mit Tsetsefliegen belastet, ca. neun Milli-
onen Quadratkilometer, eine Fläche, fast so groß wie die Vereinigten Staaten
von Amerika. Galt die Schlafkrankheit in den 60er Jahren als so gut wie besiegt,
so sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO heute wieder
300 000 bis 500 000 Menschen mit Trypanosomen infiziert. Es handelt sich um
eine Infektion, die unbehandelt zum Tode führt.
Der Parasit vermehrt sich im Blut und Lymphknoten der Infizierten, überwindet
die Blut-Hirn-Schranke, dringt ins zentrale Nervensystem und verursacht
schwerste, oft irreversible Störungen.
Die von Tsetsefliegen auf die afrikanischen Nutztiere (Rinder, Schafe, Ziegen,
u. a.) übertragenen Trypanosomen schränken die landwirtschaftliche Nutzung
der tropischen und subtropischen Gebiete Afrikas stark ein oder machen sie so-
gar unmöglich. Der ökonomische Schaden durch Verluste an Vieh und Acker-
land wird jährlich auf vier Mrd. US-Dollar geschätzt.
Da der Parasit sehr wandelbar ist, sind sämtliche Versuche, Impfungen zu ent-
wickeln, gescheitert. Hoffnung setzen viele afrikanische Regierungen auf ein
Projekt der Wiener Atomenergiebehörde IAEA, der WHO und der UN-Ernäh-
rungsorganisation FAO. Dabei werden die Tsetsefliegen einem kurzen Puls von
Gammastrahlung aus einer Kobalt-60-Quelle ausgesetzt und dadurch sterilisiert
(„Sterile Insect Technique“). Anschließend werden die sterilisierten Männchen
in die freie Wildbahn gebracht und konkurrieren mit den fruchtbaren Männchen
um die Weibchen. So kann die Population nach und nach eingedämmt werden.
Dieses Projekt hat bereits erste Erfolge aufzuweisen: auf der ostafrikanischen
Insel Sansibar sind die Tsetsefliegen seit 1997 verschwunden. Seit der Ausrot-
tung der Tsetsefliegen hat sich die Milchproduktion verdreifacht und die lokale
Rindfleischproduktion verdoppelt. Befürchtungen, die Ausrottung der Tsetse-
fliege würde sich ungünstig auf die Umwelt der Insel und ihre Biodiversität aus-
wirken, waren unbegründet.

Drucksache 15/1758 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode
msterdamer Str. 192, 50735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 340, Telefax (02 21) 97 66 344

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Hat die Bundesregierung Kenntnis von der so genannten Sterile Insect Tech-

nique (SIT), einem gemeinsamem Projekt der IAEA/FAO und WHO?
2. Welche Bedeutung hat die SIT im Verhältnis zu anderen Tsetsefliegen-Be-

kämpfungsmaßnahmen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit?
3. Beteiligt sich die Bundesregierung finanziell an diesem Projekt?

Wie hoch ist der Anteil der deutschen Mittel der Entwicklungszusammen-
arbeit, die für dieses Projekt ausgegeben werden?

4. Liegen der Bundesregierung Kenntnisse über andere Projekte vor, die die
Bekämpfung der Schlafkrankheit bzw. der Nagana-Viehseuche in Afrika
zum Ziel haben?
Wenn ja, welche Projekte sind dies, welche Auswirkungen und Erfolge haben
sie bislang erzielt?

5. Beteiligt sich die Bundesregierung finanziell an weiteren Projekten der Zu-
sammenarbeit, die die Bekämpfung von Trypanosomen (Schlafkrankheit
oder Nagana-Viehseuche) zum Ziel haben?
Welche Partnerinstitutionen/Universitäten in Deutschland beteiligen sich an
diesen Projekten?

6. Hat die Bundesregierung Erkenntnisse darüber, ob es auch von Seiten der
afrikanischen Länder eigene Projekte gibt?
Falls ja, welche und in welchen Ländern?
Wer ist der jeweilige Projektpartner/Projektträger in den Entwicklungsländern?

Berlin, den 14. Oktober 2003
Hartwig Fischer (Göttingen)
Dr. Christian Ruck
Dr. Ralf Brauksiepe
Siegfried Helias
Volker Kauder
Rudolf Kraus
Conny Mayer (Baiersbronn)
Sibylle Pfeiffer
Christa Reichard (Dresden)
Peter Weiß (Emmendingen)
Rainer Eppelmann
Norbert Geis
Dr. Egon Jüttner
Jürgen Klimke
Angela Merkel, Michael Glos und Fraktion

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