BT-Drucksache 14/9672

Den Campingtourismus in Deutschland nachhaltig fördern

Vom 2. Juli 2002


Deutscher Bundestag Drucksache 14/9672
14. Wahlperiode 02. 07. 2002

Antrag
der Abgeordneten Brunhilde Irber, Annette Faße, Renate Gradistanac,
Karl-Hermann Haack (Extertal), Reinhold Hemker, Jelena Hoffmann (Chemnitz),
Barbara Imhof, Jann-Peter Janssen, Susanne Kastner, Marianne Klappert, Horst
Kubatschka, Eckhard Ohl, Birgit Roth (Speyer), Dagmar Schmidt (Meschede),
Wilhelm Schmidt (Salzgitter), Antje-Marie Steen, Lydia Westrich, Dr. Norbert
Wieczorek, Dr. Peter Struck und der Fraktion der SPD
sowie der Abgeordneten Sylvia Voß, Ulrike Höfken, Franziska Eichstädt-Bohlig,
Winfried Hermann, Oswald Metzger, Albert Schmidt (Hitzhofen), Helmut Wilhelm
(Amberg), Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Den Campingtourismus in Deutschland nachhaltig fördern

Der Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:
Ein wichtiger Teil des Urlaubsangebots ist Camping. Das Statistische Bundes-
amt hat für das Jahr 2001 ermittelt, dass auf etwa 2 300 Plätzen für Ur-
laubscamping 194 000 Stellplätze zur Verfügung stehen und 21,3 Millionen
Übernachtungen verzeichnet wurden. Etwa 2 500 Dauercampingplätze sind
nicht erfasst. Das Verhältnis von Urlaubs- zu Dauercampingplätzen wird nur
bei den großen Anlagen ermittelt. In Deutschland sind gegenwärtig 140 Anla-
gen mit jeweils über 500 Stellplätzen registriert. Auf diesen Anlagen sind
101 000 Stellplätze angelegt, von denen 61 000 als Dauercamperstellplätze ge-
nutzt und 40 000 als touristische Stellplätze bzw. Urlaubscamping zur Verfü-
gung stehen. Dem gegenüber hat das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche
Institut für Fremdenverkehr e. V. (dwif) 140 Millionen Übernachtungen in etwa
5 800 Campingplätzen ermittelt und ordnet diesem Segment einen Bruttoum-
satz von 6,5 Mrd. DM zu. Somit entfielen etwa 13 Prozent des Reiseaufkom-
mens in den Bereich Camping und jede vierte Übernachtung fände auf einem
Campingplatz statt.
Die Datenlage lässt erkennen, dass die unterschiedlichen Formen des Campings
nur unzureichend dokumentiert sind und somit Fragen nach Trends und Ent-
wicklungen nicht auf einer gesicherten Datenlage zu beantworten sind.
Jedes Jahr reisen ein zunehmender Teil der Urlauber mit Wohnwagen und
Wohnmobilen oder mit Zelten im Gepäck in die Ferienregionen. Camping ver-
leiht ein Gefühl von Naturnähe, Unabhängigkeit und Ungebundenheit, Aben-
teuerlust und Lebensfreude. Die Tendenz ist deutlich steigend. Inzwischen sind
in Deutschland bereits 1,4 Millionen Wohnmobile und Caravans zugelassen.
Das Campen hat sich verändert. Der Industriezweig, der die Wünsche und Be-
dürfnisse der Camper bedient, hat sich positiv entwickelt und kann heute als

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moderner Industriezweig angesehen werden. Der Campingtourismus trägt in
nicht unerheblichem Umfang zur Sicherung der Arbeitsplätze im produzieren-
den Gewerbe bei.
Die gestiegenen Anforderungen der Gäste erfordern umfassend ausgebildete
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch Weiterbildungs- und Qualifizierungs-
maßnahmen können verbesserte Serviceleistungen gesichert werden. Der Deut-
sche Bundestag begrüßt die Bemühungen der Sozialpartner, das Berufsbild
eines Kaufmanns für Freizeit und Tourismus abzustimmen. Das Ausbildungs-
profil wird insbesondere dem Personalbedarf auf Campingplätzen gerecht
werden.
In Deutschland ist das Campingrecht Ländersache. Trotzdem ist eine einheitli-
che Campingplatzverordnung für alle Plätze in Deutschland wünschenswert.
Für die überwiegend für das Dauercamping genutzten Plätze erscheinen geson-
derte Vorschriften einer Campingplatzverordnung innerhalb des Baurechts im
Sinne eines Bürokratieabbaus verzichtbar.
Der Zustand und die Qualität der Campingplätze in Deutschland hat sich posi-
tiv verändert. Das hat auch der Wettbewerb „Vorbildliche Campingplätze in
Deutschland“ bewiesen, der als eine Gemeinschaftsaktion der Bundesregierung
mit dem Deutschen Tourismusverband zum 7. Mal ausgeschrieben wurde.
Dem neuen Fachbereich „Camping und Caravaning“ beim Deutschen Touris-
mus Verband kommt bei der Etablierung einer einheitlichen Klassifizierung
von Campingplätzen eine besondere Stellung zu. Diese Qualifizierung wird für
die Reisenden eine wichtige Orientierung sein und das Qualitätsmanagement
im Campingtourismus verbessern.
Die Nachhaltigkeit hat im Camping eine besondere Bedeutung. Der schonende
Umgang mit der Natur, der Einsatz von Umwelttechnologien und die Entsor-
gung der Abfälle sind einige Stichworte für den Wettbewerb. Das Ergebnis
zeigt, dass der sensible Umgang mit der Natur und der Landschaft zum Trend
im Camping geworden ist. Denn Umweltschutz und Nachhaltigkeit lohnt sich
und schafft zufriedene Gäste, die gerne wieder kommen. Mit der Schaffung der
Dachmarke zum nachhaltigen Tourismus „Viabono – Reisen natürlich genie-
ßen“ wird dieser Prozess unterstützt.
Das besondere Plus von Campingplätzen ist ihre Möglichkeit, Naturnähe zu er-
leben. Camping kann die Menschen zum besonderen Schutz und für die Erhal-
tung der Natur motivieren. Um die Natürlichkeit zu erhalten, müssen die Cam-
pingplätze landschafts- und umweltgerecht gestaltet und betrieben werden. Der
Gast soll die Sicherheit haben, dass zeitgemäße Standards erreicht oder über-
schritten werden.
Die heutigen Camper haben einen gehobenen Anspruch. Moderne Camping-
busse und Wohnmobile sind sehr aufwändig gestaltet und lassen auf solvente
Gäste schließen. In zunehmendem Maße haben sich auch Kurorte mit ihrem
Angebot auf diese Gästegruppe eingestellt und halten Stellplätze für Wohnmo-
bilisten in ihren Kuranlagen vor.

II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,
1. gegenüber den Ländern die Verständigung auf eine einheitliche Camping-

platzverordnung und die Prüfung, ob die Verordnungen für die Dauerstell-
plätze entfallen können, anzuregen;

2. gegenüber den Ländern gesonderte Bestimmungen für den Bereich der
Wohnmobile im Sinne von Stellplätzen sowie Service- und Entsorgungssta-
tionen anzuregen;

Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 3 – Drucksache 14/9672

3. zu prüfen, ob im Rahmen der finanzpolitischen Leitlinien der Bundeswett-
bewerb „Vorbildliche Campingplätze“ über das Jahr 2003 gefördert werden
kann, bzw. ob andere Maßnahmen zur Qualitätssteigerung ergriffen werden
können;

4. dafür zu werben, dass die Anbieter von Camping- und Caravantourismus zur
Umweltdachmarke „Viabono – Reisen natürlich genießen“ beitreten; damit
würde sich das Marketing für natur- und umweltverträgliche Campingplätze
entscheidend verbessern;

5. eine Informationsschrift aufzulegen, die die Betreiber von Campinganlagen
über die Förderinstrumente und Kreditprogramme orientiert und Anregun-
gen für Energieeinsparungen und Umweltverbesserungen beinhaltet;

6. dafür Sorge zu tragen, dass auch weiterhin über die Deutsche Zentrale für
Tourismus (DZT) ein gezieltes Auslandsmarketing für den Campingurlaub
in Deutschland stattfindet;

7. Übernachtungen des Urlaubscampings in die Veröffentlichung der Statistik
für die Beherbergung aufzunehmen und einmal jährlich analog zur Erhe-
bung der Übernachtungen in Betrieben unter neun Betten die Übernachtun-
gen der Dauerstellplätze in den Prädikatsgemeinden zu schätzen;

8. das Kuratorium der deutschen Wirtschaft für Berufsbildung in seinem Be-
mühen zu unterstützen, das Berufsprofil eines Kaufmanns für Freizeit und
Tourismus zu entwickeln.

Berlin, den 2. Juli 2002
Dr. Peter Struck und Fraktion
Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und Fraktion

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