BT-Drucksache 14/9223

Weltweite Märkte für Meerestechnik erschließen

Vom 4. Juni 2002


Deutscher Bundestag Drucksache 14/9223
14. Wahlperiode 04. 06. 2002

Antrag
der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel, Dr. Rainer Wend, Dr. Axel Berg, Christel
Deichmann, Anke Hartnagel, Hubertus Heil, Rolf Hempelmann, Jelena Hoffmann
(Chemnitz), Dr. Uwe Jens, Volker Jung (Düsseldorf), Werner Labsch, Christian
Lange (Backnang), Lothar Mark, Christian Müller (Zittau), Manfred Opel, Dr. Ernst
Dieter Rossmann, Birgit Roth (Speyer), Thomas Sauer, Wilhelm Schmidt
(Salzgitter), Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, Wolfgang Weiermann, Dr. Norbert
Wieczorek, Klaus Wiesehügel, Engelbert Wistuba, Dr. Peter Struck und der
Fraktion der SPD
sowie der Abgeordneten Werner Schulz (Leipzig), Andrea Fischer (Berlin),
Michaele Hustedt, Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Weltweite Märkte für Meerestechnik erschließen

Der Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:
Das weltweite Marktpotential der Meerestechnik wird für das Jahr 2000 auf
mehr als 150 Mrd. Euro geschätzt und ist damit ein dem Schiffbau vergleich-
barer bedeutsamer Wirtschaftsfaktor mit erheblichem Wachstumspotenzial. In
Deutschland sind im Bereich der Meerestechnik vor allem kleine und mittlere
Unternehmen außerordentlich kreativ tätig. Ihr erzielter Jahresumsatz lag in
2000 etwa bei 3 Mrd. Euro und machte damit nur 2 % des weltweiten Umsatzes
aus. Das technologische Potenzial der deutschen Unternehmen fordert geradezu
die weltweite Markterschließung heraus und sollte deshalb gezielt unterstützt
werden.
Der Deutsche Bundestag begrüßt, dass das im Jahr 2000 aufgelegte For-
schungsprogramm „Schifffahrt und Meerestechnik für das 21. Jahrhundert“ des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung bestimmte meerestechnische
Technologiebereiche fördert und regt an, diesen Ansatz ressortübergreifend,
wettbewerbsorientiert und anwendernah auszubauen. Schwerpunkt sollte dabei
die Kooperation kleiner und mittlerer Unternehmen sowie deren gezielte Unter-
stützung durch staatliche Einrichtungen und Institutionen sein.
Der Deutsche Bundestag erkennt erhebliche Marktpotenziale und Potenziale
zur Lösung von Umweltproblemen in folgenden Bereichen der nicht-schiffbau-
lichen Meerestechnik:
l Die Nutzung erneuerbarer Energien (Offshore Windparks) ist auf gutem

Wege, allerdings ist noch erhebliche Entwicklungsarbeit und gezielte Be-
gleitforschung erforderlich, um die Windparks im Meer sicher, naturverträg-
lich und kostengünstig bauen zu können.

Drucksache 14/9223 – 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode

l Im umweltverträglichen Rückbau und der Entsorgung von Offshoreanlagen
sowie dem gesamten breiten Offshore-Markt eröffnet ein Know-how-Vor-
sprung große Marktpotenziale.

l Wissenschaft, Behörden, Forschungszentren und zahlreiche Unternehmen
der Industrie verfügen über höchste Kompetenz im Bereich der Hydrogra-
phie. Das neue UN-Seerecht fordert die aktive Vermessung der exklusiven
Wirtschaftszonen als Grundlage der nachhaltigen Nutzung maritimer Res-
sourcen. Gerade in vielen Ländern mit hohem Küstenanteil ist die entspre-
chende Technologie nicht verfügbar. Staatliche Unterstützungen können die
Erschließung der Märkte erleichtern. Insbesondere bieten sich politische und
wirtschaftliche Kooperation mit Schwellen- und Entwicklungsländern an.

l Das Monitoring maritimer Klima- und Umweltveränderungen erfordert den
Aufbau weltweiter Messnetze, die sowohl die Beobachtung globaler Klima-
veränderungen als auch die Entwicklung und Herstellung meerestechnischer
Geräte und Dienstleistungen umfassen.

l Bei umweltschonenden Kreislaufanlagen für die Aufzucht von Seefischen
kann Deutschland international eine führende Stellung im Bereich der Aqua-
kultur einnehmen.

l Ölunfälle und Verschmutzungen durch den Transport und die Gewinnung
von Öl durch Offshoreanlagen werden leider nie ganz zu verhindern sein.
Deutsches Know-how und deutsche Technik können bei der Ölunfallbe-
kämpfung, der Sanierung der verschmutzten Gewässer und Küsten und bei
der Entsorgung schadstoffbelasteter Anlagen auch international verantwor-
tungsvoll eingesetzt werden.

l Das breite Spektrum der Unterwassertechnik und der Polartechnik, der
Kommunikationstechnik, der maritimen Informations- und Leittechnik er-
öffnen weltweit neue wirtschaftliche Perspektiven, die es zu nutzen gilt.

II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,
l die Markterschließung durch Innovationen und Produktentwicklung der

Meerestechnik zu verbessern, indem sie prüft,
– inwiefern die Bewertung von Förderanträgen noch intensiver an ihrem

Beitrag zur Nachhaltigkeit, Innovation, Produktentwicklung und interna-
tionaler Vermarktbarkeit orientiert werden kann, und

– wie Antragsverfahren im Forschungsbereich effektiv koordiniert werden
können;

l die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Meerestechnik am Weltmarkt zu
fördern, indem sie prüft,
– ob und wie sie die Kooperation und Vernetzung der meist kleineren

Unternehmen forcieren kann,
– ob meerestechnische Daten und das Wissen staatlicher Einrichtungen

deutschen Unternehmen zu annehmbaren organisatorischen und finan-
ziellen Bedingungen verfügbar gemacht werden können,

– wie bei internationalen Projekten staatliche Einrichtungen mit der priva-
ten Wirtschaft besser zusammenwirken können (public private partner-
ship) – wie in anderen europäischen Ländern erfolgreich praktiziert,

– wie internationale Kontakte staatlicher Einrichtungen im Ausland zum
Ausbau weiterer Markterschließungen genutzt werden können;

Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 3 – Drucksache 14/9223

l die internationale Vermarktung der Produkte und Dienstleistungen deutscher
Meerestechnik zu unterstützen, indem sie
– internationale oder bilaterale Abkommen zur Förderung technisch-wis-

senschaftlicher und industrieller Kooperation mit ausländischen Partnern
stärker nutzt. Insbesondere ist hierbei auf eine Kooperation mit Russland
hinsichtlich einer umweltverträglichen Meeresnutzung in den polaren
Regionen bzw. mit den kaspischen Staaten zur Beseitigung mariner
Ölverschmutzung sowie mit küstenorientierten Drittländern zu achten,

– die Initiative zur Bildung eines Kompetenz-Netzwerkes aus Wissen-
schaft, Behörden, Forschungszentren und Unternehmen der Industrie im
Bereich der Hydrographie ergreift,

– alle Anstrengungen unterstützt, um zielgerichtet am Internationalen
Markt von Dienstleistungen, Aufträgen bei hydrographischen Leistungen
zu partizipieren,

– Angebote zur Kooperation mit anderen Ländern im Bereich der Aus- und
Fortbildung im hydrographischen Bereich macht;

l die Meeresforschung verstärkt an den Klima- und Umweltschutzzielen aus-
zurichten indem sie nach heutigem Sachstand
– keine Forschungsmittel für die Entwicklung von Meerestechnologien

vergibt, die der Exploration oder dem Abbau fossiler Energieträger
dienen,

– die Untersuchung von Methanhydraten auf die Klimaforschung begrenzt
und auf Forschung zur Exploration von Methanhydraten verzichtet;

l innovative nachhaltige Ansätze in der Meerestechnik zu fördern, indem sie
– Anwendungen erneuerbarer Energien und nachwachsender Rohstoffe

(z. B. biogene Treib- und Schmierstoffe, Solarenergie zum Antrieb und
zur Energieversorgung und Windkraft) entwickelt und unterstützt,

– Ansätze gezielt fördert, die zum Ziel haben, die Energieeffizienz in der
Meerestechnik zu erhöhen und die Senkung des Ausstoßes von Schad-
stoffen und Klimagasen zu senken,

– innovative Konzepte unterstützt, Belastungen der Meere durch die
Meerestechnik zu reduzieren (z. B. Entwicklung unschädlicher Anstriche
auf Basis der Nanotechnologie).

Berlin, den 4. Juni 2002
Dr. Peter Struck und Fraktion
Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und Fraktion

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