BT-Drucksache 14/7452

Mehr Sicherheit durch Kreisverkehre

Vom 13. November 2001


Deutscher Bundestag Drucksache 14/7452
14. Wahlperiode 13. 11. 2001

Antrag
der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Dirk Fischer (Hamburg),
Eduard Oswald, Dr.-Ing. Dietmar Kansy, Renate Blank, Klaus Brähmig,
Georg Brunnhuber, Hubert Deittert, Peter Götz, Manfred Heise,
Norbert Königshofen, Dr. Hermann Kues, Peter Letzgus, Eduard Lintner,
Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), Dr. Michael Meister, Norbert Otto (Erfurt),
Hans-Peter Repnik, Heinz Schemken, Wilhelm Josef Sebastian
und der Fraktion der CDU/CSU

Mehr Sicherheit durch Kreisverkehre

Der Bundestag wolle beschließen:
I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:
In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl der Straßenverkehrsunfälle so-
wie vor allem der bei Verkehrsunfällen Verunglückten in der Bundesrepublik
Deutschland auf einem äußerst hohen Niveau stabilisiert: im Jahr 2000 ver-
unglückten beispielsweise 7 487 Personen im deutschen Straßenverkehr töd-
lich. Und auch im ersten Halbjahr 2001 sind bereits 3 159 Menschen ums
Leben gekommen.
Besonders auffällig bei dieser Entwicklung ist, dass sich beispielsweise im Jahr
2000 lediglich etwa 6,7 % aller registrierten Unfälle auf Autobahnen zugetra-
gen haben. Im Gegensatz dazu stellen Land- und Innerortsstraßen immer noch
den traurigen Schwerpunkt bei Verkehrsunfällen dar.
Um dieser Entwicklung wirksam begegnen zu können, ist eine verstärkte Ein-
führung von Kreisverkehrsplätzen durchzusetzen. Sowohl auf dem Gebiet der
Verkehrssicherheit, als auch beim Verkehrsablauf, der Umweltverträglichkeit,
der Wirtschaftlichkeit sowie für das Landschaftsbild stellen Kreisverkehrsplätze
eine anerkannte Alternative zu der herkömmlichen Gestaltung von Knotenpunk-
ten dar. Nachdem sich im europäischen Ausland erwiesen hat, dass sich durch
Kreisverkehrsplätze die Unfallzahlen erheblich reduzieren lassen, stößt diese
Form von Verkehrsknotenpunkten inzwischen auch in Deutschland auf mehr
Interesse, da neben den Fragen der Verkehrssicherheit auch eine größere Leis-
tungsfähigkeit sowie eine angemessenere Verkehrsführung für solche Lösungen
sprechen. Straßenbauämter verzeichnen eine hohe Zahl von Anfragen zu Kreis-
verkehren, ca. fünf Prozent davon können jährlich tatsächlich realisiert werden.
Vor allem kleine Kreisverkehrsplätze sind im Vergleich mit den herkömmlichen
Knotenpunkten ohne Lichtsignalanlagen, die sich zu Unfallschwerpunkten ent-
wickelt haben, sicherere Straßenverkehrsanlagen. Auch gegenüber Knoten-
punkten mit mehrphasig gesteuerten Lichtsignalanlagen sind je nach Siche-
rungsgrad der verschiedenen Verkehrsströme z. T. erhebliche Sicherheits-
gewinne zu verzeichnen, gleichzeitig bauen sie Staus ab.
Dabei kommt die erhöhte Verkehrssicherheit allen Verkehrsteilnehmern, d. h.
sowohl Kraftfahrern als auch Radfahrern und Fußgängern zugute. Unfälle mit

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Personenschäden treten an Kreisverkehrsplätzen wesentlich seltener auf als an
den anderen Knotenpunkten. Vor diesem Hintergrund gelten Kreisverkehrs-
plätze beispielsweise in England als sicherste Verkehrsmaßnahmen. In Frank-
reich und Dänemark sind sowohl innerorts als auch außerorts durch einen Um-
bau erhebliche Verbesserungen der Verkehrssicherheit erreicht worden. Die
Sicherheitsvorteile entstehen vor allem auch aus einer Verringerung der Unfall-
schwere. Festzuhalten sind vor diesem Hintergrund folgende Vorteile von
Kreisverkehrsplätzen:
1. Ein Kreisverkehrsplatz birgt wesentlich weniger Konfliktpunkte, an denen

sich die Wege verschiedener Verkehrsteilnehmer überschneiden als an einer
Kreuzung ohne Lichtsignalanlage. An kleinen Kreisverkehrsplätzen entfal-
len insbesondere unfallträchtige Mehrfachkonflikte durch das Linksabbiegen
und das Einbiegen. Die Ein- und Ausfahrvorgänge sind dabei gleichgerichtet
zum bevorrechtigten Kraftfahrzeugverkehr auf der Kreisfahrbahn.

2. Kreisverkehrsplätze sind geeignet, um zur Reduzierung von Geschwindig-
keiten des Kraftfahrzeugverkehrs an denjenigen Knotenpunkten beizutragen,
die durch stark überhöhte Geschwindigkeiten auf der übergeordneten Straße
geprägt sind. Deshalb haben sie sich gerade auch an Ortseinfahrten als ein
Mittel zur Dämpfung nicht angepasster Geschwindigkeit bewährt, ohne dass
es zu Staus kommen muss.

3. Erhöhung der Leistungsfähigkeit von vorfahrtgeregelten Knotenpunkten:
Vor allem dort, wo die herkömmlichen Betriebsformen zu erheblichen War-
tezeiten und Rückstaulängen führen könnten, wird mit einem Kreisverkehrs-
platz der Verkehrsablauf verbessert und es kommt zu einer Vermeidung von
Stausituationen.

4. Die Vorrangregelungen sind für alle Verkehrsteilnehmer einfach zu befol-
gen. Analog zu Einmündungen an Außenkurven sind die Sichtbeziehungen
günstig.

5. Auch für Fußgänger und Radfahrer sind die Begegnungen mit Kraftfahr-
zeugen gut überschaubar. Die Überquerungswege an kleinen Kreisverkehrs-
plätzen sind relativ kurz, und die geringen Geschwindigkeiten fördern die
gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr.

6. Mittel- und langfristig stellen Kreisverkehrsplätze eine wirtschaftliche Alter-
native zum Bau und Betrieb von Lichtsignalanlagen dar.

7. Vor umweltpolitischem Hintergrund sprechen eine Verringerung von Versie-
gelung und Asphaltierung gegenüber herkömmlichen Knotenpunkten um
30 % sowie eine deutliche Lärmminderung für einen verstärkten Einsatz von
Kreisverkehrsplätzen.

II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf:
1. Die Bedeutung von Kreisverkehrsplätzen für eine deutliche Verringerung

der Unfallzahlen mit Verunglückten ist anzuerkennen.
2. Ein Sonderprogramm für mehr Kreisverkehrsplätze in Deutschland ist auf-

zulegen.
3. Die Finanzierung für ein solches Programm ist zu 100 % aus dem Bundes-

fernstraßenhaushalt („Anti-Stau-Programm“) sicherzustellen.

Berlin, den 13. November 2001
Friedrich Merz, Michael Glos und Fraktion

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