BT-Drucksache 14/4814

Förderung der Erforschung von Impfstoffen gegen die insbesondere in Entwicklungsländern wütende Aids-Krankheit

Vom 27. November 2000


Deutscher Bundestag Drucksache 14/4814
14. Wahlperiode 27. 11. 2000

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Erika Reinhardt, Klaus-Jürgen Hedrich, Dr. Norbert Blüm,
Siegfried Helias, Joachim Hörster, Rudolf Kraus, Dr. Manfred Lischewski, Marlies
Pretzlaff, Hans-Peter Repnik, Dr. Christian Ruck, Peter Weiß (Emmendingen),
Annette Widmann-Mauz und der Fraktion der CDU/CSU

Förderung der Erforschung von Impfstoffen gegen die insbesondere in
Entwicklungsländern wütende Aids-Epidemie

In den meisten Industriestaaten scheint man die Ausbreitung von Aids unter
Kontrolle bekommen zu haben. Völlig anders sieht die Situation in vielen Ent-
wicklungsländern aus, wo die Epidemie vor allem im südlichen Afrika geradezu
apokalyptische Zustände heraufbeschwört. In einigen Staaten wie z. B. Bots-
wana oder Simbabwe ist bereits mehr als ein Drittel der Bevölkerung infiziert. In
Südafrika rechnet man mit einer Reduzierung der Lebenserwartung um 14 Jahre.
Die Todesrate ist besonders hoch unter der städtischen Bevölkerung und der
Altersgruppe zwischen 20 und 45 Jahren, was massive negative Konsequenzen
für das Wirtschafts- und Sozialleben der betroffenen Staaten nach sich zieht. Be-
obachter rechnen mit einem drastischen Anstieg der Infiziertenzahlen nicht nur
im restlichen Afrika, sondern auch in anderen Entwicklungsregionen wie dem
indischen Subkontinent oder Fernost sowie den Transformationsstaaten.

Die Bundesregierung hat sich im Rahmen der G8 verpflichtet, stärkere Anstren-
gungen zur Bekämpfung der Aids-Epidemie und insbesondere zur Entwicklung
von Impfstoffen hiergegen zu unternehmen. Prävention und Therapie gegen Aids
haben aus unterschiedlichen Gründen gerade in den Entwicklungsländern
bislang nur eine sehr begrenzte Wirksamkeit entfalten können. Aids-Spezialisten
setzen daher große Hoffnung in den Ansatz, über Impfstoffe gegen Aids die
Probleme vor allem in Entwicklungsländern in den Griff zu bekommen. Medi-
zinische Fachkreise befürchten allerdings eine Verkomplizierung der For-
schungsbemühungen, sollte sich die These bestätigen, dass die für einzelne Ent-
wicklungsregionen spezifischen HIV-Subtypen nicht mit einem HIV-subtypen-
übergreifenden, sondern nur mit einem für diese Subtypen speziell entwickelten
Impfstoff bekämpft werden können. Zudem rechnet man erfahrungsgemäß
damit, dass in Industrieländern entwickelte Impfstoffe für das Gesundheits-
budget vieler Entwicklungsländer zu teuer sind und wie z. B. bei der Hepatitis-B-
Impfung die Menschen in den Entwicklungsländern erst mit einer Verzögerung
von 15 bis 20 Jahren erreichen – was angesichts des immer noch rapiden Anstiegs
der Aids-Infektionsrate in den Entwicklungsländern fatal wäre.

Umso bedenklicher muss stimmen, dass die Sonderarbeitsgruppe Aids-Impf-
stoffe der Weltbank im Februar 2000 von einem Marktversagen in der Impf-
stoffentwicklung gesprochen hat. Die öffentliche Förderung sei unzureichend

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und die Anreize für private Investoren zu gering, da die Märkte in den Entwick-
lungsländern, in denen die Epidemie ihr größtes Ausmaß hat, zu geringe Ge-
winnerwartungen versprächen.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welchen Stand hat die Erforschung von Impfstoffen gegen Aids gegenwär-
tig erreicht?

2. Hat man zumindest eine annähernde medizinische Klarheit darüber gewon-
nen, ob ein einziger Impfstoff für alle HIV-Subtypen in Frage kommt oder
die Entwicklung verschiedener Impfstoffarten notwendig wird?

3. Welche Prognose lässt sich hinsichtlich der Nutzbarkeit eines derartigen
Impfstoffs unter den spezifischen finanziellen, klimatischen etc. Entwick-
lungslandbedingungen treffen?

4. Welche namhaften Institutionen forschen gegenwärtig auf nationaler und in-
ternationaler Ebene nach Aids-Impfstoffen?

Wer hiervon beschäftigt sich speziell mit der Erforschung der für Entwick-
lungsregionen spezifischen HIV-Subtypen und eines Impfstoffes hiergegen?

Welche Erkenntnisse liegen über die diesbezüglichen Forschungsbemühun-
gen der privaten Wirtschaft vor?

5. Welche Rolle spielt UN-Aids in Genf für die Aids-Impfstofferforschung?

6. Wie hoch sind die gegenwärtig in den Bundeshaushaltsplan eingestellten Fi-
nanzmittel speziell für die Aids-Impfstofferforschung und an welche natio-
nalen/internationalen Institutionen fließen diese Finanzmittel?

7. Richtet sich ein Teil der von der Bundesregierung unterstützten Forschungs-
aktivitäten auf die Entwicklung von Impfstoffen speziell für HIV-Subtypen
in Entwicklungsregionen?

Wenn nein, warum nicht?

8. Welche Position bezieht die Bundesregierung zu der Forderung, zusätzlich
zu den bisher bereits vorgesehenen Finanzmitteln einen eigenen Haushaltsti-
tel für die Aids-Impfstoffentwicklung gegen entwicklungslandspezifische
HIV-Subtypen im Haushalt des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (BMZ) einzurichten?

9. Welche Bemühungen unternimmt die Bundesregierung, zusätzliche Finanz-
mittel zur Aids-Impfstofferforschung auf internationaler Ebene insbeson-
dere bei der Weltbank oder der EU zu aktivieren?

Berlin, den 14. November 2000

Erika Reinhardt
Klaus-Jürgen Hedrich
Dr . Norbert Blüm
Siegfried Helias
Joachim Hörster
Rudolf Kraus
Dr. Manfred Lischewski
Marlies Pretzlaff
Hans-Peter Repnik
Dr. Christian Ruck
Peter Weiß (Emmendingen)
Annette Widmann-Mauz
Friedrich Merz, Michael Glos und Fraktion

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