BT-Drucksache 14/4735

Kontaminationen an Behältern für abgebrannte Brennelemente und Glaskokillen

Vom 24. November 2000


Deutscher Bundestag

Drucksache

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14. Wahlperiode

24. 11. 2000

Kleine Anfrage

der Abgeordneten Eva-Maria Bulling-Schröter und der Fraktion der PDS

Kontaminationen an Behältern für abgebrannte Brennelemente und Glaskokillen

Wegen der jahrelang verschwiegenen Außenkontaminationen von Atombehäl-
tern wurden im Frühjahr 1998 alle Castor-Transporte gestoppt. Für die Wieder-
aufnahme der Transporte hat die ehemalige Bundesministerin für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit Angela Merkel in einem 10-Punkte-Plan
Bedingungen für die Wiederaufnahme der Atomtransporte formuliert. Eine
wesentliche Bedingung für die Wiederaufnahme im 10-Punkte-Plan war die
Klärung der Ursachen der Kontamination.

Obwohl diese bis heute nicht eindeutig geklärt sind, hat das Bundesamt für
Strahlenschutz im September 2000 acht Transporte nach La Hague in die Wie-
deraufarbeitung genehmigt. Nach einem Bericht des Eisenbahnbundesamtes ist
es bei der ersten Probebeladung eines französischen Stachelbehälters vom Typ
TN 13/2 im Atomkraftwerk Philippsburg zu schwerwiegenden Pannen und zu
einer Kontamination gekommen. Der Behälter wurde trotzdem mit Brennele-
menten beladen und soll nach La Hague transportiert werden.

Wir fragen daher die Bundesregierung:

1. Wurden zur Ermittlung der Ursachen für die Grenzwertüberschreitungen
beim „Castor-Skandal“ die Original-Messprotokolle aller relevanten Trans-
porte ausgewertet?

Wenn ja, durch wen?

Wenn nein, warum nicht?

2. Lässt die durchgeführte Datenauswertung belastbare Rückschlüsse darauf
zu, ob

a) bestimmte Transportbehälter-Typen,

b) bestimmte Transport-Waggons,

c) bestimmte Atomkraftwerke,

d) bestimmte Wiederaufarbeitungsanlagen,

stärker als andere von Kontaminationen betroffen waren?

Wenn ja, welche?

Wenn nein, warum sind solche Rückschlüsse nicht möglich?
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3. Lässt die durchgeführte Datenauswertung belastbare Rückschlüsse zu über
Zusammenhänge zwischen Grenzwertüberschreitungen und

a) nasser bzw. trockener Beladung der Behälter,

b) der Beckenwasserchemie in den Atomkraftwerken,

c) der Verweildauer der Behälter im Lagerbecken der AKW,

d) der Oberflächenbeschaffenheit der Behälter,

e) der Deckelkonstruktion der Behälter,

f) Stacheln bzw. Kühlrippen?

Wenn ja, welche?

Wenn nein, warum wurde die Suche nach möglichen Zusammenhängen für
die Ursachenermittlung nicht für notwendig gehalten?

4. Wie erklärt sich die Bundesregierung, dass es bei leeren Behälter-Rücktrans-
porten aus der Wiederaufarbeitung schwerpunktmäßig zu Grenzwert-
überschreitungen an den Transportbehältern gekommen ist, während bei
Transporten voll beladener Behälter in die Wiederaufarbeitung Grenzwert-
überschreitungen in starkem Maß auch an den Transportwaggons vorkamen?

5. In wie vielen Fällen waren nach Kenntnis der Bundesregierung radioaktive
Partikel für die Grenzwertüberschreitungen verantwortlich?

Um was für Partikel handelte es jeweils sich im Einzelnen (welche
Nuklide)?

6. Welche Rolle spielt nach Ansicht der Bundesregierung der Weeping-Effekt
als Ursache für die Grenzwertüberschreitungen?

Welche weiteren Ursachen wurden für die Überschreitungen von Grenz-
werten an Atomtransportbehältern ermittelt?

7. Hält die Bundesregierung die Aussagen der Atomindustrie und der Auf-
sichtbehörden für glaubhaft, dass die Grenzwertüberschreitungen vor Ab-
fahrt der Transporte nicht messbar waren, sondern erst bei der Ankunft?

Wie erklärt die Bundesregierung dieses „Phänomen“?

8. Wie beurteilt die Bundesregierung die bei der Testbeladung (Kalt-
erprobung) eines WAA-Transport im Atomkraftwerk Philippsburg aufge-
tretenen Pannen (Löcher im Kontaminationsschutz, Kontamination am
Tragzapfen, Kontamination am Boden des Kontaminationsschutzes etc.)?

9. Aus welchen Nukliden setzten sich die Kontaminationen in Philippsburg
zusammen?

10. Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Eisenbahnbundesamtes, dass
die Kalterprobung in Philippsburg trotz dieser Pannen erfolgreich abge-
schlossen wurde?

Wenn ja, wie begründet sich diese Beurteilung?

11. Hält die Bundesregierung die vom Umweltministerium Baden-Württem-
berg und vom Eisenbahnbundesamt bezogenen Konsequenzen für ausrei-
chend?

Wenn nein, welche weitergehenden Konsequenzen werden für notwendig
erachtet?
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12. Haben neben der Kalterprobung in Philippsburg bereits weitere Kalt-
erprobungen stattgefunden (z. B. Stade oder Biblis)?

Ist es dort ebenfalls zu Pannen gekommen?

Wenn ja, zu welchen?

13. Hat es neben der Behälterbeladung in Philippsburg bereits weitere Bela-
dungen gegeben?

Ist es bei diesen Beladungen zu Pannen gekommen?

Wenn ja, zu welchen?

Welche Konsequenzen wurden gezogen?

14. Ist es bei der Erprobung oder Beladung von Castor-Behältern zum Trans-
port in die Zwischenlagerung zu Pannen gekommen?

Wenn ja, zu welchen?

Welche Konsequenzen wurden daraus gezogen?

Berlin, den 24. November 2000

Eva-Maria Bulling-Schröter
Roland Claus und Fraktion

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