BT-Drucksache 14/3605

Hooligans, der Rechtsextremismus und die Fussballeuropameisterschaft 2000

Vom 8. Juni 2000


Deutscher Bundestag

Drucksache

14/

3605

14. Wahlperiode

08. 06. 2000

Kleine Anfrage

der Abgeordneten Ulla Jelpke, Petra Pau und der Fraktion der PDS

Hooligans, der Rechtsextremismus und die Fußball-Europameisterschaft 2000

Eine ganze Reihe von Fußballvereinen verfügt über eine rechtsextrem durch-
setzte Hooligan-Szene. Teilweise gehen diese rechtsextrem durchsetzten Hooli-
gans auch in das Internet.

So z. B. die Hooligans von Hertha BSC. Ihr Internet-Angebot (das Titelblatt
mit einem Bild von Rudolf Hess und der Unterschrift „Einst kommt der Tag der
Rache“. Die Homepage – sie ist aufzurufen u. a. unter „hool 88“ (die 8 steht
offenbar für den achten Buchstaben im Alphabet, die „88“ dürfte also für „Heil
Hitler“ stehen) – enthält neofaschistische und rassistische Tiraden. In der Aus-
gabe vom 13. März 2000 wird gegen eine „Hetzkampagne gegen Hertha-Fans“
Stellung genommen, die von den „Schmierfinken der Berliner Presse“ betrie-
ben werde. In dem Bericht über das Spiel von Hertha BSC gegen Schalke 04
wird gegen die türkischen Fans aus Gelsenkirchen in rassistischer Weise ge-
hetzt: Von „Schwarzkopf-Horden“ und deren „Kanackenfahnen“ wird da ge-
schrieben. Der >Spielbericht< endete mit den Worten: „Sollten auch bei den
nächsten Spielen wieder so viele Kanacken im Stadion sein, wird es auch dann
wieder heißen: Lauf Türke lauf, sonst …“. Diese neofaschistische Homepage
machte für sich Werbung mit dem offiziellen Logo von Hertha BSC Berlin.

Ähnlich rechtsextreme Hooligan-Gruppen gibt es in einer ganzen Reihe von
Städten mit Vereinen aus der 1. Bundesliga (so z. B. die Supporters Lever-
kusen, Ultra Frankfurt etc.).

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche zahlenmäßige Stärke haben nach Einschätzung der Bundesregierung
die gewaltbereiten Fans der bundesdeutschen Fußballszene insgesamt?

2. Wie viele dieser gewaltbereiten Fußballfans gehören rechtsextremen Orga-
nisationen bzw. der rechtsextremen Szene an?

3. Wie viele rechtsextrem durchsetzte Hooligan-Fanclubs gibt es bei welchen
Vereinen

– in der 1. Bundesliga,

– in der 2. Bundesliga,

– in den Regionalligen?

(Bitte nach Vereinen, Größe der Hooligan-Szene und rechtsextrem beein-
flusstem Anteil der Fans aufführen.)
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4. Gegen wie viele gewaltbereite Fußballfans wurden seit 1995 Ermittlungs-
verfahren eingeleitet und in wie vielen Fällen kam es zu Verurteilungen
(bitte nach Deliktgruppen, Verurteilungen, Jahren und Vereinen auffüh-
ren)?

5. Wie viele Ermittlungsverfahren wurden nach Kenntnis der Bundesregie-
rung seit 1995 gegen gewaltbereite Fußballfans wegen Verstoßes gegen die
§§ 86 und 130 im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen durchgeführt
(bitte nach Vereinen aufschlüsseln)?

6. Wie hat sich nach Einschätzung der Bundesregierung die Fußballfan-Szene
seit dem Beitritt der neuen Länder insgesamt in der BRD, bezogen auf die
Gewaltbereitschaft und eine rechtsextreme Durchsetzung entwickelt?

7. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über gezielte Versuche
der Einflussnahme rechtsextremer Organisationen auf die Hooligan-Szene
seit 1995 vor (bitte nach Vereinen aufschlüsseln)?

8. Gibt es seit 1995 Erkenntnisse über die Teilnahme von organisierten Hooli-
gans an rechtsextremen Aufmärschen und Veranstaltungen?

Wenn ja, welche?

9. Welche verfassungsschutzrelevanten Kenntnisse hat die Bundesregierung
über Zusammenhänge zwischen der Skinhead-Musikszene und dem Hooli-
gan-Milieu?

– Gibt es Skinhead-Musikbands, die aus dem Hooligan-Milieu stammen?

– Erfolgt nach den Erkenntnissen der Bundesregierung eine Zusammen-
arbeit (gemeinsame Vertriebsstrukturen, Konzertauftritte etc.) mit Mu-
sikbands aus dem rechtsextremen Lager?

10. Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über eine Zusammenarbeit
zwischen der Hooligan-Szene und der „Organisierten Kriminalität“?

11. Welche Aktivitäten hat die Bundesregierung seit 1995 ggf. gemeinsam mit
dem Deutschen Fußballbund unternommen, um gegen die gewaltbereite
bzw. rechtsextrem durchsetzte Hooligan-Szene vorzugehen (bitte nach Ak-
tivitäten, Ausgaben und Jahren aufschlüsseln)?

12. Welche Kosten sind dem Bund und den Ländern durch Polizeieinsätze ge-
gen und zum Schutz vor rechtsextremen bzw. gewaltbereiten Hooligans
seit 1995 entstanden (bitte nach Jahren auflisten)?

13. Welche Kosten für diese Polizeieinsätze wurden hier vom DFB oder von
den Vereinen aus der 1. Bundesliga selbst übernommen?

14. Gibt es Schätzungen und Erkenntnisse, wie viele gewaltbereite Fußballfans
aus der BRD zur Fußball-Europameisterschaft nach Belgien und in die
Niederlande fahren werden und wie viele von diesen „Fans“ sind rechts-
extremen Kreisen zuzuordnen?

15. Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über Aufrufe und Mobilisie-
rungsversuche aus der rechtsextrem durchsetzten Hooligan-Szene zur Fuß-
ball-Europameisterschaft in Belgien und den Niederlanden?

16. Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über eine internationale Zu-
sammenarbeit/internationale Kontakte der rechtsextremen Hooligan-Szene
aus den europäischen Ländern?

17. Wie viele Personen aus der gewaltbereiten Hooligan-Szene unterliegen ge-
genwärtig Passbeschränkungen?
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18. Welche weiteren Aktivitäten plant die Bundesregierung zukünftig (eventu-
ell zusammen mit dem DFB) in Bezug auf die gewaltbereite Hooligan-
Szene durchzuführen?

Berlin, den 30. Mai 2000

Ulla Jelpke
Petra Pau
Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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