BT-Drucksache 14/3328

zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), Prof. Dr. Paul Laufs und der Fraktion der CDU/CSU -14/2348- Energieeinsparung durch Minderung des Stromverbrauchs von Elektrogeräten im Leerlaufmodus (Stand-by-Effekt)

Vom 11. Mai 2000


Deutscher Bundestag

Drucksache

14/

3328

14. Wahlperiode

11. 05. 2000

Beschlussempfehlung und Bericht

des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
(16. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr. Klaus W. Lippold
(Offenbach), Dr. Paul Laufs und der Fraktion der CDU/CSU
– Drucksache 14/2348 –

Energieeinsparung durch Minderung des Stromverbrauchs von Elektrogeräten
im Leerlaufmodus (Stand-by-Effekt)

A. Problem

Mit dem Antrag soll die Bundesregierung u. a. aufgefordert werden, zusam-
men mit der deutschen Elektroindustrie ein Konzept zu erarbeiten, die Stand-
by-Verluste von Elektrogeräten auf maximal 1 Watt pro Gerät zu drücken und
eine gleichgewichtige Initiative auch auf europäischer Ebene zu unternehmen.

B. Lösung

Annahme des Antrags in der vom Ausschuss beschlossenen Fassung, in der
u. a. die Forderungen an die Bundesregierung im Hinblick auf europaweit zu
ergreifende Maßnahmen näher spezifiziert werden.

Einstimmigkeit im Ausschuss

C. Alternativen

Keine

D. Kosten

Wurden nicht erörtert.
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– 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode

Beschlussempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen,

den Antrag auf Drucksache 14/2348 in folgender Fassung anzunehmen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:

Jeder bundesdeutsche Haushalt besitzt zahlreiche Geräte, die im Leerlauf
Strom verbrauchen. Wissenschaftliche Untersuchungen gehen davon aus, dass
durch diesen Stromverbrauch im Leerlauf allein von Geräten in Haushalten und
Büros in Deutschland mindestens 20 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr
zusammenkommen, was umgerechnet mehr als 14 Millionen Tonnen Kohlen-
dioxyd-Emissionen entspricht; hinzu kommen der Stromverbrauch bzw. die
Emissionen, die durch Leerlaufverluste von Geräten in Büros – wie PC, Moni-
tore, Fernkopierer – verursacht werden. Bezogen auf den gegenwärtigen Ge-
samtstromverbrauch in Deutschland von etwa 470 Milliarden Kilowattstunden
belaufen sich diese Leerlaufverluste auf rund 4,4 %. Die EU-Kommission rech-
net sogar damit, dass EU-weit 5 % bis 10 % des jährlichen Stromverbrauchs
auf den Stand-by-Betrieb solcher Geräte entfallen.

Bisher wurde nur bei wenigen Gerätetypen eine Minimierung des Stand-by-
Verbrauchs vorgenommen. Die Reduktion dieses Energieverbrauchs auf einen
Bruchteil der heutigen Werte ist technisch jedoch kein Problem mehr:



Bei vielen elektrischen Geräten lässt sich zwar das Hauptgerät ausschalten,
das Vorschaltgerät (Transformator) mit einem Eigenverbrauch von 3 bis
10 Watt/Stunde jedoch nicht. Mit einer einfachen Ein-/Ausschaltung zwi-
schen Netz und Transformator kann dieser Mangel beseitigt werden. Durch
einfache technische Ergänzungen kann die Abschaltung des Transformators
auch automatisch geregelt werden, wie etwa bei Batterie-Ladegeräten: Die
Information über den Ladezustand einer Batterie lässt sich nicht nur zum Ab-
brechen des Ladevorgangs, sondern auch zum Netzabtrennen verwenden.



Auch für Geräte, die notwendigerweise oder wegen des gewünschten Kom-
forts immer in einer gewissen Betriebsbereitschaft gehalten werden müssen,
ist mit dem heutigen Stand der Technik längst eine drastische Reduzierung
des Strombedarfs in Bereitschaftshaltung zu erreichen, z. B. mit einem
„Schlummermodus“ bei Handys und Videogeräten oder sogar auf 0 Watt bei
Fernkopierern und Anrufbeantwortern durch Nutzung der eingehenden
Läuteimpulse.



Auch für Fernsehgeräte gibt es bereits Zusatzkomponenten zur Vermeidung
des Stand-by-Verbrauchs, die es gestatten, vollständig abgeschaltete Geräte
per Infrarot-Fernbedienung einzuschalten.

Wenn keine Vorsorge getroffen wird, werden angesichts der absehbaren tech-
nologischen Entwicklungen die Leerlaufverluste vom Gesamtvolumen her
künftig sogar noch ansteigen.

Vor dem Hintergrund der international eingegangenen Verpflichtungen der
Bundesrepublik Deutschland zur Verringerung der Emission klimarelevanter
Treibhausgase, des hohen Einsparpotentials beim Stand-by-Stromverbrauch
und auch der damit verbundenen Einsparmöglichkeiten für jeden einzelnen
Haushalt (im Durchschnitt mindestens 140 DM pro Jahr) besteht erheblicher
Handlungsbedarf.
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 3 –

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II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,

1. ihre Aktivitäten zur nachhaltigen Minderung der Leerlaufverluste zu verstär-
ken. In Anbetracht des schnellen Wandels im Bereich der Informations- und
Kommunikations- sowie der Unterhaltungselektronik sind dabei freiwillige,
kontrollierbare Vereinbarungen ordnungsrechtlichen Lösungen vorzuziehen;

2. die im Rahmen der Internationalen Energieagentur von Deutschland ergrif-
fene politische Initiative zur Senkung der Leerlaufverluste auf unter 1 Watt
pro Gerät (Ein-Watt-Plan) weiter zu verfolgen;

3. die Selbstverpflichtung des Europäischen Verbandes der Hersteller von Elek-
tronikgeräten (EACEM) zur Minderung bestimmter Leerlaufverluste von
Fernseh- und Videogeräten aufzugreifen, sie weiter zu entwickeln und auf an-
dere Gerätearten zu erweitern. Dabei sollten alle für die Entstehung von Leer-
laufverlusten relevanten Betriebszustände berücksichtigt werden. Mittelfris-
tig ist der Wert 1 Watt für alle Leerlaufbetriebsarten (Ein-Watt-Plan) oder,
sofern möglich, ein geringerer Wert anzustreben. Neben der Festlegung von
Verbrauchsgrenzwerten sollte eine Gestaltung der Geräte angestrebt werden,
die das energiesparende Verhalten der Nutzer begünstigt. Durch Hersteller
und Handel sollte eine einheitliche Kennzeichnung erfolgen, die Aufschluss
über die Höhe der relevanten Verbrauchswerte sowie darüber gibt, ob das Be-
tätigen des Ausschalters zu einer Senkung der Leistungsaufnahme auf 0 Watt
führt;

4. für den Fall, dass nicht binnen eines Jahres (bis März 2001) EU-weite frei-
willige Vereinbarungen mit den Herstellern zustande kommen, dass ausge-
schaltete Geräte praktisch keinen Strom mehr verbrauchen, sich dafür einzu-
setzen, dass auf EU-Ebene entsprechende ordnungsrechtliche Maßnahmen
ergriffen werden.

Berlin, den 22. März 2000

Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Christoph Matschie

Vorsitzender

Marion Caspers-Merk

Berichterstatterin

Dr. Christian Ruck

Berichterstatter

Michaele Hustedt

Berichterstatterin

Birgit Homburger

Berichterstatterin

Eva-Maria Bulling-Schröter

Berichterstatterin
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– 4 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode

Bericht der Abgeordneten Marion Caspers-Merk, Dr. Christian Ruck,
Michaele Hustedt, Birgit Homburger und Eva-Maria Bulling-Schröter

I.

Der

Antrag auf Drucksache 14/2348

wurde in der 79. Sit-
zung des Deutschen Bundestages am 16. Dezember 1999
zur federführenden Beratung an den Ausschuss für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit und zur Mitberatung an
den Ausschuss für Wirtschaft und Technologie und den
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
überwiesen.

Der

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

hat in sei-
ner Sitzung am 19. Januar 2000 mit den Stimmen der Mit-
glieder der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. gegen die
Stimmen der Mitglieder der Fraktion der SPD bei Stimm-
enthaltung der Mitglieder der Fraktionen BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN und PDS empfohlen, den Antrag anzuneh-
men.

Der

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen
Union

hat in seiner Sitzung vom 22. März 2000 einstimmig
bei Stimmenthaltung der Fraktion der PDS empfohlen, dem
Antrag in der geänderten Fassung (siehe Beschlussempfeh-
lung) zuzustimmen.

II.

In dem Antrag auf Drucksache 14/2348 wird u. a. darauf
hingewiesen, dass nach wissenschaftlichen Untersuchungen
in deutschen Haushalten und Büros mindestens 20 Milliar-
den Kilowattstunden auf den Leerlaufbetrieb von Geräten
wie Fernseher, Faxgeräte etc. entfielen. Dies entspreche
etwa 4,4 % des gesamten Stromverbrauchs. Nach Erkennt-
nissen der EU-Kommission würden EU-weit sogar 5 % bis
10 % des jährlichen Stromverbrauchs für den Stand-by-
Betrieb solcher Geräte verwendet.

Da die Reduktion dieses Energieverbrauchs auf einen
Bruchteil der heutigen Werte technisch kein Problem mehr
darstelle, soll die Bundesregierung u. a. aufgefordert wer-
den, zusammen mit der deutschen Elektroindustrie ein Kon-
zept zu erarbeiten, mit dem die Stand-by-Verluste von Elek-
trogeräten in Deutschland auf maximal 1 Watt pro Gerät
gedrückt werden. Außerdem soll eine gleichgewichtige Ini-
tiative auch auf europäischer Ebene unternommen werden.

III.

Der

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit

hat den Antrag in seinen Sitzungen am 26. Januar
2000 und am 22. März 2000 beraten.

Bei der erstmaligen Behandlung des Antrags im Ausschuss
wurde nach Erläuterung des Antrags durch die Antragsteller
gemeinsam von allen Fraktionen festgestellt, dass es wün-
schenswert sei, wie in der vergangenen Wahlperiode zu ei-
nem einvernehmlichen Beschluss in dieser Sache zu kom-
men.

Nach einem Berichterstattergespräch wurde dem Ausschuss
der in der Beschlussempfehlung wiedergegebene geänderte
Antrag zur Beschlussfassung vorgelegt. Gegenüber der Ur-
sprungsfassung des Antrags wurden darin u. a. im Forde-
rungskatalog an die Bundesregierung bereits bestehende
Aktivitäten mit eingebunden sowie die europaweit zu er-
greifenden Maßnahmen näher spezifiziert.

Der Ausschuss beschloss einstimmig, dem Deutschen Bun-
destag zu empfehlen, den Antrag in seiner geänderten Fas-
sung (siehe Beschlussempfehlung) anzunehmen.

Berlin, den 22. März 2000

Marion Caspers-Merk

Berichterstatterin

Dr. Christian Ruck

Berichterstatter

Michaele Hustedt

Berichterstatterin

Birgit Homburger

Berichterstatterin

Eva-Maria Bulling-Schröter

Berichterstatterin

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