BT-Drucksache 14/3107

Modellprojekt zum Heil- und Gewürzpflanzen-Anbau in Ostwestfalen-Lippe

Vom 5. April 2000


Deutscher Bundestag Drucksache 14/3107
14. Wahlperiode 05. 04. 2000

Antrag
der Abgeordneten Gudrun Kopp, Ulrich Heinrich, Marita Sehn, Ernst
Burgbacher, Paul K. Friedhoff, Dr. Karlheinz Guttmacher, Klaus Haupt, Birgit
Homburger, Dr. Werner Hoyer, Jürgen Koppelin, Dirk Niebel, Dr. Irmgard
Schwaetzer, Carl-Ludwig Thiele, Dr. Dieter Thomae, Dr. Wolfgang Gerhardt
und der Fraktion der F.D.P.

Modellprojekt zum Heil- und Gewürzpflanzen-Anbau in Ostwestfalen-Lippe

Der Bundestag wolle beschließen:

– Die Bundesregierung wird aufgefordert, ein Modellprojekt zum Heil- und
Gewürzpflanzen-Anbau in Ostwestfalen-Lippe/NRW zu starten.

– Die Bundesregierung muss das Modellprojekt durch eine ausreichende An-
schubfinanzierung für eine überbetriebliche Zusammenarbeit der interessier-
ten Landwirte in dieser Region flankieren.

Berlin, den 5. April 2000

Dr. Wolfgang Gerhardt und Fraktion

Begründung

Die Region Ostwestfalen-Lippe eignet sich mit einer durchschnittlichen Nie-
derschlagsmenge von 800 bis 900 Millimeter im Jahr und einer Durchschnitts-
temperatur von 7 bis 8 Grad Celsius insbesondere für den Anbau von Zitronen-
melisse, Pfefferminze, Salbei, Fenchel, Brennnessel, Artischocken, Schafgarbe,
Johanniskraut, Kümmel und Koriander. Solche Heilpflanzen werden primär zur
Arzneimittelherstellung insbesondere im Bereich der homöopathischen Medi-
zin benötigt. Heil- und Gewürzpflanzen können zudem für die Herstellung von
Bio-Kosmetik und als alternative Dämmstoffe in der Bauwirtschaft genutzt
werden.

Der Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen erfordert einen hohen Arbeitskräfte-
besatz in den landwirtschaftlichen Betrieben. Daher ist eine enge Zusammenar-
beit mit den lokalen Arbeitsämtern auch aus arbeitsmarkt-, gesellschaftspoliti-
schen und sozialen Aspekten sinnvoll und notwendig. Entsprechend positive
Signale der Arbeitsverwaltung für eine Unterstützung des Modellprojekts lie-
gen vor.

Drucksache 14/3107 – 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode
Die „Gesundheitsregion Ostwestfalen-Lippe“ ist mit Heilbädern in Bad Salzuf-
len, Bad Meinberg, Bad Oeynhausen, Bad Lippspringe, Bad Driburg und Bad
Wünnenberg der ideale Standort für ein solches Modellprojekt. Ein „Homöopa-
thisches Gesundheitszentrum“ (HGL) entsteht noch im Jahr 2000. Die zu er-
wartenden Synergieeffekte haben eine positive Signalwirkung auf die krisenge-
schüttelten Kurorte in der Region. Um das bis zum Ende 2000 geschätzte
Defizit von 25 Mio. DM für die Bäderstädte in Ostwestfalen-Lippe und den
weiteren Abbau von ehemals 20 000 Beschäftigtenstellen im Gesundheits-
dienst zu stoppen, müssen alle Chancen konsequent genutzt werden. Ein
Modellprojekt, das eine Leitfunktion auch für andere Gesundheitsregionen
übernehmen sollte, muss zudem ein schlüssiges Konzept im Bereich des Behin-
derten-Tourismus vorlegen.

Schließlich belegen die Planungen für die Ansiedlung eines Technologie-Zen-
trums für den Gesundheitsbereich und der Studiengang „Gesundheitslehre“ der
Universität Bielefeld die Vorreiterrolle von Ostwestfalen-Lippe.

Die EU-Agrarpolitik führt zu einer immer stärkeren Abhängigkeit der Land-
wirte von staatlichen Zuschüssen. Zudem hat diese falsche Entwicklung zu
einer Überregulierung und enormen Bürokratie geführt. Deshalb müssen unter-
nehmerische Alternativen von der Politik aufgezeigt und unterstützt werden.

Der Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen ist für Teile der Landwirtschaft
eine zukunftsfähige und marktwirtschaftliche Alternative. Ein Selbstversor-
gungsgrad von nur etwa 10 Prozent in Deutschland bei Arznei- und Gewürz-
pflanzen unterstreicht, dass das heimische Anbaupotential bei weitem nicht
ausgeschöpft wird. Das Modellprojekt zum Anbau von Heil- und Gewürzpflan-
zen in Ostwestfalen-Lippe ist ein erfolgreicher Ansatz zur besseren Erschlie-
ßung dieses Marktes.

Da die Produktion und der Handel von Arznei- und Gewürzpflanzen zu Welt-
marktbedingungen erfolgen, ist ein Vertragsabschluss von Landwirten mit Arz-
neimittelherstellern oder sonstigen Abnehmern die wichtigste Voraussetzung
für das Gelingen eines entsprechenden Projektes. Die dazu notwendige Ab-
wicklung von langfristig zu vereinbarenden Abnehmerverträgen und die ge-
samte Vermarktung der Rohstoffe sollten über eine von Landwirten organi-
sierte Genossenschaft erfolgen. Eine überbetriebliche Zusammenarbeit, die
ebenfalls der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karl-
Heinz Funke aus Sicht der Bundesregierung für wünschenswert und förde-
rungswürdig erachtet, benötigt allerdings eine ausreichende Anschubfinanzie-
rung für die notwendigen Investitionen (Trockenanlage, landwirtschaftliche
Spezialmaschinen etc.) und Know-how.

Die fachliche Betreuung der Landwirte kann durch die renommierte Landwirt-
schaftskammer Münster und ihre Kreisstellen sichergestellt werden. Zudem
stehen für die Qualitätsermittlung und regelmäßigen Qualitätsprüfungen die
Fachhochschule Lippe in Lemgo, Fachbereich Lebensmitteltechnologie und die
Bundesanstalt für Getreide- und Kartoffelforschung in Detmold zur Verfügung.

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