BT-Drucksache 14/2654

Ressourcenverbrauch der Bundesrepublik Deutschland statistisch besser abbilden

Vom 7. Februar 2000


Deutscher Bundestag Drucksache 14/2654
14. Wahlperiode 07. 02. 2000

Antrag
der Abgeordneten Eva-Maria Bulling-Schröter, Rosel Neuhäuser, Carsten Hübner,
Dr. Winfried Wolf, Rolf Kutzmutz, Dr. Gregor Gysi und der Fraktion der PDS

Ressourcenverbrauch der Bundesrepublik Deutschland statistisch besser
abbilden

Der Bundestag wolle beschließen:

Die Bundesregierung hat, beginnend mit dem Jahr 2001, alle zwei Jahre eine
umweltökonomische Analyse über die internationalen Ressourcen- und Emissi-
onsverflechtungen der bundesdeutschen Produktions- und Konsumtionsweise
vorzulegen, die in folgenden Punkten über die Daten in den bisher vom Statis-
tischen Bundesamt veröffentlichten umweltökonomischen Gesamtrechnungen
hinausgeht:

1. Bei der Aufstellung der Entnahmen von Material- und Energie aus der natür-
lichen Umwelt sind der Position Einfuhr, die lediglich die biotische und abi-
otische Gütereinfuhr enthält, Positionen hinzuzufügen, welche – analog zur
existierenden Aufstellung „Rohstoffentnahme im Innland“ – auch die nicht
verwertete Entnahme von Material und Energie, die im Ausland im Zusam-
menhang mit der Produktion und dem Auslandstransport von durch
Deutschland importierten Gütern anfällt, wiederspiegeln. Dabei geht es bei-
spielsweise um Bodenaushub, Bergmaterial oder Abraum.

2. Bei der Aufstellung der Abgaben an die natürliche Umwelt sind den vor-
handenen Positionen Stoffausbringung, nicht verwertete Abgabe, Ausfuhr
biotischer und abiotischer Güter, Abfall und Luftemissionen, Positionen
hinzuzufügen, welche die entsprechenden Abgaben widerspiegeln, die im
Zusammenhang mit der Produktion und dem Auslandstransport von durch
Deutschland importierten Gütern anfallen.

Diese Analyse dient dem Ziel, die tatsächliche Nutzung des globalen Umwelt-
raumes durch die Bundesrepublik Deutschland statistisch besser widerzuspie-
geln.

Das Statistische Bundesamt ist mit den entsprechenden Mitteln auszustatten,
die den Aufbau bzw. die Weiterentwicklung einer geeigneten Methodik mit ei-
nem vertretbaren Aufwand erlauben.

Berlin, den 4. Februar 2000

Eva-Maria Bulling-Schröter Dr. Winfried Wolf
Rosel Neuhäuser Rolf Kutzmutz
Carsten Hübner Dr. Gregor Gysi und Fraktion

Drucksache 14/2654 – 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode
Begründung

Zahlreiche Produktionsstätten in anderen Teilen der Welt arbeiten für die Roh-
stoffversorgung Deutschlands, für die Herstellung von Halbfabrikaten für deut-
sche Unternehmen oder für den deutschen Konsum. Sie alle verbrauchen wie-
derum Roh- und Hilfsstoffe sowie Halbfabrikate, sie alle stoßen Klimagase und
andere Emissionen aus, viele erzeugen Abraum. Diese Inanspruchnahme des
Umweltraumes geht nur teilweise in die bisher existierenden Systeme der um-
weltökonomischen Gesamtrechnung (UGR) des Statistischen Bundesamtes ein.

So wird in der Übersicht des Statistischen Bundesamtes „Material- und Ener-
gieflüsse“ innerhalb der UGR 1999 (für die Bundesrepublik im Zeitraum von
1991 bis 1997) bei der Entnahme von Material und Energie neben der inländi-
schen Rohstoffentnahme nur die Einfuhr „biotischer und abiotischer Güter“ be-
rücksichtigt. Demgegenüber geht bei der inländischen Rohstoffentnahme neben
den biotischen und abiotischen Gütern (verwertete Entnahme) auch die „nicht
verwertete Entnahme“ (Bodenaushub, Bergematerial der Steinkohle, Abraum
der Braunkohle) in die Flussrechnung ein. Diese nicht verwertete Entnahme
muss aber auch im Zusammenhang mit den eingeführten Gütern berücksichtigt
werden, wenn ein realistisches Bild im oben genannten Sinne erzeugt werden
soll.

Ein ähnliches Problem ergibt sich für die Darstellung der Abgaben von Stoffen
an die natürliche Umwelt infolge der deutschen Produktions- und Lebensweise.
Auch durch die im Ausland für Deutschland erzeugten biotischen und abioti-
schen Güter werden – oft deutlich mehr als bei vergleichbaren Produktionen in
der Bundesrepublik Deutschland – Stoffe wie Düngemittel und Pestizide in die
Böden eingebracht, werden Abfälle produziert sowie Schad- und Störstoffe
emittiert. All dies findet sich ebenfalls nicht in der UGR wieder.

Die seit 1996 veröffentlichte UGR des Statistischen Bundesamtes hat sich zu
einer wertvollen und geschätzten Unterstützung für Entscheidungsträger in
Politik und Wirtschaft entwickelt. Sie ist eine wichtige Informationsquelle für
Wissenschaft und Medien. Durch die genannten methodischen Lücken ist die
UGR jedoch in ihrer Aussagekraft in einem für die Nachhaltigkeitskonzeption
der Bundesrepublik Deutschland so wichtigen Analysebereich stark beeinträch-
tigt: Das Bild, welches sich für Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit über
die Umweltbelastung der deutschen Produktions- und Lebensweise ergibt, ist
verzerrt. Deshalb sollte die UGR der Bundesrepublik Deutschland in den ge-
nannten Bereichen ergänzt werden.

Ohne Zweifel liegt das Fehlen der Daten auch in dem Aufwand begründet, der
beim Erstellen einer Methodik und bei der Erfassung oder Schätzung von ent-
sprechenden Daten anfallen würde. Unter anderem sind umfangreiche interna-
tionale Abstimmungen notwendig. Eine adäquate finanzielle Ausstattung des
Bereiches UGR des Statistischen Bundesamtes ist deshalb Voraussetzung für
eine verbesserte Abbildung des bundesdeutschen Umweltverbrauchs.

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