Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 21.10.2010, Az. RiZ (R) 5/09

Dienstgericht des Bundes | REWIS RS 2010, 2137

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[X.]IM NAMEN DES VOLKES U[X.]TEIL [X.]([X.]) 5/09 vom 21. Oktober 2010 in dem Prüfungsverfahren Nachschlagewerk: ja [X.]: nein [X.][X.]: jaD[X.]iG § 26 Abs. 3 Die Weigerung der Dienstaufsicht, einem mit [X.] befassten [X.] die elektronisch eingereichten Eingaben zum Handelsregister in ausgedruckter Form zur Bearbeitung vorzulegen, stellt keine Verletzung der richterlichen Unabhän-gigkeit dar. [X.] - [X.] des [X.] -, Urteil vom 21. Oktober 2010 - [X.] ([X.]) 5/09 - [X.] beim [X.] [X.] beim [X.] - 2 - des [X.]Antragsgegner und [X.]evisionskläger,

gegen den [X.] am Amtsgericht

Antragsteller und [X.]evisionsbeklagter,
- Prozessbevollmächtigte: [X.]echtsanwälte wegen Anfechtung einer Maßnahme der Dienstaufsicht - 3 - Der [X.]gerichtshof - [X.] des [X.] - hat ohne mündliche [X.] am 21. Oktober 2010 durch die Vorsitzende [X.]in am [X.]ge-richtshof Prof. Dr. [X.]issing-van Saan, die [X.] am [X.]gerichtshof [X.] und Prof. Dr. [X.] sowie die [X.]innen am [X.]gerichtshof [X.] und [X.] für [X.]echt erkannt: Auf die [X.]evision des Antragsgegners werden der Beschluss des [X.]s für [X.] bei dem [X.] vom 20. Oktober 2009 und das Urteil des [X.]s für [X.] bei dem [X.] vom 29. Januar 2008 aufge-hoben. Der Antrag wird zurückgewiesen. Der Antragsteller trägt die Kosten des Verfahrens. Von [X.]echts wegen
Tatbestand: Der Antragsteller sieht sich in seiner richterlichen Unabhängigkeit [X.] verletzt, dass ihm elektronisch eingereichte Eingaben zum Handelsregis-ter nicht in ausgedruckter Form zur Bearbeitung vorgelegt werden. 1 Der Antragsteller ist [X.] am [X.]

und bearbeitet dort unter anderem [X.]. Im Dezember 2006 bat er den [X.] - 4 - schäftsleiter des Amtsgerichts, die Geschäftsstellen/Servicekräfte der [X.] zu veranlassen, ihm elektronisch [X.] Eingaben zum Handelsregister zukünftig stets in ausgedruckter Form vorzu-legen, weil er die [X.]egistersachen zum weitaus überwiegenden Teil zu Hause bearbeite. Diesen Antrag lehnte der Direktor des Amtsgerichts ab. Er verwies darauf, dass den Gerichten im Hinblick auf die mit der Einführung des elektroni-schen Handelsregisters erfolgten Einsparungen an Arbeitsleistungen ein redu-zierter Umfang an Personal zugewiesen worden sei. Die gewünschten Ausdru-cke würden einen erheblichen Aufwand an Arbeitszeit und Kosten verursachen, der von den Servicekräften der ohnehin schon bis zur Obergrenze belasteten Serviceeinheiten des Handelsregisters nicht zu dem Zweck geleistet werden könne, einem [X.] die Bearbeitung der Sache zu ermöglichen. Der Antragsteller machte daraufhin gegenüber der Präsidentin des [X.]geltend, er werde durch die Ablehnung seines Antrags in seiner richterlichen Unabhängigkeit verletzt. Eine Arbeitsgrundlage in elektroni-scher Form erhöhe die richterliche Arbeitszeit deutlich und begründe ein ver-stärktes Haftungsrisiko, da ein strukturiertes, Fehler minimierendes Arbeiten nicht möglich sei. Die Bearbeitung insbesondere komplizierter [X.]egistervorgän-ge erfordere ein hohes Maß an Konzentration. Zur Gewährleistung optimaler richterlicher Arbeitsergebnisse sei daher die Sachbearbeitung außer Haus zu ermöglichen. Ein Ausdruck der in elektronischer Form eingereichten Anträge durch den [X.] selbst sei mit dem Grundsatz sparsamer Haushalts-führung unvereinbar. 3 Mit [X.] vom 19. Januar 2007 teilte die Präsidentin des Landge-richts dem Antragsteller mit, nichts zu seinen Gunsten veranlassen zu können. Durch den [X.] des Direktors des Amtsgerichts werde ihm eine bestimmte Arbeitsweise weder vorgeschrieben noch untersagt. Es sei dem Antragsteller 4 - 5 - weiterhin möglich, die elektronischen Eingaben zum Handelsregister in der von ihm gewünschten Papierform zu bearbeiten, indem er die Eingaben selbst aus-drucke. Ein Eingriff in die richterliche Unabhängigkeit lasse sich daher nicht feststellen. 5 In seinem dagegen erhobenen Widerspruch machte der Antragsteller er-neut einen Eingriff in seine richterliche Unabhängigkeit geltend. Ergänzend führ-te er aus, ein Ausdruck der elektronisch eingereichten Eingaben sei für ihn un-zumutbar, weil der ihm zur Verfügung gestellte Drucker zu langsam sei. Der personelle Aufwand der Servicekräfte sei dagegen angesichts der technischen Ausstattung der Verwaltung zumutbar und zudem kostengünstiger. Außerdem entspreche es der richterlichen Unabhängigkeit, die Art der Bearbeitung selbst zu wählen. Der Präsident des [X.] wies mit [X.] vom 11. Juli 2007 den Widerspruch des Antragstellers zurück. In den [X.]en des Direktors der Amtsgerichts und der Präsidentin des [X.] liege [X.] die richterliche Unabhängigkeit des Antragstellers beeinträchtigende Maß-nahme der Dienstaufsicht im Sinne des § 26 Abs. 3 D[X.]iG. Es sei bereits [X.], ob überhaupt eine Maßnahme der Dienstaufsicht vorliege, soweit mit der Umstellung auf die elektronische [X.]egisterführung zwangsläufig Änderungen der Arbeitsabläufe innerhalb des Gerichts verbunden seien. Damit einherge-hende mögliche Beschwernisse und Veränderungen der Arbeitsbedingungen stellten keine gegen den Antragsteller oder auch nur eine bestimmte Gruppe von [X.]n gerichtete Maßnahme der Dienstaufsicht dar. Auswirkungen auf die richterliche Unabhängigkeit oder gar deren Beeinträchtigung seien mit der Veränderung der Arbeitsabläufe nicht verbunden. Dem Antragsteller bleibe es unbenommen, in elektronischer Form eingereichte Dokumente ganz oder teil-weise selbst auszudrucken, soweit ihm dies im Einzelfall erforderlich erscheine. 6 - 6 - Eine generelle Weisung an die Geschäftsstellen bzw. Serviceeinheiten des [X.], sämtliche elektronisch eingehenden Anmeldungen unbeschadet ihres Umfangs und der Notwendigkeit im Einzelfall auszudrucken und dem [X.] in Papierform zur Bearbeitung vorzulegen, widerspräche der vom Gesetzgeber beabsichtigten Beschleunigung und Vereinfachung des Verfah-rens. Es stelle auch keinen Eingriff in die richterliche Unabhängigkeit dar, wenn die Arbeit des [X.]s infolge der gesetzgeberischen Entscheidung, die bisher in Papierform erfolgte [X.]egisterführung auf eine elektronische Form umzustel-len, die Anwesenheit des [X.]s an seinem PC-unterstützten Arbeitsplatz im Gericht erfordere. Die richterliche Unabhängigkeit bleibe gewahrt, da es dem [X.] unbenommen sei, sich etwa umfänglichere [X.] und diese sodann am häuslichen Arbeitsplatz zu bearbeiten und et-waige Eintragungen oder sonstige Entscheidungen dort vorzubereiten. Dass die Änderung der Arbeitsabläufe möglicherweise in Teilen zu einem in zeitlicher Hinsicht erhöhten Arbeitsaufwand führe, stelle eine Frage der Bewertung der Geschäftsvorfälle und der sich daran anschließenden Personalbedarfsberech-nung dar, nicht aber eine solche der richterlichen Unabhängigkeit. Der Antragsteller hat am 15. August 2007 bei dem [X.] für [X.] bei dem [X.] unter Wiederholung und Vertiefung seines bis dahin erfolgten Vorbringens einen Antrag auf gerichtliche Entscheidung ge-stellt und beantragt, unter Aufhebung des [X.]es der Präsidentin des [X.] B.
vom 19. Januar 2007 in der Gestalt des [X.] des [X.]

vom 11. Juli 2007 festzustellen, dass die Ablehnung des Antrags, Anmeldungen zum Handelsre-gister in gedruckter Form durch die Geschäftsstelle zur Verfügung gestellt zu bekommen, als Maßnahme der Dienstaufsicht unzulässig sei. Zur Begründung hat er ausgeführt, er sehe sich nicht in der Lage, ohne den von ihm gewünsch-ten Ausdruck eine [X.]egisteranmeldung zu prüfen. Es greife in seine richterliche 7 - 7 - Unabhängigkeit ein, wenn er die Unterlagen, die für seine Arbeit zwingend er-forderlich seien, selbst ausdrucken müsse. Abgesehen davon, dass seine Bü-roausstattung hierfür nicht ausgelegt sei, werde er bei der Bearbeitung der Druckaufträge an seinen Arbeitsplatz gebunden und sei daher in der Erledigung seiner Arbeit nicht frei. Seine Arbeitskraft werde durch Tätigkeiten belastet, die mit seiner richterlichen Tätigkeit nichts zu tun hätten. Der Hinweis darauf, dass Mittel für die von ihm gewünschte Verfahrensweise nicht zur Verfügung stün-den, [X.] nicht; Mittel hätten zur Verfügung zu stehen. Zudem habe der [X.] der Einführung von [X.] am richterlichen Ar-beitsplatz nur mit dem ausdrücklichen Vorbehalt zugestimmt, dass es dem je-weiligen [X.] selbst überlassen bleibe, ob er mit dem System arbeiten wolle oder nicht. Das [X.] für [X.] bei dem [X.] hat mit Ur-teil vom 29. Januar 2008 antragsgemäß festgestellt, dass der [X.] der Präsidentin des [X.]vom 19. Januar 2007 in der Gestalt des Widerspruchsbescheids des Präsidenten des [X.] vom 11. Juli 2007 eine unzulässige Maßnahme der Dienstaufsicht sei. 8 Die dagegen vom Antragsgegner eingelegte Berufung hat der [X.] für [X.] bei dem [X.] mit Beschluss vom 20. Oktober 2009 gemäß § 130a VwGO zurückgewiesen und diese Entschei-dung mit Beschluss vom 21. Januar 2010 klarstellend dahin ergänzt, dass die [X.]evision zugelassen wird. Zur Begründung seiner Sachentscheidung hat der [X.] im Wesentlichen ausgeführt: Die Weigerung, dem [X.] die gewünschten Ausdrucke vorzulegen, stelle eine Dienstaufsichtsmaß-nahme im Sinne des § 26 Abs. 3 D[X.]iG dar. Denn sie sei geeignet, das künftige dienstliche Verhalten des Antragstellers in der Weise zu beeinflussen, dass er die Ausdrucke selbst erstelle oder unter Inkaufnahme von Fehlern auf [X.] - 8 - cke verzichte. Die Maßnahme greife auch in die richterliche Unabhängigkeit ein. Aus der richterlichen Unabhängigkeit folge, dass der [X.] seine Arbeit grundsätzlich nach Maßgabe seiner individuellen Arbeitsgestaltung verrichten könne. Es sei Sache der Justizverwaltung, ihm hierfür die sachlichen Voraus-setzungen zur Verfügung zu stellen. Hierzu zähle auch die Vorlage papierner Ausdrucke elektronischer Eingaben, wenn der [X.] willkürfrei meine, diese zur sachgerechten Bearbeitung seines Dezernats zu benötigen. Die [X.], der [X.]schaft eine neue Technik zur Verfügung zu stellen, führe nicht dazu, dass der [X.] auch ausnahmslos verpflichtet sei, diese Technik tat-sächlich anzuwenden. Die vom Antragsteller zur Begründung seines Wunsches nach papiernen Ausdrucken beschriebenen Probleme bei der Arbeit am [X.] seien unter Berücksichtung der von ihm zu bearbeitenden Ma-terie, die mit umfänglichen elektronischen Eingaben bei hohem Haftungsrisiko verbunden sei, leicht nachvollziehbar. Der Antragsteller müsse sich nicht darauf verweisen lassen, die Ausdrucke selbst anzufertigen. Denn der nicht nur gele-gentliche, sondern in der [X.]egel notwendige Ausdruck von Dokumenten in [X.] sei eine typische Hilfstätigkeit der Verwaltung zur Unterstützung des [X.]s. Gegen diese Entscheidung hat der Antragsgegner [X.]evision eingelegt. Er beantragt, den Beschluss des [X.]s für [X.] bei dem [X.] vom 20. Oktober 2009 und das Urteil des [X.]s für [X.] beim [X.] vom 29. Januar 2008 abzuändern und den Antrag des Antragstellers zurückzuweisen. Der Antragsteller beantragt, die [X.]evision zurückzuweisen. 10 Beide Parteien haben sich mit einer Entscheidung ohne mündliche [X.] einverstanden erklärt. 11 - 9 - Entscheidungsgründe: [X.] 12 Die fristgerecht eingelegte [X.]evision ist zulässig. Sie wurde vom [X.] bereits mit Beschluss vom 20. Oktober 2009 zugelassen. Die [X.] ist zwar weder im Tenor noch in den Gründen des angefochtenen [X.] erfolgt. Sie ergibt sich aber aus der von den Unterschriften der [X.] gedeckten [X.]echtsmittelbelehrung, wonach der Antragsgegner gegen diesen Beschluss [X.]evision einlegen kann. Dies genügt für die nach § 80 Abs. 2 D[X.]iG zu treffende Zulassungsentscheidung (vgl. [X.], Urteil vom 15. November 2007 - [X.]([X.]) 4/07, [X.], 1448). Der Beschluss vom 21. Januar 2010 hat daher lediglich klarstellende Wirkung. I[X.] Die [X.]evision ist auch begründet. Der Antragsteller kann nicht verlangen, dass die in elektronischer Form zum Handelsregister eingereichten Anträge und Eingaben ihm in ausgedruckter Form zur Bearbeitung vorgelegt werden. Ein Eingriff in seine richterliche Unabhängigkeit ist mit der angegriffenen Weigerung nicht verbunden. 13 1. Der [X.] hat den [X.]echtsweg zu den [X.]en [X.] als eröffnet angesehen, weil der Antragsteller behauptet, durch eine Maßnahme der Dienstaufsicht in seiner richterlichen Unabhängigkeit beein-trächtigt zu sein. 14 a) Der Begriff "Maßnahme der Dienstaufsicht" im Sinne des § 26 Abs. 3 D[X.]iG ist nach ständiger [X.]echtsprechung des [X.]s des [X.] im 15 - 10 - Interesse eines wirkungsvollen Schutzes der richterlichen Unabhängigkeit weit zu fassen. Es genügt jede Einflussnahme der Dienstaufsicht führenden Stelle, die sich auch nur mittelbar auf die Tätigkeit des [X.]s auswirkt. Erforderlich ist lediglich, dass ein konkreter Bezug zu der Tätigkeit des [X.]s besteht ([X.], Urteil vom 25. September 2002, [X.]([X.]) 2/01, [X.], 282; Urteil vom 24. November 1994 - [X.]([X.]) 4/94, NJW 1995, 731; Urteil vom 16. November 1990 - [X.]([X.]) 2/90, [X.] 113, 36, 38 f.; Urteil vom 10. Januar 1985 - [X.]([X.]) 7/84, [X.] 93, 238, 241). Die Einführung des elektronischen Handelsregisters durch das Gesetz über elektronische Handelsregister und Genossenschaftsregister sowie das Unternehmensregister ([X.]) vom 10. November 2006 ([X.], 2553) stellt keine Maßnahme der Dienstaufsicht dar. Etwas anderes gilt aber für die Weigerung, dem Antragsteller die elektronisch eingehenden Anträge auf Eintra-gung im Handelsregister in der gewünschten Papierform vorzulegen. Denn [X.] Weigerung hat zur Folge, dass der Antragsteller die Bearbeitung der Anträge am Computer vornehmen oder selbst die von ihm gewünschten Ausdrucke erstellen muss; der erforderliche Bezug zu der richterlichen Tätigkeit des [X.]s ist damit gegeben. 16 b) Gegen eine Maßnahme der Dienstaufsicht kann mit der - nachvollziehbaren - Behauptung, sie verletze die richterliche Unabhängigkeit, das [X.]dienstgericht angerufen werden ([X.], Urteil vom 16. November 1990 - [X.]([X.]) 2/90, NJW 1991, 1103), das darüber im Prüfungsverfahren [X.] ([X.], Urteil vom 14. September 1990 - [X.]([X.]) 1/90, [X.] 112, 189, 191). Auch diese Voraussetzung ist erfüllt. Die Prüfungskompetenz der [X.]-dienstgerichte beschränkt sich auf die Frage, ob die angegriffene Maßnahme der Dienstaufsicht die richterliche Unabhängigkeit beeinträchtigt. Die Vereinbar-keit der Maßnahme mit anderen Gesetzen und [X.]echtsvorschriften [X.] - 11 - fen, ist den Verwaltungsgerichten vorbehalten ([X.], Urteil vom 24. November 1994 - [X.]([X.]) 4/94, NJW 1995, 731; Urteil vom 14. Januar 1991 - [X.]([X.]) 5/90, NJW 1992, 46, 47; Urteil vom 31. Januar 1984 - [X.]([X.]) 3/83, [X.] 90, 41, 48 ff.). 18 2. Die vom Antragsteller beanstandete Zurückweisung seines Antrags, ihm sämtliche elektronisch eingehenden Anträge auf Eintragung im Handelsre-gister in Papierform zur Bearbeitung vorzulegen, verletzt die richterliche Unab-hängigkeit des Antragstellers nicht. a) Eine Verletzung der richterlichen Unabhängigkeit kommt durch [X.] in Betracht, die dazu bestimmt oder geeignet sind, die richterliche [X.]echtsfindung durch psychischen Druck oder auf andere Weise unmittelbar oder mittelbar zu beeinflussen. Ausgehen kann ein solcher Einfluss auch von Anordnungen der Dienstaufsicht im Zusammenhang mit der Benutzung von Geräten und Hilfsmitteln, die der [X.] für seine Arbeit benötigt. In den Schutzbereich der richterlichen Unabhängigkeit sind nach ständiger [X.]echtspre-chung des [X.]s des [X.] nämlich nicht nur die Endentscheidung, sondern alle der [X.]echtsfindung auch nur mittelbar dienenden - vorbereitenden und nachfolgenden - Sach- und [X.] einbezogen ([X.], Urteil vom 24. November 1994 - [X.]([X.]) 4/94, NJW 1995, 731; Urteil vom 10. Januar 1985 - [X.]([X.]) 7/84, [X.] 93, 238, 234 mwN; Urteil vom 31. Januar 1984 - [X.]([X.]) 3/83, [X.] 90, 41, 45). So hat das [X.] des [X.] (Urteil vom 24. November 1994 - [X.]([X.]) 4/94 aaO) entschieden, dass [X.] der Dienstaufsicht, die einen [X.] veranlassen können, sein Dienst-telefon zur Erledigung seiner Aufgaben nicht in dem von ihm für sachgerecht gehaltenen Umfang zu benutzen, die richterliche Unabhängigkeit beeinträchti-gen können. Gleiches gilt, wenn durch die Dienstaufsicht auf den [X.] psy-chologischer Druck ausgeübt wird, den Inhalt des Protokolls mit einem [X.] - 12 - megerät vorläufig aufzuzeichnen, statt für die Protokollierung einen [X.] der Geschäftsstelle zuzuziehen ([X.], Urteil vom 21. April 1978 - [X.]([X.]) 4/77, NJW 1978, 2509). 20 b) Der Antragsteller wird durch die angegriffene Weigerung der Dienst-aufsicht nicht dazu beeinflusst, ihm zur Verfügung stehende Geräte und Hilfs-mittel in einer bestimmten Weise zu benutzen oder sich auf eine von mehreren gegebenen Möglichkeiten der Verfahrensgestaltung bei der Bearbeitung der Eingaben zum Handelsregister zu beschränken. aa) Das Handelsregister wird mit Wirkung vom 1. Januar 2007 gemäß § 8 Abs. 1 HGB elektronisch geführt. Anmeldungen zur Eintragung in das Han-delsregister und die sonstigen dort genannten Unterlagen sind gemäß § 9 Abs. 1 HGB elektronisch in öffentlich beglaubigter Form einzureichen. Von [X.]n Unterlagen werden grundsätzlich keine Ausdrucke auf Papier erstellt. Eine Ausnahme ist insoweit lediglich für den Fall einer Beschwerde vorgesehen. [X.] bestimmt § 8 Abs. 3 Satz 5 der Handelsregisterverordnung, dass von den ausschließlich elektronisch vorliegenden Dokumenten Ausdrucke für das Beschwerdegericht zu fertigen sind, soweit dies zur Durchführung des Be-schwerdeverfahrens notwendig ist. Die elektronischen Eingaben zum Handels-register sind daher vom Gesetz- und Verordnungsgeber als Grundlage für die Sachbearbeitung durch den [X.] des [X.]egistergerichts bestimmt. Zu diesem Zweck ist dem [X.] ein computergestützter Arbeitsplatz zugewiesen, der ei-ne Bearbeitung dieser Eingänge am Bildschirm ermöglicht. 21 bb) Eine alternative Bearbeitung auf der Grundlage von Ausdrucken auf Papier ist trotz der praktischen Probleme bei der Aktenbearbeitung in elektroni-scher Form (Bildschirmgröße, Übersichtlichkeit, ergonomische Nachteile länge-rer Bildschirmarbeit) zur Vermeidung von Medienbrüchen (vgl. [X.], E-Justice-22 - 13 - Chancen und Herausforderungen in der freiheitlich [X.] Gesell-schaft, JurPC Web-Dok. 171/2007, Abs. 122) nicht vorgesehen. Dem [X.] steht daher ein Anspruch, zur Bearbeitung der Eingaben von der Ge-schäftsstelle generell mit papiernen Ausdrucken versorgt zu werden, nicht zu. Daran ändert auch die Einschätzung des Antragstellers nichts, dass die Bear-beitung der elektronischen Eingaben gegenüber denjenigen in Papierform [X.] ist und eine sorgfältige Bearbeitung einen größeren Arbeitsaufwand erfordert. Ein Anspruch des [X.]s gegenüber der Justizverwaltung auf eine über das vom Gesetz- und Verordnungsgeber vorgesehene Maß hinausgehen-de Gestaltung der Arbeitsgrundlagen besteht nicht. So hat das [X.] des [X.] bereits ausgesprochen, dass ein [X.] keinen Anspruch gegen die Justizverwaltung auf Schaffung und Bereitstellung der sachlichen, institutio-nellen und personellen Ausstattung hat, die er zur Ausschöpfung seiner richter-lichen Unabhängigkeit für erforderlich und wünschenswert hält ([X.], Urteil vom 3. November 2004 - [X.]([X.]) 2/03, NJW 2005, 905). Es besteht lediglich ein An-spruch des [X.]s darauf, dass er bei der Zuteilung der vorhandenen, für die Arbeit erforderlichen personellen und sächlichen Mittel in ermessensfehlerfreier Weise berücksichtigt wird ([X.], Urteil vom 25. September 2002 - [X.]([X.]) 2/01, [X.], 282). Ob sich die Erforderlichkeit insoweit nach der - [X.] - subjektiven Wertung des [X.]s oder nach objektiven Kriterien bestimmt, kann hier dahingestellt bleiben, da nach dem vom Antragsteller nicht bestritte-nen Vorbringen des Antragsgegners die Serviceeinheiten des Handelsregisters bereits jetzt bis zur Obergrenze belastet sind. c) Die beanstandete Weigerung des Antragsgegners verstößt auch nicht deshalb gegen die richterliche Unabhängigkeit des Antragstellers, weil ihm oh-ne Vorlage der Ausdrucke auf Papier die Möglichkeit genommen ist, die [X.] Anträge ohne weiteres von zu Hause aus zu bearbeiten. 23 - 14 - Aus der Unabhängigkeit - Art. 97 GG - des [X.]s folgt, dass er grund-sätzlich seine Arbeit nicht innerhalb fester Dienstzeiten und nicht an der [X.]stelle erledigen muss ([X.], Urteil vom 25. September 2002 - [X.]([X.]) 2/01, [X.], 282; Urteil vom 16. November 1990 - [X.]([X.]) 2/90, [X.] 113, 36, 38 f.). Das gilt aber nicht, wenn die Ausführung der ihm obliegenden Dienstge-schäfte die Anwesenheit an der [X.] erfordert. Denn die richterliche Unabhängigkeit ist kein Standesprivileg der [X.] ([X.], Urteil vom 27. September 1976 - [X.]([X.]) 3/75, [X.] 67, 184, 187). Erfordert die Bearbei-tung der gemäß den Anforderungen des Gesetzgebers in elektronischer Form vorliegenden Eingaben zum Handelsregister die Anwesenheit des [X.]s an seinem computergestützten Arbeitsplatz, liegt darin keine Beeinträchtigung der richterlichen Unabhängigkeit durch die Dienstaufsicht. Der Antragsgegner hat dem Antragsteller zudem eingeräumt, die für die Bearbeitung der Eingaben zum Handelsregister vom häuslichen Arbeitsplatz aus erforderlichen Ausdrucke auf Papier selbst zu fertigen. Ein weitergehender Anspruch auf Verschaffung der vom Antragsteller gewünschten Arbeitsunterlagen besteht nicht. 24 - 15 - II[X.] 25 Die Kostenentscheidung beruht auf § 80 Abs. 1 Satz 1 D[X.]iG, § 154 Abs. 1 VwGO. 26 Der Wert des Streitgegenstandes für das [X.]evisionsverfahren war auf 5.000 • festzusetzen (§ 47 Abs. 1 Satz 1, § 52 Abs. 2 GKG). [X.]issing-van Saan Joeres [X.] [X.] [X.] Vorinstanzen: [X.], Entscheidung vom 29.01.2008 - [X.] 5/07 - [X.], Entscheidung vom 20.10.2009 - 1 [X.]H 2/08 -

Meta

RiZ (R) 5/09

21.10.2010

Bundesgerichtshof Dienstgericht des Bundes

Sachgebiet: False

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 21.10.2010, Az. RiZ (R) 5/09 (REWIS RS 2010, 2137)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2010, 2137

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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

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