Bundesgerichtshof, Urteil vom 16.09.2021, Az. VII ZR 192/20

7. Zivilsenat | REWIS RS 2021, 2586

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Gegenstand

Schadensersatzanspruch des Leasingnehmers in einem sog. Dieselfall: Vorteilsausgleichung bei vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung; Wert der während der Leasingzeit erlangten Nutzungsvorteile


Leitsatz

1. Die Grundsätze der Vorteilsausgleichung gelten auch für einen Anspruch aus sittenwidriger vorsätzlicher Schädigung gemäß § 826 BGB. Im Wege der Vorteilsausgleichung ist dieser Anspruch um die Nutzungsvorteile zu kürzen, die dem Geschädigten in adäquatem Zusammenhang mit dem Schadensereignis zugeflossen sind (Anschluss an BGH, Urteil vom 25. Mai 2020 - VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316).

2. Im Rahmen der deliktischen Vorteilsausgleichung entspricht der Wert der während der Leasingzeit erlangten Nutzungsvorteile eines Kraftfahrzeugs grundsätzlich der Höhe nach den vereinbarten Leasingzahlungen.

Tenor

Auf die Revision der Beklagten wird das Urteil des 12. Zivilsenats des [X.] vom 9. Oktober 2020 in der Fassung des [X.] vom 21. Mai 2021 im Kostenpunkt und insoweit aufgehoben, als zum Nachteil der Beklagten entschieden worden ist.

Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Revisionsverfahrens, an das Berufungsgericht zurückverwiesen.

Die Revision des [X.] wird zurückgewiesen.

Von Rechts wegen

Tatbestand

1

Der Kläger nimmt den beklagten [X.] wegen der Verwendung einer unzulässigen Abschalteinrichtung auf Schadensersatz in Anspruch.

2

Der Kläger leaste für die [X.] vom 8. Juni 2009 bis zum 7. Juni 2013 von der [X.] ein von der Beklagten hergestelltes Neufahrzeug des Typs [X.]. Der Neupreis des [X.] betrug 40.294,80 €. Der Kläger leistete monatliche Leasingraten in Höhe von 437 € und eine Leasingsonderzahlung in Höhe von 5.000 €. Am 27. Mai 2013 erwarb er das Fahrzeug bei einem Kilometerstand von 80.000 für [X.] €.

3

Das Fahrzeug ist mit einem Dieselmotor des [X.] ausgestattet. Dieser verfügte über eine Motorsteuerungssoftware, die erkannte, ob das Fahrzeug auf einem Prüfstand den [X.] (NEFZ) durchlief, und in diesem Fall eine höhere Abgasrückführungsrate und einen geringeren Stickoxidausstoß als im Normalbetrieb bewirkte. Ein von der Beklagten angebotenes Software-Update wurde aufgespielt. Im Februar 2019 erlitt das Fahrzeug bei einem Kilometerstand von 170.000 einen Motorschaden und wurde seitdem nicht mehr bewegt.

4

Der Kläger hat die Beklagte erstinstanzlich auf Schadensersatz in Höhe von insgesamt 68.915,01 € (Leasingraten, Sonderzahlung, Kaufpreis, weitere Aufwendungen und bezifferte Deliktszinsen) nebst Verzugszinsen aus 57.426,42 € Zug um Zug gegen "Rückgabe" des Fahrzeugs, auf Feststellung des Annahmeverzugs und auf Erstattung vorgerichtlicher Rechtsanwaltskosten in Anspruch genommen. Die Beklagte hat die Voraussetzungen einer Schadensersatzverpflichtung in Abrede gestellt und im Übrigen die Einrede der Verjährung erhoben.

5

Das [X.] hat die Beklagte unter Klageabweisung im Übrigen verurteilt, an den Kläger 26.853,71 € nebst Verzugszinsen Zug um Zug gegen "Rückgabe" des Fahrzeugs sowie 1.337,44 € vorgerichtliche Rechtsanwaltskosten nebst [X.] zu zahlen. Weiter hat es festgestellt, dass sich die Beklagte mit der "Rücknahme" des Fahrzeugs in Annahmeverzug befinde.

6

Auf die Berufung der Beklagten hat das Berufungsgericht das erstinstanzliche Urteil abgeändert und die Beklagte unter Klageabweisung im Übrigen verurteilt, 15.541,29 € nebst [X.] Zug um Zug gegen Übergabe und Übereignung des Fahrzeugs sowie 1.029,35 € vorgerichtliche Rechtsanwaltskosten nebst [X.] an den Kläger zu zahlen. Die weitergehende Berufung der Beklagten und die Berufung des [X.], mit der dieser Schadensersatz in Höhe von 65.403,16 € nebst Verzugszinsen aus 54.254,57 € geltend gemacht hat, hat das Berufungsgericht zurückgewiesen.

7

Mit seiner Revision begehrt der Kläger - einschließlich der bereits zuerkannten Beträge - Schadensersatz in Höhe von 29.442,93 € nebst Verzugszinsen seit dem 19. Mai 2019 Zug um Zug gegen Übergabe und Übereignung des Fahrzeugs, die Feststellung des Annahmeverzugs sowie vorgerichtliche Rechtsanwaltskosten in Höhe von 1.358,86 € nebst [X.]. Die Beklagte verfolgt mit ihrer Revision ihren Antrag auf vollständige Klageabweisung aus den Vorinstanzen weiter.

Entscheidungsgründe

8

Die Revision der [X.] hat Erfolg. Die Revision des [X.] hingegen ist unbegründet.

I.

9

Das Berufungsgericht hat zur Begründung seiner Entscheidung, soweit für das Revisionsverfahren von Interesse, im Wesentlichen Folgendes ausgeführt:

Der Kläger habe gegen die Beklagte einen Schadensersatzanspruch aus sittenwidriger vorsätzlicher Schädigung gemäß §§ 826, 31 [X.], soweit er seine Ansprüche auf den Kaufvertrag vom 27. Mai 2013 stütze. Das Herstellen und Inverkehrbringen des Fahrzeugs mit der unzulässigen Abschalteinrichtung sei als sittenwidrig im Sinne von § 826 [X.] zu werten. Die Beklagte hafte aus eigenem deliktischen Handeln. Insoweit könne dahinstehen, ob ihre Haftung auf eine Wissenszurechnung im [X.] gestützt werden könne. Sie müsse sich jedenfalls auf der Grundlage des Klägervortrags das Verhalten ihrer Entscheidungsträger gemäß § 31 [X.] zurechnen lassen. Der Klägervortrag sei ausreichend, um von einer sekundären Darlegungslast der [X.] zu ihrer angeblichen Unkenntnis von der manipulierten [X.] auszugehen. Dem Kläger sei durch das sittenwidrige Verhalten der [X.] ein Schaden entstanden, der im Abschluss des Kaufvertrags über das streitgegenständliche Fahrzeug liege und durch das spätere Software-Update nicht entfallen sei.

Als Rechtsfolge könne der Kläger den gezahlten Kaufpreis in Höhe von [X.] € zuzüglich fehlgeschlagener Aufwendungen in Höhe von 619,91 € (Selbstabholerpaket, Spurverbreiterung und Folieneinbau) ersetzt verlangen, insgesamt also 26.300,65 €, Zug um Zug gegen "Rückübereignung" des Fahrzeugs. Allerdings müsse er sich im Wege des [X.] die von ihm seit dem Kauf gezogenen Nutzungen, die mit 10.759,36 € zu bewerten seien, anrechnen lassen.

Der Anspruch des [X.] in Höhe von 15.541,29 € sei nicht verjährt. Die dreijährige Verjährungsfrist gemäß § 199 Abs. 1 [X.] habe frühestens am 1. Januar 2017 begonnen und sei durch die am 27. Mai 2019 beim [X.] eingegangene und am 23. Juli 2019 zugestellte Klage rechtzeitig gemäß § 204 Abs. 1 Nr. 1 [X.] gehemmt worden. Dem Kläger falle keine grob fahrlässige Unkenntnis von den anspruchsbegründenden Umständen und der Person des Schuldners bereits im Jahre 2015 zur Last. Es stelle sich nicht als grob fahrlässig dar, dass er damals keinen Gebrauch von der Möglichkeit gemacht habe, auf der Internetplattform der [X.] die Betroffenheit seines Fahrzeugs vom "[X.]" festzustellen. Das Bestehen von Schadensersatzansprüchen gegen die Beklagte habe sich ihm - auch unter Berücksichtigung der Medienberichterstattung - nicht aufgedrängt, weshalb er sich im [X.] nicht aktiv um die Feststellung der eigenen Betroffenheit habe bemühen müssen.

Ein Anspruch des [X.] auf Ersatz der von ihm aufgrund des Leasingvertrags geleisteten Zahlungen in Höhe von insgesamt 25.976 € bestehe nicht. Ein etwaiger Anspruch scheitere jedenfalls daran, dass der gegebenenfalls anzurechnende Nutzungsvorteil der Höhe nach den [X.] entspreche. Der Abschluss eines Leasingvertrags stelle eine vom Kauf in wirtschaftlicher Hinsicht grundverschiedene Investitionsentscheidung dar. Dass die [X.] neben dem Bruttoeinkaufspreis des Leasinggebers auch Finanzierungskosten, sonstige Nebenkosten und einen Gewinnanteil enthielten, rechtfertige es nicht, den Leasingnehmer wie einen Käufer zu behandeln. Bei den erbrachten [X.] handele es sich um den Preis, den der Kläger entsprechend seinem Willensentschluss für die Nutzung des Fahrzeugs zu zahlen gehabt habe.

Die Feststellung des Annahmeverzugs hinsichtlich der Herausgabe des Fahrzeugs könne der Kläger ebenfalls nicht verlangen, weil er mit der Klage die Erstattung des gesamten Kaufpreises - ohne Abzug einer Nutzungsentschädigung - verlangt und daher kein verzugsbegründendes Angebot abgegeben habe. Mangels eines ordnungsgemäßen Herausgabeangebots sei die Beklagte vorprozessual auch nicht in Schuldnerverzug geraten.

II.

Die wechselseitigen Revisionen sind gemäß § 543 Abs. 1 Nr. 1 ZPO insgesamt statthaft. Das Berufungsgericht hat die Revision unbeschränkt zugelassen. Die vorsorglich eingelegten wechselseitigen Anschlussrevisionen der [X.]en und die ebenfalls vorsorglich eingelegte Nichtzulassungsbeschwerde des [X.] sind damit gegenstandslos.

1. Das Berufungsgericht hat die Zulassung im Tenor seines Urteils ohne Einschränkungen ausgesprochen. Allerdings kann sich eine Zulassungsbeschränkung nach der ständigen Rechtsprechung des [X.] auch aus den Entscheidungsgründen ergeben, sofern die Beschränkung klar und eindeutig ist. Das ist regelmäßig dann anzunehmen, wenn sich die vom Berufungsgericht als zulassungsrelevant angesehene Frage nur für einen eindeutig abgrenzbaren selbständigen Teil des Streitstoffs stellt, der Gegenstand eines Teilurteils oder eines eingeschränkt eingelegten Rechtsmittels sein kann. Hingegen genügt die bloße Angabe des Grundes für die Zulassung der Revision nicht, um von einer Zulassungsbeschränkung auszugehen (vgl. [X.], Urteil vom 8. Januar 2019 - [X.]/17 Rn. 17 f., [X.], 495; Beschluss vom 25. Juni 2019 - [X.] Rn. 3, juris; Urteil vom 29. September 2020 - [X.] Rn. 12, [X.], 106; jeweils m.w.N.).

2. Dem Berufungsurteil ist eine Beschränkung der Revisionszulassung nicht mit hinreichender Klarheit zu entnehmen. In den Entscheidungsgründen heißt es, dass die Revision zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung zuzulassen sei, "nachdem die Fragen der Verjährung und der Berechnung des [X.] bei einem geleasten Fahrzeug" höchstrichterlich ungeklärt seien und von Obergerichten uneinheitlich beurteilt würden. Das lässt eine Beschränkungsabsicht nicht eindeutig erkennen, zumal eine Beschränkung der Revisionszulassung auf die Verjährungsfrage unzulässig und damit wirkungslos wäre (vgl. [X.], Urteil vom 21. September 2006 - [X.] Rn. 19 m.w.N., NJW-RR 2007, 182). Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass das Berufungsgericht die Zulassung in unzulässiger Weise einschränken wollte (vgl. [X.], Beschluss vom 15. Februar 2011 - [X.], juris).

III.

Die Revision der [X.] ist begründet. Sie führt, soweit das Berufungsgericht zum Nachteil der [X.] erkannt hat, zur Aufhebung des Berufungsurteils und zur Zurückverweisung der Sache an das Berufungsgericht.

1. Ansprüche des [X.] gegen die Beklagte wegen sittenwidriger vorsätzlicher Schädigung gemäß §§ 826, 31 [X.] können mit der vom Berufungsgericht gegebenen Begründung nicht bejaht werden. Das Berufungsgericht hat nicht rechtsfehlerfrei festgestellt, dass ein verfassungsmäßig berufener Vertreter der [X.] im Sinne von § 31 [X.] die objektiven und subjektiven Tatbestandsvoraussetzungen des § 826 [X.] verwirklicht hat.

a) Sittenwidrig ist ein Verhalten, das nach seinem Gesamtcharakter, der durch umfassende Würdigung von Inhalt, Beweggrund und Zweck zu ermitteln ist, gegen das [X.] aller billig und gerecht Denkenden verstößt. Dafür genügt es im Allgemeinen nicht, dass der Handelnde eine Pflicht verletzt und einen Vermögensschaden hervorruft. Vielmehr muss eine besondere Verwerflichkeit seines Verhaltens hinzutreten, die sich aus dem verfolgten Ziel, den eingesetzten Mitteln, der zutage getretenen Gesinnung oder den eingetretenen Folgen ergeben kann. Schon zur Feststellung der objektiven Sittenwidrigkeit kann es daher auf Kenntnisse, Absichten und Beweggründe des Handelnden ankommen, die die Bewertung seines Verhaltens als verwerflich rechtfertigen. Die Verwerflichkeit kann sich auch aus einer bewussten Täuschung ergeben. Insbesondere bei mittelbaren Schädigungen kommt es ferner darauf an, dass den Schädiger das [X.], sittenwidrig gehandelt zu haben, gerade auch in Bezug auf die Schäden desjenigen trifft, der Ansprüche aus § 826 [X.] geltend macht. Ob ein Verhalten sittenwidrig im Sinne des § 826 [X.] ist, ist dabei eine Rechtsfrage, die der uneingeschränkten Kontrolle des [X.] unterliegt (st. Rspr., vgl. [X.], Urteil vom 8. März 2021 - [X.] Rn. 17 f., NJW 2021, 1669; Urteil vom 25. Mai 2020 - [X.] 252/19 Rn. 14 f. m.w.N., [X.]Z 225, 316).

b) Wie der [X.] bereits entschieden hat, handelt ein Automobilhersteller gegenüber dem Fahrzeugkäufer sittenwidrig, wenn er entsprechend seiner grundlegenden strategischen Entscheidung im eigenen Kosten- und Gewinninteresse unter bewusster Ausnutzung der Arglosigkeit der Erwerber, die die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und die ordnungsgemäße Durchführung des Typgenehmigungsverfahrens als selbstverständlich voraussetzen, Fahrzeuge mit einer [X.]teuerung in Verkehr bringt, deren Software bewusst und gewollt so programmiert ist, dass die gesetzlichen Abgasgrenzwerte nur auf dem Prüfstand beachtet, im normalen Fahrbetrieb hingegen überschritten werden, und damit unmittelbar auf die arglistige Täuschung der Typgenehmigungsbehörde abzielt. Ein solches Verhalten steht einer unmittelbaren arglistigen Täuschung der Fahrzeugerwerber in der Bewertung gleich ([X.], Urteil vom 8. März 2021 - [X.] Rn. 19, NJW 2021, 1669; Urteil vom 25. Mai 2020 - [X.] 252/19 Rn. 16 ff., [X.]Z 225, 316).

Bereits die objektive Sittenwidrigkeit des Herstellens und des Inverkehrbringens von Kraftfahrzeugen mit einer unzulässigen Abschalteinrichtung im Verhältnis zum Fahrzeugerwerber setzt voraus, dass es in Kenntnis der Abschalteinrichtung und im Bewusstsein ihrer - billigend in Kauf genommenen - Unrechtmäßigkeit geschieht (vgl. [X.], Urteil vom 8. März 2021 - [X.] Rn. 21, NJW 2021, 1669; Beschluss vom 19. Januar 2021 - [X.]/19 Rn. 19, [X.], 388; Beschluss vom 9. März 2021 - [X.] 889/20 Rn. 28, [X.], 661).

c) Ein derartiges Vorstellungsbild hat das Berufungsgericht im Hinblick auf Personen, für deren Verhalten die Beklagte einzustehen hat, nicht rechtsfehlerfrei festgestellt.

aa) Das Berufungsgericht hat ausgeführt, dass die Beklagte eine sekundäre Darlegungslast hinsichtlich ihrer Kenntnis von der fraglichen [X.]teuerungssoftware treffe. Mit diesen Ausführungen und mit einem Verweis auf die Feststellungen des [X.]s hat es ersichtlich zum Ausdruck bringen wollen, dass eine Kenntnis der Personen, für deren Handeln die Beklagte gemäß § 31 [X.] einzustehen hat, aus prozessualen Gründen zu unterstellen sei, weil die Beklagte eine entsprechende Behauptung des [X.] nicht wirksam bestritten habe.

bb) Mit dieser Begründung kann eine sekundäre Darlegungslast der [X.] nicht bejaht werden. Den Feststellungen des Berufungsgerichts zufolge hat die Beklagte vorgetragen, von der "Umschaltlogik" keine Kenntnis gehabt zu haben. Auf der Grundlage des der revisionsgerichtlichen Beurteilung unterliegenden Verfahrensstoffs (§ 559 ZPO) war dieser Vortrag der [X.] für ein wirksames Bestreiten ausreichend.

(1) Wer einen Anspruch aus § 826 [X.] geltend macht, trägt im Grundsatz die volle Darlegungs- und Beweislast für die anspruchsbegründenden Tatsachen. Bei der Inanspruchnahme einer juristischen Person hat der Anspruchsteller dementsprechend auch darzulegen und zu beweisen, dass ein verfassungsmäßig berufener Vertreter (§ 31 [X.]) die objektiven und subjektiven Tatbestandsvoraussetzungen des § 826 [X.] verwirklicht hat. In bestimmten Fällen ist es Sache der Gegenpartei, sich im Rahmen der ihr nach § 138 Abs. 2 ZPO obliegenden [X.] zu den Behauptungen der beweisbelasteten [X.] substantiiert zu äußern. Dabei hängen die Anforderungen an die Substantiierung des Bestreitens zunächst davon ab, wie substantiiert der darlegungspflichtige Gegner - hier der Kläger - vorgetragen hat. In der Regel genügt ein einfaches Bestreiten. Eine sekundäre Darlegungslast kann den Prozessgegner der primär darlegungsbelasteten [X.] treffen, wenn diese keine nähere Kenntnis der maßgeblichen Umstände und auch keine Möglichkeit zur weiteren Sachaufklärung hat, während der Gegner alle wesentlichen Tatsachen kennt und es ihm unschwer möglich und zumutbar ist, nähere Angaben zu machen. Genügt der Anspruchsgegner seiner sekundären Darlegungslast nicht, gilt die Behauptung des Anspruchstellers nach § 138 Abs. 3 ZPO als zugestanden (vgl. nur [X.], Urteil vom 8. März 2021 - [X.] Rn. 25 ff. m.w.N., NJW 2021, 1669).

(2) Nach diesen Grundsätzen setzt eine sekundäre Darlegungslast der [X.] zu Vorgängen innerhalb ihres Unternehmens, die auf eine Kenntnis ihrer verfassungsmäßigen Vertreter von der Verwendung der unzulässigen Abschalteinrichtung schließen lassen sollen, jedenfalls voraus, dass das Klagevorbringen hinreichende Anhaltspunkte enthält, die einen solchen Schluss nahelegen (vgl. [X.], Urteil vom 8. März 2021 - [X.] Rn. 28 m.w.N., NJW 2021, 1669). Derartige Anhaltspunkte ergeben sich aus dem der Beurteilung des [X.] unterliegenden Verfahrensstoff indes nicht.

(a) Das Berufungsgericht hat die Annahme einer sekundären Darlegungslast der [X.] mit einem pauschalen Verweis auf Klägervortrag aus erstinstanzlichen Schriftsätzen begründet. Diese Erwägung ist schon deshalb nicht tragfähig, weil das Berufungsgericht den Vortrag nicht näher bezeichnet hat. Es fehlen mithin Feststellungen dazu, ob aus dem Klägervortrag hinreichende Anhaltspunkte ersichtlich sind, die auf eine Kenntnis der verfassungsmäßigen Vertreter der [X.] von der Verwendung der unzulässigen Abschalteinrichtung schließen lassen.

Dass die Beklagte Dieselmotoren vom [X.], die mit einer unzulässigen Abschalteinrichtung versehen waren (vgl. [X.], Urteil vom 25. Mai 2020 - [X.] 252/19 Rn. 17, [X.]Z 225, 316), in ihre Fahrzeuge eingebaut hat, genügt dafür nicht. Die [X.] allein spricht - auch unter Berücksichtigung der besonderen Bedeutung der Einhaltung gesetzlicher Grenzwerte für den Automobilhersteller und der mit dem Einsatz der rechtswidrigen Abschalteinrichtung verbundenen Risiken - noch nicht für die Annahme, die Unternehmensleitung der [X.] habe die Entscheidung zur Entwicklung und Verwendung der Abschalteinrichtung selbst getroffen oder sei in diese eingebunden gewesen (vgl. [X.], Urteil vom 8. März 2021 - [X.] Rn. 30, NJW 2021, 1669).

(b) Entgegen der Revisionserwiderung des [X.] steht nicht fest, dass der [X.] im Hause der [X.] entwickelt wurde (zur Bedeutung dieser Frage für die sekundäre Darlegungslast vgl. [X.], Urteil vom 8. März 2021 - [X.] Rn. 29, NJW 2021, 1669). Zwar findet sich eine derartige Feststellung im Tatbestand des landgerichtlichen Urteils, worauf sich die Revisionserwiderung beruft. Der revisionsgerichtlichen Prüfung ist jedoch die abweichende Feststellung des Berufungsgerichts zugrunde zu legen, dass der Motor von der [X.] entwickelt wurde.

(c) Es steht auch nicht fest, dass die Beklagte den fraglichen Motor selbst hergestellt hat. Die Revisionserwiderung des [X.] beruft sich auch insoweit ohne Erfolg auf eine entsprechende Feststellung im landgerichtlichen Urteil. Das Berufungsgericht hat zwar in allgemeiner Form auf die Feststellungen des [X.]s Bezug genommen. Es hat jedoch zugleich - wenn auch indirekt - ausgeführt, dass die Beklagte nicht die Herstellerin des [X.] sei, was dem von der Revision der [X.] aufgezeigten [X.]vortrag, sie habe den Motor einschließlich der Steuerungssoftware als [X.] eingekauft, entspricht.

cc) Die vom Berufungsgericht offen gelassene Frage, ob eine Haftung der [X.] auf eine Wissenszurechnung im [X.] gemäß § 166 [X.] gestützt werden könne, ist zu verneinen (vgl. dazu [X.], Urteil vom 8. März 2021 - [X.] Rn. 23, NJW 2021, 1669). Im Übrigen hat das Berufungsgericht keine Feststellungen zu dem bei der [X.] oder bei anderen Konzerngesellschaften vorhandenen Wissen getroffen.

2. Die Verurteilung der [X.] zum Schadensersatz stellt sich nicht aus anderen Gründen als richtig dar (§ 561 ZPO). Ein Anspruch des [X.] aus § 831 Abs. 1 Satz 1 [X.] in Verbindung mit § 826 [X.] kann ebenfalls nicht bejaht werden, weil das Berufungsgericht eine im Unternehmen der [X.] vorhandene Kenntnis von der unzulässigen Abschalteinrichtung nicht rechtsfehlerfrei festgestellt hat (vgl. [X.], Urteil vom 8. März 2021 - [X.] Rn. 33 ff., NJW 2021, 1669). Ansprüche gemäß § 823 Abs. 2 [X.] in Verbindung mit § 6 Abs. 1, § 27 Abs. 1 [X.]-FGV oder Art. 5 VO 715/2007/[X.] scheiden ebenfalls aus (vgl. [X.], Beschluss vom 7. Juli 2021 - [X.], z.[X.].; Urteil vom 30. Juli 2020 - [X.] 5/20 Rn. 10 ff., [X.], 2798; jeweils m.w.N.).

3. Danach hat das angefochtene Urteil keinen Bestand, soweit zum Nachteil der [X.] entschieden worden ist. Es ist insoweit aufzuheben und die Sache zur neuen Verhandlung und Entscheidung an das Berufungsgericht zurückzuverweisen (§ 562 Abs. 1, § 563 Abs. 1 Satz 1 ZPO).

Eine Entscheidung in der Sache durch den Senat ist nicht veranlasst, weil der Rechtsstreit nicht zur Endentscheidung reif ist (§ 563 Abs. 3 ZPO). Die Voraussetzungen eines Schadensersatzanspruchs aus §§ 826, 31 [X.] können nicht abschließend verneint werden, da dem Kläger noch Gelegenheit zu geben ist, ergänzend zu einer etwaigen Kenntnis der [X.] von der unzulässigen Abschalteinrichtung vorzutragen.

IV.

Die Revision des [X.] bleibt ohne Erfolg. Das Berufungsurteil hält, soweit darin zum Nachteil des [X.] entschieden worden ist und es von ihm mit der Revision angegriffen wird, der revisionsrechtlichen Prüfung stand, wenn - wie im Folgenden - eine Haftung der [X.] dem Grunde nach unterstellt wird.

1. Die Anrechnung und Bemessung der vom Kläger gezogenen [X.] lässt keine Rechtsfehler des Berufungsgerichts erkennen.

a) Nach den im Bereich des [X.] entwickelten, auf dem Grundsatz von Treu und Glauben (§ 242 [X.]) beruhenden Grundsätzen der Vorteilsausgleichung sind dem Geschädigten in gewissem Umfang diejenigen Vorteile anzurechnen, die ihm in adäquatem Zusammenhang mit dem Schadensereignis zufließen. Es soll ein gerechter Ausgleich zwischen den bei einem Schadensfall widerstreitenden Interessen herbeigeführt werden. Der Geschädigte darf im Hinblick auf das schadensersatzrechtliche Bereicherungsverbot nicht bessergestellt werden, als er ohne das schädigende Ereignis stünde. Allerdings sind nur diejenigen durch das Schadensereignis bedingten Vorteile auf den Schadensersatzanspruch anzurechnen, deren Anrechnung mit dem jeweiligen Zweck des Ersatzanspruchs übereinstimmt, d.h. dem Geschädigten zumutbar ist und den Schädiger nicht unangemessen entlastet. Vor- und Nachteile müssen bei wertender Betrachtungsweise gleichsam zu einer Rechnungseinheit verbunden sein (st. Rspr., [X.], Urteil vom 25. Mai 2020 - [X.] 252/19 Rn. 65, [X.]Z 225, 316; Urteil vom 6. August 2019 - [X.]/18 Rn. 8 f.; Urteil vom 10. Juli 2008 - [X.] Rn. 20, NJW 2008, 3359; Urteil vom 28. Juni 2007 - [X.] Rn. 18, [X.]Z 173, 83; jeweils m.w.N.). Die Grundsätze der Vorteilsausgleichung gelten auch für einen Anspruch aus sittenwidriger vorsätzlicher Schädigung gemäß § 826 [X.] ([X.], Urteil vom 25. Mai 2020 - [X.] 252/19 Rn. 66, [X.]Z 225, 316; Urteil vom 14. Oktober 1971 - [X.], [X.]Z 57, 137, juris Rn. 15; jeweils m.w.N.). Ein solcher Anspruch ist ebenfalls im Wege der Vorteilsanrechnung um die [X.] zu kürzen, die dem Geschädigten in adäquatem Zusammenhang mit dem Schadensereignis zugeflossen sind (vgl. [X.], Urteil vom 25. Mai 2020 - [X.] 252/19 Rn. 64 ff. m.w.N., [X.]Z 225, 316).

Die Bemessung der Höhe eines Schadensersatzanspruchs - und damit des auf den Schaden anzurechnenden Vorteils - ist in erster Linie Sache des nach § 287 ZPO besonders freigestellten Tatrichters. Sie ist revisionsrechtlich nur daraufhin überprüfbar, ob der Tatrichter erhebliches Vorbringen der [X.]en unberücksichtigt gelassen, Rechtsgrundsätze der [X.] verkannt, wesentliche Bemessungsfaktoren außer Betracht gelassen oder seiner Schätzung unrichtige Maßstäbe zugrunde gelegt hat (st. Rspr.; [X.], Urteil vom 6. Dezember 2012 - [X.] Rn. 17, [X.], 525; Urteil vom 25. Mai 2020 - [X.] 252/19 Rn. 79, [X.]Z 225, 316; jeweils m.w.N.).

b) Zutreffend hat das Berufungsgericht angenommen, dass ein Anspruch des [X.] auf Erstattung der Leasingraten nicht besteht, weil der Wert der während der Leasingzeit erlangten [X.] der Höhe nach den [X.] entspricht.

aa) Nach den Feststellungen des Berufungsgerichts hat der Kläger das Fahrzeug für die [X.] vom 8. Juni 2009 bis zum 7. Juni 2013 geleast und dafür [X.] in Höhe von insgesamt 25.976 € (48 Monatsraten zu je 437 € zuzüglich 5.000 € Sonderzahlung) erbracht. Aus den Feststellungen des Berufungsgerichts ergeben sich keine Anhaltspunkte dafür, dass bereits bei Abschluss des Leasingvertrags ein späterer Erwerb des [X.] durch den Kläger vereinbart worden wäre. Jedenfalls vor diesem Hintergrund ist die Annahme des Berufungsgerichts, der Kläger habe mit dem Abschluss des Leasingvertrags eine vom Kauf grundverschiedene Investitionsentscheidung getroffen, die es rechtfertigt, den anzurechnenden Nutzungsvorteil anders als beim Kauf zu bestimmen (vgl. zur Bedeutung der Investitionsentscheidung für die Bemessung des [X.]: [X.], Urteil vom 6. Oktober 2005 - [X.], [X.]Z 164, 235, juris Rn. 15 und 18; Urteil vom 25. Oktober 1995 - [X.], NJW 1996, 250, juris Rn. 27 ff.; [X.], Beschluss vom 15. Februar 2021 - 19 U 203/20, juris Rn. 37; [X.]/[X.], [X.], Stand: [X.], § 100 Rn. 11.4 m.w.N.), nicht zu beanstanden.

bb) Nach der auch vom Berufungsgericht vertretenen, in der obergerichtlichen Rechtsprechung vorherrschenden Auffassung entspricht im Rahmen der deliktischen Vorteilsausgleichung der Wert der während der Leasingzeit erlangten [X.] eines Kraftfahrzeugs der Höhe nach den vertraglich vereinbarten [X.] ([X.], Beschluss vom 15. Februar 2021 - 19 U 203/20, juris Rn. 34 ff.; [X.], Beschluss vom 2. Februar 2021 - 17 U 1492/19, juris Rn. 10 ff.; [X.], Urteil vom 26. Januar 2021 - 23 U 73/19, juris Rn. 55 f.; [X.], Beschluss vom 14. Dezember 2020 - 32 U 5915/20, juris Rn. 11; [X.], Beschluss vom 22. Juli 2020 - 3 U 321/19, juris Rn. 33 ff.; [X.], Urteil vom 9. April 2020 - 2 U 156/19, juris Rn. 25 f.; [X.], Urteil vom 21. Januar 2020 - 17 U 2/19, juris Rn. 118 ff.). Nach der Gegenansicht (vgl. [X.], Urteil vom 2. November 2020 - 12 U 174/20, NJW-RR 2021, 276, juris Rn. 39; [X.] [X.], 459 f.; [X.]/[X.] [X.], 78 ff.; [X.]/Ziemßen, [X.], Stand: [X.], § 535 Rn. 959) ist auch im Fall des Leasings eine Bewertung der [X.] im Rahmen des [X.] nach der für den Fahrzeugkauf anerkannten Berechnungsformel vorzunehmen (Fahrzeugpreis mal Fahrstrecke geteilt durch [X.], vgl. [X.], Urteil vom 30. Juli 2020 - [X.] 354/19 Rn. 12 f. m.w.N., [X.]Z 226, 322). Der erstgenannten Auffassung gebührt der Vorzug. Ob eine andere Betrachtung dann geboten ist, wenn aufgrund der Vertragsgestaltung von vornherein feststeht, dass der Leasingnehmer das Fahrzeug nach Ablauf der Leasingzeit übernimmt (vgl. [X.], Urteil vom 17. Dezember 2020 - 15 U 84/20, juris Rn. 22 f.), kann hier dahinstehen.

(1) Der Käufer eines Fahrzeugs erwirbt die Möglichkeit, das Fahrzeug ohne zeitliche Begrenzung über die gesamte Laufleistung - bis zum Eintritt der Gebrauchsuntauglichkeit - zu nutzen. Kaufpreiszahlung und Gesamtnutzung stehen sich "kongruent" und daher anrechenbar gegenüber; sie sind bei wertender Betrachtung gleichsam zu einer Rechnungseinheit verbunden (vgl. [X.], Urteil vom 8. März 2021 - [X.] Rn. 40, NJW 2021, 1669). Es ist daher sachgerecht, zur Bewertung der Fahrzeugnutzung den Kaufpreis - als tauglichen Anhaltspunkt für den objektiven Fahrzeugwert (vgl. [X.], Urteil vom 13. April 2021 - [X.] 274/20 Rn. 23, [X.], 1220) - zur [X.] im Kaufzeitpunkt ins Verhältnis zu setzen und den daraus resultierenden Nutzungswert pro Kilometer Fahrstrecke mit der seit dem Kauf zurückgelegten Strecke zu multiplizieren.

(2) Der Leasingnehmer hingegen erwirbt die Möglichkeit, das Fahrzeug über einen konkreten [X.]raum zu bestimmten, mit dem Leasinggeber vereinbarten Bedingungen zu nutzen. Diese besondere Art der Fahrzeugnutzung hat einen eigenen, grundsätzlich zeitraumbezogenen Wert, der den [X.] anrechenbar gegenübersteht und für den der vereinbarte [X.] einen tauglichen Anhaltspunkt bildet. Dies entspricht dem Grundsatz, dass der objektive Wert eines herauszugebenden Gebrauchsvorteils regelmäßig anhand des marktüblichen Preises einer vertraglichen Gebrauchsgestattung zu bemessen ist, sofern nicht die [X.] eine andere Bewertung erfordert, wie es insbesondere bei der Rückabwicklung eines Kaufvertrags der Fall ist (vgl. BeckOK [X.]/Fritzsche, Stand: 1. August 2021, § 100 Rn. 10; [X.]/Stieper, [X.], 2017, § 100 Rn. 5; jeweils m.w.N.).

Kann der Leasingnehmer das Fahrzeug - wie im Streitfall der Kläger - über die gesamte Leasingzeit ohne wesentliche Einschränkung nutzen, hat er den Vorteil, auf den der Abschluss des Leasingvertrags gerichtet war, in vollem Umfang realisiert. Der Vorteil kompensiert in diesem Fall den gesamten mit den [X.] verbundenen finanziellen Nachteil. Dies entspricht der Situation eines Fahrzeugkäufers, der die [X.] des Fahrzeugs ausgeschöpft hat (vgl. [X.], Urteil vom 30. Juli 2020 - [X.] 354/19 Rn. 15, [X.]Z 226, 322).

(3) Dies steht nicht in Widerspruch zu dem Grundsatz, dass es im Rahmen der Vorteilsausgleichung auf den objektiven Wert der erzielten Vorteile ankommt (vgl. [X.], Urteil vom 31. März 2006 - [X.] Rn. 10, [X.]Z 167, 108). Der Grundsatz besagt nicht, dass der objektive Wert der Nutzung eines Fahrzeugs unabhängig von den Rahmenbedingungen stets nach den gleichen Kriterien zu bestimmen ist. Dass der Kläger im Ergebnis eine höhere Vorteilsanrechnung hinnehmen muss, als ein Käufer, der das Fahrzeug anstatt es zu leasen, zum Neupreis von 40.294,80 € gekauft und sodann im gleichen Umfang wie geschehen genutzt hätte, ist sachgerecht. Der Unterschied folgt daraus, dass der Leasingnehmer eine andere Investitionsentscheidung trifft als der Käufer, auch wenn seine Rechtsstellung in mancher Hinsicht der des Käufers entspricht (vgl. [X.]/[X.], [X.], 78, 82 f.). Dass den Leasingnehmer über die Vorteilsanrechnung der überproportionale anfängliche Wertverlust des Fahrzeugs trifft, während der Käufer insoweit von der linearen Berechnung des [X.] profitiert, ist nicht unbillig. Anders als der Käufer erwirbt der Leasingnehmer grundsätzlich nicht die Möglichkeit, die gesamte [X.] (kostengünstig) auszunutzen. Vielmehr ist die Realisierung des anfänglichen [X.] seiner Investitionsentscheidung immanent.

(4) Es sind keine Anhaltspunkte dafür ersichtlich, dass der objektive Leasingwert, auf den es nach dem Gesagten für die Vorteilsanrechnung ankommt, geringer gewesen wäre als der zwischen dem Kläger und der Leasinggeberin vereinbarte [X.]. Vielmehr hat das Berufungsgericht festgestellt, dass die Leasingraten den üblichen Leasinggebühren entsprachen und der Kläger beim Leasing eines gleichwertigen Fahrzeugs entsprechende Zahlungen hätte erbringen müssen.

Der [X.] ist für die Vorteilsanrechnung nicht um die darin enthaltene Finanzierungskosten, den Gewinn des Leasinggebers oder andere Nebenkosten zu kürzen (vgl. [X.], Urteil vom 10. Dezember 2019 - 13 U 86/18, juris Rn. 137; [X.], Urteil vom 4. November 2020 - 13 U 1328/19, juris Rn. 68 f.; [X.], [X.], 459, 460; dagegen [X.], Beschluss vom 2. Februar 2021 - 17 U 1492/19, juris Rn. 12). Solche Kosten liegen in der Natur des Leasingvertrags und fließen in den objektiven Wert der leasingmäßigen Fahrzeugnutzung ein. Hinsichtlich der Finanzierungskosten besteht bei dem Leasingvertrag ein Unterschied zum Fall des Fahrzeugkaufs, bei dem etwaige Finanzierungskosten den objektiven Nutzungsvorteil nicht erhöhen (vgl. [X.], Urteil vom 13. April 2021 - [X.] 274/20 Rn. 23, [X.], 1220). Die Behandlung des Gewinnanteils entspricht hingegen der Situation beim Kauf, da dort der Gewinn des (gewerblichen) Verkäufers über den Kaufpreis ebenfalls in die Berechnung des [X.] einfließt.

c) Hinsichtlich des Fahrzeugkaufs vom 27. Mai 2013 hat das Berufungsgericht - vorbehaltlich der Vorteilsanrechnung - Schadenspositionen in Höhe von insgesamt 26.300,65 € für ersatzfähig erachtet. Die Zurückweisung weiterer Positionen nimmt die Revision des [X.] hin. Den anzurechnenden Nutzungsvorteil für die seit dem Kauf des Fahrzeugs gefahrenen 90.000 km hat das Berufungsgericht auf der Grundlage einer Restlaufleistungserwartung von 220.000 km im Kaufzeitpunkt gemäß § 287 ZPO mit 10.759,36 € bewertet und dementsprechend einen verbleibenden Schadensersatzanspruch in Höhe von 15.541,29 € zuerkannt. Dies lässt keine Rechtsfehler zulasten des [X.] erkennen und wird von der Revision des [X.] auch nicht angegriffen.

2. Die Revision des [X.] ist auch insoweit unbegründet, als sie sich gegen die Abweisung des Antrags auf Feststellung des Annahmeverzugs richtet. In dem für die Entscheidung maßgeblichen [X.]punkt, dem Schluss der mündlichen Verhandlung in der Berufungsinstanz, hat der Kläger sein Angebot zur "Rückgabe" des Fahrzeugs an unberechtigte Bedingungen geknüpft, nämlich an die Erstattung seiner vollen Leasing- und Kaufpreiszahlungen (ohne Anrechnung der erlangten [X.]) und die Zahlung von [X.]. Ein zur Begründung von Annahmeverzug geeignetes Angebot ist unter diesen Umständen nicht gegeben (vgl. [X.], Urteil vom 23. März 2021 - [X.] 3/20 Rn. 15, [X.], 985; Urteil vom 14. Dezember 2020 - [X.] 573/20 Rn. 4, [X.], 139; jeweils m.w.N.). Das vorgerichtliche Schreiben vom 9. Mai 2019, auf das sich die Revision des [X.] beruft, enthält ebenfalls kein ordnungsgemäßes Angebot, da die darin angebotene "Rückgabe" und Übereignung nicht vorbehaltlos erfolgen sollte, sondern ersichtlich mit einer deutlich übersetzten Forderung in Höhe von 70.529,47 € verknüpft war. Im Übrigen wäre ein etwaiges ordnungsgemäßes Angebot durch die Antragstellung im Prozess überholt (vgl. [X.], Urteil vom 30. Juli 2020 - [X.] 397/19 Rn. 30, [X.], 2806 mit Nachweisen zur Beendigung des Annahmeverzugs durch Rücknahme eines Angebots).

3. Rechtsfehlerfrei hat das Berufungsgericht dem Kläger lediglich Prozesszinsen gemäß § 291 [X.] seit dem 24. Juli 2019 zugesprochen. Entgegen der Ansicht der Revision des [X.] ist die Beklagte aufgrund ihres vorgerichtlichen Schreibens vom 15. Mai 2019 nicht in Zahlungsverzug geraten. Das Schreiben erfüllt nicht die an eine ernsthafte und endgültige [X.] gemäß § 286 Abs. 2 Nr. 3 [X.] zu stellenden strengen Voraussetzungen (vgl. [X.], Urteil vom 15. Dezember 1998 - [X.], NJW-RR 1999, 560, juris Rn. 7; Urteil vom 18. Januar 1991 - [X.], NJW 1991, 1822, juris Rn. 22; jeweils m.w.N.). Das Schreiben enthielt - in ersichtlich standardisierter Form - den Versuch, den Kläger mit Ausführungen zum damals bereits durchgeführten Software-Update zufriedenzustellen, verbunden mit der Bitte, sich bei etwaigen technischen Problemen wieder zu melden. Die in dem Schreiben ausgesprochene Ablehnung der Fahrzeugrücknahme allein genügt für eine ernsthafte und endgültige [X.] nicht. Im Übrigen kann das Schreiben nicht losgelöst von der Tatsache bewertet werden, dass es die Antwort auf eine weit überhöhte Forderung des [X.] darstellte (vgl. [X.], Urteil vom 18. Januar 1991 - [X.], NJW 1991, 1822, juris Rn. 22). Es ist nicht ohne Weiteres auszuschließen, dass die Beklagte auf eine der Rechtslage entsprechende Forderung anders reagiert hätte.

4. Schließlich kann der Kläger auch keine über die vom Berufungsgericht zuerkannten 1.029,35 € hinausgehenden vorgerichtlichen Rechtsanwaltskosten verlangen. Das Berufungsgericht ist bei der - auch rechnerisch korrekten - Ermittlung der ersatzfähigen Kosten zutreffend von einem Gegenstandswert von 15.541,29 € und von der Gebührenhöhe zur [X.] der vorgerichtlichen Anwaltstätigkeit ausgegangen.

[X.]     

      

Sacher     

      

Borris

      

Brenneisen     

      

[X.]     

      

Meta

VII ZR 192/20

16.09.2021

Bundesgerichtshof 7. Zivilsenat

Urteil

Sachgebiet: ZR

vorgehend OLG Stuttgart, 9. Oktober 2020, Az: 12 U 33/20

§ 31 BGB, § 242 BGB, § 826 BGB

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Urteil vom 16.09.2021, Az. VII ZR 192/20 (REWIS RS 2021, 2586)

Papier­fundstellen: WM 2021, 2056 MDR 2022, 28-30 REWIS RS 2021, 2586


Verfahrensgang

Der Verfahrensgang wurde anhand in unserer Datenbank vorhandener Rechtsprechung automatisch erkannt. Möglicherweise ist er unvollständig.

Az. VII ZR 192/20

Bundesgerichtshof, VII ZR 192/20, 16.09.2021.


Az. 12 U 33/20

Oberlandesgericht Düsseldorf, 12 U 33/20, 24.09.2020.


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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

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