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PDF anzeigenBUNDESGERICHTSHOFBESCHLUSSVI ZB 4/00vom21. März 2000in dem RechtsstreitNachschlagewerk:jaBGHZ: neinZPO § 233 Fe, § 212 aVor Unterzeichnung eines Empfangsbekenntnisses hat der Rechtsanwaltzu prüfen, ob das Schriftstück, dessen Empfang er bestätigen soll, bei-gefügt ist.BGH, Beschluß vom 21. März 2000 - VI ZB 4/00 - OLG NaumburgLG Halle- 2 -Der VI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat am 21. März 2000 durch dieRichter Dr. Lepa, Dr. v. Gerlach, Dr. Dressler, Dr. Greiner und Wellnerbeschlossen:Die sofortige Beschwerde des Beklagten gegen den Beschlußdes 5. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Naumburg vom18. Januar 2000 wird auf Kosten des Beklagten zurückgewiesen.Beschwerdewert: 735.727,54 DMGründe:I.Die Klägerin, eine AOK, verlangt vom Beklagten Schadensersatz, weildieser als früherer Geschäftsführer der M. GmbH Arbeitnehmerbeiträge zurSozialversicherung vorenthalten habe. Das Landgericht hat den Beklagten imwesentlichen antragsgemäß verurteilt. Das Urteil ist dem Prozeßbevollmäch-tigten des Beklagten am 1. Oktober 1999 zugestellt worden. Die Berufung desBeklagten ist am 27. Oktober 1999 eingegangen. Am 24. November 1999 hatder Beklagte durch seinen Prozeßbevollmächtigten beantragt, die Frist zur Be-rufungsbegründung bis 30. Dezember 1999 zu verlängern, weil er erkrankt seiund deshalb für die zur Berufungsbegründung dringend erforderliche Rück-sprache nur sehr eingeschränkt zur Verfügung stehe; die sachbearbeitendenVerkehrsanwälte in Hamburg seien arbeitsbedingt durch eine Vielzahl sichhäufender Fristabläufe belastet. Im Fristenkalender des Prozeßbevollmächtig-ten des Beklagten wurde sogleich der 30. Dezember 1999 als Tag des Ablau-- 3 -fes der Begründungsfrist vermerkt. Am 28. November 1999 beantragte der Pro-zeßbevollmächtigte des Beklagten Akteneinsicht. Mit Verfügung vom 30. No-vember 1999 hat der Vorsitzende des Berufungsgerichts unter Zurückweisungdes weitergehenden Verlängerungsgesuchs die Frist zur Berufungsbegrün-dung bis 13. Dezember 1999 verlängert und angeordnet, dem Prozeßbevoll-mächtigten des Beklagten eine Ausfertigung der Verfügung mit den Akten fürdrei Tage zur Einsichtnahme gegen Empfangsbekenntnis gemäß § 212 a ZPOzu übermitteln. Auf dem vom Prozeßbevollmächtigten des Beklagten am2. Dezember 1999 unterzeichneten Empfangsbekenntnis ist vermerkt:"2 Bd. Akten z. Akteneinsicht f. 3 Tage"und"Vfg. v. 30.11.99 (BB-Fristverl. b. z. 13.12.99)".Die Akten und das unterzeichnete Empfangsbekenntnis kamen am6. Dezember 1999 an das Berufungsgericht zurück. Die dem Prozeßbevoll-mächtigten des Beklagten überlassene Verfügung vom 30. November 1999trägt ebenso wie das diesem verbliebene Aktenbegleitschreiben mit der Auffor-derung zur Zahlung von 15 DM für die Aktenausfolge einen Eingangsstempelvom 7. Dezember 1999.Der Beklagte hat am 23. Dezember 1999 die Berufung begründet undWiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Beru-fungsbegründungsfrist beantragt. Sein Prozeßbevollmächtigter habe dasEmpfangsbekenntnis im Zusammenhang mit der Akteneinsicht unterzeichnet.Die Akten hätten jedoch keine Verfügung über die Fristverlängerung enthaltenund die Bedeutung des aus Abkürzungen bestehenden Hinweises auf demEmpfangsbekenntnis sei ihm verborgen geblieben. Dem als Erinnerung zur- 4 -Zahlung der Gebühr für die Akteneinsicht verstandenen Begleitschreiben vom7. Dezember 1999 sei eine beglaubigte Abschrift der Verfügung des Vorsitzen-den vom 30. November 1999 beigefügt gewesen. Die bearbeitende Anwaltsge-hilfin habe jedoch vergessen, dieses angeheftete Schriftstück vorzulegen unddie Frist zu notieren. Erst am 14. Dezember 1999 sei die Verfügung über dieFristverlängerung entdeckt worden.Das Berufungsgericht hat den Antrag auf Wiedereinsetzung in den vori-gen Stand zurückgewiesen und die Berufung als unzulässig verworfen. ZurBegründung hat es ausgeführt, die Fristversäumung beruhe auf einem Ver-schulden des Prozeßbevollmächtigten des Beklagten. Jener sei am2. Dezember 1999 rechtzeitig davon unterrichtet worden, daß die Frist zur Be-rufungsbegründung nur bis 13. Dezember 1999 verlängert worden sei. Dasergebe sich bereits aus dem Text des von ihm unterzeichneten Empfangsbe-kenntnisses. Der Beklagte habe zudem nicht glaubhaft gemacht, daß die Ver-fügung über die Fristverlängerung zu diesem Zeitpunkt nicht zugegangen ge-wesen sei. Aus der eidesstattlichen Versicherung der Gehilfin seines Prozeß-bevollmächtigten ergebe sich nicht, daß die Verfügung über die Fristverlänge-rung nicht schon vor dem 7. Dezember 1999 zugegangen sei. Die dort ge-nannte "Zahlungserinnerung" sei das Begleitschreiben zur Aktenübersendungim Original, wie sich aus den Spuren der Heftung in der Mitte des oberen Ran-des ergebe. Der Eingangsstempel vom 7. Dezember 1999 spreche dagegen,daß die Gehilfin die Verfügung erst zu einem nach diesem Datum liegendenZeitpunkt entdeckt habe.Gegen den ihm am 21. Januar 2000 zugestellten Beschluß wendet sichder Beklagte mit der am 4. Februar 2000 eingegangenen sofortige Beschwer-de. Er macht unter ausdrücklicher anwaltlicher Versicherung seines Prozeßbe-- 5 -vollmächtigten geltend, weder die Aufforderung zur Zahlung einer Aktenein-sichtsgebühr noch die Verfügung über die eingeschränkte Fristverlängerungseien der Aktenübersendung beigefügt gewesen.II.Die gemäß §§ 519 b, 546, 577 ZPO zulässige Beschwerde hat in derSache keinen Erfolg. Das Oberlandesgericht hat dem Kläger zu Recht die be-antragte Wiedereinsetzung in den vorigen Stand versagt und die Berufung alsunzulässig verworfen. Der Prozeßbevollmächtigte des Beklagten hat die Beru-fungsbegründungsfrist nicht ohne Verschulden versäumt (vgl. § 233 ZPO); seinVerschulden steht dem Verschulden des Beklagten gleich (§ 85 Abs. 2 ZPO).Bereits der Umstand, daß der seitens des Gerichts auf dem Empfangs-bekenntnis handschriftlich in deutlicher Form über der für die Unterschrift desRechtsanwalts vorgesehenen Zeile angebrachte Vermerk eine lediglich biszum 13. Dezember 1999 gewährte Verlängerung der Berufungsbegründungs-frist klar erkennen ließ, hätte dem Prozeßbevollmächtigten hier Anlaß zu be-sonderer Aufmerksamkeit in der Fristenfrage geben müssen. Jedenfalls aberscheitert eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumungder Berufungsbegründungsfrist schon daran, daß der Prozeßbevollmächtigtedes Beklagten nach eigenem Bekunden am 2. Dezember 1999 die Sendungpersönlich entgegengenommen hat und nicht nur den Erhalt der Gerichtsaktenzur Einsicht, sondern auch den Empfang der Verfügung des Vorsitzenden vom30. November 1999 mit seiner Unterschrift auf dem Empfangsbekenntnis be-stätigt hat. War diese Verfügung der Sendung damals nicht beigefügt, wie ernunmehr zum Gegenbeweis (vgl. dazu BGH, Beschluß vom 15. Juli 1998- 6 -- XII ZB 37/98 - NJW-RR 1998, 1442 m.w.N.) glaubhaft machen will, hätte erdas bei Anwendung der gebotenen Sorgfalt bemerken können und müssen,bevor er das Empfangsbekenntnis unterzeichnet zurücksandte. Es ist dieselbstverständliche Pflicht eines Rechtsanwalts zu prüfen, ob das Schriftstück,dessen Erhalt er mit dem Empfangsbekenntnis bestätigt, beigefügt ist. Andersist die verlangte Erklärung des Empfängers darüber, ob er das Schriftstück alszugestellt ansieht (vgl. BGHZ 30, 335, 336 f.; BGH, Beschluß vom25. September 1991 - XII ZB 98/91 - VersR 1992, 516; vom 18. September1990 - XI ZB 8/90 - VersR 1991, 124), nicht möglich. Liegt das Schriftstück derSendung nicht bei, muß er nachforschen, wo es verblieben ist, und von demErgebnis dieser Nachforschung die Bestätigung des Empfangs abhängig ma-chen. Wenn der Prozeßbevollmächtigte des Beklagten hier die geboteneNachforschung unterlassen hat, gereicht ihm das zum Verschulden mit derFolge, daß eine Wiedereinsetzung gegen die Versäumung der Berufungsbe-gründungsfrist nicht möglich ist. Darauf, ob er den Gegenbeweis gegen dasEmpfangsbekenntnis führen und damit die Unrichtigkeit des von ihm unter-zeichneten Empfangsbekenntnisses nachweisen kann, kommt es in diesemZusam-- 7 -menhang nicht an. Gelänge ihm dieser Nachweis, stünde nur fest, daß er ge-gen die ihm obliegende Sorgfalt verstoßen und wahrheitswidrig den Erhalt derSendung bestätigt hätte.Dr. LepaDr. v. GerlachDr. DresslerDr. GreinerWellner
Meta
21.03.2000
Bundesgerichtshof VI. Zivilsenat
Sachgebiet: ZB
Zitiervorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 21.03.2000, Az. VI ZB 4/00 (REWIS RS 2000, 2750)
Papierfundstellen: REWIS RS 2000, 2750
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