Bundesverfassungsgericht, Kammerbeschluss vom 19.01.2022, Az. 2 BvR 1872/21

2. Senat 2. Kammer | REWIS RS 2022, 1933

Foto: © Bundesverfassungsgericht │ foto USW. Uwe Stohrer, Freiburg

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Gegenstand

Kammerbeschluss: Verwerfung einer als Gegenvorstellung auszulegenden Anhörungsrüge gegen einen Nichtannahmebeschluss im Verfassungsbeschwerdeverfahren


Tenor

Die Gegenvorstellung vom 17. Dezember 2021 gegen den Beschluss der [X.] des Zweiten Senats vom 22. November 2021 - 2 BvR 1872/21 - wird verworfen.

Gründe

1

Die Beschwerdeführer wandten sich mit ihrer Verfassungsbeschwerde gegen die im Rubrum benannten Entscheidungen. Sie waren der Ansicht, die Feststellungen des [X.] sowie das Urteil des [X.] stellten eine Verletzung der Unschuldsvermutung dar. Zudem sahen sie sich durch die Veröffentlichung der angegriffenen Entscheidungen in ihrem allgemeinen Persönlichkeitsrecht verletzt. Die Verfassungsbeschwerde verbanden die Beschwerdeführer mit dem Antrag auf Erlass der einstweiligen Anordnung, es der Pressestelle des [X.] vorläufig zu untersagen, zu verbreiten, der Beschwerdeführer zu 1. habe sich wegen Steuerhinterziehung strafbar gemacht.

2

Mit Beschluss vom 22. November 2021 nahm die [X.] des Zweiten Senats des [X.] die Verfassungsbeschwerde nicht zur Entscheidung an. Der Beschwerdeführer zu 2. sei nicht beschwerdebefugt. Die Verfassungsbeschwerde des Beschwerdeführers zu 1. genüge hinsichtlich der angegriffenen Urteile den Begründungs- und Substantiierungsanforderungen der § 23 Abs. 1 Satz 2, § 92 [X.] nicht. Hinsichtlich der Veröffentlichung der angegriffenen Entscheidungen und der Pressemitteilung des [X.] hätten die Beschwerdeführer den Rechtsweg im Sinne des § 90 Abs. 2 [X.] nicht erschöpft.

3

Dagegen haben die Beschwerdeführer unter dem 17. Dezember 2021 eine Anhörungsrüge erhoben und vorgetragen, der Nichtannahmebeschluss beruhe auf einem Missverständnis der Beschwer, weswegen das [X.] andere als die eigentlich maßgeblichen verfassungsrechtlichen Maßstäbe zugrunde gelegt habe. Die Beschwerdeführer hätten sich in der Hauptsache gerade nicht primär dagegen gewandt, dass durch die Veröffentlichung der Entscheidungen ihr Ansehen in der Öffentlichkeit herabgewürdigt werde. Vielmehr sei es ihnen darum gegangen, dass sich das [X.] bereits in abschließender Weise in Bezug auf ihre strafrechtliche Schuld festgelegt habe. Der im Beschluss vom 22. November 2021 zitierten Rechtsprechung des [X.] und des [X.] (vgl. [X.], Beschluss der [X.] des Zweiten Senats vom 3. September 2009 - 2 BvR 2540/08 -, juris, Rn. 1; [X.], Urteil vom 27. Februar 2014 - 17103/10 -, juris, Rn. 18), mit der sich die Beschwerdeführer nach Ansicht des [X.] hätten auseinandersetzen müssen, liege darüber hinaus ein "anderer Sachverhalt" zugrunde. Die dortigen Beschwerdeführer hätten sich in erster Linie gegen die namentliche Nennung ihrer Person in einer mündlichen Urteilsverkündung und die damit verbundene Zeitungsberichterstattung gewandt.

II.

4

Der als Gegenvorstellung zu wertende Antrag der Beschwerdeführer ist zu verwerfen.

5

Nichtannahmeentscheidungen der Kammern sind unanfechtbar und können auf Gegenvorstellungen hin grundsätzlich durch die Kammer selbst nicht mehr abgeändert werden. Nach Erschöpfung des Rechtswegs und Durchführung des [X.] besteht ein erhebliches Interesse an einer endgültigen Beendigung des Verfahrens, das der Zulässigkeit weiterer gesetzlich nicht geregelter Rechtsbehelfe grundsätzlich entgegensteht. Es kann dahinstehen, ob ausnahmsweise eine Abänderungskompetenz der Kammer besteht, wenn bei der Entscheidung entscheidungserheblicher, dem [X.] vorliegender Prozessstoff in einer Art. 103 Abs. 1 GG verletzenden Weise außer [X.] geblieben ist (vgl. [X.], Beschlüsse der [X.] des Zweiten Senats vom 13. Februar 2008 - 2 BvR 256/08 -; vom 13. Juli 2016 - 2 BvR 1304/14 -; vom 1. Februar 2017 - 2 BvR 2148/16 -; Beschluss der [X.] des Zweiten Senats vom 4. Juli 2019 - 2 BvR 2255/17 -; Beschluss der [X.] des [X.] vom 19. Juni 2020 - 1 BvR 1586/14 -). Ein solcher Fall ist hier nicht gegeben; im [X.] vom 22. November 2021 wird kein entscheidungserheblicher Prozessstoff übergangen.

Meta

2 BvR 1872/21

19.01.2022

Bundesverfassungsgericht 2. Senat 2. Kammer

Kammerbeschluss

Sachgebiet: BvR

vorgehend BGH, 28. Juli 2021, Az: 1 StR 519/20, Urteil

Art 103 Abs 1 GG, § 90 BVerfGG

Zitier­vorschlag: Bundesverfassungsgericht, Kammerbeschluss vom 19.01.2022, Az. 2 BvR 1872/21 (REWIS RS 2022, 1933)

Papier­fundstellen: WM 2022, 271 REWIS RS 2022, 1933


Verfahrensgang

Der Verfahrensgang wurde anhand in unserer Datenbank vorhandener Rechtsprechung automatisch erkannt. Möglicherweise ist er unvollständig.

Az. 2 BvR 2194/21

Bundesverfassungsgericht, 2 BvR 2194/21, 07.04.2022.


Az. 2 BvR 1872/21

Bundesverfassungsgericht, 2 BvR 1872/21, 19.01.2022.

Bundesverfassungsgericht, 2 BvR 1872/21, 22.11.2021.


Az. 1 StR 519/20

Bundesgerichtshof, 1 StR 519/20, 28.07.2021.

Bundesgerichtshof, 1 StR 519/20, 01.07.2021.


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