Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 16.04.2015, Az. 3 StR 638/14

3. Strafsenat | REWIS RS 2015, 12548

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BUNDESGERICHTSHOF

IM NAMEN DES VOLKES

URTEIL
3 StR
638/14
vom
16. April 2015
in der Strafsache
gegen

wegen Totschlags

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Der 3.
Strafsenat des [X.] hat in der Sitzung vom 16.
April 2015, an der teilgenommen haben:
Vorsitzender [X.] am [X.]
[X.],

die [X.] am [X.]
Hubert,
[X.],
[X.],
[X.]in am [X.]
Dr. Spaniol

als beisitzende [X.],

[X.] beim [X.]

-
in der Verhandlung -
,
Oberstaatsanwalt beim [X.]

-
bei der Verkündung -

als Vertreter der [X.]schaft,

Justizobersekretärin

als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle,

für Recht erkannt:

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3
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Die Revision der Staatsanwaltschaft gegen das Urteil des [X.] vom 5. August 2014 wird verworfen.

Die Kosten des Rechtsmittels und die dem Angeklagten
inso-weit entstandenen notwendigen Auslagen trägt die Staats-kasse.

Von Rechts wegen

Gründe:
Das [X.] hat den Angeklagten wegen Totschlags zu der Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Gegen dieses Urteil wendet sich die auf die Rüge der Verletzung materiellen Rechts gestützte und wirksam auf den Rechtsfolgenausspruch beschränkte Revision der Staatsanwaltschaft, die vom Generalbundesanwalt
nicht vertreten wird.

Dem Rechtsmittel ist der Erfolg zu versagen. Dass das [X.] einen minder schweren Fall des Totschlags gemäß § 213 Alt. 2 StGB angenommen und die Strafe diesem Sonderstrafrahmen entnommen hat, ist rechtlich nicht zu beanstanden. Entgegen der Ansicht der Revision lässt auch die Strafzumessung im engeren Sinne einen durchgreifenden Rechtsfehler nicht erkennen.

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1. Die Strafbemessung ist grundsätzlich Sache des Tatrichters, in die das Revisionsgericht nur bei Vorliegen eines Rechtsfehlers eingreifen darf. Ein solcher kann etwa dann gegeben sein, wenn die Begründung für die verhängte Strafe dem Revisionsgericht die ihm obliegende sachlichrechtliche Nachprüfung nicht ermöglicht, die Erwägungen des Tatrichters in sich fehlerhaft sind oder die Strafe sich von ihrer Bestimmung, gerechter Schuldausgleich zu sein, nach oben oder unten löst (st. Rspr.;
vgl. [X.], Urteil vom 2. August 2012 -
3 [X.], [X.], 336, 337; [X.], [X.], 7. Aufl., § 267 Rn. 25 [X.]). Das gilt auch, soweit die tatrichterliche Annahme oder Verneinung eines minder schweren Falles zur revisionsgerichtlichen Prüfung steht (st. Rspr.; vgl. etwa [X.], Urteile vom 26. Juli 2006 -
1 [X.], [X.], 339, 340; vom 31. Juli 2014 -
4 [X.], juris Rn.
4).

Gemäß § 46 Abs. 2 Satz 1 StGB hat das Gericht die Umstände gegeneinander abzuwägen, die für und gegen den Täter sprechen. Dies bedeutet indes nicht, dass jeder derartige Umstand der ausdrücklichen Erörterung in
den Urteilsgründen bedarf und dass die Nichterörterung stets einen Rechtsfehler begründet. Das Gericht ist vielmehr lediglich verpflichtet, in den Urteilsgründen die für die Strafzumessung bestimmenden Umstände darzulegen (§ 267 Abs. 3 Satz 1 [X.]); eine erschöpfende Aufzählung aller Strafzumessungserwägungen ist weder vorgeschrieben noch möglich. Was als wesentlicher Strafzumessungsgrund anzusehen ist, ist unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Einzelfalls vom Tatrichter zu entscheiden (vgl. [X.], Urteil vom 2. August 2012 -
3 [X.], [X.], 336, 337).

2. Daran gemessen ist weder die Annahme des [X.]s, es liege ein sonst minder schwerer Fall im Sinne von § 213 Alt. 2 StGB vor, noch die Bemessung der Strafhöhe als rechtsfehlerhaft
zu beanstanden.
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Zur Begründung der Annahme eines minder schweren Falles hat das [X.]
eine Gesamtbewertung aller bedeutsamen Umstände vorgenommen (vgl. [X.], Beschluss vom 25. November 2008 -
3 [X.], [X.], 139; S/[X.]/[X.], StGB, 29. Aufl., § 213 Rn.
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f. [X.]). Bei seiner Würdigung hat es keine wesentlichen und bestimmenden Umstände unberücksichtigt gelassen. Es hat zu Gunsten des Angeklagten gewertet, dass er sich "im Wesentlichen" geständig eingelassen hat, die dauerhaft beeinträchtigende Ehesituation zu einer psychischen Labilisierung und möglicherweise sogar zu einem Drogenrückfall geführt hatte, der [X.] nach Enttäuschung über die Nichtrückkehr seiner Ehefrau spontan gefasst worden war und der Angeklagte nach der Tat, wenn auch auf Aufforderung seiner Ehefrau, einen Notruf getätigt hatte. Zu seinen Lasten hat es lediglich angeführt, dass der Angeklagte, wenn auch nicht einschlägig mit Delikten gegen Leib und Leben, mehrfach vorverurteilt ist. Auf dieser Grundlage ist die Bejahung eines minder schweren Falles revisionsrechtlich nicht zu beanstanden.

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Die genannten Umstände hat das [X.]
auch bei der konkreten Strafzumessung gegeneinander abgewogen. Dass es insoweit in den Urteilsgründen die Strafzumessungskriterien nicht nochmals wiederholt, sondern auf die vorangegangene Aufzählung verwiesen hat, stellt keinen Rechtsmangel dar.

[X.]Hubert Schäfer

[X.] Spaniol
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Meta

3 StR 638/14

16.04.2015

Bundesgerichtshof 3. Strafsenat

Sachgebiet: StR

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 16.04.2015, Az. 3 StR 638/14 (REWIS RS 2015, 12548)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2015, 12548

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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

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Referenzen
Wird zitiert von

4 StR 487/15

Zitiert

3 StR 132/12

4 StR 216/14

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