Bundesgerichtshof, Beschluss vom 29.01.2013, Az. 4 StR 320/12

4. Strafsenat | REWIS RS 2013, 8616

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Gegenstand

Wiedereinsetzung in Strafsachen: Angabe des Zeitpunkts des Wegfalls des Hindernisses im Wiedereinsetzungsantrag


Tenor

1. Der Antrag der Angeklagten auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Frist zur Begründung der Revision gegen das Urteil des [X.] vom 13. März 2012 wird als unzulässig verworfen.

2. Der Antrag der Angeklagten auf Entscheidung des [X.] wird als unbegründet verworfen.

Gründe

1

Das [X.] hat die Angeklagte wegen Anstiftung zum versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Gegen dieses Urteil hat die Angeklagte form- und fristgerecht Revision eingelegt. Mit Beschluss vom 20. Juni 2012 hat das [X.] die Revision gemäß § 346 Abs. 1, § 345 [X.] als unzulässig verworfen, da die Angeklagte die Revisionsanträge nicht fristgerecht angebracht habe. Gegen diesen dem Pflichtverteidiger am 26. Juni 2012 zugestellten Verwerfungsbeschluss hat die Angeklagte mit Schriftsatz ihres Verteidigers vom 3. Juli 2012, beim [X.] am selben Tag eingegangen, „Beschwerde“ eingelegt; eine Begründung enthielt der Schriftsatz nicht. Mit Schriftsatz ihres Verteidigers vom 18. Juli 2012, beim [X.] am 20. Juli 2012 eingegangen, hat die Angeklagte unter Bezugnahme auf die „Beschwerde“ beantragt, den Beschluss vom 20. Juni 2012 aufzuheben. Ferner hat sie unter Beifügung einer Kopie der Revisionsbegründung vorsorglich Wiedereinsetzung in den vorigen Stand beantragt. Zur Begründung hat der Verteidiger vorgetragen, er habe die Revision mit Schriftsatz vom 24. Mai 2012 begründet und den Schriftsatz am 25. Mai 2012 bei der „[X.]“ aufgegeben, so dass dieser fristgerecht beim [X.] hätte eingehen müssen; dies scheine offensichtlich nicht geschehen zu sein oder aber der Schriftsatz sei in der Poststelle des [X.]s untergegangen oder aber fehlgeleitet worden.

2

Der Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumnis der [X.] sowie das gemäß § 300 [X.] als Antrag auf Entscheidung des [X.] gemäß § 346 Abs. 2 [X.] auszulegende Rechtsmittel der „Beschwerde“ vom 3. Juli 2012 bleiben ohne Erfolg.

3

1. Der Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Frist zur Begründung der Revision ist unzulässig. Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ist auf Antrag demjenigen zu gewähren, der ohne Verschulden verhindert war, eine Frist einzuhalten (§ 44 Satz 1 [X.]). Der Antrag ist binnen einer Woche nach Wegfall des Hindernisses zu stellen (§ 45 Abs. 1 Satz 1 [X.]); innerhalb der Wochenfrist muss der Antragsteller auch Angaben über den Zeitpunkt des Wegfalls des Hindernisses machen (vgl. [X.], [X.], 55. Aufl., § 45 Rn. 5 mwN).

4

An dieser [X.] fehlt es hier. Der Antrag enthält keine Angaben dazu, wann das Hindernis, das der Fristwahrung entgegenstand, weggefallen ist (vgl. [X.], Beschlüsse vom 8. April 2003 - 3 StR 30/03, BeckRS 2003, 04641, und vom 13. September 2005 - 4 StR 399/05, [X.], 54, 55; [X.], aaO). Entscheidend für den Fristbeginn ist der Zeitpunkt der Kenntnisnahme durch die Angeklagte (vgl. [X.], Beschlüsse vom 3. April 1992 - 2 [X.] und vom 13. September 2005, aaO). Wann der Angeklagten die Versäumung der [X.] bekannt geworden ist, wird ungeachtet des erheblichen Zeitablaufs nicht vorgetragen. Jedenfalls in den Fällen, in denen wie hier die Wahrung der Frist des § 45 Abs. 1 [X.] nach Aktenlage nicht offensichtlich ist, gehört zur formgerechten Anbringung des [X.], dass die Antragstellerin mitteilt, wann das Hindernis, das der Fristwahrung entgegenstand, weggefallen ist (vgl. [X.], Beschlüsse vom 26. Februar 1991 - 1 StR 737/90, [X.]R [X.] § 45 Abs. 2 Tatsachenvortrag 7 mwN, vom 5. August 2010 - 3 StR 269/10, [X.], 378 mN, und vom 8. Dezember 2011 - 4 [X.], [X.], 276, 277 mwN). Dies gilt selbst dann, wenn der Verteidiger ein eigenes Verschulden geltend macht, das der Angeklagten nicht zuzurechnen wäre (vgl. [X.], Beschluss vom 4. August 2010 - 2 StR 365/10).

5

2. Der Antrag auf Entscheidung des [X.] gemäß § 346 Abs. 2 [X.] gegen den Verwerfungsbeschluss vom 20. Juni 2012 ist zulässig, jedoch unbegründet, weil die Revision nicht innerhalb der Frist des § 345 Abs. 1 [X.] begründet wurde.

6

Nachdem das Urteil dem Pflichtverteidiger am 2. Mai 2012 zugestellt worden war (§ 145a Abs. 1 [X.]), endete die [X.] mit Ablauf des 4. Juni 2012 (§ 345 Abs. 1 Satz 2, § 43 Abs. 1, 2 [X.]). Die Revisionsbegründung ging am 20. Juli 2012 und damit verspätet beim [X.] ein. Da der Schriftsatz des Pflichtverteidigers vom 14. März 2012, mit dem Revision gegen das Urteil eingelegt wurde, keine Ausführungen dazu enthielt, inwieweit das Urteil angefochten und dessen Aufhebung beantragt werde (Revisionsanträge), hat das [X.] die Revision zu Recht als unzulässig verworfen.

7

Damit verbleibt es bei dem Beschluss des [X.]s Dessau-Roßlau vom 20. Juni 2012. Der Senat weist im Übrigen darauf hin, dass die Revision, wie der [X.] in seiner Antragsschrift vom 18. Oktober 2012 zutreffend ausgeführt hat, auch unbegründet im Sinne des § 349 Abs. 2 [X.] wäre.

Mutzbauer                           Cierniak                           Bender

                      Quentin                            Reiter

Meta

4 StR 320/12

29.01.2013

Bundesgerichtshof 4. Strafsenat

Beschluss

Sachgebiet: StR

vorgehend LG Dessau-Roßlau, 13. März 2012, Az: 2 Ks 111 Js 19630/11

§ 45 Abs 1 StPO

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Beschluss vom 29.01.2013, Az. 4 StR 320/12 (REWIS RS 2013, 8616)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2013, 8616

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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

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