Bundesgerichtshof, Beschluss vom 17.12.2014, Az. 3 StR 507/14

3. Strafsenat | REWIS RS 2014, 213

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Gegenstand

Mittäterschaftlich begangene Betrugsserie: Tatbeiträge in gleichartiger Tateinheit


Tenor

I. Auf die Revision des Angeklagten gegen das Urteil des [X.] vom 24. Juni 2014 wird

1. das Verfahren hinsichtlich der Tat zu Ziff. [X.] 5. der Urteilsgründe vorläufig eingestellt; im Umfang der Einstellung fallen die Kosten des Verfahrens und die notwendigen Auslagen des Angeklagten der Staatskasse zur Last,

2. das vorgenannte Urteil

a) im Schuldspruch dahin geändert, dass der Angeklagte der Urkundenfälschung in Tateinheit mit versuchtem Betrug in drei Fällen schuldig ist;

b) im Strafausspruch aufgehoben; jedoch bleiben die insoweit getroffenen Feststellungen aufrechterhalten.

Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des [X.] zurückverwiesen.

[X.] Die weitergehende Revision wird verworfen.

Gründe

1

Das [X.] hat den Angeklagten wegen Urkundenfälschung in sechs Fällen, davon in drei Fällen in Tateinheit mit versuchtem Betrug, unter Einbeziehung der Strafe aus einem vorangegangenen Urteil zur Gesamtfreiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt. Dagegen wendet sich der Beschwerdeführer mit seiner auf die Rüge der Verletzung materiellen Rechts gestützten Revision. Das Rechtsmittel hat den aus der Entscheidungsformel ersichtlichen Teilerfolg, im Übrigen ist es unbegründet im Sinne von § 349 Abs. 2 StPO.

2

1. Der [X.] hat das Verfahren auf Antrag des [X.] gemäß § 154 Abs. 2 StPO vorläufig eingestellt, soweit der Angeklagte im Fall zu Ziff. [X.] 5. der Urteilsgründe (Kontoeröffnung bei der [X.]) wegen Urkundenfälschung verurteilt worden ist.

3

2. Der Schuldspruch in den Fällen [X.] 1. - 4. der Urteilsgründe wegen Urkundenfälschung in vier Fällen, davon in zwei Fällen in Tateinheit mit versuchtem Betrug, hat keinen Bestand. Denn die von der [X.] vorgenommene konkurrenzrechtliche Beurteilung der Taten erweist sich als rechtsfehlerhaft.

4

Wie der [X.] in seiner Antragsschrift zutreffend ausgeführt hat, ist bei einer durch mehrere Personen begangenen Deliktsserie für jeden Beteiligten gesondert zu prüfen und zu entscheiden, ob die ihm zurechenbaren Delikte in Tateinheit oder Tatmehrheit zueinander stehen. Erbringt ein Mittäter nur solche Tatbeiträge, die einheitlich sämtliche oder jedenfalls einzelne dieser Taten fördern, so sind ihm diese nicht als jeweils rechtlich selbständig, sondern als in gleichartiger Tateinheit begangen zuzurechnen (st. Rspr.; vgl. etwa [X.], Beschluss vom 5. Februar 2013 - 3 StR 499/12, [X.], 307, 308). Nach diesen Maßstäben ist in den Fällen [X.] 1. - 4. der Urteilsgründe nur von zwei Taten des Angeklagten auszugehen: Er eröffnete in den Fällen [X.] 1. und [X.] 2. der Urteilsgründe jeweils persönlich ein Konto, wobei er durch Vorlage eines gefälschten [X.] Passes über seine Identität täuschte, um die zu diesem Zeitpunkt bereits geplanten betrügerischen Überweisungen auf sein Konto zu verschleiern und die Entdeckung seiner Person zu verhindern. Hinsichtlich der Einreichung gefälschter Überweisungsträger in den Fällen [X.] 3. und [X.] 4. der Urteilsgründe hat das [X.] indes nicht feststellen können, dass der Angeklagte diese selbst vornahm. Mit Blick auf sein Tatinteresse als Kontoinhaber und seine einschlägigen Vorstrafen konnte die [X.] insoweit zwar - rechtsfehlerfrei - den Schluss ziehen, er sei an diesen Taten des versuchten Betrugs (mittäterschaftlich) beteiligt gewesen. Hieraus folgt jedoch nicht, dass es sich bei der Einreichung der Überweisungsträger um weitere rechtlich selbständige Taten des Angeklagten handelte. Denn ein über die Eröffnung der Konten hinausgehender individueller Tatbeitrag des Angeklagten, der diese Bewertung rechtfertigen könnte, ergibt sich auch aus dem Gesamtzusammenhang der Urteilsgründe nicht.

5

3. Der [X.] schließt aus, dass in einer neuen Hauptverhandlung weitere Feststellungen getroffen werden könnten, die die Annahme selbständiger Taten in den Fällen zu [X.] 3. und [X.] 4. der Urteilsgründe belegen könnten und ändert den Schuldspruch entsprechend ab. § 265 StPO steht dem nicht entgegen, weil sich der Angeklagte nicht anders als geschehen hätte verteidigen können.

6

Unter Berücksichtigung der - [X.] - Verurteilung des Angeklagten wegen Urkundenfälschung in Tateinheit mit versuchtem Betrug im Fall [X.] 6. der Urteilsgründe - hier reichte der Angeklagte selbst einen gefälschten Überweisungsträger ein - war der Schuldspruch daher dahin zu ändern, dass der Angeklagte in drei Fällen jeweils der Urkundenfälschung in Tateinheit mit versuchtem Betrug schuldig ist.

7

4. Die Einstellung des Verfahrens im Fall [X.] 5. und die Schuldspruchänderung in den Fällen [X.] 1. - 4. der Urteilsgründe bedingen die Aufhebung der insoweit verhängten Einzelstrafen und des Gesamtstrafenausspruchs. Um dem neuen Tatgericht eine insgesamt stimmige Rechtsfolgenentscheidung zu ermöglichen, hat der [X.] auch die - für sich genommen rechtsfehlerfrei zugemessene - Einzelstrafe im Fall [X.] 6. der Urteilsgründe aufgehoben. Die Feststellungen zum Strafausspruch sind von dem Rechtsfehler nicht betroffen und können deshalb bestehen bleiben.

[X.]                            Pfister                             Schäfer

                 Gericke                           Spaniol

Meta

3 StR 507/14

17.12.2014

Bundesgerichtshof 3. Strafsenat

Beschluss

Sachgebiet: StR

vorgehend LG Krefeld, 24. Juni 2014, Az: 22 KLs 10/14

§ 25 StGB, § 52 StGB, § 263 StGB

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Beschluss vom 17.12.2014, Az. 3 StR 507/14 (REWIS RS 2014, 213)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2014, 213

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