Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 06.08.2013, Az. X ZB 2/12

X. Zivilsenat | REWIS RS 2013, 3629

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BUNDESGERICHTSHOF
BESCHLUSS
X ZB 2/12
vom
6.
August 2013
in dem Rechtsbeschwerdeverfahren
betreffend das Gebrauchsmuster 299
24
915
Nachschlagewerk:
ja
[X.]Z:
nein
[X.]R:
ja

Tintenstrahldrucker
[X.] § 15 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 3 Satz 1
a)
Die Löschung eines
Gebrauchsmusters hat zu unterbleiben, wenn der Schutzanspruch zwar ein Merkmal enthält, das in den ursprünglich einge-reichten Unterlagen nicht als zur Erfindung gehörend offenbart ist, das aber nur zu einer Beschränkung des Gegenstandes und nicht zur Erteilung von Schutz für ein "[X.]" führt (Bestätigung von [X.], Beschluss vom 21.
Oktober 2010 -
Xa
ZB
14/09, [X.], 40 Rn.
18
ff. -
Winkelmess-einrichtung; Urteil vom 21.
Juni 2011 -
X
ZR
43/09, [X.], 1003 Rn.
24
ff. -
Integrationselement).
b)
Der Umstand, dass das eingefügte Merkmal auch bei nicht offenbarten Ausgestaltungen verwirklicht sein kann, mit denen das Ziel der Erfindung unter Umständen nicht erreicht wird, führt nicht zwingend zu einer [X.] Beurteilung.
[X.], Beschluss vom 6. August
2013 -
X ZB 2/12 -
[X.]

-
2
-
Der X.
Zivilsenat des [X.] hat am 6.
August 2013
durch den Vorsitzenden Richter Prof. Dr.
Meier-Beck, die Richterin Mühlens und die Richter
Gröning, Dr.
Grabinski
und
Dr.
[X.]
beschlossen:
Die
Rechtsbeschwerde gegen den am 26.
Oktober 2011 verkünde-ten
Beschluss des 35.
[X.]s ([X.]) des [X.] wird auf Kosten der [X.] zurückgewiesen.
-
3
-
Gründe:
A.
Die Antragsgegnerin
war Inhaberin des Gebrauchsmusters 299
24
915 (Streitgebrauchsmusters), das aus der [X.] Patentanmeldung 199
81
083 (WO
99/59823) abgezweigt und am 8.
Juni 2006 hinterlegt worden ist
und einen Tintenstrahldrucker sowie einen zugehörigen Tintentank betrifft. Das Schutzrecht ist mit
Ablauf des 31.
Mai 2009 nach Erreichen der [X.] erloschen.
Die Antragstellerin, die von der Antragsgegnerin wegen Verletzung des Streitgebrauchsmusters gerichtlich in Anspruch genommen
wird,
hat die Lö-schung des Schutzrechts im Umfang der [X.] 1 bis 3 und 5 bis 30 wegen fehlender Schutzfähigkeit, unzureichender Offenbarung und unzulässi-ger Erweiterung begehrt. Die Antragsgegnerin hat das Schutzrecht in geänder-ter Fassung mit 18 [X.]n verteidigt. Schutzanspruch
1, auf den die übrigen verteidigten [X.] zurückbezogen sind, lautet in der mit dem Hauptantrag verteidigten Fassung (Änderungen gegenüber der eingetra-genen Fassung sind hervorgehoben):
"Tintenstrahldrucker, umfassend: einen sich hin
und her
bewegenden Schlitten (3), auf dem eine Tintenzufuhrnadel (6, 7), ein Tankhalter (4) und ein Druckkopf (5), der mit der Tintenzufuhrnadel (6, 7) in Verbindung steht, um [X.], gebildet sind; und einen Tintentank (40, 50), der auf der Tintenzufuhrnadel (6, 7) angebracht ist mit einer [X.] (61)
bevorzugt zum Speichern von [X.], wobei die Tintenzufuhrnadel (6, 7) nahe einem Ende einer Seite in einer Richtung senkrecht zur hin und her
gerichteten Richtung des Schlittens (3) angeordnet ist; wobei eine Platine (31)
auf einer Wand des Tin-tentanks (40, 50) nahe der Seite, auf der die Tintenaustrittsöffnung (44, 54) gebil-det ist, angebracht ist; mehrere Kontakte (60)
zum Verbinden mit einer externen Regeleinrichtung (38) auf einer frei liegenden Oberfläche der Platine (31) gebildet sind; und auf die [X.] (61)
von der externen Regeleinrich-tung (38) mittels der Kontakte (60)
zugegriffen werden kann, wobei Kontakt bilden-de Elemente (29, 29'), die mit Kontakten (60)
der Platine (31) und der Regeleinrich-1
2
-
4
-
tung (38) in Kontakt stehen, in mehrere Gruppen unterteilt sind, und die Kontakt bildenden Elemente (29, 29')
jeder
Gruppe in einer unterschiedlichen Höhe in Rich-tung des Anbringens oder Abnehmens des Tintentanks (40, 50) angeordnet sind
ist, wodurch eine obere Gruppe ([X.]) und eine untere Gruppe ([X.]') gebildet wird, betrachtet in der Richtung des Anbringens des Tintentanks, und die untere Gruppe ([X.]') der Kontakt bildenden Elemente in einer Richtung senkrecht zur Richtung den Anbringens
länger ist als die obere Gruppe ([X.]) der Kontakt bildenden Ele-mente."
Das Patentamt hat die Löschung des Streitgebrauchsmusters im be-antragten Umfang ausgesprochen. Auf die Beschwerde der Antragsgegnerin hat das Patentgericht das nunmehr auf Feststellung der Unwirksamkeit gerich-tete Begehren der Antragstellerin zurückgewiesen, soweit es sich gegen die mit dem Hauptantrag verteidigte Fassung der [X.] richtet. Dagegen wendet sich die Antragstellerin mit der vom
Patentgericht zugelassenen Rechtsbeschwerde, der die Antragsgegnerin entgegentritt.
B.
Das [X.] Zulassung statthafte und auch im Übrigen zulässige
Rechtsmittel ist unbegründet.
I.
Das Streitgebrauchsmuster betrifft einen Tintenstrahldrucker sowie einen zugehörigen Tintentank.
1.
Im Stand der Technik waren Tintentanks bekannt, an denen eine [X.] angebracht ist, die über Kontaktelektroden mit der Druckersteuerung kommuniziert und zum Beispiel Informationen über die im Tank enthaltene Tinte speichern kann. In der Beschreibung des [X.] wird ausgeführt, durch rauen Umgang beim Wechseln
des Tintentanks oder aufgrund eines Spiels zwischen Schlitten und Tintentank kön-ne eine Kontaktierung versagen. Hierdurch könne das Einlesen von Daten ge-stört oder gänzlich verhindert werden. Schlimmstenfalls gingen die Daten [X.] und das Aufzeichnungsverfahren sei nicht durchführbar.
3
4
5
6
7
-
5
-
Das Streitgebrauchsmuster betrifft vor diesem Hintergrund das technische Problem, einen Tintenstrahldrucker und einen Tintentank zur Verfügung zu [X.], bei denen das Einlesen und Speichern von Daten gegenüber [X.] der genannten Art weniger empfindlich ist.
2.
Zur Lösung dieses Problems wird in Schutzanspruch
1 in der mit dem Hauptantrag verteidigten Fassung ein Tintenstrahldrucker vorgeschlagen, dessen Merkmale sich wie folgt gliedern lassen
(die abweichende Nummerie-rung des Patentgerichts ist in eckigen Klammern wiedergegeben):
1.
Der Tintenstrahldrucker [1] umfasst:
a)
einen sich hin und her bewegenden Schlitten (3), auf dem eine Tintenzufuhrnadel (6, 7), ein Tankhalter (4) und ein Druckkopf (5), der mit der Tintenzufuhrnadel (6,
7) in [X.] steht, um Tintentropfen auszustoßen, gebildet sind
[2];
b)
einen Tintentank (40, 50), der auf der Tintenzufuhrnadel (6, 7) angebracht ist,
mit einer [X.] (61) bevorzugt zum Speichern von Tinteninformatio-nen
[3].
2.
Die Tintenzufuhrnadel (6,
7) ist nahe einem Ende einer Seite in
einer Richtung senkrecht zur hin und her
gerichteten Richtung
des Schlittens (3) angeordnet [4].
3.
Auf einer Wand des Tintentanks (40,
50)
ist nahe der Seite, auf der die Tintenaustrittsöffnung (44,
54) gebildet
ist, eine Platine (31) angebracht [5].
a)
Auf einer frei liegenden Oberfläche der
Platine (31) sind mehrere Kontakte (60) zum Verbinden mit einer externen
Regeleinrichtung (38) gebildet [6].
8
-
6
-
b)
Mittels der
Kontakte (60) kann von der externen Regelein-richtung (38) auf die [X.] (61) zugegriffen
werden [7].
4.
Der Drucker umfasst ferner Kontakt bildende Elemente (29, 29'), die mit Kontakten
(60)
der Platine (31) und der Regelein-richtung (38) in Kontakt
stehen [8].
a)
Diese Kontakt bildenden Elemente (29, 29') sind in [X.] unterteilt. Die Elemente jeder Gruppe sind in einer unterschiedlichen
Höhe in Richtung des Anbringens oder Abnehmens des
Tintentanks (40, 50) angeordnet, wodurch eine obere
Gruppe (29) und eine untere Gruppe (29') gebildet wird, betrachtet
in der Richtung des Anbrin-gens des Tintentanks
[9].
b)
Die untere Gruppe (29') der Kontakt bildenden Elemente ist in
einer Richtung senkrecht zur Richtung des Anbrin-gens länger
als die obere Gruppe (29) der Kontakt bilden-den Elemente
[10].
II.
Das Patentgericht hat seine Entscheidung im Wesentlichen wie folgt begründet:
Der Gegenstand von Schutzanspruch
1 in der mit dem Hauptantrag ver-teidigten Fassung gehe über den Inhalt der Ursprungsoffenbarung hinaus. Zwar seien in den ursprünglich eingereichten Unterlagen entgegen der Auffassung der Antragstellerin nicht nur die Merkmale 1 bis 3 [1 bis 8], sondern auch das Merkmal 4
a [9] offenbart. Nicht offenbart sei aber das Merkmal 4
b [10]. [X.] zur Längserstreckung der beiden Gruppen von Kontakt bildenden Elemen-ten seien weder im Wortlaut der Ansprüche
noch im Wortlaut der Beschreibung enthalten. Entgegen der Auffassung der Antragsgegnerin sehe der Fachmann in dem Umstand, dass die untere
Gruppe länger sei
als die obere, auch nicht eine selbstverständliche Maßnahme zum Erhalt eines größeren Schwenkwin-kels bis zum Eintritt des Kontaktverlusts. Es gebe nämlich, wie auch die An-9
10
-
7
-
tragsgegnerin nicht in Abrede stelle, bestimmte Konstellationen, in denen der zulässige Schwenkwinkel größer sei, wenn die untere Gruppe kürzer sei als die obere.
Die Aufnahme von Merkmal 4
b [10] in den Schutzanspruch habe
jedoch nicht zur Folge, dass die Unwirksamkeit des Streitgebrauchsmusters festzu[X.] sei. Sie führe nicht dazu, dass der Gegenstand des Schutzrechts gegenüber dem Inhalt der ursprünglichen Anmeldung ein "[X.]"
darstelle, sondern schrän-ke den Gegenstand der Anmeldung lediglich ein. Den [X.] sei als wesentliche Zielrichtung die Vermeidung von Fehlkontaktierungen beim [X.] des Tanks und beim Druckbetrieb sowie die auf diesen Aspekt hin ver-besserte Ausgestaltung der Geometrie und Lageanordnung der Kontakte zu entnehmen. Die in Figur
7 der Anmeldung dargestellte Anordnung, bei der die untere Gruppe der Kontakte eine größere Länge aufweise als die obere, [X.] ebenfalls den Aspekt der Vermeidung von [X.] und bilde diesen weiter. Merkmal 4
b [10] konkretisiere demzufolge die ursprünglich offenbarte Anweisung zum technischen Handeln.
Nach der Rechtsprechung des [X.] sei den berechtigten Interessen der Öffentlichkeit deshalb genüge
getan, wenn das Merkmal im Pa-tentanspruch verbleibe und zugleich dafür Sorge getragen werde, dass im Übri-gen keine Rechte aus der Änderung hergeleitet werden könnten. Dass das Merkmal auch nicht offenbarte Ausgestaltungen erfasse, mit denen das Ziel der Erfindung unter Umständen nicht erreicht werde, führe nicht zu einer [X.] Beurteilung.
III.
Diese Beurteilung hält der rechtlichen Überprüfung stand.
1.
Zutreffend ist das Patentgericht davon ausgegangen, dass die Rechtsprechung des [X.] zur Aufnahme eines in den ursprüng-lich eingereichten Unterlagen nicht als zur Erfindung gehörend offenbarten, den Gegenstand des Schutzrechts aber lediglich einschränkenden
Merkmals in 11
12
13
14
-
8
-
einen
Patentanspruch für das Gebrauchsmusterrecht entsprechend heranzu-ziehen ist.
a)
Wie der [X.] mehrfach entschieden hat, ist dem §
21 Abs.
1 Nr.
4 [X.] zugrunde liegenden Gesichtspunkt des Vertrauensschutzes gegenüber der Öffentlichkeit hinreichend Rechnung getragen, wenn ein Verstoß gegen
das darin aufgestellte Verbot durch entsprechende Beschränkung des Patents rückgängig gemacht wird.
Wenn die Einfügung eines in den ursprünglich eingereichten Unterlagen nicht als zur Erfindung gehörend offenbarten Merkmals zu einer bloßen Ein-schränkung des geschützten Gegenstands geführt hat, kann dies dadurch [X.], dass das betreffende Merkmal im Anspruch verbleibt, bei der Prüfung der Patentfähigkeit aber jedenfalls insoweit außer Betracht zu lassen ist, als es nicht zur Stützung derselben herangezogen werden darf ([X.], Beschluss vom 5.
Oktober 2000 -
X
ZR
184/98, [X.], 140, 142
f. -
Zeittelegramm; [X.] vom 21.
Oktober 2010 -
Xa
ZB
14/09, [X.], 40 Rn.
18 -
Winkel-messeinrichtung; Urteil vom 21.
Juni 2011 -
X
ZR
43/09, [X.], 1003 Rn.
24 -
Integrationselement). Das Patent ist hingegen zu widerrufen oder für nichtig zu erklären, wenn die Hinzufügung des Merkmals dazu geführt hat, dass das Schutzrecht eine andere Erfindung zum Gegenstand hat als die ursprüngli-che Anmeldung, wenn das Patent also etwas schützt, das gegenüber dem der Fachwelt durch die ursprünglich
eingereichten Unterlagen [X.] ein "[X.]"
darstellt ([X.],
[X.], 140, 141 -
Zeittelegramm; [X.], 40 Rn.
21
-
Winkelmesseinrichtung; [X.], 1003 Rn.
27 -
Integrationsele-ment).
b)
Diese Grundsätze gelten auch für das Gebrauchsmusterrecht, das in §
15 Abs.
1 Nr.
3 [X.] einen entsprechenden Löschungsgrund vorsieht.
Die Rechtsprechung des [X.] beruht auf §
21 Abs.
2 Satz
1 [X.], wonach ein Patent mit einer entsprechenden Beschränkung auf-rechtzuerhalten ist, wenn ein [X.] nur einen Teil desselben betrifft. 15
16
17
18
-
9
-
Eine
Regelung gleichen Inhalts enthält §
15 Abs.
3 Satz
1 [X.]
für die Lö-schung eines Gebrauchsmusters.
2.
Ebenfalls zutreffend ist das Patentgericht davon ausgegangen, dass eine
Nichtigerklärung oder Löschung im Falle einer bloßen Einschränkung auch dann nicht zwingend erforderlich ist, wenn das eingefügte Merkmal auch bei nicht offenbarten Ausgestaltungen verwirklicht sein kann, mit denen das Ziel der Erfindung unter Umständen nicht erreicht wird.
a)
Wenn ein Patentanspruch oder der Schutzanspruch eines Ge-brauchsmusters verallgemeinernde Formulierungen enthält, die möglicherweise auch Ausführungsformen umfassen, die die in der Beschreibung geschilderten Vorteile nicht aufweisen, stellt dies keinen eigenständigen Widerrufs-, Nichtig-keits-
oder Löschungsgrund dar.
Grundsätzlich ist es dem Anmelder unbenommen, den beanspruchten Schutz nicht auf konkret geschilderte Ausführungsbeispiele zu beschränken, sondern gewisse Abstrahierungen vorzunehmen. Eine zu weite Formulierung der Ansprüche kann im Einzelfall zur Folge haben, dass der Gegenstand des Schutzrechts über den Inhalt der ursprünglich eingereichten Unterlagen hinaus-geht. Sie kann ferner dazu führen, dass der Gegenstand des Schutzrechts nicht schutzfähig ist, weil zumindest eine unter den Anspruch fallende Ausführungs-form durch den Stand der Technik vorweggenommen oder nahegelegt ist, oder dass die Erfindung nicht mehr so offenbart ist, dass der Fachmann sie ausfüh-ren kann (vgl. dazu [X.], Urteil vom 25.
Februar 2010 -
Xa
ZR
100/05, [X.]Z 184, 300 = GRUR 2010, 414 Rn.
23 -
Thermoplastische Zusammensetzung).
Ob eine solche Folge eintritt, ist indes eine Frage des Einzelfalls, die im Zusammenhang mit den einzelnen im Gesetz vorgesehenen Nichtigkeits-
bzw. [X.] zu klären ist. Der Umstand, dass der Gegenstand des Schutzrechts möglicherweise auch Ausführungsformen umfasst, bei denen die Vorteile der Erfindung nicht verwirklicht werden, reicht für sich gesehen nicht aus, um einen dieser Nichtigkeits-
bzw. [X.] zu bejahen.
19
20
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22
-
10
-
b)
Im Streitfall hängt die Frage, ob die Einfügung des Merkmals 4
b [10] eine Löschung des Streitgebrauchsmusters zur Folge hat,
mithin allein davon ab, ob der Gegenstand des Schutzrechts durch die Aufnahme dieses Merkmals zu einem "[X.]" abgewandelt worden ist.
Dies hat das Patentgericht zutreffend erkannt.
3.
Das Patentgericht ist zu dem Ergebnis gelangt, die Einfügung von Merkmal 4
b [10] habe zu einer bloßen Beschränkung des Gegenstands ge-führt.
Dies lässt jedenfalls im Ergebnis Rechtsfehler nicht erkennen.
a)
Eine bloße Konkretisierung des Gegenstands der ursprünglichen Anmeldung könnte allerdings nicht schon deshalb bejaht werden, weil das [X.] Merkmal dieselbe Zielrichtung verfolgt wie andere, in den ursprüng-lich eingereichten Unterlagen offenbarte Merkmale oder weil es ebenso wie diese Merkmale die Geometrie und Lageanordnung der Kontakte betrifft.
aa)
Ob eine bloße Einschränkung oder ein "[X.]"
vorliegt, kann nicht [X.] nach formalen Kriterien entschieden werden.
Insbesondere kann eine bloße Einschränkung nicht schon deshalb bejaht werden, weil alle in Betracht kommenden Ausführungsformen, die die
Merkmale des Patentanspruchs in der erteilten Fassung aufweisen, formal auch unter den Gegenstand
der ursprünglich eingereichten Unterlagen subsumiert werden können. Entscheidend ist vielmehr,
ob mit der Hinzufügung des Merkmals ledig-lich eine Anweisung zum technischen Handeln
konkretisiert wird, die in den ur-sprünglich eingereichten Unterlagen als zur Erfindung gehörend
offenbart ist, oder ob damit ein technischer Aspekt angesprochen wird, der aus den ur-sprünglich
eingereichten Unterlagen weder in seiner konkreten Ausgestaltung noch auch nur in abstrakter
Form als zur Erfindung gehörend zu entnehmen ist
([X.],
[X.], 40 Rn.
22 -
Winkelmesseinrichtung; [X.], 1003 Rn.
29 -
Integrationselement).
23
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25
26
27
28
-
11
-
bb)
Ein zusätzlich eingefügtes Merkmal betrifft nicht schon dann einen in den ursprünglich eingereichten Unterlagen als zur Erfindung gehörend offenbar-ten technischen Aspekt, wenn es der Erzielung eines Erfolgs dient, der schon in der ursprünglichen Anmeldung benannt worden ist. Erforderlich ist vielmehr, dass auch die zur Erzielung dieses Erfolgs eingesetzten Mittel übereinstimmen.
Hierzu reicht nicht aus, dass das hinzugefügte Merkmal ein Mittel betrifft, das in seinen Wirkungen mit einem in den ursprünglich eingereichten Unterla-gen als zur Erfindung gehörend offenbarten Mittel vergleichbar ist. Das mit dem hinzugefügten Merkmal angegebene Mittel muss sich vielmehr als Konkretisie-rung eines bereits ursprünglich als zur Erfindung gehörend offenbarten Mittels darstellen.
cc)
Im Streitfall genügt es deshalb nicht, dass Merkmal 4
b [10] ebenso wie zahlreiche der in den ursprünglich eingereichten Unterlagen angeführten Maßnahmen der Vermeidung von Fehlkontaktierungen beim Einsetzen des Tanks und beim Druckbetrieb dient. Ebenfalls nicht ausreichend ist, dass Merkmal 4
b [10] ebenso wie andere ursprünglich offenbarte Maßnahmen
in irgendeiner Weise
die Geometrie und Lageanordnung der Kontakte betrifft.
b)
Ohne Rechtsfehler hat
das Patentgericht in Merkmal 4
b [10] aber deshalb eine Konkretisierung gesehen, weil
in den ursprünglich eingereichten Unterlagen
ein Ausführungsbeispiel beschrieben
wird, bei dem die Kontakt-elemente in zwei übereinanderliegenden Reihen angeordnet sind.
In den ursprünglich eingereichten Unterlagen, die insoweit mit der [X.] des Streitgebrauchsmusters und mit dem Inhalt der [X.], aus der es abgezweigt wurde, übereinstimmen, wird zu dem in den Figu-ren 5 und 7 dargestellten Ausführungsbeispiel ausgeführt, die Kontakte (60) seien in mehreren Reihen in der Einführrichtung des Tanks angeordnet, und zwar im konkreten Beispiel in zwei Reihen (S.
11 Abs.
2
= Streitgebrauchsmus-ter Abs.
35). Dadurch kämen die Kontakte in einer definierten, vertikal gruppier-ten Reihenfolge zustande, was Datenverluste aufgrund des Anwendens von 29
30
31
32
-
12
-
Signalen in [X.] Reihenfolge verhindere (S.
14/15
= Streit-gebrauchsmuster Abs.
45).

Mit der Anordnung der Kontakte in zwei übereinanderliegenden Reihen ist ein Mittel offenbart, das in Merkmal 4
b [10] vorausgesetzt wird. Durch die [X.] dieses Merkmals wird kein neuer technischer Aspekt eingeführt. Vielmehr wird lediglich die Art und Weise, in der die beiden übereinander lie-genden Reihen ausgestaltet sind, in einem Detailpunkt näher konkretisiert. [X.] hat das Patentgericht zu Recht eine bloße Einschränkung gesehen.
IV.
Das Patentgericht hat den Gegenstand des Streitgebrauchsmusters

ohne Merkmal 4
b [10] -
als schutzfähig angesehen. Diese Entscheidung [X.] nicht der rechtlichen Überprüfung in der [X.].

1.
Das Patentgericht hat die Zulassung der Rechtsbeschwerde auf den Löschungsgrund des §
15 Abs.
1 Nr.
3 [X.] beschränkt.
Eine Beschränkung der Zulassung braucht nicht im Tenor der [X.] ausgesprochen zu werden. Sie kann sich auch aus der Be-gründung des Beschlusses
ergeben. Eine Beschränkung ist regelmäßig anzu-nehmen, wenn sich die Frage, die der Vorinstanz Anlass zur Zulassung gege-ben hat, nur für einen eindeutig abgrenzbaren selbständigen Teil des Streitstof-fes stellt ([X.], Beschluss vom 17.
Juli 2012 -
X
ZB
1/11, [X.], 1243 Rn.
5 -
Feuchtigkeitsabsorptionsbehälter).
Das Patentgericht hat im angefochtenen Beschluss ausgeführt, die Frage, ob eine unzulässige Erweiterung eines Gebrauchsmusters dann keine Lö-schung erfordere, wenn sie eine in den ursprünglich eingereichten Unterlagen als zur Erfindung gehörend offenbarte Anweisung zum technischen Handeln zwar konkretisiere, aber auch nicht offenbarte Ausgestaltungen zulasse, mit denen das Ziel der Erfindung unter Umstanden nicht
erreicht werde, sei von 33
34
35
36
37
-
13
-
grundsätzlicher Bedeutung. Damit hat es hinreichend deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Rechtsbeschwerde nur hinsichtlich des Löschungsgrundes des §
15 Abs.
1 Nr.
3 [X.] zugelassen ist.
2.
Diese Beschränkung ist wirksam.
Die Zulassung der Rechtsbeschwerde gemäß §
18 Abs.
4 Satz
1 [X.] und §
100 Abs.
1 [X.] kann auf abgrenzbare Teile des Beschwerdeverfahrens beschränkt werden ([X.], Beschluss vom 14.
Juli 1983 -
X
ZB
9/82, [X.]Z 88, 191, 193 = GRUR 1983, 725, 726 -
Ziegelsteinformling
I; Beschluss vom 19.
Oktober 2004 -
X
ZB
34/03, [X.], 143 -
Rentabilitätsermittlung). Wenn gegen ein Gebrauchsmuster mehrere der in §
15 Abs.
1 [X.] vorge-sehenen [X.] geltend gemacht werden, bildet jeder [X.] einen abgrenzbaren Teil des Verfahrens
in diesem Sinne ([X.],
[X.], 1243 Rn.
4 -
Feuchtigkeitsabsorptionsbehälter).
V.
Die Kostenentscheidung beruht auf §
109 Abs.
1 Satz
2 [X.].
VI.
Eine mündliche Verhandlung hat der [X.] nicht für erforderlich ge-halten (§
18 Abs.
4 Satz
2 [X.] und §
107 Abs.
1 Halbsatz
2 [X.]).

Meier-Beck
Mühlens
Gröning

Grabinski
[X.]

Vorinstanz:
[X.], Entscheidung vom 26.10.2011 -
35 W(pat) 466/09 -

38
39
40
41

Meta

X ZB 2/12

06.08.2013

Bundesgerichtshof X. Zivilsenat

Sachgebiet: ZB

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 06.08.2013, Az. X ZB 2/12 (REWIS RS 2013, 3629)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2013, 3629

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