Bundesfinanzhof, Beschluss vom 15.04.2010, Az. V B 7/09

5. Senat | REWIS RS 2010, 7606

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Gegenstand

Aufforderung zur Vorlage einer Prozessvollmacht


Leitsatz

NV: Im Verhältnis zu einer der in § 62 Abs. 6 Satz 4 FGO genannten Personen ist die Anforderung einer schriftlichen Prozessvollmacht ermessensgerecht, wenn konkrete Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass diese Person tatsächlich nicht oder nicht wirksam bevollmächtigt ist.

Tatbestand

1

I. Gegenstand des Rechtsstreits ist eine Nichtzulassungsbeschwerde, die Steuerberater [[[X.].].] (StB [[[X.].].]) im Namen des [[[X.].].] und Beschwerdeführers (Kläger) eingelegt hat. Die Nichtzulassungsbeschwerde bezieht sich auf ein Verfahren vor dem Finanzgericht ([[[X.].].]), in dem der Kläger zunächst von StB [[[X.].].] vertreten worden war. Während des erstinstanzlichen Rechtsstreits teilte der Kläger dem [[[X.].].] mit Schreiben vom 31. Oktober 2008 mit, dass er StB [[[X.].].] das Mandat entzogen habe.

2

Im Verlauf des Beschwerdeverfahrens hat die Geschäftsstelle des erkennenden Senats des [[X.].] (BFH) StB [[[X.].].] auf richterliche Anordnung u.a. aufgefordert, eine Prozessvollmacht des [[[X.].].] vorzulegen. StB [[[X.].].] hat trotz des Hinweises auf das Schreiben des [[[X.].].] an das [[[X.].].] vom 31. Oktober 2008 und die Aufforderung, bis zum 27. Oktober 2009 eine Prozessvollmacht vorzulegen, bis heute keine Prozessvollmacht vorgelegt.

Entscheidungsgründe

3

II. Die Nichtzulassungsbeschwerde ist unzulässig, da [[X.].] seine Bevollmächtigung durch den Kläger nicht nachgewiesen hat.

4

1. Nach § 62 Abs. 2 Satz 1 der Finanzgerichtsordnung (FGO) können sich im finanzgerichtlichen Verfahren die Beteiligten durch Bevollmächtigte vertreten lassen. Die Bevollmächtigung ist durch eine schriftliche Vollmacht nachzuweisen (§ 62 Abs. 6 Satz 1 FGO). Das Gericht hat den Mangel der Vollmacht von Amts wegen zu berücksichtigen (§ 62 Abs. 6 Satz 4 FGO); das gilt allerdings nicht, wenn als Bevollmächtigter eine Person i.S. des § 62 Abs. 2 Satz 1 FGO auftritt (§ 62 Abs. 6 Satz 4 FGO). Das gilt auch für das Revisionsverfahren (§ 121 Satz 1 FGO) und gleichermaßen für das Beschwerdeverfahren.

5

2. Im Streitfall hat [[X.].] eine vom Kläger ausgestellte Prozessvollmacht trotz Aufforderung nicht vorgelegt. Dieser Mangel muss zwar nicht gemäß § 62 Abs. 6 Satz 4 FGO zwingend berücksichtigt werden, da [[X.].] als Steuerberater eine Person i.S. des § 3 Nr. 1 des [X.]. § 62 Abs. 2 Satz 1 FGO ist. Daraus folgt aber nicht, dass das Fehlen der Prozessvollmacht unbeachtlich ist. Vielmehr ist in einem solchen Fall nach pflichtgemäßem Ermessen darüber zu entscheiden, ob die Vorlage einer Vollmacht für notwendig erachtet wird oder nicht ([X.] in Tipke/[[X.].], Abgabenordnung, Finanzgerichtsordnung, § 62 FGO Rz 53; Stapperfend in Gräber, Finanzgerichtsordnung, 6. Aufl., § 62 Rz 44, m.w.N.). Kommt das Gericht dabei zu dem Ergebnis, dass die Vorlage der Vollmacht nicht verzichtbar ist, so ist der von dem vollmachtlosen Vertreter eingelegte Rechtsbehelf als unzulässig zu verwerfen ([X.] vom 11. November 2009 [X.]/09, [X.], 904).

6

3. Im Verhältnis zu einer der in § 62 Abs. 6 Satz 4 FGO genannten Personen ist die Anforderung einer schriftlichen Prozessvollmacht ermessensgerecht, wenn konkrete Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass diese Person tatsächlich nicht oder nicht wirksam bevollmächtigt ist (BFH-Urteil vom 11. Februar 2003 [X.], [X.], 409, [X.] 2003, 606; Stapperfend in Gräber, a.a.[X.], § 62 Rz 46; [X.] in Tipke/ [[X.].], a.a.[X.], § 62 FGO Rz 54, m.w.N.). Solche Anhaltspunkte bestehen im Streitfall deshalb, weil der Kläger nach Aktenlage im erstinstanzlichen Verfahren [[X.].] das Mandat entzogen hat und [[X.].] daraufhin nicht mehr für ihn aufgetreten ist. Dies weist darauf hin, dass die möglicherweise ursprünglich bestehende Vollmacht des [[X.].] erloschen und in der Folge nicht erneut erteilt worden ist. Angesichts dessen ist der Mangel der Vollmacht im vorliegenden Verfahren zu berücksichtigen mit der Folge, dass die Nichtzulassungsbeschwerde als unzulässig zu verwerfen ist.

7

4. [X.] beruht auf § 135 Abs. 2 FGO. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens sind [[X.].] als vollmachtlosem Vertreter aufzuerlegen (vgl. [X.] vom 24. August 1998 [X.], [X.] 1999, 212).

Meta

V B 7/09

15.04.2010

Bundesfinanzhof 5. Senat

Beschluss

vorgehend FG München, 27. November 2008, Az: 14 K 1567/08, Urteil

§ 62 Abs 6 FGO

Zitier­vorschlag: Bundesfinanzhof, Beschluss vom 15.04.2010, Az. V B 7/09 (REWIS RS 2010, 7606)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2010, 7606

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