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PDF anzeigen[X.]:[X.]:[X.]:2016:100516B1ARS5.16.0
BUN[X.]SGERICHTSHOF
BESCHLUSS
1 ARs 5/16
vom
10. Mai
2016
in [X.]er Strafsa[X.]he
gegen
wegen
sexuellen Missbrau[X.]hs eines Kin[X.]es
hier:
Antwort auf [X.]en [X.] [X.]es 3. Strafsenats
vom 29. Oktober 2015
3 [X.]
-
2
-
Der 1. Strafsenat [X.]es [X.] hat am 10. Mai
2016
gemäß §
132
Abs.
3
Satz 1
GVG
bes[X.]hlossen:
Die beabsi[X.]htigte Ents[X.]hei[X.]ung [X.]es 3. Strafsenats wi[X.]er-spri[X.]ht [X.]er Re[X.]htspre[X.]hung [X.]es 1. Strafsenats, [X.]er an [X.]ieser festhält.
Grün[X.]e:
I.
Der 3. Strafsenat hat über [X.]ie Revision eines Angeklagten zu ents[X.]hei-[X.]en, [X.]er wegen sexuellen Missbrau[X.]hs eines Kin[X.]es in 35 Fällen zu einer Ge-samtfreiheitsstrafe von [X.]rei Jahren un[X.] [X.]rei Monaten verurteilt wor[X.]en ist. Na[X.]h [X.]en Feststellungen [X.]es [X.] kam es zwis[X.]hen 1990 un[X.] 1994 zu se-xuellen [X.] [X.]es Angeklagten zu Lasten seiner im März 1985 ge-borenen To[X.]hter. Währen[X.] [X.]er Taten erklärte er seiner To[X.]hter, [X.]ies gehöre [X.]azu un[X.] eine gute To[X.]hter ma[X.]he [X.]as so. Er s[X.]härfte ihr au[X.]h ein, sie [X.]ürfe nieman[X.]em
von [X.]en Ges[X.]hehnissen beri[X.]hten, [X.]a ihm sonst Gefängnis [X.]rohe. Der 3. Strafsenat mö[X.]hte [X.]as Urteil im gesamten Strafausspru[X.]h aufheben. [X.] hierzu gibt ihm [X.]ie Wertung [X.]es [X.], wona[X.]h zwar zugunsten [X.]es Angeklagten spre[X.]he, [X.]ass [X.]ie Taten inzwis[X.]hen sehr lange zurü[X.]k lägen, [X.]ie-ser Umstan[X.] je[X.]o[X.]h ni[X.]ht in glei[X.]her Weise wie bei an[X.]eren Straftaten berü[X.]k-si[X.]htigt wer[X.]en könne, [X.]a [X.]er sexuelle Kin[X.]esmissbrau[X.]h im familiären Umfel[X.] ges[X.]hehen un[X.] [X.]ie späte Anzeige [X.]er Tat hier[X.]ur[X.]h mitbe[X.]ingt gewesen sei, so [X.]ass [X.]ie gesetzgeberis[X.]he Wertung [X.]es § 78b StGB tangiert wer[X.]e. Der anfra-gen[X.]e [X.] sieht hierin eine sa[X.]hli[X.]h ni[X.]ht gere[X.]htfertigte Vermis[X.]hung von 1
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Gesi[X.]htspunkten [X.]er Strafzumessung mit sol[X.]hen [X.]er Verjährung. Er beabsi[X.]h-tigt [X.]aher zu ents[X.]hei[X.]en:
n Abstan[X.] zwis[X.]hen Tat un[X.] Urteil kommt im Rahmen [X.]er Strafzumessung bei Taten [X.]es sexuellen Missbrau[X.]hs eines Kin-
Hieran sieht er si[X.]h je[X.]o[X.]h [X.]ur[X.]h entgegenstehen[X.]e Re[X.]htspre[X.]hung [X.]es 1. Strafsenats ([X.], Bes[X.]hluss vom 8. Februar 2006
1 StR 7/06) gehin-[X.]ert.
II.
An [X.]er in [X.]em in Bezug genommenen Bes[X.]hluss geäußerten Re[X.]htsan-si[X.]ht hält [X.]er [X.] grun[X.]sätzli[X.]h fest.
Der [X.] hat [X.]amals ausgeführt, [X.]ass [X.]em langen zeitli[X.]hen Abstan[X.] zwis[X.]hen
Tat un[X.] Urteil bei [X.] ni[X.]ht eine glei[X.]h hohe Be[X.]eutung wie in an[X.]eren Fällen zukomme. Dies gelte [X.] in [X.]en Fällen, in [X.]enen ein Kin[X.] vom im selben Familienverban[X.] leben[X.]en Vater missbrau[X.]ht wer[X.]e un[X.] erst im Erwa[X.]hsenenalter [X.] zu einer Auf-arbeitung [X.]es Ges[X.]hehens mit Hilfe einer Strafanzeige fin[X.]e. Deshalb habe [X.]er Gesetzgeber au[X.]h [X.]ie beson[X.]ere Verjährungsregelung in § 78b StGB getroffen.
Der [X.] hatte si[X.]h [X.]abei auf eine frühere Ents[X.]hei[X.]ung [X.]es anfragen-[X.]en [X.]s (Urteil vom 10. November 1999
3 [X.], [X.], 748, 749) gestützt. Dem lag eine Verurteilung [X.]es Angeklagten wegen sexuellen Missbrau[X.]hs [X.]er To[X.]hter zugrun[X.]e. Einwän[X.]en gegen [X.]ie Strafzumessung
insbeson[X.]ere unter [X.]em Aspekt [X.]er ni[X.]ht ausrei[X.]hen[X.]en Berü[X.]ksi[X.]htigung 2
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[X.]es langen zeitli[X.]hen Abstan[X.]s zwis[X.]hen Tat un[X.] Urteil
hat [X.]er anfragen[X.]e [X.] [X.]amals entgegengehalten, [X.]ass gera[X.]e [X.]em langen zeitli[X.]hen Abstan[X.] zwis[X.]hen Tat un[X.] Urteil bei sol[X.]hen Missbrau[X.]hsfällen nur eine einges[X.]hränkte Be[X.]eutung zukomme. Denn kin[X.]li[X.]he Opfer, insbeson[X.]ere wenn sie vom im glei[X.]hen Familienverban[X.] leben[X.]en eigenen Vater missbrau[X.]ht wer[X.]en, fän[X.]en häufig erst im Erwa[X.]hsenenalter [X.] zu einer Aufarbeitung [X.]es Ges[X.]he-hens mit Hilfe einer Strafanzeige. Dem entspre[X.]he, [X.]ass [X.]er Gesetzgeber mit [X.]er [X.]ur[X.]h [X.]as 30.
StrÄn[X.]G eingeführten Regelung [X.]es § 78b Abs. 1 Nr. 1 StGB [X.]as Ruhen [X.]er Verjährung bei Straftaten na[X.]h §§ 176 bis 179 StGB bis zur Vollen[X.]ung [X.]es a[X.]htzehnten Lebensjahres [X.]es Opfers angeor[X.]net
un[X.] [X.]amit zu erkennen gegeben habe, [X.]ass er sol[X.]he Delikte au[X.]h no[X.]h na[X.]h längerem [X.] Abstan[X.] für [X.] era[X.]htet.
[X.]
Mit wel[X.]hem Gewi[X.]ht si[X.]h [X.]er [X.]ablauf bei Taten [X.]es sexuellen [X.] strafmil[X.]ern[X.] auswirkt, kann ni[X.]ht allgemein, son[X.]ern nur na[X.]h Lage [X.]es Einzelfalls beurteilt wer[X.]en. Der [X.] hält [X.]aran fest, [X.]ass [X.]as Tatgeri[X.]ht [X.]abei [X.]ie gesetzgeberis[X.]he Wertung [X.]es § 78b Abs. 1 Nr. 1 StGB berü[X.]ksi[X.]htigen [X.]arf.
1. Der [X.] ist mit [X.]em anfragen[X.]en [X.] un[X.] [X.]er einhelligen Re[X.]ht-spre[X.]hung [X.]er Ansi[X.]ht, [X.]ass allein einem beson[X.] langen [X.]raum, [X.]er [X.] liegt
unabhängig von [X.]er Dauer [X.]es Strafverfah-rens , strafmil[X.]ern[X.]e Wirkung zukommt (vgl. nur [X.], Bes[X.]hlüsse vom 21.
Dezember 1998
3 StR 561/98, NJW 1999, 1198; vom 17. Januar 2008
[X.], [X.]St 52, 124, 141 f. un[X.] vom 29. September 2015
2 StR 128/15, [X.], 7). Dies gilt grun[X.]sätzli[X.]h für alle Delikte [X.]/ 6
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San[X.]er/[X.], Praxis [X.]er Strafzumessung, 5. Aufl.,
ausgenommen sin[X.] le[X.]igli[X.]h sol[X.]he Delikte, bei [X.]enen na[X.]h [X.]er gesetzgeberi-s[X.]hen Ents[X.]hei[X.]ung nur [X.]as aus [X.]er Verwirkli[X.]hung von objektivem
un[X.] subjek-tivem
Tatbestan[X.] abzuleiten[X.]e Tatunre[X.]ht [X.]ie Verhängung einer lebenslangen Freiheitsstrafe re[X.]htfertigt ([X.], Bes[X.]hluss vom 3.
Juni 1992
2 BvR 1041/88, 78/89, [X.]E 86, 288, 310, 323).
2. Die strafzumessungstheoretis[X.]he Verankerung [X.]ieses gegenüber [X.]er Verfahrens[X.]auer unabhängigen (vgl. nur [X.], Bes[X.]hlüsse vom 29. September 2015
2 StR 128/15, [X.], 7; vom 21. Dezember 1998
3
StR 561/98, NJW 1999, 1198; vom 24. Juli 1991
5 StR 286/91, [X.], 78
un[X.] vom 29. November 1985
2 StR 596/85; NStZ 1986, 217) Strafzumessungsas-pekts ist hingegen in [X.]er Re[X.]htspre[X.]hung ni[X.]ht ein[X.]eutig (vgl. zusammenfas-sen[X.]e Darstellung bei Stahl, Strafzumessungstatsa[X.]hen zwis[X.]hen Verbre-[X.]henslehre un[X.] Straftheorie, 2015, S.
158; kritis[X.]h zur Behan[X.]lung [X.]ur[X.]h [X.]ie Re[X.]htspre[X.]hung [X.], 50 Jahre [X.]: Festgabe aus [X.]er [X.], 2000, [X.], [X.], 298).
a) S[X.]hon in einer Ents[X.]hei[X.]ung [X.]es Obersten Geri[X.]htshofs für [X.]ie [X.] (Urteil vom 26. Oktober 1948
StS 59/48, [X.] 1, 119, 121) wir[X.] [X.]ie lange [X.]spanne als Strafzumessungsaspekt anerkannt. Als Begrün[X.]ung [X.]er strafmil[X.]ern[X.]en Wirkung wir[X.] [X.]arauf abgestellt, [X.]ass [X.]ie [X.] s[X.]hließli[X.]h au[X.]h s[X.]hwere Wun[X.]en heile, un[X.] je weniger im Laufe [X.]er [X.] [X.]er S[X.]ha[X.]en empfun[X.]en wer[X.]e, [X.]en jeman[X.] s[X.]hul[X.]haft einem an[X.]eren zugefügt habe, umso geringer wer[X.]e in [X.]er Regel [X.]as Sühnebe[X.]ürfnis. Dieser Ge[X.]anke sei vom [X.]geber anerkannt, wie [X.]ie Vors[X.]hriften über [X.]ie Verjährung belegten. Konnte aller[X.]ings [X.]ie Tat ni[X.]ht [X.]ur[X.]h [X.] Geri[X.]hte gesühnt wer[X.]en, wür[X.]en [X.]ie Verletzungen sowohl [X.]ur[X.]h [X.]as Opfer als au[X.]h [X.]ur[X.]h [X.]ie Allgemeinheit als un-8
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verän[X.]ert s[X.]hmerzhaft empfun[X.]en, ihr Sühnebe[X.]ürfnis bestehe ungemin[X.]ert fort. Deswegen müsse [X.]iese [X.]spanne unberü[X.]ksi[X.]htigt bleiben; [X.]er gesetz-li[X.]h vorgesehene Auss[X.]hluss [X.]er Verjährung zeige, [X.]ass allein [X.]ies [X.]em [X.] entspre[X.]he (so au[X.]h [X.], Urteil vom 28. Juni 1949
StS
16/49, [X.] 2, 94, 98).
b) aa) Diesen Erwägungen hat si[X.]h [X.]er [X.] anges[X.]hlos-sen ([X.], Urteile vom 25. September 1952
4 StR 26/50
un[X.]
vom 24. Januar 1952
4 StR 10/50). Dabei ist für [X.]ie Frage [X.]er gere[X.]hten Sühne trotz [X.]ab-laufs [X.]ie Si[X.]ht [X.]es Ges[X.]hä[X.]igten gegenüber [X.]en Interessen [X.]er Allgemeinheit hervorgehoben wor[X.]en. Habe
er empfin[X.]en
müssen, [X.]ass eine Sühne währen[X.] [X.]ieses [X.]raums
unmögli[X.]h war, so könne [X.]ie heilen[X.]e Wirkung [X.]es [X.]ab-laufs ni[X.]ht eintreten ([X.], Urteil vom 27. November 1951
1 StR 303/51, [X.]St 2, 20, 22).
[X.]) In [X.]er Folge hat [X.]ie Re[X.]htspre[X.]hung [X.]ie strafmil[X.]ern[X.]e Wirkung [X.]es [X.]ablaufs materiell mit einem gemin[X.]erten Sühneanspru[X.]h ([X.], Bes[X.]hluss vom 20. Februar 1998
2 StR 20/98, [X.], 205) bzw. allgemein ab-nehmen[X.]em
Strafbe[X.]ürfnis ([X.], Bes[X.]hluss vom 17. Januar 2008
GSSt
1/07, [X.]St 52, 124, 141 f.; vgl. au[X.]h [X.], Bes[X.]hluss vom 19.
April 1993
2 BvR 1487/90, NJW 1993, 3254) o[X.]er abnehmen[X.]em
öffentli[X.]hen
Inte-resse an [X.]er Strafverfolgung begrün[X.]et ([X.], Bes[X.]hluss vom 5. Februar 2003
2 BvR 327/02
u.a., NJW 2003, 2225).
[X.]) Daneben ist aber in zunehmen[X.]em
Umfang auf [X.]ur[X.]h [X.]en [X.]ablauf beeinflusste spezialpräventive Aspekte [X.]er Strafzumessung zur Begrün[X.]ung [X.]er strafmil[X.]ern[X.]en Wirkung abgestellt wor[X.]en. Je[X.]enfalls [X.]ann, wenn [X.]er [X.] si[X.]h währen[X.] [X.]es langen [X.]ablaufs zwis[X.]hen Tat un[X.] Urteil straffrei verhal-ten habe, wirke [X.]ies strafmil[X.]ern[X.] (vgl. [X.], Urteil vom 19. Januar 1972
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2 StR 607/71; Bes[X.]hluss vom 6. September 1988
1 [X.], [X.]R StGB § 46 Abs. 2 Verfahrensverzögerung 3), bzw. erfor[X.]ere [X.]ies eine gestei-gerte Prüfung [X.]er Wirkungen [X.]er Strafe für [X.]en Täter ([X.], Bes[X.]hluss vom 20.
Februar 1998
2 StR 20/98, [X.], 205; vgl. hierzu au[X.]h [X.], Bes[X.]hluss vom 5. Februar 2003
2 BvR 327/02 u.a., NJW 2003, 2225; [X.], Urteil vom 31. Oktober 1995
5 [X.], [X.], 120 un[X.] [X.] vom 20. April 2005
5 [X.] jeweils zu [X.]en Zwe[X.]ken [X.]es Jugen[X.]-strafre[X.]hts entgegenstehen[X.]en [X.]ablaufs). Au[X.]h sonstige, si[X.]h seit [X.]en Taten geän[X.]erte persönli[X.]he Umstän[X.]e sin[X.] zur Gewi[X.]htung [X.]er strafmil[X.]ern[X.]en Wir-kung [X.]es [X.]ablaufs herangezogen wor[X.]en ([X.], Urteil vom 20. Dezember 1995
2 StR 468/95, [X.]R StGB § 46 Abs. 2 [X.]ablauf 1: vorgerü[X.]ktes Alter un[X.] angegriffener Gesun[X.]heitszustan[X.]).
[X.][X.]) Vereinzelt ist [X.]er Belastung [X.]es Angeklagten [X.]ur[X.]h [X.]en [X.]ablauf zwis[X.]hen Tat un[X.] Aburteilung strafmil[X.]ern[X.]e Wirkung zuerkannt wor[X.]en ([X.], Bes[X.]hluss vom 24. Juli 1991
5 StR 286/91, [X.], 78).
3. Au[X.]h in [X.]er Literatur ist [X.]ie strafmil[X.]ern[X.]e Wirkung [X.]es [X.]ablaufs zwis[X.]hen Tat un[X.] Urteil anerkannt (Fis[X.]her, StGB, 63. Aufl., §
46 Rn.
61; [X.]/[X.], 2.
Aufl., §
46 Rn. 152). Soweit Erklärungsansätze hierfür unternommen wer[X.]en, variieren [X.]iese, was au[X.]h [X.]ur[X.]h abwei[X.]hen[X.]e strafzumessungstheoretis[X.]he Fun[X.]amente be[X.]ingt ist. So wir[X.] [X.]arauf abge-stellt, [X.]ass [X.]ie [X.] s[X.]hließli[X.]h au[X.]h s[X.]hwere Wun[X.]en heile; mit ihrem Ablauf s[X.]hwä[X.]he si[X.]h au[X.]h [X.]as Sühnebe[X.]ürfnis ab un[X.] wan[X.]elten si[X.]h [X.]ie präventiven Erfor[X.]ernisse ([X.], Strafzumessungsre[X.]ht, 2. Aufl. 1974, [X.]; [X.]., Das Re[X.]ht [X.]er Strafzumessung, 2. Aufl. 1985, [X.]). Es wir[X.] au[X.]h argumentiert, [X.]ass [X.]ie [X.]ur[X.]h [X.]ablauf eingetretene Ent[X.]ramatisierung [X.]es [X.]eliktis[X.]hen Ge-s[X.]hehens un[X.] eine zwis[X.]henzeitli[X.]he [X.] Bewährung [X.]es [X.] als Straf-mil[X.]erungsgrün[X.]e in Betra[X.]ht kommen (Streng, [X.], 256), [X.]er [X.]ablauf 13
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[X.]en [X.] verringere ([X.], StGB,
4.
Aufl., §
46 Rn.
88), bzw. [X.]er Notwen[X.]igkeit [X.]er Wie[X.]erherstellung [X.]es Re[X.]hts eine gewisse zeitli-[X.]he Dimension innewohne ([X.] aaO,
[X.], 299 f.; vgl. au[X.]h Stahl aaO,
S.
159: Reaktionsbe[X.]ürfnis) o[X.]er [X.]ass [X.]er Ablauf [X.]er [X.] Tat un[X.] Täter unter [X.]en Aspekten von S[X.]hul[X.] un[X.] Spezialprävention in einem günstigeren Li[X.]ht ers[X.]heinen lasse, als es bei s[X.]hneller Ahn[X.]ung [X.]er Fall gewesen wäre, so etwa bei jahrelanger einwan[X.]freier Führung un[X.] völliger Überwin[X.]ung [X.]er Folgen [X.]er Tat [X.]ur[X.]h [X.]en Verletzten ([X.], StGB,
12. Aufl., §
46 Rn.
240).
4. Der [X.] ist auf [X.]em Bo[X.]en [X.]ieser [X.]argestellten Re[X.]htspre[X.]hung ebenfalls [X.]er Ansi[X.]ht, [X.]ass [X.]ie strafmil[X.]ern[X.]e Wirkung [X.]es [X.]ablaufs bei [X.] auf einem allgemein abnehmen[X.]en Strafbe[X.]ürf-nis bzw. einer gemin[X.]erten Notwen[X.]igkeit von Sühne beruht. Daneben wir[X.] ein langer [X.]ablauf aber au[X.]h beson[X.]ere Prüfungspfli[X.]hten im Hinbli[X.]k auf spezi-alpräventiv wirksame Umstän[X.]e für [X.]ie Strafzumessung auslösen.
Im Ergebnis
entspri[X.]ht [X.]ies au[X.]h [X.]er Si[X.]htweise [X.]er [X.]argestellten Stim-men aus [X.]er Wissens[X.]haft, ohne [X.]ass es einer Auseinan[X.]etzung mit [X.]en [X.]ie unters[X.]hie[X.]li[X.]hen Aus[X.]ru[X.]ksformen be[X.]ingen[X.]en Strafzumessungskonzepten be[X.]ürfte. Vor allem aber stimmt [X.]iese Si[X.]ht mit [X.]en verfassungsre[X.]htli[X.]hen Vorgaben überein, wona[X.]h [X.]ie Strafe in einem gere[X.]hten Verhältnis zur S[X.]hwe-re [X.]er Tat un[X.] zum Vers[X.]hul[X.]en [X.]es [X.] stehen muss. Strafe hat [X.]ie Be-stimmung, gere[X.]hter [X.] zu sein (vgl. nur [X.], Bes[X.]hluss vom 15.
Dezember 2015
2 BvR 2735/14, NJW 2016, 1149 mwN). Ihre Zumessung wir[X.] [X.]ementspre[X.]hen[X.] [X.]ur[X.]h [X.]as Maß [X.]er S[X.]hul[X.] un[X.] [X.]er [X.] begrenzt ([X.], Bes[X.]hluss vom 15.
Mai 1995
2 BvL 19/91 u.a., [X.]E 92, 277, 326).
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5. Die Anerkennung eines abnehmen[X.]en [X.] bzw. eines si[X.]h verringern[X.]en Sühneanspru[X.]hs in Folge von [X.]ablauf führt aber zu [X.]er Notwen[X.]igkeit [X.]er in[X.]ivi[X.]uellen Gewi[X.]htung [X.]ieses Faktors in Bezug auf [X.]ie Bemessung [X.]er s[X.]hul[X.]angemessenen Strafe.
Inwieweit [X.]as Strafbe[X.]ürfnis abnimmt bzw. si[X.]h [X.]as Sühnebe[X.]ürfnis ver-ringert, un[X.] in wel[X.]hem Maße si[X.]h [X.]a[X.]ur[X.]h [X.]er [X.]ablauf strafmil[X.]ern[X.] [X.], obliegt [X.]er Wertung [X.]es Tatgeri[X.]hts. Denn [X.]iese Wertung ist Teil [X.]er Strafzumessung un[X.] [X.]amit grun[X.]sätzli[X.]h Sa[X.]he [X.]es Tatgeri[X.]hts. Es ist seine Aufgabe, auf [X.]er Grun[X.]lage [X.]es umfassen[X.]en Ein[X.]ru[X.]ks, [X.]en es in [X.]er [X.] von [X.]er Tat un[X.] [X.]er Persönli[X.]hkeit [X.]es [X.] gewonnen hat, [X.]ie wesentli[X.]hen entlasten[X.]en un[X.] belasten[X.]en Umstän[X.]e festzustellen, sie zu [X.] un[X.] hierbei gegeneinan[X.]er abzuwägen (vgl. hierzu nur [X.], Urteil vom 4. August 2015
1 [X.], NJW 2015, 3047). Ein Eingriff [X.]es Revisionsge-ri[X.]hts in [X.]iese Einzelakte [X.]er Strafzumessung ist in [X.]er Regel nur mögli[X.]h, wenn [X.]as Tatgeri[X.]ht gegen re[X.]htli[X.]h anerkannte Strafzwe[X.]ke verstößt o[X.]er wenn si[X.]h [X.]ie verhängte Strafe na[X.]h oben o[X.]er unten von ihrer Bestimmung löst, gere[X.]hter [X.] zu sein. Nur in [X.]iesem Rahmen kann eine [X.] (§
337 Abs. 1 StPO) vorliegen ([X.], Bes[X.]hluss vom 10.
April 1987
[X.], [X.]St 34, 345, 349). Dies gilt au[X.]h für [X.]ie Gewi[X.]h-tung [X.]es [X.]ablaufs (vgl. [X.], Urteil vom 10. Juni 2008
5 [X.], [X.], 307).
6. Der [X.] hält es na[X.]h [X.]iesen Maßgaben für re[X.]htsfehlerfrei, wenn [X.]as Tatgeri[X.]ht unter
Berü[X.]ksi[X.]htigung [X.]er Umstän[X.]e [X.]es Einzelfalls für [X.]ie Be-wertung [X.]er Abnahme [X.]es [X.] un[X.] [X.]er Min[X.]erung [X.]es Sühnean-spru[X.]hs auf [X.]ie gesetzgeberis[X.]hen Wertungen zurü[X.]kgreift, [X.]ie in [X.]en [X.] zum Aus[X.]ru[X.]k gekommen sin[X.]. Der Ansi[X.]ht [X.]es anfragen[X.]en [X.]s (zustimmen[X.] [X.]er 2. Strafsenat [Bes[X.]hluss vom 6. April 2016
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StR 18
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219/15]), [X.]ass [X.]as Gewi[X.]ht [X.]es [X.]ablaufs von [X.]er Länge [X.]er Verjährungsfrist ni[X.]ht beeinflusst wer[X.]en [X.]ürfe, kann [X.]er [X.] ni[X.]ht teilen.
a) Die entspre[X.]hen[X.]e Anknüpfung an [X.]ie Verjährungsvors[X.]hriften ent-spri[X.]ht [X.]er bisherigen Re[X.]htspre[X.]hung au[X.]h jenseits [X.]er Ents[X.]hei[X.]ungen [X.]es [X.]s vom 8. Februar 2006
1 StR 7/06 un[X.] [X.]es anfragen[X.]en [X.]s vom 10. November 1999
3 [X.] zur Frage, wie si[X.]h [X.]er [X.]ablauf bei Taten [X.]es sexuellen Missbrau[X.]hs von Kin[X.]ern auswirkt.
So fin[X.]et si[X.]h [X.]er Rü[X.]kgriff auf [X.]ie in [X.]en Verjährungsvors[X.]hriften zum Aus[X.]ru[X.]k gekommene Wertents[X.]hei[X.]ung bei [X.]er Gewi[X.]htung [X.]er Wirkung [X.]es [X.]ablaufs s[X.]hon in [X.]en oben unter [X.] 2.
a)
[X.]argestellten Ents[X.]hei[X.]ungen [X.]es [X.], auf [X.]ie [X.]er [X.] aus[X.]rü[X.]kli[X.]h Bezug genommen hat. Aber au[X.]h in späteren Ents[X.]hei[X.]ungen wur[X.]en [X.]ie Wertungen [X.]er Verjährungsvor-s[X.]hriften vom [X.] entspre[X.]hen[X.] herangezogen. So ist ein [X.]-raum zwis[X.]hen Tat un[X.] Aburteilung, [X.]er fast an [X.]as Doppelte [X.]er gesetzli[X.]hen Verjährungsfrist heranrei[X.]ht, als in [X.]er Regel wesentli[X.]her Strafmil[X.]erungs-grun[X.] bewertet wor[X.]en ([X.], Bes[X.]hluss vom 22. Januar 1992
3
StR 440/91, [X.], 229). In einem Fall ist [X.]ie tatri[X.]hterli[X.]he Gewi[X.]htung [X.]er Strafmil[X.]e-rung einer [X.]spanne zwis[X.]hen Taten un[X.] Urteil [X.]eswegen für unzurei[X.]hen[X.] era[X.]htet wor[X.]en, [X.]a [X.]er [X.]ablauf an [X.]ie absolute Verjährung heranrei[X.]he ([X.], Bes[X.]hluss vom 26.
Juli 1994
5 [X.], [X.], 130). Hingegen ist [X.]em [X.]ablauf zwis[X.]hen Tat un[X.] Aburteilung [X.]er Charakter eines bestim-men[X.]en Strafzumessungsgrun[X.]es in [X.]em zu beurteilen[X.]en Fall aberkannt [X.]. Das wur[X.]e [X.]amit begrün[X.]et, [X.]ass [X.]as [X.]moment im konkreten Fall eines s[X.]hweren un[X.] vom Gesetzgeber in §
78 Abs. 3 Nr. 1 StGB mit einer 30-jährigen Verjährungsfrist versehenen Kapital[X.]elikts als Strafzumessungsgesi[X.]htspunkt in [X.]en Hintergrun[X.] trete ([X.], Bes[X.]hluss vom 7. Juni 2011
4 [X.], [X.], 603).
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Die Si[X.]ht auf [X.]ie Verknüpfung
in [X.]em [X.]argelegten Sinne wir[X.] au[X.]h vom [X.] geteilt, wenn es ausführt, [X.]ass [X.]er Gesetzgeber [X.]ur[X.]h [X.]ie Vors[X.]hrift [X.]es § 78 Abs. 2 StGB klar gestellt habe, [X.]ass er bei [X.]em Delikt [X.]es Mor[X.]es selbst lange, zwis[X.]hen Tatbegehung un[X.] Verurteilung [X.] [X.]räume ni[X.]ht als s[X.]hul[X.]min[X.]ern[X.] bewertet wissen wolle un[X.] [X.]iese [X.]spannen au[X.]h [X.]as staatli[X.]he Interesse an [X.]er Strafverfolgung ni[X.]ht [X.] ([X.], Bes[X.]hluss vom 21. Juni 2006
2 BvR 750/06 u.a., [X.], 680, 682; vgl. hierzu au[X.]h [X.], Urteil vom 21. Februar 2002
1 [X.], [X.], 598). In einem Disziplinarverfahren hat es beanstan[X.]et, [X.]ass [X.]as [X.] [X.]en [X.]ablauf von sieben Jahren seit [X.]er letzten Diszip-linarmaßnahme ni[X.]ht zuglei[X.]h mil[X.]ern[X.] in Re[X.]hnung gestellt habe, [X.]enn [X.] sei [X.]amit [X.]ie Verjährungsfrist mittels[X.]hwerer Straftaten übers[X.]hritten ([X.], Bes[X.]hluss vom 12. August 2015
2 BvR 2646/13).
b) Die in [X.]er [X.]argestellten Re[X.]htspre[X.]hung zum Aus[X.]ru[X.]k gekommene Si[X.]ht auf [X.]ie wertungsmäßig verwan[X.]te Gewi[X.]htung von na[X.]hlassen[X.]em Straf-be[X.]ürfnis bzw. vermin[X.]ertem Sühneanspru[X.]h als Strafzumessungsgesi[X.]hts-punkt un[X.] als Ausgangspunkt für [X.]ie gesetzgeberis[X.]hen Ents[X.]hei[X.]ungen zur Länge [X.]er Verjährungsfrist, teilt [X.]er [X.]. Zwar haben [X.]ie Verjährungsvor-s[X.]hriften zum Teil eine an[X.]ere Zielri[X.]htung (vgl. hierzu im anfragen[X.]en [X.] Rn. 8), letztli[X.]h aber kommt in ihnen au[X.]h zum Aus[X.]ru[X.]k, [X.]ass [X.]ie Re[X.]htsor[X.]nung ein Strafbe[X.]ürfnis gegenüber [X.]em Täter infolge [X.]ablaufs ver-neint ([X.], Urteil vom 17. Februar 1983
1 StR 813/82, [X.] 1983, 590; zu-stimmen[X.] au[X.]h [X.], Strafzumessungsre[X.]ht, 2. Aufl. 1974, [X.]; [X.]., Das Re[X.]ht [X.]er Strafzumessung, 2. Aufl. 1985, S.
181; [X.],
[X.] 1975, 133, 138; [X.]/[X.], 2. Aufl.,
§ 78 Rn. 1; vgl. au[X.]h [X.], aaO, [X.], 300), mag man [X.]ies au[X.]h als [X.] ums[X.]hreiben (LK/[X.],
StGB,
12. Aufl.,
Vor § 78 Rn. 9). Nur vor [X.]em Hintergrun[X.], [X.]ass in [X.]er Länge [X.]er gesetzli[X.]h geregelten Verjährungsfristen eine Wertung [X.]es Straf-22
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be[X.]ürfnisses trotz [X.]ablaufs zum Aus[X.]ru[X.]k kommt, erklärt si[X.]h [X.]ie Staffelung na[X.]h [X.]er S[X.]hwere [X.]es Delikts.
[X.]) Die Bewertung [X.]es [X.]ablaufs als strafmil[X.]ern[X.]er Umstan[X.] ist [X.] wie [X.]ie Verjährungsvors[X.]hriften an [X.]er Frage [X.]es Erfor[X.]ernisses von Strafe trotz [X.]ablaufs orientiert, mag [X.]ies au[X.]h
wie oben unter [X.]
2. [X.]argestellt
mit unters[X.]hie[X.]li[X.]hen Begriffli[X.]hkeiten ums[X.]hrieben wer[X.]en. Da es mithin um [X.]ie Bewertung ein un[X.] [X.]esselben Phänomens, nämli[X.]h [X.]es [X.]ablaufs seit [X.]en Taten geht ([X.]/[X.], 2.
Aufl.,
Vor § 78 Rn. 2), ist revisions-re[X.]htli[X.]h ni[X.]hts [X.]agegen einzuwen[X.]en, wenn [X.]as Tatgeri[X.]ht, wel[X.]hes [X.]ie straf-min[X.]ern[X.]e Wirkung gewi[X.]hten muss, [X.]ie gesetzgeberis[X.]he Wertung aus [X.]em Berei[X.]h [X.]er Verjährungsvors[X.]hriften in Be[X.]a[X.]ht nimmt. Dabei wir[X.] es je[X.]o[X.]h [X.]ie Umstän[X.]e [X.]es Einzelfalls, insbeson[X.]ere spezialpräventiv wirksame Aspekte,
angemessen zu berü[X.]ksi[X.]htigen haben.
[X.]) Soweit eingewan[X.]t wir[X.], [X.]er Zwe[X.]k [X.]er verjährungsre[X.]htli[X.]hen Rege-lungen bestehe ni[X.]ht [X.]arin, einer Vermin[X.]erung von Strafzumessungsgrün[X.]en Re[X.]hnung zu tragen ([X.], Bes[X.]hluss vom 6. April 2016
2 [X.], [X.], 241), kann [X.]ies [X.]en [X.] ni[X.]ht zu einer an[X.]eren Ansi[X.]ht bewegen. Denn [X.]ie strafmil[X.]ern[X.]e Wirkung [X.]es [X.]ablaufs ist ni[X.]ht per se quantitativ festgelegt, was freili[X.]h au[X.]h wenig Überzeugungskraft für si[X.]h hätte. Sie ist statt[X.]essen
wie in [X.]er Darstellung unter [X.]
2. gezeigt
auf eine an [X.]en Straf-zwe[X.]ken orientierte Begrün[X.]ung zurü[X.]kzuführen. Diese Erklärungen für [X.]ie strafmil[X.]ern[X.]e Wirkung
ohne [X.]ass man si[X.]h hierzu auf einen Begrün[X.]ungs-ansatz festlegen müsste
belegen aber, [X.]ass [X.]er [X.]ablauf
genauso wenig wie an[X.]ere Strafzumessungsaspekte (vgl. [X.], Bes[X.]hluss vom 10. April 1987
[X.], [X.]St 34, 345, 350 f.)
ni[X.]ht stets glei[X.]h, quasi s[X.]hematis[X.]h als für alle Delikte un[X.] unabhängig von Einzelfallumstän[X.]en zu bemessen sein wir[X.]. Der [X.]ablauf als [X.] ist so wie an[X.]ere strafzumes-24
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sungserhebli[X.]he Umstän[X.]e vom Tatgeri[X.]ht zu werten un[X.] zu gewi[X.]hten. Daher wir[X.] [X.]ur[X.]h [X.]essen Rü[X.]kgriff auf [X.]ie in [X.]en Verjährungsvors[X.]hriften zum Aus-[X.]ru[X.]k gekommene gesetzgeberis[X.]he Wertung kein Strafzumessungsgrun[X.] vermin[X.]ert. Vielmehr wir[X.] [X.]er Strafzumessungsgrun[X.] [X.]ablauf entspre[X.]hen[X.] [X.]ieser Wertung (vgl. [X.], Urteil
vom 10.
November 1999
3 [X.], [X.]St 45, 308) vom Tatgeri[X.]ht ausgefüllt. Dass [X.]ies bei Taten, [X.]ie in längeren Fristen verjähren als an[X.]ere Taten, zu einer [X.]emgegenüber geringeren Ge-
wi[X.]htung [X.]es [X.]s [X.]ablauf führen mag (vgl. [X.], [X.] vom 7. Juni 2011
4 [X.], [X.], 603), hängt mit [X.]em na-
turgemäß auf [X.] beruhen[X.]en Strafzumessungsvorgang zu-sammen. Die Einbeziehung [X.]er verjährungsre[X.]htli[X.]hen Regelungen in [X.]ie strafmil[X.]ern[X.]e Bewertung [X.]es [X.]ablaufs führt [X.]eswegen ni[X.]ht zu einer Ver-min[X.]erung feststehen[X.]er,
s[X.]hematis[X.]h bestimmbarer Größen.
7. Zu [X.]en Verjährungsvors[X.]hriften, an [X.]enen si[X.]h [X.]as Tatgeri[X.]ht unter angemessener Berü[X.]ksi[X.]htigung [X.]er Lage [X.]es Einzelfalls für [X.]ie Bewertung
[X.]es [X.]s [X.]ablauf orientieren [X.]arf, zählt au[X.]h [X.]ie Vor-
s[X.]hrift [X.]es § 78b Abs. 1 Nr. 1 StGB. Der Gesetzgeber hat [X.]ur[X.]h [X.]iese Vor-
s[X.]hrift zu erkennen gegeben, [X.]ass er [X.]ie [X.]ort aufgezählten Delikte au[X.]h no[X.]h na[X.]h längerem zeitli[X.]hen Abstan[X.] für [X.] era[X.]htet (vgl. Begrün-[X.]ung [X.]es Gesetzentwurfs vom 29. Juni 1992, BT-Dru[X.]ks. 12/2975,
S. 4; vgl. hierzu au[X.]h [X.], Urteil
vom 10. November 1999
3 [X.], [X.]St 45, 308). Seine Wertung, bei Katalogtaten [X.]es § 78b Abs. 1 Nr. 1 StGB ruhe [X.]ie Verjährung mittlerweile bis zur Vollen[X.]ung
[X.]es 30. Lebensjahres [X.]es Opfers, ist mit guten Grün[X.]en vielfa[X.]h kritisiert wor[X.]en [X.], StGB, 63. Aufl., §
78b Rn.
3[X.]). Denno[X.]h ist [X.]iese Wertung verfassungskonform (vgl. zu frühe-
ren Fassungen [X.], Bes[X.]hluss vom 31. Januar 2000
2 BvR 104/00, [X.], 1554 mwN) un[X.] mithin von [X.]en Geri[X.]hten zu akzeptieren. Deshalb ist [X.]ie Einbeziehung [X.]ieses Gesi[X.]htspunkts [X.]ur[X.]h [X.]as Tatgeri[X.]ht bei [X.]er ihm oblie-26
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gen[X.]en Gewi[X.]htung eines [X.]s revisionsre[X.]htli[X.]h je[X.]enfalls ni[X.]ht zu beanstan[X.]en.
Dies erfährt Bestätigung [X.]ur[X.]h [X.]ie Grün[X.]e, [X.]ie [X.]en Gesetzgeber zu [X.]er Regelung [X.]es § 78b Abs. 1 Nr. 1 StGB bewogen haben. So ist im Gesetzent-wurf ausgeführt, [X.]ass [X.]ie Taten häufig erst später bekannt wer[X.]en, wenn [X.]iese
bereits viele Jahre zurü[X.]kliegen. Die
Taten
wer[X.]en überwiegen[X.] von [X.] begangen un[X.] [X.]ie kin[X.]li[X.]hen o[X.]er jugen[X.]li[X.]hen Opfer bzw. ihre Vertrauenspersonen wer[X.]en häufig unter Dru[X.]k gesetzt o[X.]er auf an[X.]ere Weise [X.]ahin beeinflusst, [X.]ie Übergriffe zu vers[X.]hweigen (Begrün[X.]ung
[X.]es Gesetzent-wurfs vom 29.
Juni 1992, BT-Dru[X.]ks. 12/2975,
S. 4; vgl. hierzu au[X.]h [X.], Ur-teil
vom 10.
November 1999
3 [X.], [X.]St 45, 308). Damit ist aber eine Situation ums[X.]hrieben, [X.]ie für [X.]ie Gewi[X.]htung [X.]es Strafzumessungsfak-tors [X.]ablauf im Hinbli[X.]k auf [X.]essen Legitimation als Reaktion auf na[X.]hlas-sen[X.]es Strafbe[X.]ürfnis un[X.] vermin[X.]erten Sühneanspru[X.]h Relevanz entfalten kann. Denn [X.]ie strukturell unterlegene, [X.]abei für grun[X.]legen[X.]e Be[X.]ürfnisse auf [X.]en Täter angewiesene Position [X.]es Opfers kann [X.]azu führen, [X.]ass [X.]er [X.]ab-lauf [X.]ie Wun[X.]en ni[X.]ht in [X.]em Maße heilt,
wie bei an[X.]eren Taten (vgl. au[X.]h [X.], Strafzumessungsre[X.]ht, 2.
Aufl. 1974, S.
461; [X.]., Das Re[X.]ht [X.]er
Strafzumessung, 2. Aufl. 1985, S.
181). Dies kann [X.]azu führen, [X.]ass Sühnean-spru[X.]h un[X.] [X.]amit [X.]as Strafbe[X.]ürfnis [X.]er Allgemeinheit [X.]ur[X.]h [X.]ablauf ni[X.]ht in [X.]em Maße gemin[X.]ert wer[X.]en
(vgl. [X.], Urteil vom 27. November 1951
1
StR 303/51, [X.]St 2, 20, 22), wie bei einer von [X.]er Ausnutzung [X.]er ge-genüber [X.]em kin[X.]li[X.]hen Opfer überlegenen Stellung im Familienverbun[X.] losge-lösten Tat.
In [X.]em [X.]em [X.] zugrun[X.]eliegen[X.]en Urteil ist [X.]ie Verknüp-fung mit [X.]en Verjährungsvors[X.]hriften
soweit ersi[X.]htli[X.]h
ni[X.]ht paus[X.]hal her-angezogen wor[X.]en. Vielmehr ist [X.]ies anhan[X.] [X.]er Umstän[X.]e [X.]es Einzelfalls be-27
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grün[X.]et wor[X.]en, [X.]ass nämli[X.]h [X.]ie späte Anzeige [X.]ur[X.]h [X.]ie Begehung [X.]er Ta-
ten im familiären Umfel[X.] mitbe[X.]ingt gewesen sei. Dies fin[X.]et seine Stütze in [X.]em mitgeteilten Sa[X.]hverhalt, wona[X.]h [X.]as Opfer [X.]ur[X.]h [X.]as Inaussi[X.]htstellen eines vermeintli[X.]hen Übels [X.]avon abgehalten wor[X.]en ist, von [X.]en Taten zu
erzählen.
Der [X.] era[X.]htet es
an[X.] als [X.]er anfragen[X.]e [X.]
für ni[X.]ht
aussagekräftig, [X.]ass [X.]er Gesetzgeber mit [X.]ieser Regelung betreffen[X.] [X.]ie [X.] von Taten ni[X.]ht [X.]en ersi[X.]htli[X.]hen Willen kun[X.]getan hat, Strafzumes-sungskriterien o[X.]er [X.]eren Gewi[X.]htung zu mo[X.]ifizieren. Die Bewertung [X.]es [X.]-
ablaufs für [X.]ie Strafzumessung in Ansehung [X.]er Verjährungsvors[X.]hriften war s[X.]hon vor Än[X.]erung [X.]er Vors[X.]hrift [X.]es § 78b Abs. 1 Nr. 1 StGB in [X.]er
Re[X.]ht-spre[X.]hung angelegt. Dies beruht [X.]arauf, [X.]ass Verjährung un[X.] strafmil[X.]ern[X.]e Berü[X.]ksi[X.]htigung [X.]es [X.]ablaufs Reaktionen auf [X.]asselbe
le[X.]igli[X.]h unter-s[X.]hie[X.]li[X.]h stark ausgeprägte
Phänomen [X.]arstellen. Der Rü[X.]kgriff auf gesetz-geberis[X.]he Wertungen wurzelt in [X.]ieser Parallelität un[X.] ni[X.]ht in einem gesetz-geberis[X.]hen Willensakt.
Raum Cirener Ra[X.]tke
Mosba[X.]her
Bär
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Meta
10.05.2016
Bundesgerichtshof 1. Strafsenat
Sachgebiet: ARs
Zitiervorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 10.05.2016, Az. 1 ARs 5/16 (REWIS RS 2016, 11656)
Papierfundstellen: REWIS RS 2016, 11656
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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.
1 ARs 5/16 (Bundesgerichtshof)
Auswirkung des zeitlichen Abstands zwischen Tat und Verurteilung auf die Strafzumessung bei Missbrauch von Kindern
3 StR 342/15 (Bundesgerichtshof)
3 StR 342/15 (Bundesgerichtshof)
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